Schwangere Hirntote

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Hirntod Hirntoddiagnostik Schwangere Hirntote Berühmte Organspender

Der Sachverhalt

Sprachlicher Ausdruck

Ob "schwangere Hirntote" oder "hirntote Schwangere" ist gleichgültig. Beide Formen sind sachlich wie auch sprachlich korrekt.

Sprachliche Darstellung in den Medien

Die Formulierungen in den Medien ist bei der Darstellung des Sachverhalts von Hirntod nicht immer korrekt. Soll über eine schwangere Hirntote berichtet werden, sind sprachlich unkorrekte Aussagen noch häufiger. Hier werden einige von ihnen zur hirntoten Marlise Muñoz gelistet, dazu auch ein Angebot einer korrekten Aussage. Dabei wird versucht, möglichst nah an den Aussagen des Originals zu bleiben.
Mit dieser Gegenüberstellung soll ein Sprachgefühl entwickelt werden, das künftig auch beim Thema schwangere Hirntote zu sachlich und sprachlich korrekten Berichten verhilft.

Zitat aus den Medien Bemerkung + sachlich korrekte Darstellung
Hirntote Schwangere darf laut Gerichtsbeschluss sterben.[1] Schwangere Hirntote sind als Menschen bereits tot. Es ist nur ihr Körper, der durch die Maßnahmen der Intensivmedizin am Leben gehalten wird.
Bei schwangerer Hirntoter wurde nach Gerichtsbeschluss die Therapie beendet.
Der lange Kampf um den selbstbestimmten Tod von Marlise Muñoz ist beendet.[1] An keiner Stelle der Nachricht steht, wann und wie Marlise Muñoz ihren Tod selbst bestimmt hat. Es ist unvorstellbar, dass sie als Schwangere noch kurz vor oder gar in ihrem Kollaps sagte, dass sie jetzt sterben wolle und mit ihr auch ihr Kind. Auch wenn eine Patientenverfügung vorgelegen hätte, die in diesem Fall die Beendigung der Therapie gefordert hätte, so ist diese doch hinfällig, da es um das Leben des Kindes geht.
Der lange Kampf um Beendigung der Therapie von Marlise Muñoz ist beendet.
Die 33-Jährige, die vor Monaten für hirntot erklärt wurde, ist im Krankenhaus gestorben.[1] Jemand wird für tot erklärt, wenn der Tod der Person nicht überprüft werden kann. Der festgestellte Hirntod kann sehr wohl überprüft werden. Ist der Hirntod festgestellt, ist ist diese Person gestorben. Lediglich ihr Körper funktioniert durch die Unterstützung der Intensivmedizin. Hirntote gibt es nur auf Intensivstationen. Diese befinden sich immer in Kliniken.
Der 33-Jährigen, der vor Monaten der Hirntod festgestellt wurde, wurde die Therapie beendet.
Mehr als zwei Monate lang hatten die Mediziner die 33-jährige Schwangere nicht sterben lassen - gegen ihren erklärten Willen.[1] Hirntote sind Tote. Marlise Muñoz hat nach vorliegenden Angaben nie erklärt, dass sie sterben will.
Mehr als zwei Monate behandelten die Mediziner die 33-jährige schwangere Hirntote, um das Leben des Kindes zu retten.
Sie war erst 33 Jahre alt, ihr Gehirn war tot und der Fötus in ihrem Bauch ebenfalls. Marlise Munoz aus Texas durfte dennoch nicht sterben.[2] Das Gehirn war tot, aber nach anderen Medienberichten war das Kind noch nicht tot, es war nicht lebensfähig. Wäre Mutter hirntot und Kind tot gewesen, wäre die Therapie sogleich beendet worden.
Sie war erst 33 Jahre alt, hirntot und ihr ungeborenes Kind nicht lebensfähig. Weil das Kind noch lebte, wurde Marlise Munoz künstlich beatmet und künstlich ernährt.
Marlise Munoz wusste nicht, dass sie nicht leben und nicht sterben konnte. Sie wusste nicht mehr, dass sie schwanger war und der Staat Texas sie zwang Wirtskörper für ihren Fötus zu sein. Sie wusste nicht, dass sie seit einer Gehirnblutung am 28. November als gehirntot galt. ...[2] Hirntoten sind Bewusstsein, Wahrnehmung und lebenswichtige Reflexe erloschen. Sie sind tot. Kein Toter kann etwas wissen.
Marlise Munoz starb durch eine Gehirnblutung in den Hirntod. Am 28. November wurde dieser festgestellt. Ihr Bewusstsein war für immer erloschen. Der Blutkreislauf ihres Körpers wurde aufrecht erhalten, um das Leben ihres ungeborenen Kindes zu retten.
An diesem Sonntag, endlich, schalteten die Ärzte im John Peter Smith Hospital zu Fort Worth die Geräte ab, die ihren Körper im Diesseits gehalten hatten und gaben ihr, in einem anderen Wortsinn, den Gnadentod. Marlise Munoz wurde 33 Jahre alt, ihr Ungeborenes starb mit ihr.[2] Geht der Körper auch ins Jenseits, dass man ihn "im Diesseits" halten kann? Was ist daran ungnädig, wenn der Körper einer schwangeren Hirntoten künstlich beatmet und künstlich ernährt wird, um das Leben des ungeborenen Kindes zu retten? In der 2. Überschrift war das Kind bereits tot (siehe oben), nun starb das Kind beim Beenden der Therapie. Was stimmt nun? Hat der Verfasser ein solches Kurzzeitgedächtnis, dass er schon wenigen Absätze später nicht mehr weiß, was er geschrieben hat?
