Hirntoddiagnostik: Unterschied zwischen den Versionen
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* Akute schwere Hirnschädigung <br> Es muss eine akute schwere Hirnschädigung vorliegen. Diese kann als [[primäre Hirnschädigung]] oder [[sekundäre Hirnschädigung]] erfolgt sein. Sie muss so schwerwiegend sein, dass keine Hirnstammreflexe festgestellt werden, wie sie in der [[Hirntoddiagnostik#klinische Diagnostik|klinischen Diagnostik]] fachkundlich überprüft werden. | * Akute schwere Hirnschädigung <br> Es muss eine akute schwere Hirnschädigung vorliegen. Diese kann als [[primäre Hirnschädigung]] oder [[sekundäre Hirnschädigung]] erfolgt sein. Sie muss so schwerwiegend sein, dass keine Hirnstammreflexe festgestellt werden, wie sie in der [[Hirntoddiagnostik#klinische Diagnostik|klinischen Diagnostik]] fachkundlich überprüft werden. | ||
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<br> Aus diesem Grunde ist es bei der Hirntoddiagnostik so wichtig, die Vorgeschichte des Patienten zu kennen. Er kann aus einem dieser anderen Ursachen in diesen Zustand des Komas gekommen sein, aus dem ihn die Intensivmedizin jedoch wieder heil zurückholen kann. Im Falle eines erfolgten Hirntods ist eine Rückkehr ins Leben nicht mehr möglich. | <br> Aus diesem Grunde ist es bei der Hirntoddiagnostik so wichtig, die Vorgeschichte des Patienten zu kennen. Er kann aus einem dieser anderen Ursachen in diesen Zustand des Komas gekommen sein, aus dem ihn die Intensivmedizin jedoch wieder heil zurückholen kann. Im Falle eines erfolgten Hirntods ist eine Rückkehr ins Leben nicht mehr möglich. | ||
Um sicherzustellen, dass alle diese Voraussetzungen gegeben sind, bevor mit der [[klinische Diagnostik|klinischen Diagnostik]] begonnen wird, hat der Arzt auf dem [[Hirntoddiagnostik#Protokoll_zur_Feststellung_des_Hirntodes|Protokoll zur Feststellung des Hirntodes]] all dies zu protokollieren: Diagnose, primäre bzw. sekundäre Hirnschädigung, Zeitpunkt des Unfalls bzw. Krankheitsbeginns und einzeln aufgeführt der Ausschluss aller o.g. anderen möglichen Ursachen für diesen Zustand.<br> | |||
Erst wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann mit der klinischen Diagnostik begonnen werden. | |||
=== Klinische Diagnostik === | === Klinische Diagnostik === |
Version vom 5. März 2014, 10:05 Uhr
Hirntod | Hirntoddiagnostik | Lebende Hirntote | Schwangere Hirntote | Berühmte Organspender |
Deutschland
Aufbau
Die Hirntoddiagnostik baut auf 3 Säulen auf:
- Voraussetzungen
Als Voraussetzung für die Durchführung der Hirntoddiagnostik müssen gegeben sein: Akute schwere Hirnschädigung + keine anderen Ursachen. - Klinische Diagnostik
Für die klinische Diagnostik müssen gegeben sein: Komma muss vorliegen + keine Hirnstammreflexe + Apnoe-Test. - Nachweis der Irreversibilität
Der Nachweis der Irreversibilität (Unumkehrbarkeit des Zustandes) ist dadurch gegeben, dass die klinische Diagnostik bei primärer Hirnschädigung nach mind. 12 Stunden wiederholt werden muss,[Anm. 1] bei sekundärer Hirnschädigung nach mind. 72 Stunden wiederholt werden muss.[Anm. 2]
Voraussetzungen
Die häufigsten Ursachen: | Anteil | p/s | Abstand |
---|---|---|---|
Hirnblutung | ca. 55% | p | 12 h |
Schädelhirntrauma | 10-20% | p | 12 h |
Herzstillstand | 10-20% | s | 72 h |
Hirninfarkt | 10-20% | p | 12 h |
p = primäre Hirnschädigung | Abstand[Anm. 3] | ||
s = sekundäre Hirnschädigung |
Keine Hirntoddiagnostik wird einfach nur auf Verdacht durchgeführt. Es müssen hierzu klare Voraussetzungen vorliegen:
- Akute schwere Hirnschädigung
Es muss eine akute schwere Hirnschädigung vorliegen. Diese kann als primäre Hirnschädigung oder sekundäre Hirnschädigung erfolgt sein. Sie muss so schwerwiegend sein, dass keine Hirnstammreflexe festgestellt werden, wie sie in der klinischen Diagnostik fachkundlich überprüft werden. - Ausschluss anderer Ursachen
Es müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden, die zu einem vorübergehenden Ausfall der Hirnstammreflexe führen können:[Anm. 4]- Intoxikation (Vergiftung)
Verschiedene Vergiftungen können die Hirnstammreflexe so stark lähmen, dass sie Hirntod vortäuschen. Daher muss eine Vergiftung ausgeschlossen werden. - Relaxation (Einfluss von verschiedenen Medikamenten und Drogen)
Verschiedene Medikament wie auch Drogen können die Hirnstammreflexe so stark lähmen, dass sie Hirntod vortäuschen. Daher muss eine Relaxation ausgeschlossen werden. - Primäre Hypothermie (Unterkühlung des Körpers)
Eine Unterkühlung des gesamten Körpers kann die Hirnstammreflexe so stark lähmen, dass sie Hirntod vortäuscht. Daher muss eine Unterkühlung ausgeschlossen werden. - Metabolisches oder endokrines Koma
- Schock
- Intoxikation (Vergiftung)
Aus diesem Grunde ist es bei der Hirntoddiagnostik so wichtig, die Vorgeschichte des Patienten zu kennen. Er kann aus einem dieser anderen Ursachen in diesen Zustand des Komas gekommen sein, aus dem ihn die Intensivmedizin jedoch wieder heil zurückholen kann. Im Falle eines erfolgten Hirntods ist eine Rückkehr ins Leben nicht mehr möglich.
