Tod: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 11. Dezember 2016, 22:34 Uhr
Der Tod ist definiert als eine Station im Sterbeprozess, aus dem es kein Zurück gibt.
Tod nach Pschyrembel:
Tod ist das "Ende des Lebens eines Individuums".
Der Tod wird genannt in 3 "Phasen":[1]
- klinischer Tod (völliger Kreislaufstillstand)[Anm. 1]
- Hirntod
- biologischer Tod (Ende aller Organ- und Zellfunktion)
Tod nach Wikipedia:
"Der Tod ist der endgültige Verlust der für ein Lebewesen typischen und wesentlichen Lebensfunktionen."[2]
Wann ist der Mensch tot?
Versuch der Definition | Medizinische Aussage dazu |
---|---|
Wenn der Mensch nicht ansprechbar ist. | Aus einer Bewusstlosigkeit, auch aus einem tiefen Koma können Menschen wieder aufwachen. - Weder bewusstlose noch komatöse Menschen sind tot. |
Wenn das Herz nicht mehr schlägt. | Aus dem Zustand des Herzstillstand kann man erfolgreich reanimiert werden. |
Wenn der Mensch nicht mehr atmet. | Aus dem Atemstillstand kann man erfolgreich reanimiert werden. |
Wenn der Körper kalt ist. | Aus dem Zustand der Unterkühlung können Menschen erfolgreich gerettet werden. Als extremste, wissenschaftlich belegte Unterkühlung gilt eine Körpertemperatur von 13,7 Grad, die 1999 an Anna Bågenholm nach einem Skiunfall gemessen wurde. Sie konnte ohne bleibende Schäden reanimiert werden. |
Wenn die Haut blass wird. | |
Wenn der Mensch sich nicht mehr bewegt. | Die Körperstarre kann verschiedene Ursachen haben, so z.B. hypnotische Trance. Einige Vergiftungen und Stoffwechselstörungen können sogar zum vorübergehenden Erliegen der Reflexe führen (=Areflexie). Der Mensch ist damit noch nicht tot. |
Wenn sich die Hornhaut des Auges trübt. | Hornhauttrübung kann auch ein Symptom einer Erkrankung sein. |
Wenn der Körper nicht mehr auf mechanische oder elektrische Schläge reagiert (Reflexe). | Durch mechanische oder elektrische Schläge kann man bis zu 20 Stunden nach dem Herztod Muskelkontraktionen auslösen. |
Wenn die Pupillen nicht mehr reagieren. | Es gibt verschiedene Ursachen, dass Pupillen nicht auf Licht reagieren (https://de.wikipedia.org/wiki/Pupillenstarre Pupillenstarre), eine davon ist Blindheit. - Durch Medikamente kann man bis zu 15 Stunden nach dem Herztod eine Reaktion der Pupille auslösen. |
Wenn der Darm nicht mehr verdaut. | Der Darm arbeitet bis zu 24 Stunden nach dem Herztod weiter. |
Wenn Fäulnis zu beobachten ist. | Fäulnis kann binnen Stunden an einem Leichnam auftreten. Doch die Hornhäute der Augen können noch 72 Stunden (= 3 Tage) nach dem Herztod transplantiert werden, so gut ist deren Stoffwechsel. |
Wenn die letzte Körperzelle seinen Stoffwechsel eingestellt hat. | Knorpel und Hornhäute der Augen besitzen einen sehr langsamen Stoffwechsel. Daher sind diese Körperzellen noch sehr lange über den Herztod hinaus funktionsfähig. Bis die letzte Körperzelle abgestorben ist, vergeht ca. eine Woche. In dieser Zeit werden die meisten Menschen bestattet. |
Beispiel Herzmuskelriss
Die moderne Medizin und Zeitmessung ist in der Lage, alles Erfassbare bis auf Sekundenbruchteile zu messen. Dies soll auch an diesem nachfolgenden Beispiel erfolgen:
Wenn ein Mensch einen Herzmuskelriss erleidet, bleibt ab sofort das Herz stehen. Es wird schlagartig kein Blut mehr durch den Körper gepumpt. Für diese Situation gibt es keine Rettung. - Ab wann ist der Mensch nun tot?[Anm. 2]
- Am Montag um 10:00:00 Uhr erfolgte der Herzmuskelriss. Ist er nun tot, weil es eine mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung ist?
- Bis 10:00:10 Uhr ist der Mensch noch bei Bewusstsein. Lebt noch bis hier her, weil er noch Bewusstsein hat?