... die Geräte ab, die den Blutkreislauf aufrecht erhalten haben. Marlise Munoz wurde 33 Jahre alt. Ihr ungeborenes Kind starb nach der Abschalten der Geräte.
Der einzige Trost ist, dass sie vom Martyrium ihrer letzten Lebenswochen nichts wusste.[2] Hirntoten sind Bewusstsein und Wahrnehmung erloschen. Daher können sie weder körperlichen noch seelischen Schmerz erleiden. Daher können sie auch kein Martyrium erleiden.
Sie bekam von dem ganzen Trubel, der um sie gemacht wurde, nichts mit.
Ihr Duft sei verschwunden und einem Geruch von Verwesung und Tod gewichen. ... Was der Staat Texas mit seiner wehrlosen Frau anstelle sei Leichenschändung, die "Verstümmelung eines gestorbenen Körpers".[2] Auf Intensivstation liegende, künstlich beatmete und künstlich ernährte Hirntote verwesen so schnell, wie jeder Lebende. Daher kann an ihnen kein Geruch der Verwesung wahrgenommen werden. Es ist keine Leichenschändung, wenn man schwangere Hirntote weiterhin intensivmedizinisch behandelt, um das Leben des ungeborenen Kindes zu retten. Ihr Körper wird dadurch weder Verstümmelt noch ist er gestorben.
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Kann ein Fötus allein Patient sein? Kann man seine gehirntote Mutter zwingen, ihrem neurologisch und körperlich schwerstgeschädigten Kind gegen den Willen des Vaters und der übrigen Angehörigen ihre sterbliche Hülle als Inkubator zu überlassen? Niemand möge sagen, dass dies frivole, leicht zu beantwortende Fragen sind.[2] Wie es die im Absatz zuvor genannten Rechtsexperten sagten, das ungeborene Kind wird Patient, wenn die Mutter hirntot ist. Die Verpflichtung zur Lebenserhaltung erlischt bei Schwangeren durch den Hirntod nicht, sondern wird an das ungeborene Kind weitervererbt. Wenn die Eltern vor dem zum Hirntod der Mutter führenden Ereignis Ja zum Kind gesagt haben (trotz Wasserkopf, deformierten Gliedmaßen und der Unfähigkeit die Geburt lange zu überleben), dann wird dieses Ja durch den Hirntod nicht automatisch zu keinem Nein. Was an diesen Fragen ist frivol im Sinne von: leichtfertig, frech, sittlich verletzend oder schamlos? Dies ist höchstens die Wortwahl.
Durch den Hirntod der Mutter wird das ungeborene Kind zum Patienten. Es stellt sich die Frage, ob nach der Feststellung des Hirntods gegen den Willen des Vaters und der übrigen Angehörigen die hirntote Mutter weiterhin therapieren muss, um das Leben des neurologisch und körperlich schwerstbehinderten Kindes zu retten. Dies ist keine leicht zu beantwortende Frage.
Nach wochenlangen Diskussionen stellen die Ärzte in Texas die Geräte ab, so dass eine schwangere Koma-Patientin stirbt.[3] Bis zur Feststellung des Hirntods handelt es sich medizinisch wie auch rechtlich um ein Koma-Patienten. Ist jedoch der Hirntod festgestellt, sind es medizinisch und rechtlich Hirntote und damit Tote. Die vorliegende Schwangerschaft ändert nichts daran.
Nach wochenlangen Diskusssionen stellten die Ärzte in Texas die Geräte ab, so dass der Körper der schwangeren Hirntoten stirbt.
... die Eltern der Frau wünschten allerdings wenig später den Tod ihrer Tochter, weil sie für hirntot erklärt worden war.[3] Hirntote können nicht getötet werden, da sie als Person bereits tot sind. Lediglich ihren noch funktionierenden Körper kann man durch den Entzug der künstlichen Beatmung sterben lassen. Niemand wird für hirntot erklärt, sondern der Hirntod wird festgestellt.
... die Eltern der Frau wünschten nach der Feststellung des Hirntods die Beendigung der intensivmedizinischen Maßnahmen.
Ein Richter entschied dann am Freitag, dass Marlise Muñoz sterben dürfe.[3] Hirntote sind als Person bereits tot. Sie können daher weder medizinisch noch juristisch sterben. Lediglich ihren Körper kann man noch sterben lassen.
Ein Richter entschied am Freitag die Beendigung der intensivmedizinischen Behandlung und damit den Tod des Körpers.
Zur Begründung sagte er der New York Times zufolge, dass die Patientin aus rechtlicher Sicht bereits tot sei, damit könne sie keine Patientin mehr sein. Daher habe das entsprechende Gesetz zum Schutz des Fötus für diesen Fall keine Gültigkeit.[3] Auch wenn der Richter dies so sagte,[Anm. 1] ist es so jedoch nicht auf deutsche Rechtslage übertragbar. - In Deutschland gilt: Mit der Feststellung des Hirntods endet das Patientensein. Hirntote sind Tote, auch wenn sie schwanger sind. Bei schwangeren Hirntoten geht das Recht auf Leben auf das Kind über. Daher wird die schwangere Hirntote intensivmedizinisch weiterbehandelt.

