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1 Was bedeutet Hirntod eigentlich? Das wissen häufig auch die nicht, die den Organspendeausweis schon lange haben. Eine große öffentliche Debatte hat es dazu nicht gegeben, die war wohl auch nicht erwünscht. So bleibt dieses Lebensende eher ein Tabu. Es gab zwar keine "öffentliche Debatte" über die Definition des Hirntods, aber in den 90er-Jahren eine offene Debatte über die Definition des Hirntods. Sie wurde im Vorfeld der Verabschiedung des Transplantationsgesetzes geführt. Es erschienen zu jener Zeit auch eine Reihe Bücher, die den Hirntod als Tod des Menschen ablehnten. Wenn das nicht Ausdruck einer öffentlichen Debatte ist, was dann? - BZgA, DSO und die Krankenkassen bemühen sich um die Aufklärung über den Hirntod. Daher kann nicht davon gesprochen werden, das der Hirntod ein Tabu sei.
3 Nicht nur Leber, Herz und Nieren für Kranke werden entnommen, sondern der ganze Körper kann als Rohstoff für Forschung und Weiterverarbeitung dienen. Die Wortwahl "Rohstoff" zeigt an, welche Einstellung die Verfasser zur Organspende haben. Es ist keine neutrale Reportage, sondern richtet sich eindeutig gegen Organspende. - Es stimmt, dass bei einer uneingeschränkten Organspende nicht nur die brauchbaren Organe entnommen werden können, sondern auch verschiedene Gewebe.
4 Zwar kann jeder Spender die Organentnahme beschränken, aber das setzt genaues Informieren voraus. Werbung hilft da nicht. Diese Reportage benennt das Thema, liefert selbst jedoch nicht die von ihr bemängelten Informationen. Damit dient sie nicht der Aufklärung.
4 Mehr Organe spenden, sagt die Werbung. Von Zweifeln von unbequemen Wahrheiten ist keine Rede, z.B.: Der Hirntod ist nicht das Selbe wie der Tod. Zwar fallen Gehirn und Atemzentrum aus, doch andere Organe, wie das Herz des Patienten, funktionieren noch. Die Unterschiede zwischen Hirntod und Tod werden zwar benannt, aber nicht aufgeklärt. Was heißt es denn, wenn das Gehirn tot ist, die anderen Organe noch funktionieren? Warum bringt diese Reportage denn nicht diese Informationen? Passen diese nicht zur Ideologie der Reporter? - Der Hirntod ist der Tod des Menschen, der Herztod der Tod des Körpers.
5 (über Hirntote:) Das sind Lebende, die in ihrem Sterbeprozess sind, die ein irreversibles Hirnversagen haben, die eben sterben werden. So lange Intensivmedizin greift, kann man das bis zu einem gewissen Grad aufhalten, eher verzögern für eine beschränkte Zeit, aber der Tod wird kommen.[1] Sterben ist ein Prozess, Tod ist darin eine Definition, der Hirntod wie auch der Herztod. Nach dem Herztod besteht noch ca. eine Woche lang das intermediäre Leben, bis auch die letzte Körperzelle abgestorben ist. Dennoch ist es für uns ein Toter, ein Leichnam. Dass hierbei deutliche Lebenszeichen zu finden sind, interessiert nur Gerichtsmediziner, Pathologen und einige Fachleute. In der Diskussion um den Hirntod wird dies jedoch nicht genannt.
5 Ist der Hirntod festgestellt, wird der Körper intensivmedizinisch am Leben gehalten. Es ist nur der reine Körper, ohne Geist, ohne Bewusstsein und ohne Wahrnehmung. Deren im Gehirn verortete biologische Grundlage ist abgestorben, ist tot. Daher spricht man von einem Hirntoten, einem Toten.
5 Hirntote sind aber keine Leichen. Um das mal herauszustellen: Leichenteile kann man nicht verplanzen. <ref=name"Manzei">Wortlaut von Alexandra Manzei, Soziologin, Philooph.-Theolog. Hochschule Vallendar.</ref> Leiche ist eine Definition. Im Pschyrembel ist sie definiert als "Körper eines Verstorbenen".[2] Zu Hirntod heißt es im Pschyrembel: "Tod des Individuums durch Organtod des Gehirns."[3] Damit sind per Definition nicht nur Herztote, sondern auch Hirntote Leichen.
6 Menschen, die durch eine Patientenverfügung lebensverlängernde Maßnahmen ablehnen, können keine Organspender sein. Sie müssen die Verfügung für den Fall eines Hirntodes ausdrücklich aufheben. Dies ließe sich ähnlich einfach regeln, wie im Straßenverkehr: An der grünen Ampel hat man Vorfahrt, solange kein Einsatzfahrzeug der Polizei, der Feuerwehr, kein Rettungswagen oder kein Notarztwagen mit Blaulicht und Martinshorn kommt. So ließe es sich hier grundsätzlich so regeln: Die Patientenverfügung hat Gültigkeit, solange keine Zustimmung zur Organspende dagegen steht.
6 Möglich ist es, das eintragen zu lassen, als Ausnahmefall in die Patientenverfügung. Aber dann muss man sich dessen bewusst sein, dass das mit einem würdevollen Tod, wie man sich ihn möglicherweise vorstellt, nichts zu tun hat.<ref=name"Manzei"></ref> Was ist ein würdevoller Tod? Der Hirntote ist bereits tot. Sein spirituelles Sterben ist beendet. Daher benötigt kein Hirntoter Sterbebegleitung. - Das plötzliche, in den Hirntod führende Ereignis ist es, was das Sterben verhindert, wie es sich viele Menschen wünschen. Es ist nicht der Hirntod.
6 (zur Aussage von Alexandra Manzei:)Doch solche Überlegungen und Zweifel will und kann die Deutsche Gesellschaft für Organtransplantation nicht zulassen. Denn würde der Hirntod nicht als Tod anerkannt, gäbe es keine Organentnahme. Es gibt eine "Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation"[4] und eine "Deutsche Stiftung Organtransplantation"[5], aber es gibt keine "Deutsche Gesellschaft für Organtransplantation". Selbst Google kennt sie nicht. Wovon reden hier die Reporter?[Anm. 1]

