Scripta Varia 110: Unterschied zwischen den Versionen

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# Dass der Ausdruck "physiologische Enthauptung" für den Hirntod vermieden werden sollte, weil eine Enthauptung im Widerspruch zur Physiologie steht, die sich auf die normalen Funktionen lebender Organismen und ihrer Teile bezieht, und weil hirntote Personen immer noch Köpfe haben können.  
# Dass der Ausdruck "physiologische Enthauptung" für den Hirntod vermieden werden sollte, weil eine Enthauptung im Widerspruch zur Physiologie steht, die sich auf die normalen Funktionen lebender Organismen und ihrer Teile bezieht, und weil hirntote Personen immer noch Köpfe haben können.  
Eine überwältigende Anzahl von medizinischen Experten, darunter auch die Teilnehmer des Vatikanischen Symposiums, stimmen den obigen Vorschlägen zu. Es ist schwer zu verstehen, warum Dr. Shewmon und Prof. Spaemann, obwohl sie diese Aussagen über den Hirntod akzeptieren, nicht akzeptieren, dass der Hirntod der Tod des Einzelnen ist. Wir können jedoch sagen, dass ihre Ablehnung auf persönlichen physisch-biologischen und philosophischen Ansichten beruht. Aus physikalisch-biologischer Sicht bekräftigen sie, dass die Integration und Koordination der körperlichen Subsysteme nicht ausschließlich durch den Hirnstamm und den Hypothalamus erfolgt. Und so gibt es für sie eine ganzheitliche vitale Einheit von die Organe eines Körpers ohne Gehirn. (388f)}}
Eine überwältigende Anzahl von medizinischen Experten, darunter auch die Teilnehmer des Vatikanischen Symposiums, stimmen den obigen Vorschlägen zu. Es ist schwer zu verstehen, warum Dr. Shewmon und Prof. Spaemann, obwohl sie diese Aussagen über den Hirntod akzeptieren, nicht akzeptieren, dass der Hirntod der Tod des Einzelnen ist. Wir können jedoch sagen, dass ihre Ablehnung auf persönlichen physisch-biologischen und philosophischen Ansichten beruht. Aus physikalisch-biologischer Sicht bekräftigen sie, dass die Integration und Koordination der körperlichen Subsysteme nicht ausschließlich durch den Hirnstamm und den Hypothalamus erfolgt. Und so gibt es für sie eine ganzheitliche vitale Einheit von die Organe eines Körpers ohne Gehirn. (388f)}}
{{Zitat|Wenn darüber hinaus behauptet wird, dass das Gehirn im Embryo nicht die integrative Einheit des Organismus „vermittelt“, dann ist es offensichtlich, dass das Wort „Organismus“ in einer unangemessenen Weise verwendet wird. Der Embryo ist die erste Stufe in der Entwicklung eines mehrzelligen Organismus (sie folgt unmittelbar auf die Verschmelzung der Vorkerne in der Eizelle), aber er ist kein eigentlicher organischer Körper. Was speziell als organischer Körper bezeichnet wird, ist ein Körper, der über eine Vielzahl von Organen verfügt. Bei einem Embryo ist dies nicht der Fall, da dieser noch kein Organsystem entwickelt hat. Daher kann es keine Vermittlung zwischen den Organen geben, weder zwischen dem Gehirn und den anderen Organen noch zwischen den verschiedenen Organen, da die Organe noch nicht entwickelt und noch wirksam sind. Unter dem Gesichtspunkt der Integration besteht daher ein radikaler Unterschied zwischen der Situation des Hirntods und der eines Embryos, der seine Organe noch nicht entwickelt hat. Diese Tatsache entkräftet die Parallele zwischen dem Embryo und einem hirntoten Körper. (391)}}