Weiter sprachliche Darstellungen in den Medien

Rechtslage in Deutschland

Ethische Diskussion

Die ethische Diskussion um die Nicht-Behandlung bzw. Weiter-Behandlung einer schwangeren Hirntoten dreht sich um diese beiden Standpunkte:

für Beendigung der Therapie für Fortsetzung der Therapie
Marlise Muñoz (33) starb durch die erlittene Lungenembolie in den Hirntod, der 2 Tage nach ihrer Einlieferung in die Klinik festgestellt wurde. Marlise war im 4. Schwangerschaftsmonat. Die Ärzte führten nach der Feststellung des Hirntods die Behandlung fort, um das Kind zu retten. Später mussten sie feststellen, dass durch den erlittenen Sauerstoffmangel das Kind so großen Schaden genommen hat, dass es nicht lebensfähig war. Die Ärzte behandelten weiter, weil es in Texas gesetzlich verboten sei, die Therapie zu beenden. Ihr Ehemann Erick erstritt bei Gericht, dass die Therapie Ende Januar 2014 beendet wurde. Er argumentierte, dass das Kind durch den erlittenen Sauerstoffschaden nicht lebensfähig ist. - Die Anwältin der Familie argumentierte vor Gericht laut "New York Times": "Schwangere Frauen sterben jeden Tag. Wenn sie sterben, sterben die Föten mit ihnen. So war es immer schon, so sollte es sein."[1]

Liste von schwangeren Hirntoten

Name (Alter) Jahr Land-Ort Ursache SSW † SSW * l / t Notiz
unbek.80 80er US ? ? ? ?
Gaby Siegel 1991 DE-Stuttgart ungeklärt 19. SSW 28. SSW leb. geboren: Max Siegel
Marion Ploch (18) 1992 DE-Erlangen Schädel-Hirn-Trauma 15. SSW 20. SSW tot Infektion löste Geburt aus
Susan Torres (26) 2005 US-Arlington Hirntumor 15. SSW 28. SSW leb. völlig verkrebst
unbek.08 (40) 2008 DE-Erlangen Herzinfarkt 13. SSW 35. SSW leb. Mutter war komatös
Jayne Soliman (41) 2009 Hirnblutung 25. SSW leb.
Marlise Muñoz (33) 2014 US-Fort Worth Lungenembolie 15. SSW 22. SSW tot Kind war nicht lebensfähig
SSW † Schwangerschaftswoche, in der der Hirntod festgestellt wurde.
SSW * Schwangerschaftswoche, in der das Kind geboren wurde.
l / t leb. = Lebendgeburt / tot = Totgeburt
Notiz Sonstige kurze Angaben hierzu, z.B. den Namen des Kindes

Anhang

Anmerkungen

  1. Es kann durchaus sein, dass sich das Gesetz von Texas ausschließlich auf totkranke Schwangere bezieht und damit auf noch lebende Schwangere, hirntote Schwangere entweder nicht nennt oder ausdrücklich ausschließt. Dann hätte jedoch die Klinik keine Rechtsgrundlage gehabt, die Weiterbehandlung von der hirntoten Marlise Muñoz fortzusetzen.

Einzelnachweise