China

Aus Organspende-Wiki
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Immerhin haben Italien, Spanien, Norwegen, Israel und Taiwan bereits mit Gesetzesänderungen auf die erschreckenden Hinweise reagiert, die darauf schließen lassen, dass ausländische Patienten in der Volksrepublik eine Nachfrage nach menschlichen Organen schaffen, für die sogar Glaubensgefangene sterben müssen. Bereits am 12. Dezember 2013 empfahl das Europäische Parlament seinen Mitgliedstaaten in einer Resolution, China deswegen anzuprangern und Reisende dorthin zu sensibilisieren. Darin ist die Rede von systematischen, vom Staat gebilligten Organentnahmen an Gefangenen aus Gewissensgründen, unter anderem an Anhängern der buddhistischen Meditationspraxis Falun Gong, die generell auf eine gesunde Lebensweise achten.[1]


Professor Huige Li, Pharmakologe aus Mainz, ist ein wissenschaftlicher Berater der Organisation DAFOH (Ärzte gegen erzwungene Organspende).


Nur aufgrund internationaler Enthüllungen und öffentlichen Drucks räumte die Volksrepublik bislang überhaupt etwas zu den Vorwürfen ein. Eigentlich ist bereits seit 1984 in China gesetzlich geregelt, dass die Organentnahme bei den Todeskandidaten unter den Gefangenen einer Zustimmung bedarf. „In einer Publikation aus dem Jahr 2008 wurde zugegeben, dass mehr als 90 Prozent der transplantierten Organe von hingerichteten Gefangenen stammten“, sagte Li weiter. Seit 2013 sei zudem mehrfach eingeräumt worden, dass die Organentnahme meistens ohne Zustimmung der Gefangenen oder ihrer Familien geschah. „Die Organentnahme bei hingerichteten Gefangenen ist ein Geschäft zwischen den Kliniken und den lokalen Gerichtshöfen“, berichtete Li. Die Empfänger sind häufig Ausländer, da diese Operationen nur für wohlhabende Chinesen erschwinglich sind.[1]


Skeptisch wurden Wissenschaftler wie Li aber vor allem aufgrund der Wartezeiten für Organe, die nirgendwo so kurz sind. Das Östliche Transplantationszentrum in der nördlichen Küstenstadt Tianjin zeigte Li zufolge 2005 auf seiner Webseite, dass Patienten bei ihnen durchschnittlich nur zwei Wochen auf eine Leber warteten. Beim Transplantationsinstitut der Volksbefreiungsarmee in Shanghai sei es nur eine Woche gewesen.[1]


Investigative Recherchen lieferten weitere deutliche Hinweise: Im Rahmen ihrer Untersuchung beauftragten zwei Kanadier, der Menschenrechtsanwalt David Matas und der ehemalige Staatssekretär David Kilgour, chinesisch sprechende Ermittler, Krankenhäuser und Transplantationszentren in China anzurufen. Die Ermittler stellten sich als potenzielle Empfänger oder Verwandte von möglichen Patienten vor. Unter den 120 Angerufenen in den Krankenhäusern sagten 15, dass sie Organe von Falun Gong-Praktizierenden anbieten könnten. „Der Militärarzt Chen Rongshan gab in einem Telefonat zu, dass die zuständigen Gerichte die Organentnahme bei Falun Gong-Gefangenen ermöglicht haben. In China gehört zur Aufgabe der Gerichte, Gefängnisse und Arbeitslager zu verwalten“, sagte Li.[1]


Im Dezember 2014 kündigte China an, ab Januar 2015 auf Organe von hingerichteten Gefangenen für die Transplantation zu verzichten. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dies umgesetzt wurde. Daher legte der US-Kongress mit der Resolution 343 vom 13. Juni 2016 noch einmal nach. Auf die Frage, wieso es offenbar keine Hemmung bei den Medizinern gibt, sich an der Verwertung von Gefangenen als Ersatzteillager zu beteiligen, antwortete Li: „Die Zerstörung der chinesischen Kultur durch die Kommunistische Partei führt dazu, dass die Menschlichkeit, Werte, Moral und der Respekt vor Menschenleben missachtet werden.“ Mehreren Generationen seiner Landsleute sei in der Schule beigebracht worden, den Feind „hart und erbarmungslos“ zu behandeln. Die Menschen, die von der Partei als Feind abgestempelt würden, verlören alle Rechte in China, denn die Partei kontrolliere das komplette Justizsystem.[1]

"Kanadische Menschenrechtler haben in Brüssel schwere Vorwürfe gegen die Regierung der Volksrepublik China erhoben. Die beiden Juristen David Matas und David Kilgour stellten einen 680 Seiten starken Untersuchungsbericht zu „Organraub“ in China vor. Eine überwältigende Anzahl von Indizien lege den Schluss nahe, dass in der Volksrepublik in ungeahntem Umfang politische Gefangene „auf Bestellung getötet werden, um die Organe der Opfer verkaufen und transplantieren zu können“. Der Menschenrechtsanwalt Matas und der ehemalige Abgeordnete und Staatssekretär Kilgour tragen bereits seit 2006 Hinweise zusammen, die die Tötung von Tausenden von Häftlingen für den Organhandel belegen sollen. Mitbeteiligt an dem aktuellen Bericht war der amerikanische Journalist Ethan Gutmann."[2]

"China unterhält das größte Zwangsarbeitslagersystem der Welt. Aussagen von überlebenden ehemaligen Gefangenen machten deutlich, woher mit großer Wahrscheinlichkeit jedes Jahr tausende „Spender-Organe“ stammen. Zahlreiche Indizien sprächen dafür, dass insbesondere willkürlich in Zwangsarbeitslagern inhaftierte Anhänger der buddhistischen Meditationsschule Falung Gong, Angehörige von Minderheiten und politische Gefangene getötet würden. Rund 10 000 Organe werden in China pro Jahr verpflanzt. Noch im Jahr 2013 stammte nach Angaben der Regierung mehr als die Hälfte der verpflanzten Organe von hingerichteten Gefangenen. Insgesamt wurden in China bis heute mehr als 100 000 Organe bei getöteten Häftlingen entnommen – nach zurückhaltender Interpretation offizieller Zahlen."[2]




Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c d e Michaela Koller: Wie Ideologie Moral zerstört. In: Die Tagespost (22.11.2017). Nach: https://www.die-tagespost.de/politik/pl/Wie-Ideologie-Moral-zerstoert;art315,183409 Zugriff am 12.07.2019.
  2. a b https://www.die-tagespost.de/aus-aller-welt/aus-aller-welt/Toetung-auf-Bestellung-in-China;art309,171098 Zugriff am 12.07.2019.