{{Zitat|Die Funktion des Gehirns ist also notwendig für diese dynamische und operative physiologische Einheit des Organismus (abgesehen von seiner Rolle für das Bewusstsein), aber nicht für die ontologische Einheit des Organismus, die direkt von der Seele ohne Vermittlung des Gehirns vermittelt wird, wie der Embryo zeigt. Wenn jedoch das Gehirn diese funktionelle Einheit mit dem organischen Körper nicht gewährleisten kann, weil die Gehirnzellen abgestorben sind oder das Gehirn vom Organismus getrennt wurde, verschwindet die Fähigkeit des Körpers, das Wesen und die Einheit der Seele zu empfangen, mit der konsequenten Trennung der Seele vom Körper, d. h. dem Tod des Organismus als Ganzes. (392f)}
{{Zitat|Die Formel, die der Definition des Wiener Konzils zugrunde liegt, wonach die Seele "forma corporis" ist, postuliert in operativer und dynamischer Hinsicht die andere ..., die besagt, dass "die Regierung des Leibes zur Seele gehört, weil sie sein Motor und nicht seine Form ist", und daher "zwischen der Seele [und dem Leib], weil sie ein Motor und das Prinzip der Operationen ist, etwas Mittleres auftritt, weil die Seele durch einen ersten Teil, der zuerst bewegt wird, die anderen Teile zu ihren Operationen bewegt" ("inter anima secundum quod est motor et principium operationem cadit aliquid medium, quia mediante aliqua prima parte primo mota movet alias partes ad suas operationes"). Die Gesamtformel, die von der Tradition ..., lautet also: "Die Seele vereinigt sich mit dem Körper als Form ohne Vermittler, aber als Motor tut sie dies durch einen Vermittler" ("anima unitur corpore ut forma sine medio, ut motor autem per medium"). (393]}}
{{Zitat|Man muss diese Vermittlung des Gehirns nicht als Delegation von außen, sondern als Teil der Wirklichkeit sehen, und das ist es, was der traditionelle Begriff des "Hauptorgans" oder "instrumentum coniunctum" zum Ausdruck bringen will.  Augustinus, von dem diese thomistische Lehre von der Herrschaft der Seele über den Körper durch ein Organ, das das Hauptinstrument ist, stammt, hat sehr deutlich erklärt, dass der Hirntod der Tod des Menschen ist: Wenn also die Funktionen des Gehirns, die sozusagen im Dienst der Seele stehen, wegen irgendeines Defekts oder einer Störung völlig aufhören - da die Boten der Empfindungen und die Agenten der Bewegung nicht mehr wirken -, so ist es, als ob die Seele nicht mehr vorhanden und nicht [im Körper] wäre, und sie ist weggegangen" ((Denique, dum haec eius tamquam  ministeria  vitio  quolibet  seu  perturbatione  omni  modo  deficiunt desistentibus  nuntiis  sentiendi  et  ministris  movendi,  tamquam  non  habens cur adsit abscedit [anima]). (393f]}}


