Amnion

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Das Amnion (griech. amníon 'das zum Lämmchen Gehörende', daher auch Schafshaut genannt) ist die dünne, durchsichtige, gefäßlose innere Eihaut und damit Teil der das Kind enthaltenden Fruchtblase bei Amnioten wie Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Bei ihnen bildet das Chorion (Zottenhaut) die mittlere und die Dezidua (Siebhaut) die äußere Eihaut.

Die Amnionmembran ist die innerste Haut der Fruchtblase, die das Kind während der Schwangerschaft umgibt. Da die Zellen dieser Eihaut Wachstumsfaktoren ausschütten und damit wundheilungsfördernde, aber auch schmerzreduzierende Eigenschaften haben, werden sie in der Medizin häufig bei Hautdefekten eingesetzt. Hierzu wird das Amnion-Gewebe steril aufbereitet und tiefgefroren.[1]

Die Amnionmembran besteht aus einer Epithelschicht, Basalmembran und Stroma und kann in zwei Orientierungen aufgelegt werden. Die Amnion-Seite war dem ungeborenen Kind zugewandt. Ihre Oberfläche ist glatter als die der rauheren Chorion-Seite, welche der äußeren Fruchthülle zugewandt ist.[2]

Die Amnionmembran ist die innere, dem Fötus zugewandte Eihaut der mütterlichen Plazenta. Eine Amnionspende ist eine Lebend-Gewebespende. Voraussetzung sind die Einwilligung der Mutter und eine Kaiserschnittgeburt.[3]
Die Amnionmembran (AM), innerste Schicht der Plazenta, besteht aus einer einlagigen kubischen Epithelschicht und einer Basalmembran (200-300 nm) mit lockerem kollagenen Bindegewebe.[4]

Gewinnung des Amnion

Die Gewinnung der Amnionmembran erfolgt ausschließlich nach Kaiserschnitt. Nach Einwilligung der Spenderin für die Gewebeentnahme sowie anamnestischer Abklärung der Kontraindikationen durch einen Arzt erfolgt die Gewebeentnahme in enger Zusammenarbeit mit der Gynäkologie. Die Amnionmembran wird nach manueller Trennung vom Chorion auf eine Trägerfolie aufgebracht. Die Gewebekonservierung erfolgt durch kryokonservierende Lagerung bei Temperaturen zwischen -75° C und -85° C.[4]

Für die Amnionspende gibt es keine Altersbegrenzung.

Transplantation des Amnion

Aufgrund ihrer hervorragenden, wundheilungsfördernden Eigenschaften kann die Amnionmembran in verschiedenen Gebieten in der Medizin eingesetzt werden. Patienten profitieren von einer schonenden und schnellen Heilungsmethode. Die Amnionmembran wird z. B. in der Augenheilkunde zur Versorgung des Auges bei Verletzungen oder in der Mund-Kiefer-Chirurgie eingesetzt, wo sie auf größere Wunden gelegt werden kann.[3]
Die Amnionmembran (AM) kann als Basalmembranersatz oder als temporäres Transplantat am Auge eingesetzt werden und weist antiinflammatorische und vernarbungshemmende Eigenschaften auf. Die AM enthält Wachstumsfaktoren, die die Wundheilung des okulären Oberflächenepithels unterstützen. In vielen klinischen Situationen, wie akuten Verbrennungen, persistierenden Hornhautepitheldefekten der Cornea und vernarbenden Bindehauterkrankungen kann die Transplantation von AM eine Alternative zur kornealen oder konjunktivalen Rekonstruktion sein. Es gibt jedoch nur wenige randomisierte kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit der AM untersucht haben. Weitere Studien haben gezeigt, dass auf der AM ex vivo epitheliale Vorläuferzellen gewonnen werden können, die zum Tissue Engineering von Geweben der Augenoberfläche eingesetzt werden könnten.[2]

Auge

Typische Indikationen für eine Amnion-Transplantation sind:

  • Hornhaut-Wunden, die von alleine nicht abheilen
  • Verätzungen oder Verbrennungen des Auges (zB durch Feuerwerkskörper)
  • Wunden als Folge schwerer Infektionen mit Viren oder Bakterien, die zu einer Perforation der Hornhaut geführt haben
  • Wunden oder Narben der Bindehaut, die die Hornhaut umgibt

Die Amnion kann Wunden am Auge abdecken oder verschließen, quasi wie ein Pflaster. Leider ist sie nicht klar, trübt also das Sehen. Sie ist aber eine gute Möglichkeit, um überbrückend bis zur Hornhauttransplantation eine Wunde zu verschließen.

