Aussagen über den Menschen: Unterschied zwischen den Versionen
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"Eine objektive Analyse eines Lebewesens kann nur biologisch verfahren, indem sie auch die seelischen und geistigen Lebenserscheinungen als Tatsache in Bezug auf andere Tatsachen untersucht."<ref>Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 15.</ref> | "Eine objektive Analyse eines Lebewesens kann nur biologisch verfahren, indem sie auch die seelischen und geistigen Lebenserscheinungen als Tatsache in Bezug auf andere Tatsachen untersucht."<ref>Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 15.</ref> | ||
Bereits 1937 forderte Konrad Lorenz in seinem Artikel "Über die Bildung des Instinktbegriffs" eine neue Tierpsychologie. Weitere ähnliche Artikel von Konrad Lorenz folgten (Über den Begriff der Instinkthandlung (1937), Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung (1943), Psychologie und Stammesgeschichte (1943), Über das Töten von Artgenossen (1955)). Damit räumte Konrad Lorenz mit den alten Meinungen von Spencer, Lloyd und Morgan auf, dass der Instinkt die ontogenetische und phylogenetische Vorstufe der höheren geistigen Leistungen sei. Wenn ein Frosch zunächst mit seinen Augen eine Fliege fixiert und dann mit kleinen Schritten seinen ganzen Körper auf diese Fliege einstellt, bevor er zuschnappt, vollzieht er eine Orientierungsreaktion (Taxis). Wenn ein Fisch mit seinen Augen eine Mückenlarve fixiert und ansteuert, gleichzeitig aber einer dazuwischenliegenden Wasserpflanze ausweicht, löst er damit ein Raumproblem. Wenn der Schleimfisch Blennius auf seiner Flucht mit einem Auge den Feind im Blick behält, während er mit dem anderen Auge nach einem Schlupfwinkel sucht, so ist dies eine kognitive Leistung, zu der der Mensch nicht fähig ist. "Es besteht so ein fließender Übergang von den einfachen Orientierungsmechanismen zum einsichtigen Verhalten und zur Intelligenz."<ref>Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 24.</ref> | |||
Version vom 13. Februar 2019, 10:25 Uhr
Arnold Gehlen
Der Mensch
Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971.
"Das von nachdenkenden Menschen empfundene Bedürfnis nach einer Deutung des eigenen menschlichen Daseins ist kein bloß theoretisches Bedürfnis. Je nach den Entscheidungen, die eine solche Deutung enthält, werden Aufgaben sichtbar oder verdeckt. Ob sich der Mensch als Geschöpf Gottes versteht oder als arrivierten Affen, wird einen deutlichen Unterschied in seinem Verhalten zu wirklichen Tatsachen ausmachen; man wird in beiden Fällen auch in sich sehr verschiedene Befehle hören."[1]
"Die erster leitet den Menschen von Gott, die andere vom Tier ab. Aber die erste ist keine wissenschaftliche, und die zweite, wie wir sehen werden, gerade wissenschaftlich zweideutig."[2]
"Der Hauptgrund ist der: man bringt das 'Äußere' und das 'Innere' nicht zusammen. Morphologie und Psychologie, Leib und Seele bleiben für jede bisherige Betrachtung doch fremde Welten. Auch die allgemeine Behauptung: der Mensch ist eine Leib-Seele-Geist-Einheit muss abstrakt bleiben; ist ist zwar richtig, aber sie ist logisch nur verneinend: die Ablehnung des abstrakten Dualismus ist darin ausgesprochen. Über die positive Seite ist dagegen nichts gesagt. Diese Formel bleibt wie jede Ganzheitsformel abstrakt, sozusagen zu wahr, um richtig zu sein, und kann auf die nächste konkrete Frage von sich aus nichts antworten."[3]
"Ein weiterer Grund für das Misslingen anthropologischer Gesamttheorien ist folgender:: in eine solche Wissenschaft müßten mehrere Einzelwissenschaften eingehen: die Biologie, die Psychologie, die Erkenntnislehre, die Sprachwissenschaft, die Physiologie, die Soziologie usw. ... Es müssen sozusagen die Grenzen zwischen diesen Wissenschaften niedergerissen werden, aber in einer produktiven Weise."[4]
"Eine objektive Analyse eines Lebewesens kann nur biologisch verfahren, indem sie auch die seelischen und geistigen Lebenserscheinungen als Tatsache in Bezug auf andere Tatsachen untersucht."[5]
Bereits 1937 forderte Konrad Lorenz in seinem Artikel "Über die Bildung des Instinktbegriffs" eine neue Tierpsychologie. Weitere ähnliche Artikel von Konrad Lorenz folgten (Über den Begriff der Instinkthandlung (1937), Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung (1943), Psychologie und Stammesgeschichte (1943), Über das Töten von Artgenossen (1955)). Damit räumte Konrad Lorenz mit den alten Meinungen von Spencer, Lloyd und Morgan auf, dass der Instinkt die ontogenetische und phylogenetische Vorstufe der höheren geistigen Leistungen sei. Wenn ein Frosch zunächst mit seinen Augen eine Fliege fixiert und dann mit kleinen Schritten seinen ganzen Körper auf diese Fliege einstellt, bevor er zuschnappt, vollzieht er eine Orientierungsreaktion (Taxis). Wenn ein Fisch mit seinen Augen eine Mückenlarve fixiert und ansteuert, gleichzeitig aber einer dazuwischenliegenden Wasserpflanze ausweicht, löst er damit ein Raumproblem. Wenn der Schleimfisch Blennius auf seiner Flucht mit einem Auge den Feind im Blick behält, während er mit dem anderen Auge nach einem Schlupfwinkel sucht, so ist dies eine kognitive Leistung, zu der der Mensch nicht fähig ist. "Es besteht so ein fließender Übergang von den einfachen Orientierungsmechanismen zum einsichtigen Verhalten und zur Intelligenz."[6]
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 9.
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 10.
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 12.
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 12.
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 15.
- ↑ Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 9. Auflage. Frankfurt 1971, 24.