Meningitis

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Meningitis (Plural Meningitiden; deutsch Hirnhautentzündung, Entzündung der Meningen) ist eine Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute, also der Hüllen des ZNS. Sie kann durch Viren, Bakterien oder andere Mikroorganismen verursacht werden, aber auch aufgrund nichtinfektiöser Reize auftreten. Da eine bakterielle Meningitis aufgrund der unmittelbaren Nähe der Entzündung zu Gehirn und Rückenmark grundsätzlich lebensbedrohlich ist, stellt eine Meningitis bis zum sicheren Ausschluss einer bakteriellen Ursache immer einen medizinischen Notfall dar.

Die häufigsten Symptome einer Meningitis sind:

Die klassische Symptom-Trias einer Meningitis besteht aus Nackensteifigkeit, hohem Fieber und Bewusstseinsminderung. Man findet diese Trias jedoch nur in ca. 45% der Fälle einer bakteriellen Meningitis. Wenn keines der drei klinischen Zeichen vorliegt, ist eine Meningitis sehr unwahrscheinlich.

Vor allem Kinder können, insbesondere in der Anfangsphase, auch unspezifische Symptome wie Reizbarkeit und Benommenheit zeigen. Ein charakteristischer Hautausschlag gilt als Hinweis auf das Vorliegen einer durch Meningokokken hervorgerufenen Meningitis.

Die Meningokokkenmeningitis wird durch das Bakterium Neisseria meningitidis verursacht und kann im Falle einer Bakterienstreuung über das Blut durch das Auftreten einer Purpura charakterisiert sein.


Max Theiler (1899-1972) war ein südafrikanisch-US-amerikanischer Bakteriologe und Nobelpreisträger Schweizer Herkunft. Er zeigte, dass das Virus in Mäusen Hirnhautentzündung auslöst. Wird der Erreger dann wieder auf Affen übertragen, löst er Gelbfieber in abgeschwächter Form aus, der bei Affen außerdem Immunität gegenüber der tödlichen Form des Gelbfiebers bewirkt. Diese Erkenntnis bildete die Grundlage für die Impfstoffentwicklung durch Theiler und Hugh Smith (17 D Impfstoff, 1937).

