Embryo

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der oder das Embryo (der Keim, Keimling) ist ein Lebewesen in der frühen Form der Entwicklung. Die Wissenschaft, die sich mit der embryonalen Entwicklung, der Zelldifferenzierung und Organanlage befasst, ist die Embryologie.

Bei Menschen und Tieren wird der sich aus einer befruchteten Eizelle (Zygote) neu entwickelnde Organismus als Embryo bezeichnet, solange er sich in der Mutter oder in einer Eihülle oder Eischale befindet. Nach Ausbildung der inneren Organe (Organogenese) – beim Menschen ab der neunten Schwangerschaftswoche – wird der Embryo als Fötus (Fetus) bezeichnet.

Embroy als Argument gegen das Hirntodkonzept

Zunächst 3 Fakten:

  1. Das Leben des Embryo und damit des Menschen beginnt für die einen mit der Befruchtung der Eizelle, für die anderen mit der Einnistung in die Gebärmutter, dies geschieht innerhalb 5 Tagen nach der Befruchtung.[1]
  • Das Herz beginnt in der 6. SSW zu schlagen.[2]
  • Das Gehirn beginnt in der 3. SSW mit der Ausbildung. In der 8. SSW sind Gehirn und Rückenmark fast vollständig angelegt.[3] Nach sechs Wochen entstehen die Anlagen zu Hirnstrukturen wie Brücke und Kleinhirn, Thalamus, Basalganglien und Großhirnrinde.[4]

Einige Kritiker des Hirntodkonzeptes argumentieren damit, dass Embryonen in den ersten Wochen kein Gehirn haben, was dem Zustand von Hirntoten entspricht, und dennoch als lebend angesehen werden. Daher können Hirntote nicht als Tote angesehen werden.
Alle diese Menschen haben den Tod in seinen Grundzügen nicht verstanden: Der Tod - auch der Hirntod - ist irreversibel. Es gibt da kein Zurück. Beim Embryo hingegen gibt es sehr wohl eine Entwicklung.

Andere argumentieren damit: "Den Einwand, der Mensch lebe bereits in seiner frühen Embryonalphase, in der er noch keine Bewusstseinsfähigkeit und noch keine zentrale Steuerung seiner Körperfunktionen aufweise, gegen das Hirntodkriterium anzuführen sei nicht gerechtfertigt, da die Frage nach dem Lebensende nicht die Frage nach dem Lebensbeginn präjudiziere (Birnbacher et al. 1993)."[5]

Hier eine Auswahl der Aussagen (Stand 05.08.2019):

Das Hauptproblem für das erste Argument ist aber, dass seine zweite Prämisse unhaltbar ist, weil es neben den Hirntoten eben auch andere Menschen gibt, die ebenfalls kein psychisches Innenleben haben (Embryonen, anenzephale Neugeborene und manche Wachkoma-Patienten), die aber sicher nicht tot sind.

Sie befänden sich, so Birnbacher, "strukturell in einer ähnlichen Lage" wie ein Hirntoter. Auch der zeitliche Verlauf - die noch nicht Geborenen einerseits und die Sterbenden andererseits - könnte die anthropologischen Verrenkungen nicht rechtfertigen, die notwendig wären, die einen als bereits lebend und die anderen als schon tot zu bezeichnen.
Eine solche Begründung wäre nicht logisch, sondern asymmetrisch.

Nicht erfüllt, so Birnbacher, sei jedoch, dass die Definition von Leben und Tod dem Kriterium der Symmetrie und Widerspruchsfreiheit zwischen Lebensbeginn und Lebensende genüge. Es sei nicht schlüssig einem Embryo bzw. einem Fö-tus Leben zuzuschreiben, dieses einem Hirntoten aber abzusprechen.[Anm. 1]

Zweitens würde sie bestimmte menschliche Existenzweisen, denen wir Schutzwürdigkeit im Sinne der Menschenwürde zuerkennen – wie Embryonen oder Locked-In-Patienten – ausschließen.[Anm. 2]

  • Doris Arp (Wann ist der Mensch tot? (28.10.2010))[10]

Der amerikanische Vorschlag setzt auf die Fähigkeit zu aktivem Austausch mit der Umwelt und nennt die selbstständige Atmung. Dann müsste allerdings schon ein Embryo im Mutterleib als tot gelten.

Mit Hilfe der biotechnologischen Medizinwerden menschliche Lebensweisen wietiefgefrorene Embryonen oder lebende Hirntotegeschaffen, die unsere vermeintlichenanthropologischen Gewissheiten erschüttern.

Der philosophische Kunstgriff einer Neudefinition des Lebens, die deutlich vom Lebensbegriff der Biologie abweicht (und nach der Embryonen nicht leben), ist ein Zugeständnis einerseits an das Tötungsverbot, andererseits an die Transplantationsmedizin.

Wenn das Lebensende mit dem Ausfall wesentlicher Gehirnfunktionen identifiziert wird, liegt es in der Konsequenz der Sache, ein entsprechendes Kriterium auch für den Lebensbeginn anzunehmen, also wie etwa Hans-Martin Sass den Beginn des Lebens mit dem Beginn der Ausbildung embryonaler Hirnfunktionen zu terminieren.49 In Bezug auf den Lebensanfang ist deutlich, dass es sich bei der Terminsetzung um eine definitorische Zuschreibung handelt, die nicht begründet werden kann und somit letztlich willkürlich bleibt.