Um sicherzustellen, dass alle diese Voraussetzungen gegeben sind, bevor mit der klinischen Diagnostik begonnen wird, hat der Arzt auf dem Protokoll zur Feststellung des Hirntodes all dies zu protokollieren: Diagnose, primäre bzw. sekundäre Hirnschädigung, Zeitpunkt des Unfalls bzw. Krankheitsbeginns und einzeln aufgeführt der Ausschluss aller o.g. anderen möglichen Ursachen für diesen Zustand.
Erst wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann mit der klinischen Diagnostik begonnen werden.
Klinische Diagnostik
Nachweis der Irreversibilität
Protokoll zur Feststellung des Hirntodes
Name_____________________________Vorname_____________________ geb.:_______________ Alter:_________ Klinik:___________________________________________________________________________________________ Untersuchungsdatum:_____________ Uhrzeit:_________________ Protokollbogen-Nr.:____________________ 1. Voraussetzungen 1.1 Diagnose______________________________________________________________________________________ Primäre Hirnschädigung:________ supratentoriell______________ infratentoriell_____________________ Sekundäre Hirnschädigung: _______________________________________________________________________ Zeitpunkt des Unfalls/Krankheitsbeginns: ________________________________________________________ 1.2 Folgende Feststellungen und Befunde bitte beantworten mit ja oder nein Intoxikation ausgeschlossen:____________________________________________ Relaxation ausgeschlossen:____________________________________________ Primäre Hypothermie ausgeschlossen:____________________________________________ Metabolisches oder endokrines Koma ausgeschlossen:____________________________________________ Schock ausgeschlossen:____________________________________________ Systolischer Blutdruck ______________mmHg 2. Klinische Symptome des Ausfalls der Hirnfunktion 2.1 Koma _________________________________________________________________________________________ 2.2 Pupillen weit / mittelweit Lichtreflex beidseits fehlt___________________________________________ 2.3 Okulo-zephaler Reflex (Puppenkopf-Phänomen) beidseits fehlt___________________________________________ 2.4 Korneal-Reflex beidseits fehlt___________________________________________ 2.5 Trigeminus-Schmerz-Reaktion beidseits fehlt___________________________________________ 2.6 Pharyngeal-/Tracheal-Reflex fehlt___________________________________________ 2.7 Apnoe-Test bei art. paCO2 _______mmHg erfüllt_________________________ 3. Irreversibilitätsnachweis durch 3.1 oder 3.2 3.1 Beobachtungszeit: Zum Zeitpunkt der hier protokollierten Untersuchungen bestehen die obengenannten Symptome seit ________ Std. Weitere Beobachtung ist erforderlich ja____________________ nein____________________________ mindestens 12/24/72 Stunden 3.2. Ergänzende Untersuchungen: 3.2.1 Isoelektrisches (Null-Linien-) EEG, _____ ______ ______________ _____________ _____________ 30 Min. abgeleitet: ja nein Datum Uhrzeit Arzt 3.2.2 Frühe akustisch evozierte Hirnstamm- _____ ______ ______________ _____________ _____________ potentiale Welle III–V beidseits erloschen ja nein Datum Uhrzeit Arzt Medianus-SEP beidseits erloschen _____ ______ ______________ _____________ _____________ ja nein Datum Uhrzeit Arzt 3.2.3 Zerebraler Zirkulationsstillstand beidseits festgestellt durch: Dopplersonographie:___________Perfusionsszintigraphie:__________ Zerebrale Angiographie:__________ Datum________________ Uhrzeit_____________________ untersuchender Arzt____________________________ Abschließende Diagnose: Aufgrund obiger Befunde, zusammen mit den Befunden der Protokollbögen Nr.___________, wird der Hirntod und somit der Tod des Patienten festgestellt am:____________ um_________ Uhr. Untersuchender Arzt:____________________________________________ _________________________________ Name Unterschrift
Schweiz
Anhang
Siehe auch:
Quellen
- BÄK: Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes (1997).
Anmerkungen
- ↑ Bei Kindern unter 2 Jahren sind es mind. 24 Stunden, bei Neugeborenen mind. 72 Stunden.
- ↑ Für Kinder unter 2 Jahren und Neugeborenen sowie bei besonderen Situationen sind ergänzende Untersuchungen durch apparative Diagnostik vorgeschrieben. Um die Wartezeit zu verkürzen, muss eine ergänzende Untersuchung hinzugenommen werden.
- ↑ Bei der HTD muss der zeitlicher Abstand zwischen 1. und 2. klinischen Diagnostik bei primärer Hirnschädigung mind. 12 h und bei sekundärer Hirnschädigung mind. 72 h betragen. Diese Wartezeit kann durch eine apparative Diagnostik verkürzt werden.
- ↑ Beim Hirntod sind die Hirnstammreflexe nicht nur vorübergehend ausgefallen, sondern unumkehrbar.