Berühmte Menschen mit Meningitis

  • Das Baby Charlotte hatte einem sehr schweren Verlauf einer Meningokokkenmeningitis. Die Petechien entwickelten sich schnell zu Gangränen und erforderten die Amputation aller Extremitäten. Die Patientin überlebte die Erkrankung.
  • Alessandro Francesco Tommaso Manzoni (1785-1873) war ein italienischer Dichter und Schriftsteller. Sein berühmtestes Werk ist der 1827 erschienene Roman I Promessi Sposi (deutsch Die Brautleute, auch Die Verlobten). Nach einem Sturz beim Verlassen einer Kirche, durch den er sich eine Schädelverletzung zuzog, starb er an einer Hirnhautentzündung.
  • Jacques-Joseph Ebelmen (1814-1852) war ein französischer Chemiker, Ingenieur und Autor. 1849 war er Mitglied der Jury der französischen nationalen Industrieausstellung und 1851 der Weltausstellung in London. In London wurde er von Michael Faraday eingeladen, Vorlesungen in der Royal Institution zu halten. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich starb er an Hirnhautentzündung.
  • Johann Nepomuk Ritter von Nußbaum (1829-1890) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer. Seit 1862 litt er an schweren Kopfschmerzen als Spätfolge einer Hirnhautentzündung, die er regelmäßig mit Morphium bekämpfte.
  • Ludwig Mayer (1839-1878) war ein deutscher Mediziner. Er wurde 1867 Privatdozent der medizinischen Fakultät in München und veröffentlichte in der Folgezeit zahlreiche Arbeiten zum Thema der Chirurgie. 1878 starb er an einer Hirnhautentzündung.
  • Dora Rappard (1842-1923) war eine Schweizer Missionarin und evangelische Kirchenlieddichterin. Eine Hirnhautentzündung in jungen Jahren, von der sie aber wieder genas, bereitete ihr in späteren Jahren immer wieder Kopfschmerzen.
  • Karl Hermann Wolf auch Carl Hermann Wolf (1862-1941) war ein Abgeordneter des Böhmischen Landtags, Reichsratsabgeordneter (1897), Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung, Herausgeber und Schriftsteller. In Leipzig erkrankte er lebensgefährlich an einer Hirnhautentzündung. Nach seiner Genesung war er als Hofmeister beschäftigt und wandte sich dann dem Zeitungswesen zu.
  • Adolf Lothar Jost (1874-1908) war ein österreichischer Psychologe. Auf ihn gehen die sogenannten "Jostschen Sätze" zum Lernen und Behalten im Gedächtnis zurück. Es starb an einer Hirnhautentzündung.
  • Louise von Dänemark (Louise Caroline Josephine Sophie Thyra Olga) (1875-1906) war eine dänische Prinzessin aus dem Hause Glücksburg und durch Heirat Prinzessin zu Schaumburg-Lippe. Sie starb im Alter von 31 Jahren an Hirnhautentzündung.
  • Helen Keller (1880-1968) erkrankte mit 19 Monaten an Meningitis und verlor dadurch ihr Hör- und Sehvermögen (Taubblindheit). Ihre Lehrerin Anne Sullivan Macy] (1866-1936), die im Perkins-Institut von der taubblinden Laura Bridgman] (1829-1889) das Fingeralphabet erlernt hatte, verhalf Helen Keller dazu, die Braille-Schrift zu lesen und zu schreiben. Dadurch eröffnete sie ihr die Tür, eine US-amerikanische Schriftstellerin zu werden.
  • Anton Herman Gerard „Anthony“ Fokker (1890-1939) war ein niederländisch-deutsch-amerikanischer Flugzeughersteller. Er starb nach einem chirurgischen Eingriff an den Folgen einer Infektion der Operationswunde und einer Hirnhautentzündung.
  • Enrico Rastelli (1896-1931) war ein international gefeierter italienischer Jongleur. Mit 34 Jahren starb er an den Folgen einer Hirnhautentzündung.
  • Antonin Artaud (Antoine Marie Joseph Paul Artaud) (1896-1948) war ein französischer Schauspieler, Dramatiker, Regisseur, Zeichner, Dichter und Theater-Theoretiker. Er litt Zeit seines Lebens unter den Folgen einer Hirnhautentzündung, die er als 4-Jähriger überlebt hatte, an chronischen neuralgischen Schmerzen, aufgrund derer er über Jahrzehnte Drogen wie Laudanum, Opium oder Heroin konsumierte, sowie an einer klinischen Depression und prägte er in der Mitte des 20. Jh. den Begriff Theater der Grausamkeit.
