Chronik/Tod: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 6: Zeile 6:


=== Scheintod ===
=== Scheintod ===
==== Reanimation durch Mund-zu-Mund-Beatmung ====
Im 18. Jh. wurden erste erfolgreiche Mund-zu-Mund-Beatmungen an Ertrunkenen und Neugeborenen durchgeführt.<ref>
Mark Schöfmann: Untersuchung zum Einfluss der ACD-CPR (Aktive Kompressions-Dekompressions-Reanimation) mit während der Dekompressionsphase Blockiertem Gasfluss (Impedance-Threshold-Device) im Vergleich zur Standarddereanimationstechnik auf die Kurzzeit-Überlebensrate von Patienten im präklinisch aufgetretenem Herzkreislaufstillstand. (Dissertation) Mainz 2007. Im Internet: http://d-nb.info/984309535/34 Zugriff am 10.3.2014.</ref>


==== Reanimation durch elektrische Stromschläge ====
Die erste Reanimation mittels Elektroschock soll von Soho Squires im Jahre 1747 gelungen sein.<ref>http://www2.hs-esslingen.de/~johiller/schrittmacher/prinzip.htm Zugriff am 10.3.2014.</ref>


Im Jahre 1783 reichte [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Wilhelm_Hufeland Christoph Wilhelm Hufeland] (1762-1836) in Göttingen bei Lichtenberg die Dissertation "Den Gebrauch der Elektrizität im Scheintode" ein. <ref name="B">Christa Mörhing: Die Geschichte des Blitzableiters. Doktorarbeit. Berlin 2005. Im Internet: http://e-pub.uni-weimar.de/opus4/files/1374/Dissertation_Moehring.pdf Zugriff am 8.3.2014.</ref>
Die "Transactions of the Royal Humane Society" berichtete im Jahre 1774 über die Reanimation eines Mädchens, das aus dem 1. Stock stürzte und von Ärzten im Krankenhaus für tot gehalten wurde. Elektroschocks habe den Herzschlag wieder hergestellt.<ref name="B">Christa Mörhing: Die Geschichte des Blitzableiters. Doktorarbeit. Berlin 2005. Im Internet: http://e-pub.uni-weimar.de/opus4/files/1374/Dissertation_Moehring.pdf Zugriff am 8.3.2014.</ref> - Der dänische Veterinärmediziner und Arzt Peter Abildgaard "tötete" mit Stromschlägen ein Huhn (ursprünglich sollte es ein Pferd sein, aber die elektrische Spannung reichte dazu nicht aus), stellte alle Anzeichen von Tod fest erweckte sie mit Stromschlägen wieder zum Leben.<ref name="B"></ref> - Dies blieb von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt.
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Luigi_Galvani Luigi Galvani] (1737-1798) entdeckte im Jahre 1780 zufällig, dass vom Frosch abgetrennte Beine zuckten, wenn sie elektrisch gereizt werden. Luigi Galvani verstand die Zusammenhänge nicht. Sein Experiment mit Froschschenkel machte ihn dennoch berühmt, so dass "[http://de.wikipedia.org/wiki/Galvanische_Zelle Galvanische Zellen]" und "[http://de.wikipedia.org/wiki/Galvanismus Galvanismus]" nach ihm benannt wurde.
 
 
 
Im Jahre 1783 reichte [http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Wilhelm_Hufeland Christoph Wilhelm Hufeland] (1762-1836) in Göttingen bei Lichtenberg die Dissertation "Den Gebrauch der Elektrizität im Scheintode" ein. <ref name="B"></ref>


Im Jahre 1792 wurde auf Betreiben von Christoph Hufeland in Weimar das weltweit erste Leichenhaus errichtet. Darin sollten die Scheintoten Zeit haben, ihr innewohnendes Leben zu zeigen, andernfalls verblieben sie bis zu ersten Anzeichen der Verwesung.<ref name="B"></ref>
Im Jahre 1792 wurde auf Betreiben von Christoph Hufeland in Weimar das weltweit erste Leichenhaus errichtet. Darin sollten die Scheintoten Zeit haben, ihr innewohnendes Leben zu zeigen, andernfalls verblieben sie bis zu ersten Anzeichen der Verwesung.<ref name="B"></ref>
Zeile 18: Zeile 29:
* Sie führte auch galvanische Versuche an seinem Kopf und der seiner 19 Kumpanen durch. Dabei stellten auch sie Bewegungen fest.
* Sie führte auch galvanische Versuche an seinem Kopf und der seiner 19 Kumpanen durch. Dabei stellten auch sie Bewegungen fest.


