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# '''Visuelles Gedächtnis''' <br> Um mit diesem Gewirr von Weiß und Schwarz etwas anfangen zu können, muss unser Gehirn auf "Erfahrungen" mit Weiß und Schwarz zurückgreifen. Daher greift unser Gehirn auf unser visuelles Gedächtnis zurück. Dort ist unser Wissen abgespeichert, dass es sich hierbei um Buchstaben handelt und zusammengesetzte Buchstaben Wörter ergeben. <br> Dies gilt jedoch nur für die Schriften, die wir gelernt haben. Wird unser Gehirn mit uns unbekannten Schriften konfrontiert, so ist es für unser Gehirn nur Weiß und Schwarz, ohne jeden Sinn. Dies soll an diesen Schriften verdeutlicht werden: | # '''Visuelles Gedächtnis''' <br> Um mit diesem Gewirr von Weiß und Schwarz etwas anfangen zu können, muss unser Gehirn auf "Erfahrungen" mit Weiß und Schwarz zurückgreifen. Daher greift unser Gehirn auf unser visuelles Gedächtnis zurück. Dort ist unser Wissen abgespeichert, dass es sich hierbei um Buchstaben handelt und zusammengesetzte Buchstaben Wörter ergeben. <br> Dies gilt jedoch nur für die Schriften, die wir gelernt haben. Wird unser Gehirn mit uns unbekannten Schriften konfrontiert, so ist es für unser Gehirn nur Weiß und Schwarz, ohne jeden Sinn. Dies soll an diesen Schriften verdeutlicht werden: | ||
Arabisch: Liebe - | Arabisch: Liebe - | ||
Armenisch: Liebe - | |||
Bengalisch: Liebe - | Bengalisch: Liebe - | ||
Chinesisch: Liebe - | |||
Devanagari: Liebe - | Devanagari: Liebe - | ||
Georgisch: Liebe - | |||
Griechisch: Liebe - | Griechisch: Liebe - | ||
Gujarati: Liebe - | Gujarati: Liebe - | ||
Hindi: Liebe - | |||
Hebräisch: Liebe - | Hebräisch: Liebe - | ||
Japanisch: Liebe - | |||
Jiddisch: Liebe - | |||
Kannada: Liebe - | |||
Khmer: Liebe - | Khmer: Liebe - | ||
Kyrillisch: Liebe - | Kyrillisch: Liebe - | ||
Laotisch: Liebe - | Laotisch: Liebe - | ||
Malayalam: Liebe - | |||
Marathi: Liebe - | |||
Nepalisch: Liebe - | |||
Paschtu: Liebe - | |||
Persisch: Liebe - | |||
Punjabi: Liebe - | |||
Samoanisch: Liebe - | |||
Sindhi: Liebe - | |||
Singhalesisch: Liebe - | Singhalesisch: Liebe - | ||
Tamilisch: Liebe - | Tamilisch: Liebe - | ||
Thailändisch: Liebe - | Thailändisch: Liebe - | ||
Telugu: Liebe - | Telugu: Liebe - | ||
In allen diesen Schriften ist damit "Liebe" geschrieben. Dies soll verdeutlichen, dass unser Gehirn diese neuronale Datenbank benötigt, in der wir die Erfahrungen des Lesens abgelegt haben. Wir können nur die Schriften lesen, die wir zu lesen gelernt haben. | Thailändisch: Liebe - | ||
Vietnamesisch: Liebe - | |||
In allen diesen Schriften ist damit "Liebe" geschrieben.<ref group="Anm.">Es wurden damit lediglich die Buchstaben "Liebe" in der jeweiligen Schrift geschrieben. Es ist damit nicht sichergestellt, dass das Wort "Liebe" in seiner Bedeutung in diese Sprache mit übersetzt wurde.</ref> Dies soll verdeutlichen, dass unser Gehirn diese neuronale Datenbank benötigt, in der wir die Erfahrungen des Lesens abgelegt haben. Wir können nur die Schriften lesen, die wir zu lesen gelernt haben. | |||
# '''Interpretation der Signale''' <br> Mit dem Zugriff auf dieses visuelle Gedächtnis, kann unser Gehirn diese vom Auge stammenden Informationen von Weiß und Schwarz interpretieren und zu Buchstaben und Wörtern zusammensetzen. Die einzelnen Sätze ergeben Sinneinheiten. Der gesamte Text vermittelt Informationen. | # '''Interpretation der Signale''' <br> Mit dem Zugriff auf dieses visuelle Gedächtnis, kann unser Gehirn diese vom Auge stammenden Informationen von Weiß und Schwarz interpretieren und zu Buchstaben und Wörtern zusammensetzen. Die einzelnen Sätze ergeben Sinneinheiten. Der gesamte Text vermittelt Informationen. | ||
# '''Datenbank des Wissens''' <br> Indem