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{{Zitat|An dieser Stelle bekräftigen Prof. Spaemann und Dr. Shewmon angesichts ihrer groben Unterschätzung der Bedeutung des Gehirns für die integrative Funktion des restlichen Körpers, dass die Annahme des Hirntods als Tod durch Neurologen nicht physisch/biologisch, sondern philosophisch ist . Mit anderen Worten: Da Neurologen laut Prof. Spaemann und Dr. Shewmon nicht in der Lage sind, die vermutete Subintegration des Körpers ohne Gehirn zu rechtfertigen, sind Neurologen gezwungen, zu erklären, dass der Hirntod der Tod des Individuums sei das Gehirn mit dem Geist oder der Persönlichkeit, was eine philosophische Aussage ist. (391]}}


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Aktuelle Version vom 28. April 2024, 19:46 Uhr

Das Dokument

Die Scripta Varia 110 ist eine 552-seitige Schrift der PAS und trägt den Titel "The Signs of Death". Sie beschreibt die Diskussion der am 11. und 12.09.2006 tagenden Arbeitsgruppe und wurde 2007 herausgegeben. Als besondere Ergebnisse werden angesehen:

Dr. Shewmon kritisiert viele der Schlussfolgerungen der Erklärung "Why the Concept of Brain Death is Valid as a Definition of Death" und einige der in der allgemeinen Diskussion geäußerten Ansichten. Seine Punkte könnten als Beiträge zur Debatte betrachtet werden. Aristoteles lehrt uns, nicht nur denen dankbar zu sein, deren Ansichten wir teilen, sondern auch denen, die unterschiedliche Meinungen äußern, denn auch sie haben zur Anregung der Reflexion beigetragen. 1 Wir bedauern, dass Dr. Shewmon nicht an der PAS im September teilnehmen konnte, so dass wir seine Kritik persönlich und nicht im Nachhinein hätten diskutieren können. Dr. Shewmon und Prof. Spaemann werden sich vielleicht nie darauf einigen, dass der Tod des Gehirns der Tod des Einzelnen ist. Es gibt jedoch bestimmte Aussagen, in denen wir uns alle einig sind:
  1. Die Erfüllung der klinischen Kriterien für den Hirntod legt fest, dass dieses Individuum niemals den Anschein von Bewusstsein oder bewusster Aktivität wiedererlangen wird.
  2. Die überwiegende Mehrheit der Körper, die die Hirntodkriterien erfüllen, wird trotz großer Anstrengungen zur Erhaltung der somatischen Organe innerhalb kurzer Zeit an Multiorganversagen einschließlich Herzstillstand leiden. Dies gilt, obwohl sich die ursprüngliche Verletzung auf das Gehirn beschränkt, wie zum Beispiel eine massive Hirnblutung.
  3. In einer kleinen Minderheit dieser Körper können somatische Organe, einschließlich des Herzens, für einen bestimmten Zeitraum, in der Regel einige Tage, manchmal Wochen und in äußerst seltenen Fällen über einen längeren Zeitraum, funktionsfähig gehalten werden. Unabhängig davon, wie lange die somatische Funktion aufrechterhalten wird, wann der Hirntod stattgefunden hat. richtig diagnostiziert wurde, wird es niemals den Anschein von Bewusstlosigkeit oder bewusster Aktivität geben.
  4. Dass der Ausdruck "physiologische Enthauptung" für den Hirntod vermieden werden sollte, weil eine Enthauptung im Widerspruch zur Physiologie steht, die sich auf die normalen Funktionen lebender Organismen und ihrer Teile bezieht, und weil hirntote Personen immer noch Köpfe haben können.

Eine überwältigende Anzahl von medizinischen Experten, darunter auch die Teilnehmer des Vatikanischen Symposiums, stimmen den obigen Vorschlägen zu. Es ist schwer zu verstehen, warum Dr. Shewmon und Prof. Spaemann, obwohl sie diese Aussagen über den Hirntod akzeptieren, nicht akzeptieren, dass der Hirntod der Tod des Einzelnen ist. Wir können jedoch sagen, dass ihre Ablehnung auf persönlichen physisch-biologischen und philosophischen Ansichten beruht. Aus physikalisch-biologischer Sicht bekräftigen sie, dass die Integration und Koordination der körperlichen Subsysteme nicht ausschließlich durch den Hirnstamm und den Hypothalamus erfolgt. Und so gibt es für sie eine ganzheitliche vitale Einheit von die Organe eines Körpers ohne Gehirn. (388f)

Wenn darüber hinaus behauptet wird, dass das Gehirn im Embryo nicht die integrative Einheit des Organismus „vermittelt“, dann ist es offensichtlich, dass das Wort „Organismus“ in einer unangemessenen Weise verwendet wird. Der Embryo ist die erste Stufe in der Entwicklung eines mehrzelligen Organismus (sie folgt unmittelbar auf die Verschmelzung der Vorkerne in der Eizelle), aber er ist kein eigentlicher organischer Körper. Was speziell als organischer Körper bezeichnet wird, ist ein Körper, der über eine Vielzahl von Organen verfügt. Bei einem Embryo ist dies nicht der Fall, da dieser noch kein Organsystem entwickelt hat. Daher kann es keine Vermittlung zwischen den Organen geben, weder zwischen dem Gehirn und den anderen Organen noch zwischen den verschiedenen Organen, da die Organe noch nicht entwickelt und noch wirksam sind. Unter dem Gesichtspunkt der Integration besteht daher ein radikaler Unterschied zwischen der Situation des Hirntods und der eines Embryos, der seine Organe noch nicht entwickelt hat. Diese Tatsache entkräftet die Parallele zwischen dem Embryo und einem hirntoten Körper. (391)

{{Zitat|Die Funktion des Gehirns ist also notwendig für diese dynamische und operative physiologische Einheit des Organismus (abgesehen von seiner Rolle für das Bewusstsein), aber nicht für die ontologische Einheit des Organismus, die direkt von der Seele ohne Vermittlung des Gehirns vermittelt wird, wie der Embryo zeigt. Wenn jedoch das Gehirn diese funktionelle Einheit mit dem organischen Körper nicht gewährleisten kann, weil die Gehirnzellen abgestorben sind oder das Gehirn vom Organismus getrennt wurde, verschwindet die Fähigkeit des Körpers, das Wesen und die Einheit der Seele zu empfangen, mit der konsequenten Trennung der Seele vom Körper, d. h. dem Tod des Organismus als Ganzes. (392f)}

