Joseph Schumacher

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Joseph Schumacher (*1934) ist katholischer Theologe.

Schriften

Hirntod und Organtransplantation

Im Jahre 2013 verfasste er in der Zeitschrift "Ethica" einen längeren Aufsatz.[1] Die in Klammer gesetzten Zahlen am Ende der Zitate bezeichnen die Seiten in der vorliegenden DOC-Datei.

Das Fundament oder die Voraussetzung der Organtransplantationsmedizin ist der Hirntod, verstanden als unumkehrbarer Ausfall aller messbaren Hirnfunktionen. (4)

Dies ist nicht präzise formuliert: Der irreversible Ausfall aller Hirnstammreflexe wird nicht gemessen, sondern festgestellt. Die Nichtdurchblutung des Gehirns wird gemessen und daraus folgernd der sichere Tod der Gehirnzellen daraus gefolgert.

Aber die Feststellung, der Hirntod sei der Tod des Menschen, sie ist auf jeden Fall eine Konvention im Dienst der Organtransplantation. (6)

Bei über die Hälfte der Hirntoten werden nach Feststellung des Hirntotes keine Organe entnommen, sondern die künstliche Beatmung beendet.[2] Dabei waren im Jahre 2016 über 75% der potentiellen Organspender wirkliche Organspender.[3]

Man verweist darauf, dass möglicherweise die Apparate keine sichere Auskunft geben oder dass entwickeltere Apparate morgen möglicherweise bessere Ergebnisse bringen werden. (7)

In D/A/CH ist ohne klininisch Diagnostik (Feststellung des Ausfalls der Hirnstammreflexe ohne Geräte) keine HTD vollständig. Diese klinische Diagnostik gehört in D/A/CH zwingend zu jeder HTD.

Immerhin wird von Hirntoten berichtet, die unerwartet wieder zum Leben erwacht sind. (7)

Immer wieder werden Patienten vorgestellt, die den Hirntod überlebt haben, weil etwa ein Arzt oder eine Pflegeperson oder ein Angehöriger oder irgendein Zufall die geplante Explan-tation verhindert haben. (17)
Sieht man einmal ab von den Fällen, in denen Patienten den Hirntod überlebt haben, ... (19)

Es gibt diese Berichte, aber diese Berichte sind falsch. Aus dem Hirntod gibt es kein Zurück ins Leben. Das beweist auch die Studie von Alan Shewmon.

Zwischen 1968 und 1978 wurden mindestens dreißig verschiedene Folgen solcher Kriterien veröffentlicht, seither kamen noch viele weitere hinzu, woraus ersichtlich wird, dass in verschiedenen Ländern verschiedene Regelungen für die Organentnahme gelten. (8)

Diese Zahl von über 30 verschiedenen Kriterien taucht immer wieder auf. Noch nie wurde eine Liste dieser über 30 verschiedenen Kriterien gezeigt.

Die Geistseele, welche die Personalität des Menschen bedingt, manifestiert sich nicht nur im Gehirn, sondern auch in den anderen Organen des Menschen, mehr oder weniger. (9)

Ohne Gehirn besitzt der Mensch keine Geistseele, da diese aus dem Gehirn hervorgeht und sich beim Hirntod nicht in ein anderes Körperteil zurückziehen kann.

Offenbar weiß man, dass die Hirntoddefinition keine Gewähr dafür bietet, dass dem Hirntoten kein Leid zugefügt wird. (12)

Hirntoten in D/A/CH ist das Schmerzempfinden für immer erloschen.

Spaemann fügte hinzu, um die Fragwürdigkeit der Organtransplantation als solcher hervorzuheben, beim Hirntodkriterium gehe es nicht mehr um die Erhaltung des Lebens eines Sterbenden, sondern darum, ihn möglichst schnell für tot zu erklären, damit die lebenserhaltenden Maßnahmen nicht mehr fortgeführt werden müssten und damit man lebenswichtige Organe erhalte, um das Leben anderer Menschen durch Transplantationen zu retten. (13

Auch wenn wir keine Organtransplantation bräuchten, so bräuchten wir weiterhin die Feststellung des Hirntodes zur Beendigung einer sinnlos gewordenen Therapie.

"Kann ein Mensch für tot angesehen werden, wenn 97 % seiner Körperzellen noch funktionieren, aber nur die 3 %, die sein Gehirn ausmachen, ausgefallen sind?" (14)

Kann ein enthaupteter Mensch tot sein? Es sind dabei nur knapp 10% des Körpers abgetrennt.

In einer Reportage des Zweiten Deutschen Fernsehens über den Organhandel stellten britische Ärzte der Universität Cambridge am 18. April 1989 fest, dass man nicht ausschließen könne, dass Hirntote noch Schmerz empfänden oder über andere Wahrnehmungen verfügten (15)

In Großbritannien gilt der Hirnstammtod, weswegen dort der Hirntote noch Schmerzen empfinden kann.