Sie diesen Text gelesen haben, wird Ihnen deutlich, in welchen Schritten Lesen in unserem Gehirn abläuft. Wenn Ihnen diese Information wichtig ist, wird Ihr Gehirn dieses in in die neuronale Datenbank Ihres Wissens gelegen. Dort können Sie selbst nach Wochen, Monaten und Jahren auf dieses Wissen zurückgreifen. <br> Diese neuronale Datenbank wird nicht die einzelnen Worte dieses Textes und erst recht nicht das Weiß-Schwarz dieses Textes enthalten, sondern das Wissen an sich. Es kann die einzelnen Schritte mit Ihren Worten wiedergeben, von Ihnen neu codiert. Das Wissen ist jedoch das gleiche. | # '''Datenbank des Wissens''' <br> Indem Sie diesen Text gelesen haben, wird Ihnen deutlich, in welchen Schritten Lesen in unserem Gehirn abläuft. Wenn Ihnen diese Information wichtig ist, wird Ihr Gehirn dieses in in die neuronale Datenbank Ihres Wissens gelegen. Dort können Sie selbst nach Wochen, Monaten und Jahren auf dieses Wissen zurückgreifen. <br> Diese neuronale Datenbank wird nicht die einzelnen Worte dieses Textes und erst recht nicht das Weiß-Schwarz dieses Textes enthalten, sondern das Wissen an sich. Es kann die einzelnen Schritte mit Ihren Worten wiedergeben, von Ihnen neu codiert. Das Wissen ist jedoch das gleiche. |
Version vom 22. Dezember 2017, 23:35 Uhr
Um die Tragweite des Hirntodes besser zu verstehen, wird hier anhand des Lesens aufgezeigt, was für ein Zustand Hirntod ist. Dabei wird vor allem funktionell auf das Gehirn eingegangen, weniger auf die konkreten anatomischen Regionen im Gehirn, die diese einzelnen Aufgaben durchführen. Dies kann beim Zustand Gesamthirntod (Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm ist irreversibel ausgefallen) vernachlässigt werden, da alle diese nachfolgend einzeln beschriebenen Funktionen ausschließlich in den Regionen von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm ablaufen. Für diese Hirnregionen gibt es funktionell keinen Ersatz.
- Signale der Augen
Indem Sie jetzt diesen Text lesen, nehmen Ihre Augen eine weiße Fläche mit schwarzen Flächen auf. Die Informationen von Weiß und Schwarz werden über die Sehnerven an das Gehirn weitergeleitet. Dort sind sie zunächst nur die Informationen von Weiß und Schwarz. Wie ein Neugeborenes kann unser Gehirn mit diesen Informationen nichts anfangen. - Visuelles Gedächtnis
Um mit diesem Gewirr von Weiß und Schwarz etwas anfangen zu können, muss unser Gehirn auf "Erfahrungen" mit Weiß und Schwarz zurückgreifen. Daher greift unser Gehirn auf unser visuelles Gedächtnis zurück. Dort ist unser Wissen abgespeichert, dass es sich hierbei um Buchstaben handelt und zusammengesetzte Buchstaben Wörter ergeben.
Dies gilt jedoch nur für die Schriften, die wir gelernt haben. Wird unser Gehirn mit uns unbekannten Schriften konfrontiert, so ist es für unser Gehirn nur Weiß und Schwarz, ohne jeden Sinn. Dies soll an diesen Schriften verdeutlicht werden:
Arabisch: Liebe - Armenisch: Liebe - Bengalisch: Liebe - Chinesisch: Liebe - Devanagari: Liebe - Georgisch: Liebe - Griechisch: Liebe - Gujarati: Liebe - Hindi: Liebe - Hebräisch: Liebe - Japanisch: Liebe - Jiddisch: Liebe - Kannada: Liebe - Khmer: Liebe - Kyrillisch: Liebe - Laotisch: Liebe - Malayalam: Liebe - Marathi: Liebe - Nepalisch: Liebe - Paschtu: Liebe - Persisch: Liebe - Punjabi: Liebe - Samoanisch: Liebe - Sindhi: Liebe - Singhalesisch: Liebe - Tamilisch: Liebe - Thailändisch: Liebe - Telugu: Liebe - Thailändisch: Liebe - Vietnamesisch: Liebe - In allen diesen Schriften ist damit "Liebe" geschrieben.[Anm. 1] Dies soll verdeutlichen, dass unser Gehirn diese neuronale Datenbank benötigt, in der wir die Erfahrungen des Lesens abgelegt haben. Wir können nur die Schriften lesen, die wir zu lesen gelernt haben.