- Um 10:00:30 Uhr ist kein EEG ableitbar. Ist er nun tot, weil die Medizin keine elektrische Hirnaktivität nachweisen kann?
- Um 10:04:00 Uhr erfolgte der letzte Atemzug. Ist er nun tot, weil er seinen letzten Atemzug gemacht hat?
- Um 10:12:00 Uhr sind die Gehirnzellen so schwer geschädigt, dass trotz sofortiger erfolgreicher Reanimation – hier mit plötzlichem Austausch des Herzens – die Gehirnzellen weiter absterben und der Hirntod unausweichlich ist. Ist er nun tot, weil der Hirntod unausweichlich ist?
- Um 10:18:00 Uhr stellt das Gehirn für immer seine Tätigkeit ein. Ist er nun tot, weil der Hirntod eintrat?
- Um 10:50:00 Uhr sind deutlich Totenstarre und Totenflecken zu erkennen. Ist er nun tot, weil die sicheren Todeszeichen zu erkennen sind?
- Bis 18:00:00 Uhr sind durch elektrische oder mechanische Schläge noch Muskelkontraktionen auslösbar. War der Mensch bis zu diesem Zeitpunkt lebendig, weil dies möglich war?
- Bis Dienstag um 10:00:00 Uhr arbeitet noch die Verdauung. Lebte daher der Mensch bis Dienstag um 10 Uhr?
- Bis Donnerstag um 10:00:00 Uhr kann die Hornhaut der Augen für eine Gewebespende entnommen werden, da sie noch immer so guten Stoffwechsel hat. Ist der Mensch bis zum Donnerstag lebendig, weil die Hornhaut seiner Augen noch so guten Stoffwechsel hat?
- Etwa 8 Tage später stellt die letzte Körperzelle ihren Stoffwechsel ein. Ist der Mensch nun mit diesem biologischen Tod endlich tot?
- Nach Jahrtausenden ist es u.U. noch möglich, aus erhaltenen Körperzellen einen Klon des Verstorbenen entstehen zu lassen. Ich der Mensch nach dieser Zeit auch genetisch tot?
- Es kann Millionen Jahre dauern, bis der letzte Knochen und der letzte Zahn von uns vermodert ist und damit der letzte körperliche Beweis, dass es uns einmal gegeben hat. Sind wir erst mit dem absoluten Tod tot?
Dieses vom Ablauf her realistische Beispiel macht deutlich, dass es immer darauf ankommt, welcher Maßstab angesetzt wird, um als tot zu gelten. Jeder dieser Stufen hat seine Berechtigung und steht gleichzeitig im Widerspruch zu den anderen Stufen. - Insbesondere die Stufen 1 und 2 erscheinen sehr widersprüchlich: Eine mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung, was ein Herzmuskelriss auf jeden Fall darstellt, ist ein sicheres Todeszeichen. Doch wie kann jemand tot sein, der noch Bewusstsein hat, wenn auch nur für ca. 10 Sekunden? Beim Hirntoten sind die Todeskriterien der Stufen 1[Anm. 3] bis 6 vorhanden. Ist er deswegen tot? Oder lebt der Hirntote noch, weil ihm Totenstarre und Totenflecken noch fehlen? Mit welcher Begründung muss noch auf 7. gewartet werden, damit ein Mensch als tot gilt?
Die 4 Ebenen des Todes
Für die Neurochirurgen Linke und Kurthen besitzt der Tod vier Ebenen:[3]
1. Wer oder was stirbt? | Subjekt des Todes |
2. Was ist Tod? | Definition des Todes |
3. Woran lässt sich der Tod erkennen? | Kriterien des Todes |
4. Wie lässt sich der Tod nachweisen? | Testverfahren zur Feststellung des Todes |
zu 1. und 2. hier ist besonders die Philosophie und die Theologie gefragt. zu 3. kommt die Medizin hinzu, 4. ist ganz der Medizin zu überlassen
1. Wer oder was stirbt?
Dies ist mit der nächsten Frage das Fundament, um dem Tod des Menschen auf die Spur zu kommen. Der Mensch ist sicherlich nicht sein Körper, wenngleich der Körper zum Menschen gehört. Ein Leichnam, ein Stuhl, ein Stein, sie sind alle Körper - aber keine Menschen. Zum Menschsein gehört Leben, gehört Stoffwechsel. Ein menschlicher Körper mit Stoffwechsel - wie es ein Hirntoter - ist das ein Mensch?
