Kosten

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Kosten der Immunsuppressiva

Zahlen in der Öffentlichkeit

Gabriele Goettle veröffentlichte am 26.9.2011 den Artikel "Guter Schnitt. Anmerkungen zur Organtransplantation". Darin heißt es:[1]

Es gibt eine Statistik, was der Konsum dieser Mittel kostet, und das liegt bei 1 Milliarde 600 Millionen im Jahr. Das ist das eigentliche, das riesige Geschäft, das aus der Transplantationsmedizin gespeist wird.

Seither geistern diese 1,6 Mrd. Euro auf verschiedenen Seiten durch das Internet.[2]

Im Internet gibt es eine "Niederschrift eines Vortrags" von Walter Ramm mit dem Titel "Hirntod und Organtransplantation", veröffentlicht in der "Schriftenreihe der Aktion Leben e.V." I. Auflage 2001, Nr. 12. Darin heißt es auf Seite 15:[3]

Eine Schweizer Pharmafirma, die mit einem Medikament zur Unterdrückung der Abstoßreaktion jährlich 1,4 Milliarden Umsatz macht, veranstaltet PR-Maßnahmen, um die Bereitschaft des Personals zu steigern.

Seither wird im Internet auch auf diese Zahl verwiesen.[4]

Prof. Günther Kirste soll mal eine Zahl von in Deutschland lebenden Transplantierten gesagt haben: "In Deutschland leben mehr als 50.000 Menschen mit einem transplantierten Organ, die nur deshalb leben, weil sie ein transplantiertes Organ haben."[5]

Gesetzt den Fall, dass diese Zahl richtig ist, so ergäben sich bei einem jährlichen Gesamtvolumen von 1,6 Mrd. Euro pro Transplantierten rund 32.000 Euro. - Dann hätten aber andere Patienten, wie die mit Autoimmunerkrankungen oder autoimmunen Entzündungsreaktionen noch kein Immunsuppressivum. Diese gilt es noch herauszurechnen, wenn man die Kosten der Immunsuppressiva für Transplantierte ermitteln will.

Patente

Angemeldete Patente haben meist einen Schutz von 25 Jahren. Bei Medikamenten gilt das Patent nicht ab Einführung des Medikaments, sondern ab Anmeldung des Wirkstoffes. Von dieser Patentanmeldung bis zur Zulassung des Medikament vergehen meist über 15 Jahre. Damit hat das eingeführte Medikament einen wirksamen Patentschutz von knapp 10 Jahren. Danach darf jeder Pharmaproduzent diesen Wirkstoff selbst herstellen und frei vermarkten. Damit fällt der Preis für dieses Medikament nach Ablauf des Patentschutzes. In diesen knappen 10 Jahren muss der Hersteller des Medikaments die bis zur Zulassung des Medikaments entstandenen Kosten durch den Verkauf des Medikaments erwirtschaftet haben. Danach gibt es durch den Konkurrenzdruck keinen nennenswerten Gewinn.

Der chronologische Ablauf eines Medikaments im einfachen Schema:

Beschreibung des Schrittes Dauer
Erforschung eines neuen Wirkstoffes Jahre, Jahrzehnte[Anm. 1]
Anmeldung zum Patent Wochen, Monate
Erforschen der Wirksamkeit in Tierversuchen Jahre
Erforschen der Wirksamkeit in Studien Jahre
Markteinführung des Medikaments Wochen, Monate
Verkauf des Medikaments mit Patentschutz ca. 10 Jahre
Verkauf des Medikaments ohne Patentschutz Jahre, Jahrzehnte
Medikament wird vom Markt genommen

Die für den Hersteller eines Medikaments entstandenen Kosten setzen sich hauptsächlich zusammen aus:

  1. Erforschung des Wirkstoffes
    Die Erforschung eines neuen Wirkstoffes erfordert oft jahrelange Arbeit. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Wege:
    a) Man versucht die Reaktionen und chemischen Abläufe des menschlichen Körpers zu verstehen.
    b) Man arbeitet mit Versuch und Irrtum (trial and error) und hofft so, nach vielen Irrtümern eine Lösung zu finden.
  2. Durchführung von Tierversuchen
    Die Wirksamkeit des Wirkstoff muss in Tierversuchen nachgewiesen werden. Dabei ist auch darauf zu achten, ob ungewollte Nebenwirkungen festzustellen sind, wie z.B. Missbildungen, so bei Thalidomid.
  3. Durchführung von Studien
    Nachdem die Wirksamkeit des neuen Wirkstoffes an Tieren nachgewiesen wurde, geht es in Studien an den Nachweis der Wirksamkeit des Wirkstoffes an Menschen. Hierzu müssen Studien durchgeführt werden, die meist mehrere Jahre dauern. - In diesen Studien wird nicht nur die Wirksamkeit des Medikaments in den Blick genommen, sondern auch evtl. Nebenwirkungen. Es soll nicht wieder vorkommen, dass Nebenwirkungen eines Wirkstoffes, wie bei Thalidomid, zu nicht wahrgenommenen bzw. unterdrückten Nebenwirkungen führen. Bei Thalidomid führte es in den 60er-Jahren letztlich zum Contergan-Skandal.[Anm. 2]

Es ist daher durchaus legitim und gerechtfertigt, wenn Hersteller in den meist knapp 10 Jahren, in denen ein Medikament mit neuem Wirkstoff mit Patentschutz auf dem Markt ist, versucht seine Ausgaben wieder herein zu holen. Nach Ablauf des Patentschutzes gibt es keinen nennenswerten Gewinn, da die Konkurrenz mit Dumpingpreisen vergleichbare Präparate unter anderem Namen auf den Markt bringt.

Gruppen mit Immunsuppressiva

Anhang

Anmerkungen

  1. So wird seit Jahrzehnten an einem absolut zuverlässigen Wirkstoff gegen HIV und Krebs geforscht. Der große Durchbruch ist dabei noch nicht gemacht. - Gleiches gilt für andere meist tödlich verlaufende Erkrankungen, wie z.B.: Fibrose, ALS oder die gefürchtete Multiple Sklerose. Dazu kommen noch weitere seltene Krankheiten, gegen die es bis heute kein Medikament gibt, oft deswegen, weil wegen der Seltenheit der Erkrankung kein wirtschaftliches Interesse zur Erforschung eines Medikaments gibt.
  2. Dezember 1960 wurde erstmals auf die Schäden von Thalidomid öffentlich hingewiesen. Es folgten zahlreiche weitere Meldungen. November 1961 wurde Contergan vom deutschen Markt genommen. Bis dahin gab es allein in Deutschland rund 4.000 Contergan-Kinder. Von denen ist rund die Hälfte bereits verstorben. Nicht eingerechnet sind die zahlreichen durch Thalidomid verursachten Tot- und Fehlgeburten.
    Der Strafprozess gegen den Hersteller wurde 1968 eröffnet. Am 10. April 1970 schlossen die Eltern der Geschädigten mit dem Hersteller einen Vergleich. Dazu gehörte ein weiterer Klageverzicht und ein Entschädigungsbetrag von 100 Millionen Deutsche Mark, den der Hersteller in die Stiftung „Hilfswerk für behinderte Kinder“, später umbenannt in Conterganstiftung, einzahlte. Am 283. Verhandlungstag, dem 18. Dezember 1970, wurde das Strafverfahren wegen geringfügiger Schuld der Angeklagten und mangelnden öffentlichen Interesses an der Strafverfolgung nach § 153 StPO eingestellt. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Contergan-Skandal Zugriff am 17.12.2014.

Einzelnachweise