Die Formel, die der Definition des Wiener Konzils zugrunde liegt, wonach die Seele "forma corporis" ist, postuliert in operativer und dynamischer Hinsicht die andere ..., die besagt, dass "die Regierung des Leibes zur Seele gehört, weil sie sein Motor und nicht seine Form ist", und daher "zwischen der Seele [und dem Leib], weil sie ein Motor und das Prinzip der Operationen ist, etwas Mittleres auftritt, weil die Seele durch einen ersten Teil, der zuerst bewegt wird, die anderen Teile zu ihren Operationen bewegt" ("inter anima secundum quod est motor et principium operationem cadit aliquid medium, quia mediante aliqua prima parte primo mota movet alias partes ad suas operationes"). Die Gesamtformel, die von der Tradition ..., lautet also: "Die Seele vereinigt sich mit dem Körper als Form ohne Vermittler, aber als Motor tut sie dies durch einen Vermittler" ("anima unitur corpore ut forma sine medio, ut motor autem per medium"). (393]
Man muss diese Vermittlung des Gehirns nicht als Delegation von außen, sondern als Teil der Wirklichkeit sehen, und das ist es, was der traditionelle Begriff des "Hauptorgans" oder "instrumentum coniunctum" zum Ausdruck bringen will. Augustinus, von dem diese thomistische Lehre von der Herrschaft der Seele über den Körper durch ein Organ, das das Hauptinstrument ist, stammt, hat sehr deutlich erklärt, dass der Hirntod der Tod des Menschen ist: Wenn also die Funktionen des Gehirns, die sozusagen im Dienst der Seele stehen, wegen irgendeines Defekts oder einer Störung völlig aufhören - da die Boten der Empfindungen und die Agenten der Bewegung nicht mehr wirken -, so ist es, als ob die Seele nicht mehr vorhanden und nicht [im Körper] wäre, und sie ist weggegangen" ((Denique, dum haec eius tamquam ministeria vitio quolibet seu perturbatione omni modo deficiunt desistentibus nuntiis sentiendi et ministris movendi, tamquam non habens cur adsit abscedit [anima]). (393f]

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Wie sehr auf dieser Tagung gerungen wurde, zeigt dieses Zitat:

An dieser Stelle bekräftigen Prof. Spaemann und Dr. Shewmon angesichts ihrer groben Unterschätzung der Bedeutung des Gehirns für die integrative Funktion des restlichen Körpers, dass die Annahme des Hirntods als Tod durch Neurologen nicht physisch/biologisch, sondern philosophisch ist . Mit anderen Worten: Da Neurologen laut Prof. Spaemann und Dr. Shewmon nicht in der Lage sind, die vermutete Subintegration des Körpers ohne Gehirn zu rechtfertigen, sind Neurologen gezwungen, zu erklären, dass der Hirntod der Tod des Individuums sei das Gehirn mit dem Geist oder der Persönlichkeit, was eine philosophische Aussage ist. (391]

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Teilnehmerliste

Name Geb. Geburtsort Nation Fach Klinik Nation
James L. Bernat 1947 Cininnati (Ohio) USA Neurologie Dartmouth USA
Marie-Germaine Bousser 1943 Paris Frankreich Neurologie Paris Frankreich
Robert B. Daroff 1936 New York USA Neurologie Cleveland USA
Stephen Davis 1949 London Großbritannien Neurologie Melbourne Australien
Lüder Deecke 1938 Lohe (Holstein) Deutschland Neurologie Wien Österreich
Conrado J. Estol 1959 New York USA Neurologie Buenos Aires Argentinien
Werner Hacke 1948 Deutschland Neurologie Heidelberg Deutschland
Michael G. Hennerici 1948 Bad Homburg Deutschland Neurologie Heidelberg Deutschland
Johannes C. Huber 1946 Bruck/Leitha Österreich Gynäkologie Wien Österreich
José C. Masdeu 1946 Madrid Spanien Neurologie Pamplona Spanien
Heinrich Mattle 1950 Sumvitg Schweiz Neurologie Bern Schweiz
Jerome B. Posner 1932 Cincinnati (Ohio) USA Neuro-Onkologie New York USA
Louis Puybasset 1964 Paris Frankreich Anästhesie Paris Frankreich
Marcus E.Paichle Radiologie St. Louis USA
Giovanni M. Rocchi 1939 Rom Italien Medizin Vatikan Vatikan
Allan H. Ropper 1950 New York USA Neurologie Boston USA
Paolo M. Rossini Italien Neurologie Rom Italien
Alan Shewmon 1949 Pulaski (VA) USA Neurologie Sylmar USA
Robert Spaemann 1927 Berlin Deutschland Philosophie München Deutschland
Prakash Narain Tandon 1928 Ahimla Neurologie Gurgaon Indien
Eleco F.M. Wijdicks 1954 Leiden Niederlande Neurologie Rochester USA

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise