Analgetika: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Analgetikum Analgetikum] (Plural Analgetika], Schmerzmittel) ist ein Stoff, der schmerzstillend (analgetisch) wirkt. Im Idealfall unterdrückt er die [[Schmerzempfindung]], ohne das [[Bewusstsein]], die sensorische Wahrnehmung und andere wichtige Funktionen des Zentralnervensystems ([[ZNS]]) zu beeinflussen bzw. die Leitung von [[Aktionspotential]]en in afferenten [[Nervenfaser]]n zu unterdrücken. Analgetika werden wirkmechanistisch von anderen zur Schmerzausschaltung verwendeten Stoffen, wie [[Anästhetika]] und [[Lokalanästhetika]], abgegrenzt. Sie zählen zu den am häufigsten verwendeten Arzneimitteln und werden oft unkontrolliert und teilweise missbräuchlich eingenommen.  
Ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Analgetikum Analgetikum] (Plural Analgetika], Schmerzmittel) ist ein Stoff, der schmerzstillend (analgetisch) wirkt. Im Idealfall unterdrückt er die [[Schmerzempfindung]], ohne das [[Bewusstsein]], die sensorische Wahrnehmung und andere wichtige Funktionen des Zentralnervensystems ([[ZNS]]) zu beeinflussen bzw. die Leitung von [[Aktionspotential]]en in afferenten [[Nervenfaser]]n zu unterdrücken. Analgetika werden wirkmechanistisch von anderen zur Schmerzausschaltung verwendeten Stoffen, wie [[Anästhetika]] und [[Lokalanästhetika]], abgegrenzt. Sie zählen zu den am häufigsten verwendeten Arzneimitteln und werden oft unkontrolliert und teilweise missbräuchlich eingenommen.  
Die Bekämpfung chronischer Schmerzen sind schwierige und vordringliche Aufgaben. Die moderne Therapie des Schmerzes stützt sich auf drei Säulen:<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 33.</ref>
* Pharmakotherapie (z.B. Analgetika, [[Lokalanästhetika]], [[Psychopharmaka]]),
* Methoden der physikalischen Medizin (z.B. Wärme, Kälte, aktive Physiotherapie),
* psychologische und psychiatrische Therapie (z.B. Gespräch, mentales Training).
Narkotische Analgetika werden "Opiate" genannt, wenn sie aus Opium stammen, so z.B. Morphin und Codein. Die synthetischen Verwandten der Opiate werden als "Opioide" bezeichnet. Sie aktivieren wie die körpereigenen Opioide vor allem Opiat-Rezeptoren im [[ZNS]]. - Daneben gibt es im [[Rückenmark]] und der Peripherie wirkende Analgetika. Sie wirken alle auch fiebersenkend und werden daher "antipyretische Analgetika" genannt. Alle Wirkstoffe dieser Gruppe hemmen die Synthese der an der Schmerzentstehung beteiligten Prostaglandine.<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 33.</ref>
Die Unterscheidung in zentral und peripher wirkenden Analgetika kann nicht aufrecht erhalten werden.<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 34.</ref>
=== WHO-Stufenschema ===
Für die Tumor-Schmerztherapie gibt es von der WHO ein Stufenschema:<ref>A. Beyer: Tumroschmerz. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 122.</ref>
* Stufe I = Nichtopioide Analgetika <br>  z.B. Metamizol, Parcetamol, NSAID
* Stufe II = Schwache Opiate (+) nichtopioide Analgetika <br>  z.B. Dihydrocodein, Tramadol, Tilidi, (+) Stufe 1
* Stufe III = Starke Opiate (+) nichtopioide Analgetika <br>  z.B. Morphin, Methadon (+) Stufe 1
<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 122.</ref>
=== Geschichte der Analgetika ===
Bereits die Sumerer wussten, dass beim Anritzen der Fruchtkapsel des Schlafmohns ein Saft austritt, der an der trockenen Luft zu einem hochwirksamen Harz erstarrt - das Opium. Es diente bis ins 19. Jh. als eine Art Allheilmittel. [[Galen]] beklagte die Verwendung von opiumhaltigen Arzneistoffe, die gelegentlich zum Atemstillstand führten. Erst durch Isolierung des Morphins durch [[Sertürner]] zu Beginn des 19. Jh. erfolgte eine wissenschaftlich fundierte Anwendung.<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 35.</ref>
"Der Gebrauch von Opium für medizinische und nichtmedizinische Zwecke ist 6000 Jahre alt. Während dieser Zeit hat es immer wieder Gruppen gegeben, die in großem Umfang den oralen Gebrauch von Opium als Genussmittel praktizierten, ohne dass daraus wesentliches Gesundheitsschäden oder soziale Probleme resulterten. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich in China das Rauchen von Opium zum sozialen Problem (schnelle Resorption durch die Lunge im Gegensatz zur langsameren und unvollständigen Resorption bei oraler Zufuhr). In Europa schufen die Entwicklung der Injektionsspritze und dei Reindarstellung des Morphins die Grundlagen für dessen gezielten Einsatz als Analgetikum. Aber damit traten auch die ersten Fälle psychischer und physischer Abhängigkeit auf, vor allem im Gefolge der Kriege des 19. Jahrhunderts."<ref>K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 44.</ref>





