Hypophyse

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Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist eine Hormondrüse, der eine zentrale übergeordnete Rolle bei der Regulation des Hormonsystems im Körper zukommt. Sie ist eine Art Schnittstelle, mit der das Gehirn über die Freisetzung von Hormonen Vorgänge wie Wachstum, Fortpflanzung und Stoffwechsel reguliert.

Aufbau und Geschichte

Die Hypophyse ist mit dem Hypothalamus über den Hypophysenstiel (Infundibulum) verbunden und wird in

  • Hypophysenvorderlappen (HVL oder Adenohypophyse)
  • Hypophysenzwischenlappen (HZL)
  • Hypophysenhinterlappen (HHL oder Neurohypophyse)

eingeteilt. Entwicklungsgeschichtlich und funktionell unterscheiden sich die Hypophysenlappen voneinander. Während der HVL aus einer Ausstülpung des Rachendaches hervorgeht und sich der Neurohypophyse anlagert, ist der HHL eine Ausstülpung des Zwischenhirns. Dieser Unterschied ist histologisch zu erkennen, denn während im HVL verschiedene in Ballen angeordnete endokrine Drüsenzellen vorkommen, dominieren im HHL vor allem Nervenzellfortsätze, sogenannte Axone, deren Zellkörper im Hypothalamus liegen. Somit vermag der HVL Hormone unter Kontrolle des Hypothalamus selbst zu bilden, der HHL ist hingegen als Speicher- und Sekretionsorgan für die im Hypothalamus gebildeten Hormone zuständig.[1]

Die Hypophyse ist ein gut kirschkerngroßes Organ, das unterhalb der Bindegewebsplattte (Diaphragma) in einer knöchernen Aussparung des Keilbeins liegt. Vom Gehirn ist sie nicht nur räumlich separiert, auch ihr Zellaufbau ist völlig unterschiedlich. Zudem ist sie in zwei histologisch, entwicklungsgeschichtlich und funktionell verschiedene Anteile gegliedert:[2]

  • Hypophysenhinterlappen (HHL)
    Der HHL ist unmittelbar mit dem Kerngebieten des Hypothalamus verbunden, in dem Ocytocin gebildet werden.
  • Neurophyse
    Die Neurophyse speichert Hormone und setzt sie frei.
  • Hypophysenvorderlappen (HVL)
    Der HVL ist der Bildungsort vieler Hormone. Die wichtigsten sind das Wachstumshormon STH, das die Schilddrüse stimulierende TSH, das auf die Nebenniere einwirkende ACTH, die auf die Geschlechtsorgane einwirkenden LHund FSH sowie das zur Milchsekretion die Brustdrüsen stimulierende Prolaktin.
  • Adenohypophyse
    Die Andenohypophyse ist zwischen den Hypothalamus als übergeordnetes Steuerungsorgan und den Erfolgsorganen (z.B. Schilddrüse, Keimdrüsen) geschaltet. Im Hypothalamus werden die Releasing-Faktoren gebildet, welche jeweils bestimmte Hormone des HVL freisetzen können.

Absterben des HVL

Ein Absterben des HVL (Hypophysenvorderlappen) - wie es beim Hirntod in der Regel vorkommt - kommt einer totalen Hypophyseninsuffizienz (ICD 10: E14.90) gleich. Die Symptome sind:[3]

  • Störungen des Menstruationszyklus (Amenorrhoe, Polymenorrhoe)
  • Störungen des Wachstums (Minderwuchs)
  • Diabetes insipidus
  • Fettsucht durch Verlangsamung des Fettstoffwechsels
  • Störung der natürlichen Bildung der primären Geschlechtsorgane
  • allgemein ein Ausbleiben der Pubertät

Wie sehr der Hirntod Einfluss auf den Hormonhaushalt hat, zeigt diese Feststellung auf: "Gewöhnlich besteht auch eine Nekrose des Hypophysenvorderlappens."[4]

Da die Hypophyse außerhalb der eigentlichen knöcherner Schädelhöhle liegt, ist sie beim Anstieg des Hirndrucks zunächst geschützt. Zudem wird die Hypophyse direkt aus der inneren Halsschlagader (Arteria carotis interna) versorgt, dem Grenzgebiet des Perfusionsstillstandes. Dadurch erleidet die Hypophyse zeitverzögert und ein unvollständiges Erliegen der Blutversorgung. "Dabei ist ... festzustellen, dass die Hypophyse als räumlich separiertes, entwicklungsgeschichtlich eigenständiges und feingeweblich völlig andersartig aufgebautes Ortan keinen eigentlichen Teil des Gehirns darstellt."[5]



Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Hypophyse Zugriff am 22.7.2017.
  2. Hans-Peter Schlake, Klaus Rosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2. Auflage. Neu-Isenburg 2001, 22.
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Hypophyseninsuffizienz Zugriff am 22.7.2017.
  4. J. Pfeiffer, J.M. Schröder, W. Paulus (Hg.): Neuropathologie. Morphologische Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems und der Skelettmuskulatur. Heidelberg 2002, 128.
    Die gleiche Aussage ist auch zu finden in:
    • W. Remmele, J. Pfeiffer, J.M. Schröder (Hg.): Pathologie. Band 6. Neuropathologie, Muskularur, Sinnesorgane. 2. Auflage. Heidelberg 1995, 73.
  5. Hans-Peter Schlake, Klaus Rosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2. Auflage. Neu-Isenburg 2001, 23.