Gedächtnis: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeines ==
"Gedächtnis ist die Fähigkeit des Menschen und der Tiere, erworbene (erlernte) Informationen kurz- und langfristig zu speichern und auf Abruf zur Verfügung zu stellen."<ref name="B1553"> Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1553.</ref> Bei Kindern und Tieren erfolgt die Einspeicherung nonverbal, bei Erwachsenen verbal und nonverbal. Die Speicherung erfolgt abstrahiert, d.h. es werden nicht die Buchstaben gespeichert, sondern die Inhalte, und bei Abruf wieder verbalisiert.<ref name="B1553"></ref>
"Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Ged%C3%A4chtnis Gedächtnis] gliedert sich in drei Grundformen. Es wird unterschieden zwischen dem sensorischen Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis), dem Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) und dem Langzeitgedächtnis."<ref name="damen79">Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 79. (humanw. Diss.)
"Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Ged%C3%A4chtnis Gedächtnis] gliedert sich in drei Grundformen. Es wird unterschieden zwischen dem sensorischen Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis), dem Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) und dem Langzeitgedächtnis."<ref name="damen79">Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 79. (humanw. Diss.)
http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016. </ref>
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"Die Kurzzeiterinnerungen werden im Arbeitsgedächtnis verarbeitet und für die Speicherung im Langzeitgedächtnis vorbereitet oder wieder verworfen."<ref name="damen79"></ref>
"Die Kurzzeiterinnerungen werden im Arbeitsgedächtnis verarbeitet und für die Speicherung im Langzeitgedächtnis vorbereitet oder wieder verworfen."<ref name="damen79"></ref>
== Drei-Speicher-Modell ==
Gedächtnisformen nach Speckmann und Wittkowski:<ref name="B1554"> Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1554.</ref>
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=== sensorisches Gedächtnis ===
=== sensorisches Gedächtnis ===

Version vom 5. Dezember 2017, 17:11 Uhr

Allgemeines

"Gedächtnis ist die Fähigkeit des Menschen und der Tiere, erworbene (erlernte) Informationen kurz- und langfristig zu speichern und auf Abruf zur Verfügung zu stellen."[1] Bei Kindern und Tieren erfolgt die Einspeicherung nonverbal, bei Erwachsenen verbal und nonverbal. Die Speicherung erfolgt abstrahiert, d.h. es werden nicht die Buchstaben gespeichert, sondern die Inhalte, und bei Abruf wieder verbalisiert.[1]

"Das Gedächtnis gliedert sich in drei Grundformen. Es wird unterschieden zwischen dem sensorischen Gedächtnis (Ultrakurzzeitgedächtnis), dem Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) und dem Langzeitgedächtnis."[2][1]

"Die Kurzzeiterinnerungen werden im Arbeitsgedächtnis verarbeitet und für die Speicherung im Langzeitgedächtnis vorbereitet oder wieder verworfen."[2]

Drei-Speicher-Modell

Gedächtnisformen nach Speckmann und Wittkowski:[3]

Funktion Reiz Speicherdauer
Sinnesorgan
Mustererkennung
Aufmerksamkeits-
zuwendung
sensorisches
Gedächtnis
Weniger als 1 Sekunde
Vergessen durch Verblassen
Zwischenspeicherung Kurzzeitgedächtnis
wiederholen
Sekunden bis Minuten,
je nach Anzahl der Wiederholungen.
"Vergessen durch Überschreiben"
mit neuen Informationen
Langzeitgedächtnis Langzeitspeicherung Tage bis Jahre
Vergessen durch Hemmung


sensorisches Gedächtnis

"Das sensorische Gedächtnis verarbeitet die direkte Reizwahrnehmung aus den Sinneskanälen und ermöglicht das direkte Wiedergeben der aufgenommenen Informationen. Das sensorische Gedächtnis kann diese Informationen aber nur wenige Sekunden speichern. Diese kurze Zeit reicht jedoch aus, dass die unterschiedlichen Informationen aus den verschiedenen Sinneskanälen zusammengeführt und sogar mit inneren Empfindungen (Gefühlen) verknüpft werden können."[4]


