Religion im Gehirn

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Unser Gehirn versucht stehts in allem einen Sinn zu sehen, um unser Handeln zu leiten. Manchmal erfindet es dazu Erklärungen, die zu unseren Erlebnissen passen. Solche Rahmenkonstruktionen sind zwar oft nützlich, aber nicht immer korrekt.[1]
Die meisten Menschen besitzen ein Überzeugungssystem, das als Rahmen für ihre Erlebnisse fungiert. Einigen wurde es beigebracht, andere interpretieren ihre Empfindungen selbst und formen daraus ihr Überzeugungssystem. ... Wer zum Beispiel an ein wohlmeinendes übernatürliches Wesen glaubt, das die Welt regiert, wird zufällige Ereignisse oder eine Glückssträhne als Beweis dafür ansehen, während sie jemand mit einem materialistischen Glaubenssystem dagegen für einen Zufall hält. Wer schnell bedeutsame Verbindungen in zufälligen Ereignissen erkennt, neigt auch eher zu einem magischen oder abergläubischen Überzeugungssystem.[1]

Die Fähigkeit, Muster zu erkennen, hilft uns, besser in der Welt zurechtzufinden.[1]

  • Autismus
    Autisten erkennen ganz offensichtliche Muster nicht. Sie werden von Informationen überflutet. Alle erscheinen ihnen als gleich wichtig.
  • Buchstabentreue
    Wer subtile Muster nicht erkennt, nimmt alles wortwörtlich. Er erkennt z.B., wie beim Asperger-Syndrom, keine Metaphern.
  • Aberglaube
    Wer zu viele Muster erkennt, sieht Dinge, die gar nicht da sind. Er stellt Verbindungen zwischen Dingen her, die nichts miteinander zu tun haben.

Das Ausüben von Religion wird größtenteils von der Kultur bestimmt. Studien an getrennt voneinander aufgewachsene eineiige Zwillinge lassen vermuten, dass Religiosität eher von den Genen als von der Erziehung abhängen könnte. Religiosität geht mit ungewöhnlich hoher Aktivität im Temporallappen einher. Bei intensiven religiösen Erfahrungen sind noch viele andere Areale aktiv. Ein einzelnes Glaubens-Areal scheint im Gehirn nicht zu existieren. - Glaube und Unglaube werden im Gehirn von den Emotions- und nicht von den Vernunft-Arealen gesteuert. Glaube aktiviert den ventromedialen präfrontalen Cortex (Belohnung, Emotionen und Geschmack), Unglaube dagegen die für Ekel zuständige Inselrinde.[1]

{{Zitat|Angebliche 'übernatürliche' Erlebnisse werden möglicherweise von Störungen in verschiedenen Teilen des Gehirns verursacht. Für die emotionalen Begleiterscheinungen solcher Erlebnisse, wie Ekstase oder Furcht, aber auch für das Wahrnehmen einer unsichtbaren Präsenz, sind wahrscheinlich minimale Krampfanfälle im Temporallappen verantwortlich. Das Gefühl, von oben auf den eigenen Körper herabzusehen, und andere außerkörperliche Erlebnisse gehen mit einer reduzierten Aktivität in den Parietallappen einher, die normalerweise für die Stabilität des Raum- und Zeitgefühls zuständig sind. Halluzinationen sind möglicherweise auf das falsche Interpretieren oder Verarbeiten visueller und auditiver Signale zurückzuführen.[2]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c d Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 170.
  2. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 171.