A/Ethik

Aus Organspende-Wiki
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Gegenüberstellungen

In der Gegenüberstellung von einzelnen Fällen treten Schwächen der aktuell praktizierten Allokation offen zu Tage.

Die nachfolgenden Gegenüberstellungen sind so zu betrachten, als wären alle anderen Parameter der beiden Seiten gleich, der Unterschied besteht somit nur in den hier gegenüberliegenden Beispielen.

Egoist

Ein junger Mann litt hochgradig an Mukoviszidose. Er stand schon seit Monaten bei Eurotransplant auf der Warteliste für eine Lungen-TX. Schließlich musste er wegen der Schwere seiner Erkrankung stationär aufgenommen werden und hoffte mit seiner ganze Familie (Eltern, Geschwister, Ehefrau) auf ein passendes Spenderorgan. Hierbei ergab es sich, dass er den Hirntod starb. Die Frage, ob nun von ihm gesunde Organe für andere Organ-Patienten entnommen werden dürfe, wurde verneint.[Anm. 1]

Ein ähnliches Verhalten erlebten Ärzte in Israel von einem Rabbi. Er wollte zwar für sich ein Organ haben, war aber selbst nicht zur Organspende bereit. Dies führte dazu, dass in Israel ein Spenderegister eingeführt wurde (siehe rechts daneben).

Altruist

Das egoistische Verhalten eines Rabbis (siehe links) führte in Israel zur Einführung eines Spenderegisters: Wer zur Organspende bereit ist, lässt sich in das Spenderegister eintragen. Wenn er selbst ein Organ benötigt, erhält er für jedes Jahr im Spenderegister Bonuspunkte bei der Allokation. Dadurch wird er bei der Zuteilung der Organe gegenüber einem anderen Menschen, der nicht zur Organspende bereit ist, bevorzugt. - Die Einführung eines solchen Spenderegisters würde zwar keine Clubregelung bedeuten, es würde aber den Menschen deutlich machen, dass Organtransplantation eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die jeden Bürger angeht.

Singel

Beim Tod eines Singels trauern Geschwister, Eltern und Freunde. Der gesellschaftliche "Schaden" ist relativ gering.

Eltern unmündiger Kinder

Beim Tod einer Mutter bzw. eines Vaters trauern die Kinder, der Ehepartner, Geschwister, Eltern und Freunde. Die unmündigen Kinder würden als Halbwaisen aufwachsen. Der gesellschaftliche "Schaden" ist relativ groß.

selbst verschuldet

Wer nach Missbrauch von Nikotin (Lunge), Alkohol und Drogen (Leber) sein Organ so sehr geschädigt hat, dass ein Weiterleben nur noch mit TX möglich ist, hat diesen Zustand selbst verschuldet.

unverschuldet

Kindern kann keinesfalls eine Mitschuld an ihrer Erkrankung zugeschrieben werden, ebenso Erwachsenen bei genetischen Erkrankungen (z.B. Zystennieren und Krankheiten wie Mukoviszidose.

Dringlichkeit

Der Kränkeste erhält die höchste Punktzahl. Dadurch werden mitunter Patienten erst kurz vor dem Tod transplantiert - und überleben dann die TX nur um Tage oder Wochen. Damit sterben sie nicht auf der Warteliste von ET stehend. Statistisch betrachtet wurde mit der TX ihr Leben gerettet. Dies verschlechtert aber auch das Comeout der TX im internationalen Vergleich.

Funktionsdauer

Würde stärker darauf geschaut werden, dass keines der wertvollen Organe durch zu spät durchgeführte TX verloren geht, könnte statistisch betrachtet die gleiche Anzahl an Patienten vom Tod auf der Warteliste gerettet werden, es würde sich aber das Comeout der TX dadurch verbessern. In der Gesamtschau würden damit weniger Organe verloren gehen.

Zum gegenwärtigen Stand (Sept. 2020) wird in Deutschland bei der Allokation ein Egoist einem Altruist gleichgestellt,

  • ebenso ein Single einem Elternteil von unmündigen Kindern,
  • ebenso jemand, der selbst verschuldet in diese Lage kam, einem, der unverschuldet in die Lage kam.

Lösungsansatz:

Es wäre vorstellbar, wenn zu den bestehenden Punkten noch den Block "Ethik" mit z.B. insgesamt 100 Punkten hinzugefügt wird. Damit würde ein egoistischer, drogensüchtiger Single kaum Punkte erhalten, eine in Kirche und/oder Gesellschaft sich engagierende, um die eigene Gesundheit bemühte Mutter maximale Punktzahl. Ein sich in Kirche und/oder Gesellschaft engagierender Single mit gesunder Lebensweise läge hingegen im oberen Mittelfeld.

Anhang

Anmerkungen

  1. Hierbei handelt es sich um ein konkretes Beispiel, was von der Grundhaltung kein Einzelfall ist. Dies wird im Vergleich der Umfrageergebnisse und den realen Zahlen der Organspender deutlich: Siehe: Zustimmung#Statistik

Einzelnachweise