"Die Empfindungsfähigkeit entsteht über den somatosensorischen Kortex, der eine Landkarte der jeweiligen Körperoberfläche, jeweils eine auf der linken und eine auf der rechten Gehirnhälfte, beinhaltet."[4]

"Die unterschiedliche Gewichtung der Körperregionen auf der Landkarte des somatosensorischen Kortex ist hauptsächlich genetisch bedingt. Der Körper ist darauf ausgerichtet, dass bestimmte Bereiche empfindlicher sein müssen, damit bestimmte Körperregionen auch spezielle Bewegungen vollziehen können (z.B. das Gesicht oder die Finger). In diesen Regionen sind mehr Sinnesrezeptoren angelegt als an anderen Stellen des Körpers. Mehr Sinnesrezeptoren bedeuten mehr Übertragungsleitungen zum Kortex."[5]

Arbeitsgedächtnis

"Das Arbeitsgedächtnis ... bedienst sich dieser Informationen für die Weiterverarbeitung. Das Arbeitsgedächtnis hat nur eine begrenzte Speicherkapazität von sieben bzw. fünf plus oder minus zwei Elemente, der sogenannten 'chunks' ..., die es parallel verarbeiten kann."[4]

Langzeitgedächtnis

"Die Wahrnehmungsprozesse, die durch das Bewusstsein strukturiert werden, werden als Veränderung neuronaler Gruppen gespeichert, die dem Langzeitgedächtnis zur Verfügung stehen. Die bewussten Erinnerungen werden dabei im Langzeitgedächtnis durch die vier Bereiche (Hippokampus, medialer Thalamus, Basalkern, präfrontaler Kortex) verarbeitet, die als '... besonderer Aufnahmeapparat des Gehirns ...' agieren und bewusste Erinnerungen erzeugen."[6]

"Das Langzeitgedächtnis kann Ereignisse von vor einigen Minuten bis Jahrzehnten abrufen und erinnern."[2]

"Das Langzeitgedächtnis ... verfügt über eine große Speicherkapazität."[4]

Sonstiges

Spiegelneuronen

"Die Spiegelneuronen sind in der Nähe des Brocazentrums angesiedelt. In dieser neuronalen Lage koordiniert das Gehirn über die Spiegelneuronen im Prozess der Nachahmung von z.B. Mimik und Gebärden auch die Sprachentwicklung."[7]

Gefühle

"Die emotionale Entwicklung ist durch die Differenzierung der Gefühle bestimmt. Gefühle unterscheiden sich von Gedanken und Wahrnehmungen darin, dass sie stärker erlebbar sind. ... Gefühle dagegen sind typischerweise gegenstandsarm und unpräzise. Sie kommen für uns zu Wahrnehmung, Vorstellung und Gedanken deutlich spürbar hinzu."[7] "Besonders intensiv ist die Verbindung zwischen Erinnerung und Gefühlen. ... Gefühle beeinflussen nicht nur unsere Gedanken und Vorstellungen, sondern vor allem die Erinnerungen."[8]