Noch bevor nennens-werte Hirnstrukturen entstehen, pulsiert das Herz und ist wesentlicher »Motor« der körperlichen Entwicklung. Embry-onen ohne Gehirn sind aber keineswegs tot. Im Gegenteil, sie sind so lebendig, dass sie in der Lage sind, ein menschli-ches Gehirn zur Entstehung zu bringen. Das »Lebensprinzip« (Seele) muss also bereits vorhanden sein und seine Wir-kung entfalten. Die Embryonalentwick-lung zeigt, dass weder das Funktionieren noch überhaupt das Vorhandensein eines Gehirns eine notwendige Voraussetzung für das Leben eines Menschen ist. War-um sollte dann ein Patient, dessen messbare Hirnfunktionen gerade erloschen sind, der aber ansonsten einen lebendi-gen Leib hat, nicht Teil einer Leib-See-le-Einheit sein können?

  • Petra (Die Würde des Menschen ist unantastbar Bis zuletzt!! (19.06.2014))[15]

Um zu erinnern, wir sprechen hier von Embryonen für die Stammzellforschung, die sich „außerhalb“ des Mutterleibes befinden..Diese Eigenschaften weist ein Embryo auf, und wird deshalb als „Lebend“ bezeichnet. Aber ... Ein Hirntoter hat alle diese Eigenschaften auch !!

  • Rainer Beckmann (Der "Tod" des Organs Gehirn ist nicht der Tod des Menschen (06.11.2014))Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

Im Umgang mit hirntoten Menschen gehe es um den „Schutz der Schwächsten“; usw. Die Organentnahme nach dem Hirntod widerspricht dieser Lesart zufolge dem Lebensschutz, der von der Befruchtung, von der Frühembryonalphase bis zum Tod unverbrüchlich zu gelten habe.

  • Hartmut Kreß (Hirntod und Organentnahme in der theologischen Diskussion (06.11.2014))[16]

Es ist letztlich Sache der Menschen, sich zu Fragen des Lebensbeginns oder des Lebensendes im Horizont ihrer eigenen Überzeugungen zu verhalten. Ähnlich wie zum Status des Embryos kommt es zum Hirntod in einer pluralistischen Gesellschaft auf die subjektive Sicht der Einzelnen an.[Anm. 3]

Anhang

Anmerkungen

  1. Wenngleich Alinie Schöller Birnbachers Argument vorlegt, so löst sie es in ihrer Dissertation nicht auf, sondern lässt es als richtig stehen.
  2. Bei keiner derzeit (2019) praktizierten Hirntoddefinition würden Locked-In-Patienten als (Hirn-)Tote angesehen, da Menschen im Locked-in-Syndrom Bewusstsein haben. Eine Kommunikation mit ihnen ist möglich, wenn auch sehr eingeschränkt oder nur mit Hilfe von Technik.
  3. Gesellschaftliches Zusammenleben kann nur gelingen, wenn man sich grundlegende Definitionen einigt. Dazu gehören auch die Definitionen von Leben und Tod. Überlässt man jedoch jedem Einzelnen, was richtig und falsch ist, was noch Leben und was schon Tod ist, dann öffnet man der Anarchie Tür und Tor. Dann ist es nicht mehr weit, dass jemand sagt, dass eine bestimmte Gruppe (z.B. Ausländer, Homosexuelle) kein Lebensrecht habe. Daher ist es wichtig, bei der Frage der Definition von Leben und Tod eine klare Übereinstimmung zu finden.

Einzelnachweise

  1. https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/kindliche-entwicklung/1-bis-4-woche Zugriff am 05.08.2019.
  2. https://www.elternkompass.de/ssw/der-herzschlag-des-embryos-babys-in-der-6-ssw Zugriff am 05.08.2019.
  3. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/gehirn-nervensystem/entwicklung Zugriff am 05.08.2019.
  4. https://www.dasgehirn.info/grundlagen/kindliches-gehirn/die-entwicklung-eines-gehirns Zugriff am 05.08.2019.
  5. Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen –medizinischeund ethische Aspekte. Düsseldorf 2002. (med. Diss.) Nach: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 05.09.2019.
  6. https://www.ethikrat.org/fileadmin/PDF-Dateien/Veranstaltungen/Stoecker_-_Der_Hirntod_aus_ethischer_Sicht.pdf
  7. https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/organspende/article/879725/organentnahme-hirntod-nicht-gleich-tod.html
  8. https://hsbiblio.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/66365/Dissertation_Sch%C3%B6ller.pdf?sequence=1&isAllowed=y
  9. https://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/soziologie/sozio7/publikationen_vortraege/PDFs-zu-Publikationen/Manzei_Der-Tod-als-Konvention_In_Anderheiden_Eckart_2012_Handbuch-Sterben-und-Menschenwuerde_S_137-173.pdf
  10. https://www.deutschlandfunk.de/wann-ist-der-mensch-tot.1148.de.html?dram:article_id=180652
  11. https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/51111/ssoar-2013-manzei-Hirntod.pdf?sequence=1
  12. https://www.bpb.de/apuz/33311/wie-tot-sind-hirntote-alte-frage-neue-antworten?p=all
  13. https://www.theologie-naturwissenschaften.de/fileadmin/user_upload/Huxel_Hirntodkriterium.pdf
  14. http://www.rainerbeckmann.de/wp-content/uploads/2012/04/RB-Hirntod-LF_1-2012.pdf
  15. https://projektlebenretten.de/WordPress/?p=691
  16. https://www.ev-theol.uni-bonn.de/fakultaet/sozialethik/kress/vortraege/kress_hirntod_6.11.14.pdf