Reflex

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Reflexe werden neuronal vermittelt.

Reflexe können vom einfachen Reflexbogen bis hin zu Reflexkreisen "höherer" Art unterschiedlich komplex sowie angeboren oder erworben sein; im letzteren Fall wird auch von gelernten, erworbenen, bedingten oder konditionierten Reflexen geredet. Angeborene oder unbedingte Reflexe stellen biologisch vorgeformte Reaktionsweisen dar. Sie werden als evolutionäre Anpassung an Lebensbedingungen gedeutet.

Reflexe ermöglichen Lebewesen ein Leben in einer langfristig konstanten Umwelt: durch ein auf derartige Lebensbedingungen eingestelltes automatisches, schematisches oder stereotypes Reagieren, das unter gleich bleibenden Umständen dazu ausreicht, bis zur Geschlechtsreife zu leben und Nachkommen zu zeugen.

Genetisch verankerte und reflektorisch zustande kommende Reaktionsweisen sind dabei quasi evolutionär bewährte Reaktionsweisen. Sie bilden sich nur bei Lebewesen aus, bei denen sie sich im Hinblick auf langfristige konstante Lebensbedingungen als effektiv für das eigene Leben erwiesen haben. Mit angeborenen Reflexen stehen einem Lebewesen Anpassungsleistungen und Überlebensfähigkeiten zur Verfügung, die es nicht selbst erst erlernen muss. Einige Reflexe, die den Körper oder einzelne Organe vor Schädigungen schützen – wie zum Beispiel der Lidschlussreflex – werden daher auch als Schutzreflexe bezeichnet.

Verhaltensbiologen unterscheiden folgende Reflexarten:

  • Unbedingte (unkonditionierte, angeborene) Reflexe: sie sind entweder bereits mit Geburt eines Lebewesens voll ausgebildet oder entwickeln sich im Verlaufe seiner Entwicklung bis zur Geschlechtsreife und dem Wachstumsende (Reifung). Typisch für derartig biologisch angelegte Reaktionsweisen ist es, dass jedes Individuum einer Art identische Reaktionen und Reaktionsabläufe auf gleichartige Reizkonstellationen zeigt, die nur in der jeweiligen Intensität wie Schnelligkeit oder Heftigkeit variieren (können). Ein Beispiel ist der Lidschlussreflex.
  • Bedingte (konditionierte, erworbene) Reflexe: sie sind reflexartige Reaktionsweisen, die nicht angeboren sind, sondern erlernt wurden. Bei dieser Form des Lernens können auch viszerale Reaktionen konditioniert werden. Um die Erforschung dieses Phänomens hat sich besonders der russische Wissenschaftler Iwan Petrowitsch Pawlow (1849–1936) verdient gemacht.
  • Eigenreflexe: bei ihnen findet der auslösende Reiz und die Reflexantwort im selben Organ (meist Muskel) statt. Ein Beispiel für einen Eigenreflex ist der bekannte Knie- oder Patellarsehnenreflex, der mit einem kurzen Schlag knapp unterhalb des Knies auf die Sehne des entspannten Musculus quadriceps femoris ausgelöst werden kann. Durch den Schlag werden Dehnungsrezeptoren im Muskel, die Muskelspindeln, angeregt und über einen im Rückenmark verschalteten Reflexbogen eine Kontraktion des M. quadriceps erreicht, der zu einer kurzdauernden Streckbewegung im Kniegelenk führt. Dieser Reflex dient dazu, das Gleichgewicht zu halten.
  • Fremdreflexe: bei ihnen ist das reizwahrnehmende Organ nicht das Organ, das die Reflexantwort ausführt. Ein Beispiel ist der Kornealreflex: Wenn die Hornhaut des Auges etwa durch einen Luftzug gereizt wird, wird das Augenlid reflektorisch geschlossen. Fremdreflexe sind, im Gegensatz zu Eigenreflexen, habituierbar.
  • Koordinierte Reflexbewegungen: bei ihnen wird auf einen Reiz eine mehr oder weniger große Gruppe von Muskeln aktiviert (eventuell unter Einschluss der Aktivierung weiterer Organe wie Drüsen oder Herz und Darm und Auslösung sonstiger vegetativer Reaktionen). Hierher gehören zum Beispiel der Saugreflex und der Greifreflex des Säuglings, zwei Reflexe, die zudem nach einiger Zeit nicht mehr oder nur unter pathologischen Bedingungen noch oder wieder ausgelöst werden können. Vor allem bestehen aber sämtliche gefühlsmäßigen Reaktionen, also die im allgemeinen kurz, aber immer im Plural so genannten Gefühle in reflektorisch zustande kommenden hochgradig koordinierten Reflexbewegungen, die allerdings wegen genau dieser Komplexität in gewissem Rahmen auch bewusst beeinflussbar oder steuerbar bzw. „beherrschbar“ sind.
  • Frühkindliche oder primitive Reflexe: → Frühkindlicher Reflex.

Charles Sherrington definierte Nozizeptoren als Afferenzen, die zu motorischen Flucht- oder Schutzreflexen beitragen. "Diese Reflexe werden auch als nozifensiv bezeichnet. Ein typischer nozifensiver Reflex ist der Wegziehreflex, mit dem eine Extremität von einem schädigenden Reiz zurückgezogen wird (...). Die an solchen Reflexen beteiligten zentralen Neurone liegen im Rückenmark und Hirnstamm. Die Großhirnrinde ist in der Regel nicht beteiligt, und dementsprechend sind diese Reflexe vom Bewußtsein unabhängig. Der Wegziehreflex funktioniert auch unter Narkose, so lange diese nicht so tief ist, daß sie die neuronale Aktivität im Rückenmark unterdrückt."[1]

Ein Reflex ist eine unwillkürliche, stets gleich verlaufende Antwort eines Organs (z.B. Muskel) auf einen bestimmten Reiz (z.B. Dehnung). Ein Reflex wird immer über das ZNS vermittelt. Anatomische Grundlagen der Reflexe sind Reflexbögen.[2]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. H. O. Handwerker: Einführung in die Pathophysiologie des Schmerzes. Berlin 1999, 12.
  2. Martin Trepel: Neuroanatomie. Struktur und Funktion. 7. Auflage. München 2017, 93.