Eine sechsundzwanzigjährige krebskranke Amerikanerin hat am 1. August 2005, drei Monate nachdem sie als hirntot erklärt worden war, ein gesundes Kind zur Welt gebracht, um nach der Geburt bewusst zu sterben. (15)

Es war Susan Torres. - Seit dem Jahr 1997 steht in der Entscheidungshilfe bzw. Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes: "Das Fortbestehen einer Schwangerschaft widerspricht nicht dem eingetretenen Hirntod der Mutter. Eine Schwangerschaft wird endokrinologisch von der Plazenta und nicht vom Gehirn der Mutter aufrechterhalten" oder sinngemäß entsprechend. - Susan Torres ist nicht bewusst gestorben, denn spätestens mit Eintritt des Hirntodes ist Wahrnehmung und Bewusstsein für immer erloschen.

Der US-amerikanische Neurologe Alan Shewmon, heute "der heftigste Kritiker der Hirntodthese" dokumentiert bis 1998 175 Fälle von Überleben des Hirntodes, bei denen der Hirntod einwandfrei festgestellt worden sei. (17)

Alan Shewmon trug von 175 Hirntoten die Daten zusammen. Hiervon lagen nur von 56 Hirntoten sichere Belege für die Durchführung der HTD vor. Keiner von ihnen "überlebte" den Hirntod. Sie alle blieben bis zur Asystolie im Zustand Hirntod und besaßen nur einen funktionierenden Blutkreislauf.

Allein, selbst wenn man den Hirntod mit letzter Sicherheit feststellen könnte, wäre damit nicht die Sicherheit gegeben, dass ein Mensch tot ist. (17)

Den Hirntod kann man sicher feststellen. Der Hirntod ist die sicherste Diagnostik in der Medizin. Damit kann - bei korrekter Durchführung der HTD auch mit Sicherheit gesagt werden, dass der Mensch tot ist.

Wenn der Hirntod der Tod des Menschen ist, dann ist das ungeborene Kind vor der Bildung des Gehirns oder das Kind vor der Bildung des Großhirns noch kein Mensch. (18)

Wenn der Mensch ohne Puls tot ist, dann lebt der Mensch als Embryo bis zum Herzschlag auch nicht. Wenn der Mensch ohne Eigenatmung oder künstlicher Beatmung tot ist, dann ist das Kind im Mutterleib bis zum ersten Atemzug auch tot.

So halten Hirntote ihre Homöostase aufrecht, den Gleichgewichtszustand des Organismus. (18)

Die Homöostase ist bei Hirntoten schwer gestört. Daher müssen die Ärzte mit entsprechenden Medikamenten dies ausregeln.

Man kann den Hirntod von daher als „Vorverlegung des Individualtodes“ bezeichnen. (19)

Der Hirntod ist die Präzisierung des Individualtodes. Siehe: Es gibt nur einen Tod.

Wenn das Hirntod-Kriterium eine so breite Akzeptanz findet, beruht das, so könnte man sagen, auf dem blinden Vertrauen zu einer Definition, deren tatsächliche Bedeutung für medizinische Laien aber auch für viele Ärzte unbegreiflich bleiben musste. (20)

Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.

Was lebt bei einem Hirntoten noch? Ist das für medizinische Laien so unverständlich?

In diesem Zusammenhang werden immer wieder Forderungen laut, nicht den Hirntod, sondern den Herztod als Bedingung für die Explantation der Organe rechtlich zu verankern, was in vielen europäischen Ländern, wenn auch unter strikten Auflagen, heute schon der Fall ist. (22)

DCD lehnen die BÄK und auch neurologische Gesellschaften ab, da die Sicherheit auf Hirntod damit nicht sicher gewährleistet ist.

Beim Herztod ist prinzipiell noch eine Reanimation möglich. (22)

Das ist nur bedingt richtig. - Davon eine Reanimation des Gehirns bei Hirntod abzuleiten ist falsch und damit irreführend.

Die Hingabe seines Lebens war keine Selbsttötung. Sein Tod war keinesfalls gerechtfertigt. Jene, die ihn töteten, begingen einen Mord. Gerade das werden jene, die die Explantation von Hirntoten verteidigen, nicht gelten lassen für jene, die die Explantation vornehmen. (30)

Als Ergebnis schreibt Joseph Schumacher: "Wir hatten gefragt, ob der Hirntod der wirkliche Tod eines Menschen sei und wie man ihn diagnostizieren kann. Beide Fragen müssen zumindest offen bleiben." Das obige Zitat zum Tod Jesu und Maximilian Kolbe lässt diese Vorsicht vermissen. Dort sagt Joseph Schumacher indirekt, dass die zum Mörder werden, "die die Explantation von Hirntoten verteidigen, nicht gelten lassen für jene, die die Explantation vornehmen".


Zur nochmaligen Verdeutlichung, was der Zustand Hirntod ist: Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.
  1. Der Aufsatz liegt von Joseph Schumacher persönlich per E-Mail-Anhang am 24.05.2017 als DOC-Datei zugesandt vor.
  2. http://www.dgni.de/images/stories/pdf/150224_stellungnahme_hirntod_dgn_dgnc_dgni_final.pdf Zugriff am 22.5.2017.
  3. DSO: Jahresbericht 2016, 52.