Die DSO betont mit Medizin und Justiz, dass Hirntote Tote sind. Zweifler können sich gegen eine mögliche Organspende aussprechen. Die DSO lässt dies zu.

7 Das wachrationale Bewusstsein ist erloschen. Das ja. Aber sonst, was sie auf vielen anderen, tieferen Ebenen wahrnehmen, das wissen wir nicht. Und einfach zu behaupten, sie nehmen nichts wahr, halte ich für sehr problematisch, um nicht zu sagen unredlich.[6] Was ist mit "tieferen Ebenen" gemeint? Selbst das Unterbewusstsein ist im Gehirn verortet. Was ohne Gehirn noch bleibt, sind Reflexe. Wahrnehmung<ref group="Anm.">Im Pschyrembel heißt es zur Wahrnehmung: "allg. Bez. für den komplexen Vorgang von Sinneswahrnehmung, Sensibilität u. integrativer Verarbeitung von Umwelt- u. KÖrperreizen." (Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 1779.) ist bei Hirntoten erloschen.
9 Wer mehr Organe will, muss mehr aufklären, die Zweifel mündiger Spender ernst nehmen. Diese Reportage hat keinesfalls aufgeklärt, sondern mit ihren Aussagen nur verwirrt und verunsichert. ###

Anhang

Anmerkungen

  1. Wenn die Reporter davon ausgehen, dass die Ärzte bei der Hirntodfeststellung auch so ungenau arbeiten wie sie in ihren Reportagen, dann ist es kein Wunder, dass man der Hirntoddiagnostik nicht traut.

Einzelnachweise

  1. Wortlaut von Johannes Meyer, Anästhesist, Filder-Klinik Stuttgart.
  2. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 943.
  3. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 701.
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Gesellschaft_für_Gewebetransplantation Zugriff am 8.2.2014.
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Stiftung_Organtransplantation Zugriff am 8.2.2014.
  6. Wortlaut von Paolo Bavastro, Internist und Kardiologe.