Im Jahre 1808 brachte Johannes Wendt die Ergebnisse seiner Untersuchung in dem Buch "Über Enthauptung im Allgemeinen" heraus, im Jahre 1818 das Buch "Die Hülfe bei Vergiftungen und bei den verschiedenen Arten des Scheintodes".<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wendt_%28Arzt%29 Zugriff am 10.3.2014.</ref> <br>
Im Jahre 1808 brachte Christoph Hufeland ein Scheintotenlexikon heraus. Darin wollte er das gesamte damalige Wissen über Todeszeichen und Reanimation zusammenfassen, um das Begraben von Scheintoten zu verhindern. Statt die Menschen zu beruhigen, hast es die Menschen weiter verunsichert.<ref name="B"></ref>
Im Jahre 1808 brachte Christoph Hufeland ein Scheintotenlexikon heraus. Darin wollte er das gesamte damalige Wissen über Todeszeichen und Reanimation zusammenfassen, um das Begraben von Scheintoten zu verhindern. Statt die Menschen zu beruhigen, hast es die Menschen weiter verunsichert.<ref name="B"></ref>


Im Jahre 1818 erschien ein Roman, der einen Toten durch ein galvanisches Experiment wieder ins Leben zurück holt.<ref name="B"></ref>
Die elektrophysiologischen Experimente an Leichen erweckten den Anschein einer Reanimation. Damit wurde die Differenz zwischen Leben und Tod unsicher. Christa Mörhing schreibt zu dieser Problematik des 19.Jh.:<ref name="B"></ref>
{{Zitat|Wenn die natürlichen Zeichen des Todes ihre Autorität verlieren, wird der Tod der Definitionsmacht der Wissenschaftler unterstellt. Das wirft die Frage auf, ob das Zucken als Zeichen für den Punkt, der Leben und Tod voneinander trennt, im elektrischen Experiment auch den umgekehrten Grenzübergang anzeigen kann.}}
 
==== Scheintod in der Literatur ====
Im Jahre 1818 erschien von Mary Shelley der Roman "Frankenstein", in dem Viktor Frankenstein einen Toten durch ein galvanisches Experiment wieder ins Leben zurück holt.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Frankenstein_%28Roman%29 Zugriff am 10.3.2014.</ref> - Hintergrund soll im Jahre 1816 ein tagelanger Regen am Genfer See gewesen sein, den eine Gruppe Urlauber zwang, in der Villa Diodati zu verbleiben. George Gordon Lord Byron, der von ihm engagierte Arzt John William Polidori sowie Percy Bysshe Shelley, seine künftige Ehefrau Mary Godwin und deren Stiefschwester Claire Clairmont verbrachten ihre  Abende mit Gesprächen über das Prinzip des Lebens und lasen Gespenstergeschichten. Am 16. Juni schlug Lord Byron vor, eine Geistergeschichte zu schreiben und skizzierte die wohl erste Vampirgeschichte in der Literaturgeschichte. John William Polidori griff die Idee auf und veröffentlichte sie zum Ärger Byrons im Jahre 1819 unter dessen Namen.<ref name="B"></ref> <br>
Die Vampirgeschichten sind auch im Zusammenhang von Scheintod zu sehen. In einigen Gedenden wurden Scheintote mit Vampiren in Verbindung gebracht. - Aus diesen Romanen kannte man die Praxis, dem Vampir den Todesstoß dadurch zu geben, dass man ihm einen Holzpflock ins Herz schlug. Um des Todes wirklich sicher zu sein, wurde in Ungarn, Österreich und der Schweiz dem Verstorbenen ein "Herzstich" gegeben. Dabei stieß der Arzt dem Verstorbenen einen Dolch ins Herz, wo er verblieb.<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.</ref>


