James Hardy

Aus Organspende-Wiki
Version vom 19. September 2020, 08:31 Uhr von Klaus (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die 1. Herz-TX

Die erste Herz-TX führte James Hardy am 24.01.1964 durch. Er nahm dabei das Herz eines Schimpansen und setzte es in den 68-jährigen Boyd Rush ein. "Aus moralischen Gründen unterblieb damals die Organentnahme bei einem irreversibel hirnverletzten Organspender und das Herz eines Schimpansen wurde implantiert. Nach Beendigung der extrakorporalen Zirkulation konnte jedoch kein ausreichender Kreislauf erzielt werden."[1]

Norm Barber gibt an, dass das Herz eines Schimpansen auf ein Kind übertragen wurde. "Das Krankenhaus erlaubte den einwilligenden Verwandten zu glauben, dass das neue Herz von einem Menschen stammen würde. Sie können sich die Überraschung vorstellen, als sie entdeckten, dass ihr Kind das Herz eines Schimpansen bekommen hatte. Das Kind starb während der Operation."[2]

Hardy und sein Team hatten an Hunden und Kälbern vielseitige Experimente durchgeführt und allein an 200 Tieren, darunter auch Menschenaffen, Herzverpflanzungen vorgenommen. Außerdem hatte man an Menschenleichen Transplantationen ausgeführt.

Jetzt mußte Dr. Hardy darauf warten, daß gleichzeitig Spender und Empfänger verfügbar sein würden. Dreimal hatte er geeignete Spender -- Patienten, die an Hirnverletzungen starben -, aber keinen Empfänger. Zweimal hatte er geeignete Empfänger, aber keine Spender.

Am 23. Januar 1964 kam der große Augenblick. Ein 68jähriger Mann, der an Gangrän (Brand) litt, wurde an die Klinik überwiesen. Er hatte seit vielen Jahren Herzbeschwerden, und der Herzspezialist hielt es für unwahrscheinlich, daß er die nächsten Stunden überleben werde.

In der Wiederbelebungs-Station lag ein junger Mann, der an unheilbarer Hirnschädigung litt und als Spender in Frage kam. Die Angehörigen des Herz-Patienten wurden unterrichtet; sie erklärten sich mit einer Herzverpflanzung einverstanden und genehmigten für den Notfall die Verwendung eines Schimpansenherzens.

Gegen 6 Uhr morgens erlitt der Patient einen schweren Zusammenbruch, und es wurde klar, daß die Herztransplantation sofort vor sich gehen mußte. Aber die Sache hatte einen Haken: Der in Aussicht genommene Spender wollte nicht sterben.

Zu diesem Zeitpunkt gab man dem größeren von zwei Schimpansen ein Beruhigungsmittel; sein Gewicht war zwar beträchtlich geringer als das des Patienten, doch die Pumpleistung des Affenherzens lag bei 4 1/2 Liter pro Minute -- im Vergleich zur Durchschnitts-Leistung eines menschlichen Herzens ein günstiger Wert. Der Patient wurde in den Operationssaal gebracht und für den Bypass vorbereitet.

James Hardy stand vor einer sehr schweren Entscheidung. Der Kreislauf des Patienten wurde durch die Herz-Lungen-Maschine aufrechterhalten; der ursprünglich vorgesehene Spender lag noch immer in der Wiederbelebungs-Station. In einem anstoßenden Operationssaal war der Schimpanse bereits narkotisiert worden. Sollte man den Bypass beenden und den Patienten sterben lassen, oder sollte das Herz des Affen verpflanzt werden?

Das Team versammelte sich im Operationssaal. Allen war die Situation klar: Die Transplantation eines menschlichen Herzens konnte Kontroversen hervorrufen, doch die Verpflanzung eines Menschenaffen-Herzens würde mit ziemlicher Sicherheit skandalöses Aufsehen erregen.

Andererseits glaubten die Ärzte, unter den gegebenen Umständen bleibe die Verpflanzung eines Affenherzens durchaus im Rahmen der Ethik und der Moral. Sie stimmten über die Frage ab. Vier Mitglieder des Hauptteams stimmten für die Transplantation, ein Mitglied enthielt sich der Stimme.

Die Transplantation wurde vollzogen. Ein kurzer Stromstoß vom Defibrillator -- dann begann das Affenherz regelmäßig und kräftig mit rund 80 Schlägen pro Minute zu schlagen.

Es zeigte sich jedoch bald, daß das kleinere Herz den starken Rückfluß des Venenblutes nicht verkraften konnte. Um die Herzleistung zu steigern, verband man die Elektroden eines Herz-Schrittmachers mit der linken Herzkammer und stellte das Gerät auf einen Rhythmus von 100 Schlägen pro Minute ein.

Kaum arbeitete der Schrittmacher zufriedenstellend, da stieg der Blutdruck des Patienten an. Wieder war das Herz zu schwach für den Zustrom des Venenbluts, und eine Stunde später blieb nichts anderes übrig, als es durch manuelle Herzmassage anzuregen.

Schließlich mußte das Hardy-Team seine Bemühungen, das Herz in Gang zu halten, widerstrebend aufgeben; die erste Herzverpflanzung bei einem Menschen endete mit einem bedrückenden Fehlschlag.[3]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Achim Koch, Falk-Udo Sack: 1Herztransplantation – was bedeutet das? Nach: http://www.herztransplantation.de/HTX-was-ist-das.pdf Zugriff am 18.09.2020.
  2. Norm Barber: The Nasty Side OfOrgan Transplanting. 3. Auflage. Australien 2007, 101. Nach: http://nereja.free.fr/files/ThirdEditionFinal.pdf Zugriff am 19.09.2020.
  3. Marais Malan: „Herrgott, es schlägt wieder“ In: Der Spiegel (18.03.1968) Nach: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46106731.html Zugriff am 18.09.2020.