- Interpretation der Signale
Mit dem Zugriff auf dieses visuelle Gedächtnis, kann unser Gehirn diese vom Auge stammenden Informationen von Weiß und Schwarz interpretieren und zu Buchstaben und Wörtern zusammensetzen. Die einzelnen Sätze ergeben Sinneinheiten. Der gesamte Text vermittelt Informationen. - Datenbank des Wissens
Indem Sie diesen Text gelesen haben, wird Ihnen deutlich, in welchen Schritten Lesen in unserem Gehirn abläuft. Wenn Ihnen diese Information wichtig ist, wird Ihr Gehirn dieses in in die neuronale Datenbank Ihres Wissens gelegen. Dort können Sie selbst nach Wochen, Monaten und Jahren auf dieses Wissen zurückgreifen.
Diese neuronale Datenbank wird nicht die einzelnen Worte dieses Textes und erst recht nicht das Weiß-Schwarz dieses Textes enthalten, sondern das Wissen an sich. Es kann die einzelnen Schritte mit Ihren Worten wiedergeben, von Ihnen neu codiert. Das Wissen ist jedoch das gleiche.
"Lesen der Hirntoten"
Wenngleich es unsinnig ist, von einem "Lesen der Hirntoten" zu schreiben, so soll dieser Absatz den Zustand Hirntod verdeutlichen: Die Informationen von Weiß und Schwarz kommen am Ende der Sehnerven am Gehirn an. Da dieses funktionsunfähig ist, kann es noch nicht einmal erkennen, dass es die Informationen Weiß und Schwarz ist. Das visuelle Gedächtnis ist durch den Hirntod zerstört. Selbst wenn das Gehirn noch die Fähigkeit der Signalerkennung hätte, es kann mit den Signalen nichts anfangen, weil die Datenbank fehlt. Es ist wie bei hochgradig dementen Menschen, die keinen Menschen mehr kennen, weil die Demenz ihre neuronale Datenbank zerstört hat, wer diese Menschen sind.
Der Zustand Hirntod ist damit ein doppelter Tod:
Hirntod ist der Tod der neuronalen Datenverarbeitung. |
Was hier beispielhaft am Lesen aufgezeigt wurde, gilt für alle visuellen Tätigkeiten. Wir sehen einen Stuhl und wissen aufgrund unserer neuronalen Datenbank, dass dies ein Stuhl ist, eine Gelegenheit, sich hinzusetzen und auszuruhen. Wir sehen einen Baum und wissen, dass er uns Schutz vor Sonne oder Regen spendet. Wir sehen die Objekte in unserer Umgebung und können uns darauf einstellen: die vereiste Treppe ist eine Gefahrenstelle, doch das Geländer an dieser Treppe gibt uns Sicherheit. Wir können aufgrund unseren Erfahrungen uns an dem Geländer festhalten und es wagen, die vereiste Treppe zu begehen. -- Selbst wenn Hirntote je wieder in der Lage sein könnte, die visuellen Bilder wahrzunehmen, so fehlt ihm noch immer die neuronale Datenbank, diese Objekte entsprechend einzuordnen (z.B. vereiste Treppe = Gefahr, Geländer = sicherer Halt).
Was bisher nur auf die visuelle Wahrnehmung beschrieben wurde, gilt beim Hirntod in gleicher Weise auch für alle andere Sinneswahrnehmungen. Selbst wenn Hirntote in der Lage wären, die Worte "Danke für alles" oder "Ich liebe dich" zu hören, sie würden es nur als Geräusch wie jedes andere Geräusch wahrnehmen, da ihre neuronale Datenbank für die Interpretation dieser Geräusche fehlt. Für alle Sinneswahrnehmungen fehlt die neuronale Datenbank, um diese Wahrnehmungen verstehen zu können.
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