Nach "Frankenstein" erschienen weitere Romane


Die elektrophysiologischen Experimente an Leichen erweckten den Anschein einer Reanimation. Damit wurde die Differenz zwischen Leben und Tod unsicher. Christa Mörhing schreibt zu dieser Problematik des 19.Jh.:<ref name="B"></ref>
Angst davor lebendig begraben zu werden Taphophobie, hatten verschiedene Personen:<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.
{{Zitat|Wenn die natürlichen Zeichen des Todes ihre Autorität verlieren, wird der Tod der Definitionsmacht der Wissenschaftler unterstellt. Das wirft die Frage auf, ob das Zucken als Zeichen für den Punkt, der Leben und Tod voneinander trennt, im elektrischen Experiment auch den umgekehrten Grenzübergang anzeigen kann.}}
http://de.wikipedia.org/wiki/Taphephobie Zugriff am 10.3.2014.</ref>
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Nestroy Johann Nestroy] (1801-1862) <br>  Er verfügte, dass man ihm nach seinem Tod den "Herzstich" zu geben habe, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Christian_Andersen Hans Christian Andersen] (1805-1875) <br>  Er legte immer einen Zettel neben sein Bett mit dem Hinweis: "Ich bin nur scheintot." Auch verfügte er, dass man ihm nach seinem Tod die Pulsadern aufschneiden solle, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Edgar_Allan_Poe Edgar Allan Poe] (1809-1849)
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Fjodor_Michailowitsch_Dostojewski Fjodor Michailowitsch Dostojewski] (1821-1881) <br>  Er legte regelmäßig Zettel neben sein Bett: "Sollte ich in lethargischen Schlaf fallen, begrabe man mich nicht vor ... Tagen!"<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.</ref>
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_Kempner Friederike Kempner] (1828-1904)
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Nobel Alfred Nobel] (1833-1896)
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schnitzler Arthur Schnitzler (1862-1931) <br>  Er verfügte, dass man ihm nach seinem Tod den "Herzstich" zu geben habe, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.
 
==== Maßnahmen zur Aufdeckung von Scheintod ====
[http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Georg_Kr%C3%BCnitz Johann Georg Krünitz] (1729-1796) begann im Jahre 1773 die [http://de.wikipedia.org/wiki/Oeconomische_Encyclop%C3%A4die Oeconomische Encyclopädie], die erst im Jahre 1858 mit insgesamt rund 169.400 Seiten in 242 Bänden fertig wurde. Darin heißt es:<ref>http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.</ref>
{{Zitat|Was die äußerlichen Reizmittel und die chirurgischen Versuche anbetrifft, die Nasenlöcher durch rauhe Federn, Salze, Salmiak, oder die flache Hand und Fußsohlen mit Stichen zu reizen, und Schultern, Arme oder andere Theile zu schröpfen, so haben diese Hülfsmittel bisweilen scheinbare Todte, so wie glühendes Eisen an der Fußsohle, wieder ins Leben gebracht.}}
In Zweifelsfall sollen Wiederbelebungsmaßnahmen angewandt werden:
{{Zitat|Man spritzt Pfeffer- und Salzauflösung in den Mund. Man bläset, Mund auf Mund gelegt, bei zugedrückter Nase, langsam in die Lunge des anscheinenden Todten Luft herein. Man gibt ihm Klystiere von Kochsalz ungefähr 2 bis 3 Loth desselben in warmen Wasser aufgelöset, oder Tabacksauflösung. Hierher gehören auch die Tabacksrauchklystiere, wenn ein Instrument vorhanden ist.}}


=== Hirntod ===
=== Hirntod ===

Version vom 10. März 2014, 10:55 Uhr

Neurologie TX chirurgisch TX medizinisch Hirntod HTD Tod Pathologie Gewebe Sonstiges

Chronik der Todesfeststellung

Atemstillstand

Herzstillstand

Scheintod

Reanimation durch Mund-zu-Mund-Beatmung

Im 18. Jh. wurden erste erfolgreiche Mund-zu-Mund-Beatmungen an Ertrunkenen und Neugeborenen durchgeführt.[1]

Reanimation durch elektrische Stromschläge

Die erste Reanimation mittels Elektroschock soll von Soho Squires im Jahre 1747 gelungen sein.[2]

Die "Transactions of the Royal Humane Society" berichtete im Jahre 1774 über die Reanimation eines Mädchens, das aus dem 1. Stock stürzte und von Ärzten im Krankenhaus für tot gehalten wurde. Elektroschocks habe den Herzschlag wieder hergestellt.[3] - Der dänische Veterinärmediziner und Arzt Peter Abildgaard "tötete" mit Stromschlägen ein Huhn (ursprünglich sollte es ein Pferd sein, aber die elektrische Spannung reichte dazu nicht aus), stellte alle Anzeichen von Tod fest erweckte sie mit Stromschlägen wieder zum Leben.[3] - Dies blieb von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt.