Version vom 13. März 2019, 22:53 Uhr

Ein Analgetikum (Plural Analgetika], Schmerzmittel) ist ein Stoff, der schmerzstillend (analgetisch) wirkt. Im Idealfall unterdrückt er die Schmerzempfindung, ohne das Bewusstsein, die sensorische Wahrnehmung und andere wichtige Funktionen des Zentralnervensystems (ZNS) zu beeinflussen bzw. die Leitung von Aktionspotentialen in afferenten Nervenfasern zu unterdrücken. Analgetika werden wirkmechanistisch von anderen zur Schmerzausschaltung verwendeten Stoffen, wie Anästhetika und Lokalanästhetika, abgegrenzt. Sie zählen zu den am häufigsten verwendeten Arzneimitteln und werden oft unkontrolliert und teilweise missbräuchlich eingenommen.

Die Bekämpfung chronischer Schmerzen sind schwierige und vordringliche Aufgaben. Die moderne Therapie des Schmerzes stützt sich auf drei Säulen:[1]

  • Pharmakotherapie (z.B. Analgetika, Lokalanästhetika, Psychopharmaka),
  • Methoden der physikalischen Medizin (z.B. Wärme, Kälte, aktive Physiotherapie),
  • psychologische und psychiatrische Therapie (z.B. Gespräch, mentales Training).

Narkotische Analgetika werden "Opiate" genannt, wenn sie aus Opium stammen, so z.B. Morphin und Codein. Die synthetischen Verwandten der Opiate werden als "Opioide" bezeichnet. Sie aktivieren wie die körpereigenen Opioide vor allem Opiat-Rezeptoren im ZNS. - Daneben gibt es im Rückenmark und der Peripherie wirkende Analgetika. Sie wirken alle auch fiebersenkend und werden daher "antipyretische Analgetika" genannt. Alle Wirkstoffe dieser Gruppe hemmen die Synthese der an der Schmerzentstehung beteiligten Prostaglandine.[2]

Die Unterscheidung in zentral und peripher wirkenden Analgetika kann nicht aufrecht erhalten werden.[3]

WHO-Stufenschema

Für die Tumor-Schmerztherapie gibt es von der WHO ein Stufenschema:[4]

  • Stufe I = Nichtopioide Analgetika
    z.B. Metamizol, Parcetamol, NSAID
  • Stufe II = Schwache Opiate (+) nichtopioide Analgetika
    z.B. Dihydrocodein, Tramadol, Tilidi, (+) Stufe 1
  • Stufe III = Starke Opiate (+) nichtopioide Analgetika
    z.B. Morphin, Methadon (+) Stufe 1

[5]



Geschichte der Analgetika

Bereits die Sumerer wussten, dass beim Anritzen der Fruchtkapsel des Schlafmohns ein Saft austritt, der an der trockenen Luft zu einem hochwirksamen Harz erstarrt - das Opium. Es diente bis ins 19. Jh. als eine Art Allheilmittel. Galen beklagte die Verwendung von opiumhaltigen Arzneistoffe, die gelegentlich zum Atemstillstand führten. Erst durch Isolierung des Morphins durch Sertürner zu Beginn des 19. Jh. erfolgte eine wissenschaftlich fundierte Anwendung.[6]

"Der Gebrauch von Opium für medizinische und nichtmedizinische Zwecke ist 6000 Jahre alt. Während dieser Zeit hat es immer wieder Gruppen gegeben, die in großem Umfang den oralen Gebrauch von Opium als Genussmittel praktizierten, ohne dass daraus wesentliches Gesundheitsschäden oder soziale Probleme resulterten. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich in China das Rauchen von Opium zum sozialen Problem (schnelle Resorption durch die Lunge im Gegensatz zur langsameren und unvollständigen Resorption bei oraler Zufuhr). In Europa schufen die Entwicklung der Injektionsspritze und dei Reindarstellung des Morphins die Grundlagen für dessen gezielten Einsatz als Analgetikum. Aber damit traten auch die ersten Fälle psychischer und physischer Abhängigkeit auf, vor allem im Gefolge der Kriege des 19. Jahrhunderts."[7]




Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 33.
  2. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 33.
  3. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 34.
  4. A. Beyer: Tumroschmerz. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 122.
  5. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 122.
  6. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 35.
  7. K. Brune: Natkotische Analgetika. In: K. Brune, A. Beyer, M. Schäfer (Hg.): Schmerz. Pathosphsiologie - Phamakologie - Therapie. Berlin 2001, 44.