Angesichts des Hirntodes lässt sich der lebende Mensch schwerer definieren, denn der Hirntod trennt die kognitiven, sensorischen und motorischen Fähigkeiten eines Menschen vom reinen Stoffwechsel eines Körpers. Zurück bleibt ein Körper mit Stoffwechsel, doch ist das ein lebender Mensch? Es ist sicherlich ein menschlicher Körper, aber ist es ein lebender Mensch?
Durch die Zerstörung des Gehirns sind Wahrnehmung, Bewusstsein, Wissen und Können sowie lebenswichtige und lebensschützende Reflexe für immer erloschen. Haben wir damit einen lebenden Mensch oder ist der Mensch mit dem Hirntod verstorben? Diese wichtige Frage wird unten nochmals aufgegriffen.
2. Was ist Tod?
Bei der Frage nach dem Tod ist ein Blick in die Thanatologie, die Wissenschaft vom Sterben und Tod, sehr hilfreich: Beim üblichen Sterben bleibt das Herz stehen. Wir sagen, dass damit der Tod des Menschen eingetreten ist. Der Mensch ist tot, sagen wir um 10 Uhr. Bis 12 Uhr haben sich die sicheren Todeszeichen ausgebildet, Totenflecken und Totenstarre. Niemand wird bestreiten, dass dieser Mensch tot ist. Doch sein Körper weist noch Leben auf. Bis 18 Uhr können elektrische oder mechanische Schläge Muskelkontraktionen auslösen. Die Verdauung arbeitet bis ca. 10 Uhr des Folgetages. Die Hornhaut der Augen hat 3 Tage später noch so guten Stoffwechsel, dass sie transplantiert werden kann.
Der Mensch ist zwar seit 10 Uhr tot, aber seinen Organe und Zellen leben über diesen Individualtod (Tod eines Individuums) hinaus. Diese Zeitspanne bis zum Tod der letzten Körperzelle wird „intermediäres Leben“ genannt, das Leben vom Tod des Individuums bis zum Tod seiner letzten Körperzelle, beim Menschen gekühlt nach über einer Woche. Das intermediäre Leben zeigt deutlich auf, dass man zwischen dem Tod des Individuums und dem Tod der Organe und Zellen unterscheiden muss, wie wichtig die Klärung der Frage nach dem Subjekt Mensch ist.
3. Woran lässt sich der Tod erkennen?
Der Tod muss erkennbar sein. Die theologische Antwort, dass der Tod dann eingetreten ist, wenn die Seele den Leib verlassen hat, ist hier wenig hilfreich, denn das Verlassen der Seele aus dem Leib lässt sich weder beobachten noch nachweisen, es sei denn, man setzt den letzten Atemzug mit dem Verlassen der Seele aus dem Leib gleich. Dann jedoch ist klar, dass Hirntote Tote sind, denn alle Hirntote haben ihren letzten Atemzug bereits getan.
Stillstand von Herz und Atmung sind keine sicheren Todeszeichen. Aus diesem Zustand können Menschen unter Umständen durch Reanimation herausgeholt werden. Dies wurde bereits Ende des 18. Jh. erkannt. Daraufhin fand man Totenflecken und Totenstarre als sichere Todeszeichen.
Von der Beantwortung der beiden ersten Fragen hängt es ab, ob man den Hirntod als den Tod des Menschen betrachtet. Wenn Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm irreversibel ihre Funktion verloren haben, ist der Mensch tot. So steht es im TPG.
4. Wie lässt sich der Tod nachweisen?
Nach über einer Stunde kann man Totenflecken deutlich sehen, Totenstarre deutlich spüren. Beim Hirntod bringt die HTD ans Tageslicht, ob Hirntod vorliegt.
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Mit Reanimation potentiell umkehrbar (reversibel) und dem Leben wieder zuführbar.
- ↑ Die Zeitangaben sind Näherungswerte. Es geht hier nicht so sehr um die exakte Zeit der einzelnen Stufe, sondern um die Abstufung selbst.
- ↑ Der Hirntod stellt alleine durch den dauerhaften Ausfall der Eigenatmung eine mit dem Leben nicht zu vereinbarende Verletzung dar.
Einzelnachweise
- ↑ Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 1665.
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Tod Zugriff am 28.2.2014.
- ↑ M. Kurthen, Detlef B. Linke: Der Hirntod. Testung, Kriterienfindung, Definition, Attribution und Personkonzept. In: Richard Toellner (Hg.): Organtransplantation – Beiträge zu ethischen und juristischen Fragen. Stuttgart 1991, 83. Nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 30.
- http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=89951 Zugriff am 12.12.2016.