Luigi Galvani (1737-1798) entdeckte im Jahre 1780 zufällig, dass vom Frosch abgetrennte Beine zuckten, wenn sie elektrisch gereizt werden. Luigi Galvani verstand die Zusammenhänge nicht. Sein Experiment mit Froschschenkel machte ihn dennoch berühmt, so dass "Galvanische Zellen" und "Galvanismus" nach ihm benannt wurde.


Im Jahre 1783 reichte Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) in Göttingen bei Lichtenberg die Dissertation "Den Gebrauch der Elektrizität im Scheintode" ein. [3]

Im Jahre 1792 wurde auf Betreiben von Christoph Hufeland in Weimar das weltweit erste Leichenhaus errichtet. Darin sollten die Scheintoten Zeit haben, ihr innewohnendes Leben zu zeigen, andernfalls verblieben sie bis zu ersten Anzeichen der Verwesung.[3]

Giovanni Aldini (1762-1834), ein Neffe Galvanis, wollte beweisen, dass das Experiment mit den Froschschenkel nur auf den Kontakt zweier verschiedener Metalle zurück zu führen sei. Hierzu führte er vor den Augen des "Royal Surgical College" am 17.1.1803 in London am soeben gehängten Mörder Thomas Forster galvanische Versuche durch. Der Leichnam regte sich. Aldini wurde hierauf verspottet.[3]

Am 25.3.1803 wurde Martin von Troers in Breslau enthauptet. Für galvanische Versuche erhielt der Arzt Johann Wendt den abgeschlagenen Kopf und will noch mehrere Minuten nach der Enthauptung Lebenszeichen gefunden haben.[3] - Am 21.11.1803 wurde Johannes Bückler (1779-1803), bekannt als "Schinnerhannes" oder "Schinderhannes", in Mainz enthauptet. Mitglieder der "Medizinischen Privatgesellschaft zu Mainz" testeten auf zweierlei Weise noch evtl. vorhandenes Leben:[3]

  • Einer nahm gleich nach der Enthauptung den Kopf und sah ihm in die Augen, während der andere ihm abwechselnd rechts und links in die Ohren schrie: "Hörst du mich?"
  • Sie führte auch galvanische Versuche an seinem Kopf und der seiner 19 Kumpanen durch. Dabei stellten auch sie Bewegungen fest.

Im Jahre 1808 brachte Johannes Wendt die Ergebnisse seiner Untersuchung in dem Buch "Über Enthauptung im Allgemeinen" heraus, im Jahre 1818 das Buch "Die Hülfe bei Vergiftungen und bei den verschiedenen Arten des Scheintodes".[4]
Im Jahre 1808 brachte Christoph Hufeland ein Scheintotenlexikon heraus. Darin wollte er das gesamte damalige Wissen über Todeszeichen und Reanimation zusammenfassen, um das Begraben von Scheintoten zu verhindern. Statt die Menschen zu beruhigen, hast es die Menschen weiter verunsichert.[3]

Die elektrophysiologischen Experimente an Leichen erweckten den Anschein einer Reanimation. Damit wurde die Differenz zwischen Leben und Tod unsicher. Christa Mörhing schreibt zu dieser Problematik des 19.Jh.:[3]

Wenn die natürlichen Zeichen des Todes ihre Autorität verlieren, wird der Tod der Definitionsmacht der Wissenschaftler unterstellt. Das wirft die Frage auf, ob das Zucken als Zeichen für den Punkt, der Leben und Tod voneinander trennt, im elektrischen Experiment auch den umgekehrten Grenzübergang anzeigen kann.

