Pierre Mollaret: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Jahr 1959 bemerkten die französischen Wissenschaftler Pierre Mollaret und Michel Goulon, dass bei vielen dieser Patienten auch die Funktionen des Gehirns | |||
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statt der Hirnstromkurve nur eine Null-Linie auf. Mollaret und Goulon bezeichneten diesen Zustand als "coma dépassé", als "jenseits des Komas". Weltweit beobachteten Ärzte in den darauf folgenden Jahren eine ganze Anzahl solcher Patienten, deren | |||
Gehirn keinerlei Aktivität mehr zeigte, deren Zustand sich nicht mehr besserte und die das Bewusstsein nicht wieder erlangten. Es kam daher zwangsläufig die Frage auf, ob diese Patienten noch als "lebend" anzusehen sind und die Fortsetzung der aufwändigen Intensivtherapie bis zum Eintreten des Herzstillstandes zu rechtfertigen ist. Die wissenschaftliche Diskussion in den Ländern mit | |||
einem entsprechend entwickelten Behandlungsstandard kam in den Folgejahren übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass der vollständige und endgültige | |||
Ausfall aller Hirnfunktionen das sichere innere Todeszeichen darstellt.<ref>BZgA: Kein Weg zurück ... 7. Aufl. Frankfurt 2012. Nach: https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/HT_d_2012_Web.pdf Zugriff am 1.4.2017.</ref> | |||
"Mit anderen Worten, wenn ich nicht mehr denke, dann bin ich nicht mehr", rekapitulierte ein Stationsarzt, "Absetzung des Herzens und Inthronisation des Gehirns - ein symbolischer Staatsstreich, eine Revolution." Das Herz wurde in der Romantik noch metaphorisch gegen die Maschinen ins Feld geführt; heute befasst die Poesie sich mit Maschinen, entsteht am Computer - und auch das Herz ist manchmal auf Maschinen angewiesen.<ref>http://www.spiegel.de/kultur/literatur/maylis-de-kerangal-ueber-organspende-die-lebenden-reparieren-a-1032141.html Zugriff am 1.4.2017.</ref> | |||
Version vom 1. April 2017, 06:56 Uhr
Pierre Mollaret (1898-1987) war ein französischer Neurologe, der sich besonders auf dem Gebiet der infektiösen Erkrankungen des Nervensystems verdient machte. 1944 beschrieb er eine wiederkehrende (rezidivierende) gutartige virale Meningitis, die als Mollaret-Meningitis seinen Namen trägt.
Im Jahr 1959 bemerkten die französischen Wissenschaftler Pierre Mollaret und Michel Goulon, dass bei vielen dieser Patienten auch die Funktionen des Gehirns unwiederbringlich (irreversibel) ausgefallen waren. Gleichzeitig wies das EEG statt der Hirnstromkurve nur eine Null-Linie auf. Mollaret und Goulon bezeichneten diesen Zustand als "coma dépassé", als "jenseits des Komas". Weltweit beobachteten Ärzte in den darauf folgenden Jahren eine ganze Anzahl solcher Patienten, deren Gehirn keinerlei Aktivität mehr zeigte, deren Zustand sich nicht mehr besserte und die das Bewusstsein nicht wieder erlangten. Es kam daher zwangsläufig die Frage auf, ob diese Patienten noch als "lebend" anzusehen sind und die Fortsetzung der aufwändigen Intensivtherapie bis zum Eintreten des Herzstillstandes zu rechtfertigen ist. Die wissenschaftliche Diskussion in den Ländern mit einem entsprechend entwickelten Behandlungsstandard kam in den Folgejahren übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass der vollständige und endgültige Ausfall aller Hirnfunktionen das sichere innere Todeszeichen darstellt.[1]
"Mit anderen Worten, wenn ich nicht mehr denke, dann bin ich nicht mehr", rekapitulierte ein Stationsarzt, "Absetzung des Herzens und Inthronisation des Gehirns - ein symbolischer Staatsstreich, eine Revolution." Das Herz wurde in der Romantik noch metaphorisch gegen die Maschinen ins Feld geführt; heute befasst die Poesie sich mit Maschinen, entsteht am Computer - und auch das Herz ist manchmal auf Maschinen angewiesen.[2]
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ BZgA: Kein Weg zurück ... 7. Aufl. Frankfurt 2012. Nach: https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/HT_d_2012_Web.pdf Zugriff am 1.4.2017.
- ↑ http://www.spiegel.de/kultur/literatur/maylis-de-kerangal-ueber-organspende-die-lebenden-reparieren-a-1032141.html Zugriff am 1.4.2017.