"Wie erzeugt das Gehirn Gefühle?
Die niederen, limbischen Strukturen ermöglichen Gefühlsäußerungen (Adrenalinschub, Herzrasen, weiche Knie, Überschwang, Furcht, ...). Diese Gefühlsweahrnehmungen sind instinktiv und somit im Nervensystem angelegt. Die oberen Bereiche des limbischen Kortex sind für die bewusste Wahrnehmung emotionaler Erfahrungen zuständig. Das limbische System drückt die instinktiven Gefühle aus, der limbische Kortex kontrolliert und steuert diese Gefühle, indem er über das Bewusstsein die Gefühle abschwächt oder unwandelt.
Der Mandelkern ist der Türöffner der Gefühle und liegt zwischen dem Kortex und den subkortikalen Bereichen des Gehirns. Er verfolgt die geistigen Aktivitäten und ist dafür zuständig, die höheren und niederen Gehirnregionen zu alarmieren, wenn Gefühle verarbeitet werden müssen. Der Mandelkern verarbietet sämtliche Informationen der Sinnesorgane und unterschiedlicher Kortexregionen, sodass Informationen sowohl aus der aktuellen Wahrnehmung als auch aus der Erinnerung zur Aktivierung von Gefühlen beitragen können. Bei einem plötzlichen Ereignis (heranrasendes Auto) aktiviert der Mandelkern zuerst den Hypothalamus, sodass Hormone ausgeschüttet werden, die die vegetativen Körperfunktionen steuern (Kampf-Flucht-Reaktion). Der Mandelkern ist ebenfalls mit den Basalganglien und dem Hirnstamm verbunden, die die motorische Reaktion steuern.
In der Großhirnrinde findet die eigentliche Wahrnehmung der Gefühle statt (Glück, Traurigkeit, Nervosität, Liebe, ...). Vom Mandelkern gelangen emotionale Reize in nahezu alle Bereiche des Kortex, wo sie in Stimmungen, Antriebskraft oder soziales Bewusstsein umgesetzt werden."[8]
"Diese weite Verzweigung erklärt, weshalb Gefühle praktisch jeden Aspekt des Denkens prägen, auch wenn wir uns einbilden, eine Überlegung sei 'rein' rational. Sie beeinflusst einfache Vorgänge wie die visuelle Wahrnehmung ebenso wie komplexe Denkprozesse wie Planung und Problemlösung. Ohne Gefühle wüssten wir keine Kunst zu schätzen, könnten keine dauerhaften Freundschaften schließen, ja, wir wären nicht einmal in der Lage, uns im Supermarkt für das eine oder andere Produkt zu entscheiden."[8]

"Gefühle werden in der linken und rechten Gehirnhälfte unterschiedlich verarbeitet. Die rechte Gehirnhälfte ist für das Gefühlerlebnis zuständig, während die linke Gehirnhälfte die analytische Fähigkeit besitzt und damit Gefühle bewertet. Ebenso sind in der linken Gehirnhälfte das Sprachverständnis und die Spracherzeugung lokalisiert, während die emotionale Tönung der Sprache in der rechten Gehirnhälfte wahrgenommen und verarbeitet wird. Für die Verarbeitung der sozialen Empfindungen sind beide Gehirnhälften zuständig."[9]

Hans Goller schreibt auf seiner Internetseite über "Hirnforschung und Menschenbild" über die Erforschung der Gefühle: "Damasio (1999) fasst die vorhandenen Befunde zur Erforschung der neurophysiologischen Basis der Emotionen folgendermaßen zusammen: 1. Das Gehirn erzeugt Emotionen mit Hilfe einer kleinen Zahl von Hirnregionen. Die meisten befinden sich in subkortikalen Zentren: im Hirnstamm, im Hypothalamus, im basalen Vorderhirn und im Mandelkern. 2. Diese Orte sind an der Produktion verschiedener Emotionen beteiligt. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zeigen, dass die Aktivitätsmuster für Traurigkeit, Zorn, Furcht und Freude verschieden sind. Jede Emotion hat ihr eigenes Aktivitätsmuster. Traurigkeit zum Beispiel aktiviert Teile des Stirnlappens des Großhirns, den Hypothalamus und den Hirnstamm, während Zorn oder Furcht weder den Stirnlappen noch den Hypothalamus aktivieren. Aktivitäten im Hirnstamm sind allen drei Emotionen gemeinsam, aber intensive Aktivierung des Hypothalamus und der genannten Teile des Stirnlappens taucht speziell bei Traurigkeit auf. 3. Manche dieser Regionen sind auch an der Reizerkennung beteiligt, die bestimmte Emotionen kennzeichnen."[10]

Sonstiges

(https://de.wikipedia.org/wiki/Sensorische_Projektionszentren Sensorische Projektionszentren]

Anhang

Quellen

Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1553.
  2. a b c Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 79. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  3. Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1554.
  4. a b c d Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 80. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  5. Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 81. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  6. Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 78. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  7. a b Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 59. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  8. a b c Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 60. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  9. Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung. Köln 2012, 61. (humanw. Diss.) http://unimedia.uni-koeln.de/2013/Humanwissenschaften/Diss_Damen_2013.pdf Zugriff am 2.2.2016.
  10. http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/107.html Zugriff am 4.2.2016.