Scheintod in der Literatur

Im Jahre 1818 erschien von Mary Shelley der Roman "Frankenstein", in dem Viktor Frankenstein einen Toten durch ein galvanisches Experiment wieder ins Leben zurück holt.[5] - Hintergrund soll im Jahre 1816 ein tagelanger Regen am Genfer See gewesen sein, den eine Gruppe Urlauber zwang, in der Villa Diodati zu verbleiben. George Gordon Lord Byron, der von ihm engagierte Arzt John William Polidori sowie Percy Bysshe Shelley, seine künftige Ehefrau Mary Godwin und deren Stiefschwester Claire Clairmont verbrachten ihre Abende mit Gesprächen über das Prinzip des Lebens und lasen Gespenstergeschichten. Am 16. Juni schlug Lord Byron vor, eine Geistergeschichte zu schreiben und skizzierte die wohl erste Vampirgeschichte in der Literaturgeschichte. John William Polidori griff die Idee auf und veröffentlichte sie zum Ärger Byrons im Jahre 1819 unter dessen Namen.[3]
Die Vampirgeschichten sind auch im Zusammenhang von Scheintod zu sehen. In einigen Gedenden wurden Scheintote mit Vampiren in Verbindung gebracht. - Aus diesen Romanen kannte man die Praxis, dem Vampir den Todesstoß dadurch zu geben, dass man ihm einen Holzpflock ins Herz schlug. Um des Todes wirklich sicher zu sein, wurde in Ungarn, Österreich und der Schweiz dem Verstorbenen ein "Herzstich" gegeben. Dabei stieß der Arzt dem Verstorbenen einen Dolch ins Herz, wo er verblieb.[6]

Nach "Frankenstein" erschienen weitere Romane

Angst davor lebendig begraben zu werden Taphophobie, hatten verschiedene Personen:[7]

  • Johann Nestroy (1801-1862)
    Er verfügte, dass man ihm nach seinem Tod den "Herzstich" zu geben habe, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.
  • Hans Christian Andersen (1805-1875)
    Er legte immer einen Zettel neben sein Bett mit dem Hinweis: "Ich bin nur scheintot." Auch verfügte er, dass man ihm nach seinem Tod die Pulsadern aufschneiden solle, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.
  • Edgar Allan Poe (1809-1849)
  • Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881)
    Er legte regelmäßig Zettel neben sein Bett: "Sollte ich in lethargischen Schlaf fallen, begrabe man mich nicht vor ... Tagen!"[8]
  • Friederike Kempner (1828-1904)
  • Alfred Nobel (1833-1896)
  • [http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Schnitzler Arthur Schnitzler (1862-1931)
    Er verfügte, dass man ihm nach seinem Tod den "Herzstich" zu geben habe, um sicher zu stellen, dass er wirklich tot ist.

Maßnahmen zur Aufdeckung von Scheintod

Johann Georg Krünitz (1729-1796) begann im Jahre 1773 die Oeconomische Encyclopädie, die erst im Jahre 1858 mit insgesamt rund 169.400 Seiten in 242 Bänden fertig wurde. Darin heißt es:[9]

Was die äußerlichen Reizmittel und die chirurgischen Versuche anbetrifft, die Nasenlöcher durch rauhe Federn, Salze, Salmiak, oder die flache Hand und Fußsohlen mit Stichen zu reizen, und Schultern, Arme oder andere Theile zu schröpfen, so haben diese Hülfsmittel bisweilen scheinbare Todte, so wie glühendes Eisen an der Fußsohle, wieder ins Leben gebracht.

In Zweifelsfall sollen Wiederbelebungsmaßnahmen angewandt werden:

Man spritzt Pfeffer- und Salzauflösung in den Mund. Man bläset, Mund auf Mund gelegt, bei zugedrückter Nase, langsam in die Lunge des anscheinenden Todten Luft herein. Man gibt ihm Klystiere von Kochsalz ungefähr 2 bis 3 Loth desselben in warmen Wasser aufgelöset, oder Tabacksauflösung. Hierher gehören auch die Tabacksrauchklystiere, wenn ein Instrument vorhanden ist.

Hirntod

Michaela Keller schreibt in ihrem Artikel "Der 'Hirnntod' und das informierte Gewissen": "Nach der Einführung der künstlichen Beatmung suchten die Mediziner 1963 nach Kriterien für den Behandlungsabbruch eines beatmeten Komapatienten. Spätestens durch die Herztransplantationen ergab sich 1968 die "Notwendigkeit" einer neuen Todesdefinition, da man Organe von Leichen nicht mehr verpflanzen kann."[10]

Heutige Todesfeststellung

Unsichere Todeszeichen

Tote haben diese unsichere Todeszeichen, aber auch lebende Menschen [Anm. 1] können diese unsichere Todeszeichen aufweisen. Daher nennt man sie "unsichere Todeszeichen":