Die Amnionmembrantransplantationen (AMT) wird erst seit 1995 bei einem größeren Patientenkollektiv mit vielversprechenden Resultaten durchgeführt.[2]

Die Amnionmembran-Transplantation für das Auge ist sehr jung: Im Jahr 2004 eine Amnionmembran zur Anwendung am Auge in der LIONS-Hornhautbank Saar-Lor-Lux, Trier/Westpfalz präpariert. Im Jahr 2010 wurde der Hornhautbank nach aktueller Gesetzeslage sowohl für die Amnionmembran als auch für die Hornhauttransplantate die sogenannte „Herstellungserlaubnis“ nach § 20b und § 20c des Arzneimittelgesetzes durch das saarländische Gesundheitsministerium erteilt. Durch das Paul-Ehrlich-Institut in Langen erhielt die Hornhautbank im Jahr 2012 für Hornhäute und im August 2015 für Amnionmembranen die Erlaubnis nach § 21a Arzneimittelgesetz, welche eine Abgabe von Transplantaten an andere Kliniken und OP-Zentren erlaubt.[4]

Nach schwer heilenden Zelldefekten und Geschwüren der Augenhornhaut, einem sogenannten Hornhaut-Ulkus, oder nach Verätzung von Hornhaut und Bindehaut ist die Amnionmembran-Transplantation (AMT) ein etabliertes Verfahren bei oberflächlichen Verletzungen des Auges. Sie fördert den Heilungsprozess, dient als mechanischer Schutz und wirkt schmerzlindernd.[1]

Beim Auge lassen sich damit vor allem oberflächliche Verletzungen der Bindehaut oder der Hornhaut gut behandeln. Teile des Amnion werden dabei entweder als schützender Verband aufgelegt oder als Transplantat aufgenäht, das sich nach einigen Wochen selbst auflöst oder auch in den Defekt einwachsen kann.[1]

Verallgemeinert lässt sich sagen, dass die Transplantation der Amnionmembran bei der "Reparatur" von Hornhautverletzungen verwendet wird, aber keine Transplantation der Augenhornhaut ersetzen kann.
Die Amnionmembran ist nicht ganz so durchsichtig wie die Augenhornhaut. Wenn sie großflächig eingesetzt werden muss, beeinträchtigt sie deshalb das Sehen. Manche Betroffene sind daher doch auf eine Hornhauttransplantation angewiesen. Dennoch lohnt sich auch in diesen Fällen die Plazentahauttransplantation im Vorfeld, denn die Hornhaut eines Spenders sollte wegen der höheren Abstoßungsgefahr nicht auf ein entzündetes Auge transplantiert werden. Nach: [5]

Wundversorgung

In der Dermatologie hat sich die Amnionmembrantransplantation (AMT) als Hautersatz, zur Behandlung von Verbrennungen und chronischen Wunden (z. B. diabetischer Fuß) fest etabliert. Durch die AMT werden auch bei langbestehenden Wundheilungsstörungen große Erfolge erzielt.[2]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c Universitäts­klinikum Würzburg: Amnionmembran-Transplantation. https://www.ukw.de/augenklinik/schwerpunkte/hornhaut-und-bindehaut/amnion-transplantation Zugriff 02.02.2023.
  2. a b c d Daniel Meller: Amnionmembrantransplantation am menschlichen Auge. In: Dtsch Arztebl Int 2011; 108(14): 243-8. Nach: https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=83053 Zugriff am 02.02.2023.
  3. a b DGFG: Amnionmembrantransplantate. Nach: https://gewebenetzwerk.de/amnion Zugriff am 02.02.2023.
  4. a b c Augenklinik Saarland: Amnionmembrantransplantation. Nach: https://augenklinik-saarland.de/ueber-uns/kfzh-inkl-lions-hhb/amnionmembran Zugriff am 02.02.2023.
  5. NDR: Amniontransplantation: Wie Plazentahaut kranke Augen heilen kann. (28.11.2022). https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Amniontransplantation-Wie-Plazentahaut-kranke-Augen-heilen-kann,plazenta100.html Zugriff am 02.02.2023.