Querschnittslähmung

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Einteilung nach Unterharnscheidt

Querschnittssyndrome werden nach vollständiger und unvollständiger Durchtrennung des Rückenmarks unterschieden sowie meist nach der Höhe der geweblichen Läsionen eingeteilt:[1]

  • Obers Halsmark (C1-C4)
    Bei hoher oder oberer traumatischer Halsmarkschädigung werden die motorischen Nerven des N. phrenicus (C3-C5) ausgeschaltet oder ihre zerebrale Verbindung unterbrochen. Damit fällt die Innervation der für die Atmung sehr wichtigen Mm. intercostales und des Zerchfells aus. Die anderen Muskeln, unter ihnen besonders die Mm. sternocleidomastoidei, reichen für die Atmungsfunktionen nicht aus, so daß sofortiger Tod eintritt, wenn keine maschinelle Beatmung erfolgt. Diese Kranken sind deshalb quoad vitam außerordentlich gefährdet. Funktionsfähig bleibt lediglich die Muskulatur, die vom N. facialis und N. accessorius innerviert wird. Jegliche Willkürbewegungen an den oberen Extremitäten fehlen.
  • Mittleres und unteres Halsmark (C5-C8)
    Bei mittleren und unteren traumatischen Halsmarkschädigungen mit einem vollständigen Querschnittssyndrom ist wegen des Ausfalles aller Mm. intercostales die Atmung erheblich eingeschränkt, weil die noch intakte Zwerchfellmotilität nicht vollständig ausreicht. Die motorische Innervatin des Schultergürtels und der Arme erfolgt vorwiegend durch die motorischen Motoneurone dieser Region. Bei Zerstörung des Segmentes C5 sind die von ihnen versorgten Muskeln, vor allem der M. biceps brachhii (C5-C6) schlaff gelähmt. Die von infraläsionell gelegenen Segmenten versorgten Oberarmstrecker, besonders der M. triceps brachii (C6-C8) zeigen nach Aufhören des spinalen Schocks spastische Lähmungen. Während der Picepsreflex nicht mehr auslösbar ist, ist der Trizepsreflex gesteigert. Bei Zerstörung des Segmentes C7 ist der M. triceps brachii schlaff gelähmt, der M. biceps brachii zeigt dagegen keine Störung der Funktion. Während der Bicepsrelex noch auslösbar ist, ist der Tricepsreflex erloschen. ... Ein Horner-Symptomenkomplex tritt bei geweblichen Läsionen im Bereich des Centrum ciliospinale (C8-Th1) auf; er kann jedoch auch bei supranukleär gelegenen Läsionen angetroffen werden. Blasen- und Sexualfunktonen, Gefäßkontrolle und Wärmeregulation sind ausgefallen.
  • Oberes Brustmark (Th1-Th5)
    Bei oberen traumatischen Brustmarklsionen mit einem vollständigen Querschnittssysndrom treten mehr oder minder vollständige Lähmungen der Interkostalmuskularur auf. Bei Verletzungen unterhalb von Th1 liegt eine Beteiligung der oberen Extremitäten nicht mehr vor. Je kaudaler der traumatische Schaden in Brustmark liegt, desto mehr normalisiert sich die Atmung.
  • Mittleres und unteres Brustmark (Th6-Th12)

"Allgemein kann gesagt werden, daß eine vollständige Dauerlähmung erwartet werden muß, wenn nicht innerhalb der ersten 24-48 h nach der Verletzung deutlich erkennbare Rückbildungserscheinungen erkennbar werden. Es kann jedoch auch zu wesentlich späteren Zeitpunkten zu teilweisen Rückbildungen in funktionell bedeutsamem Maße kommen".[2]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. F. Unterharnscheidt: Traumatologie von Hirn und Rückenmark. Traumatische Schäden von Rückenmark und Wirbelsäule (forensische Pathologie). In: Wilhelm Doerr, Erwin Uehlinger (Hg.): Spezielle pathologische Anatomie. Band 13. Pathologie des Nervensystems VII. Berlin 1992, 448f.
  2. F. Unterharnscheidt: Traumatologie von Hirn und Rückenmark. Traumatische Schäden von Rückenmark und Wirbelsäule (forensische Pathologie). In: Wilhelm Doerr, Erwin Uehlinger (Hg.): Spezielle pathologische Anatomie. Band 13. Pathologie des Nervensystems VII. Berlin 1992, 448.