Sichere Todeszeichen

Die sicheren Todeszeichen nach Pschyrembel (P)[11] und Wikipedia (W)[12]:

P W sicheres Todeszeichen feststellbar
Hirntod[Anm. 9] diagnostizierbar
P W Totenflecke[Anm. 10] nach 20-60 Minuten
P W Totenstarre[Anm. 11] nach 1 bis 2 Stunden
W mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung[Anm. 12] sofort
P W Zersetzung (Wikipedia), Fäulnis (Pschyrembel)[Anm. 13] nach Tagen
W Fettwachsbildung[Anm. 14] nach 4 bis 6 Wochen
W Mumifizierung[Anm. 15] ?

Der Hirntod wird durch die Hirntoddiagnostik festgestellt.

Anhang

Allgemeine Quellen

Anmerkungen

  1. Menschen, die wieder dem normalen Leben zugeführt werden können.
  2. Ein Atemstillstand kann mehrere Sekunden bis wenigen Minuten dauern, aus denen der Mensch von selbst wieder herauskommt. Ein Beispiel hierfür ist die Schlafapnoe. - Durch verschiedene äußere Einwirkungen kann es zu einem Atemstillstand kommen, aus dem man den Betroffenen durch Reanimation herausholen und der Eigenatmung zuführen kann.
  3. Ein festgestellter Herzstillstand kann verschiedene Ursachen haben:
    • Der Blutdruck ist zu schwach.
    • Es liegt Herzkammerflimmern vor.
    • Es liegt Herzstillstand vor.
    Durch Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation) kann man den Menschen u.U. wieder ins Leben zurückholen.
  4. Bewusstlosigkeit ist ein Zustand, aus dem man den Bewusstlosen durch äußere Reize (z.B. Schmerzreize) oder Reanimation herausholen kann.
  5. Aus der Unterkühlung kann man u.U. einen Menschen reanimieren. Als extremste erfolgreich reanimierte Unterkühlung ist Anna Bagenholm belegt, die im Jahre 1999 nach einem Unfall mit einer Körpertemperatur von 13,7°C aufgefunden wurde. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypothermie Zugriff am 28.2.2014.
  6. Hautblässe kann ein Symptom sein, das bereits bei vollem Bewusstsein angetroffen werden kann.
  7. Bestimmte Erkrankungen der Augen können zu einer ähnlichen Hornhauttrübung führen.
  8. Locked-in-Syndrom ist der Fachbegriff für komplette Lähmung aller Muskeln. Hirnstammreflexe sind dabei noch nachweisbar. - Bestimmte Vergiftungen können zur kompletten Lähmung aller Muskeln und der Hirnstammreflexe führen. Aus diesem Zustand kann man u.U. reanimieren.
  9. Der Hirntod ist weder im Pschyrembel noch bei Wikipedia unter den Todeszeichen genannt. Der Grund dürfte darin liegen, dass der Hirntod keine "Todeszeichen" besitzt, sondern der Hirntod durch die Hirntoddiagnostik festgestellt werden muss. - Dass der Hirntod der Tod des Menschen ist, wird in mehreren Quellen betont:
    • Pschyrembel
      Auf Seite 701 heißt es zum Hirntod: "Tod des Individuums durch Organtod des Gehirns; irreversibler Ausfall aller Hirnfunktionen bei evtl. noch aufrechterhaltener Kreislauffunktion u. Atmung."
    • Wikipedia
      Auf der Seite Hirntod heißt es: "Der Hirntod ist eine in der Medizin verwendete Todesdefinition, die 1968 im Zusammenhang mit der Entwicklung der Intensiv- und Transplantationsmedizin eingeführt wurde. Der Begriff bezeichnet das irreversible Ende aller Hirnfunktionen aufgrund von weiträumig abgestorbenen Nervenzellen. Der Hirntod wird als sicheres inneres Todeszeichen angesehen und in Deutschland nach den vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer gemäß den Anforderungen des Transplantationsgesetzes festgelegten Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes diagnostiziert. Nach abgeschlossener Hirntoddiagnostik und festgestelltem Hirntod wird ein Totenschein für den intensivmedizinisch behandelten Patienten ausgestellt. Als Todeszeit wird die Uhrzeit registriert, zu der die Diagnose und Dokumentation des Hirntodes abgeschlossen sind." (Zugriff am 1.3.2014)
    • BÄK
      In der "Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes" (1997) heißt es in der Einleitung: "Mit dem Hirntod ist naturwissenschaftlich-medizinisch der Tod des Menschen festgestellt. Wird vom Arzt ein äußeres sicheres Zeichen des Todes festgestellt, so ist damit auch der Hirntod nachgewiesen."
    • Evangelische und katholische Kirche
      In "Organtransplantationen. Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD" (1990) heißt es über den Hirntod:
      "Der Hirntod ist heute in fast allen Ländern als das maßgebliche Merkmal für den Tod des Menschen anerkannt." (Seite 11)
      "Der Hirntod bedeutet ebenso wie der Herztod den Tod des Menschen. Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt." (Seite 10f)
      "Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden." (Seite 11)
  10. Totenflecke sind blauviolette Verfärbungen der Haut an den unteren Körperpartien. Die Schwerkraft führt zu diesem Absinken des Blutes innerhalb des Leichnams.
  11. Stunden nach dem Tod erstarrt die Muskulatur. Bei ca. 20°C (bei Wärme schneller, bei Kälte langsamer) ist sie nach 1 bis 2 Stunden an den Augenlidern und Kaumuskeln feststellbar, nach 2 bis 4 Stunden an den kleinen Gelenken, setzt sich über Hals und Nacken körperabwärts fort und ist nach 6 bis 12 Stunden voll ausgeprägt. 24 bis 48 Stunden nach Eintritt des Todes beginnt sich die Totenstarre durch beginnende Selbstauflösung (Autolyse) wieder zu lösen und setzt danach nicht wieder ein.
  12. Eine "mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung" ist gegeben, wenn der Kopf vom Körper getrennt oder der Oberkörper durchtrennt ist. Auch Verkohlung des Körpers gehört hier dazu.
  13. Mit der Zersetzung beginnen bei Wikipedia die "späten Veränderungen" der sicheren Todeszeichen. Sie wird unterschieden zwischen:
    • chemische Verwesung (durch Bakterien und Pilze)
    • bakterielle Fäulnis (durch Sauerstoffmangel ausgelöste Zersetzung)
    • Selbstauflösung (Autolyse durch körpereigene Enzyme)
  14. Die Fettwachsbildung kann in nasser (Wasserleiche) oder sehr feuchter Umgebung 4 bis 6 Wochen nach Eintritt des Todes auftreten. Für die Bildung von Fettwachs ist Luftabschluss notwendig.
  15. In trockener Umgebung erfolgt durch den Wassermangel eine Mumifizierung des Leichnams.

Einzelnachweise

  1. Mark Schöfmann: Untersuchung zum Einfluss der ACD-CPR (Aktive Kompressions-Dekompressions-Reanimation) mit während der Dekompressionsphase Blockiertem Gasfluss (Impedance-Threshold-Device) im Vergleich zur Standarddereanimationstechnik auf die Kurzzeit-Überlebensrate von Patienten im präklinisch aufgetretenem Herzkreislaufstillstand. (Dissertation) Mainz 2007. Im Internet: http://d-nb.info/984309535/34 Zugriff am 10.3.2014.
  2. http://www2.hs-esslingen.de/~johiller/schrittmacher/prinzip.htm Zugriff am 10.3.2014.
  3. a b c d e f g h i j Christa Mörhing: Die Geschichte des Blitzableiters. Doktorarbeit. Berlin 2005. Im Internet: http://e-pub.uni-weimar.de/opus4/files/1374/Dissertation_Moehring.pdf Zugriff am 8.3.2014.
  4. http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wendt_%28Arzt%29 Zugriff am 10.3.2014.
  5. http://de.wikipedia.org/wiki/Frankenstein_%28Roman%29 Zugriff am 10.3.2014.
  6. http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.
  7. http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014. http://de.wikipedia.org/wiki/Taphephobie Zugriff am 10.3.2014.
  8. http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.
  9. http://de.wikipedia.org/wiki/Scheintod Zugriff am 10.3.2014.
  10. http://kath.net/news/25261 Zugriff am 22.2.2014.
  11. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 1666.
  12. http://de.wikipedia.org/wiki/Todeszeichen Zugriff am 28.2.2014.