  • David Ludwig Bloch (1910-2002) war ein Porzellanmaler, Maler und Lithograf. Wenige Wochen nach der Geburt starb seine Mutter, sein Vater kurze Zeit später 1911. Bloch wurde von Verwandten aufgenommen. Durch eine Hirnhautentzündung verlor er als Kind das Gehör. Mit fünf Jahren wurde er in München in der damaligen Landestaubstummenanstalt eingeschult. Im Anschluss daran besuchte Bloch eine Privatschule für Gehörlose in Jena. Eine Ausstellung über den Holocaust stellte er unter den Titel "Meine Bilder sind meine Sprache".
  • Ignaz Schlifni (1924-2012) war ein österreichischer Kräutergelehrter bzw. Phytotherapeut und Sachbuchautor. Im Alter von 13 Jahren erkrankte er an einer Meningoenzephalitis (Hirnhautentzündung mit Verdacht auf Hydrocephalus). Aufgrund der Schmerzen, die diese Krankheit hervorrief, wurde er auch von der Schulpflicht befreit. In den 1930-er Jahren sollte er Unterricht an der Zither erhalten. Die Lehrerin war bewandert in der Kräuterheilkunde und gab der Familie eine Arznei, die aus der Christrose (Helleborus niger) hergestellt war. Diese besiegte die Krankheit und auch die Schmerzen endeten. Damit wurde der Same gelegt für die künftige Tätigkeit als Heilkräutergelehrter.
  • Brian Francis Connolly (1945-1997) war ein schottischer Musiker und Leadsänger der Rockband The Sweet. Im Alter von einem Jahr bekam er eine Hirnhautentzündung und wurde von seiner Mutter im Krankenhaus zurückgelassen und kurze Zeit später von einer Krankenschwester adoptiert.
  • Helge Weindler (1947-1996) war ein deutscher Kameramann. Er verstarb während der Arbeit zu Dörries Bin ich schön? an einer Hirnhautentzündung.
  • Marc Porel (1949-1983) war ein französischer Schauspieler. Er starb im Alter von 34 Jahren an einer Hirnhautentzündung.
  • Carlo Hommel (1953-2006) war ein luxemburgischer Organist. Er verstarb völlig unerwartet im Alter von nur 52 Jahren an den Folgen einer nicht erkannten Meningitis.
  • David Bryon Cole (1962-1995) war ein amerikanischer Musikproduzent, Keyboarder und DJ. Er starb 1995 an den Folgen einer Hirnhautentzündung.
  • Veronica Ferres (*1965) ist eine deutsche Schauspielerin, die mit dem KinofilmDas Superweib 1996 einem größeren Publikum bekannt wurde. 2001 fiel sie wegen einer Meningitis ins Koma und musste anschließend Gehen und Sprechen neu lernen.
  • Ebbe Sand (*1972) ist ein ehemaliger dänischer Fußballspieler. In der Saison 2004/2005 erkrankte Sand an einer Hirnhautentzündung, die ihn lange außer Gefecht setzte. Dadurch verlor er seinen Stammplatz an jüngere Spieler, Sand musste häufiger auf der Ersatzbank Platz nehmen.
  • Jean-Marc Lorber (*1978) ist ein deutscher Komponist und Sänger, der in TV-Auftritten seine Musik mit Aufklärungsarbeit zum Tourette-Syndrom verbindet. Nach einer Hirnhautentzündung traten bei ihm mit 9 Jahren die ersten motorischen Tics auf. Im Alter von 11 Jahren kamen vokale Tics hinzu. 1993 wurde die Diagnose Tourette-Syndrom gestellt. Im selben Jahr entdeckte er die Musik und komponierte erste Melodien. Während des Musizierens ist Jean-Marc Lorber ticfrei.
  • Amelia Michelle Purdy (Amy Purdy) (1979) ist eine amerikanische Para-Snowboarderin, die im Alter von 19 Jahren als Folge einer Hirnhautentzündung beide Beine verlor. Sie wurde paralympische Bronzemedaillengewinnerin bei den Paralympischen Winterspielen 2014, Silbermedaillengewinnerin bei den Paralympischen Winterspielen 2018 und ist Mitgründerin von Adaptive Action Sports.
  • Laura Dianne Vandervoort (*1984) ist eine kanadische Schauspielerin, die bereits wenige Wochen nach ihrer Geburt an einer Hirnhautentzündung erkrankte, die mehrere Monate andauerte. Ihre Eltern ließ man wissen, dass sie diese kaum überleben werde.
  • Fiete Junge (1992-2018) war ein deutscher Kanusportler. Im Juli 2018 starb er an der Folge einer Hirnhautentzündung.
  • Bernhard M. war infolge einer Hirnhautentzündung im Säuglingsalter zu einer stabilen Erektion und damit zum Geschlechtsverkehr unfähig. Dennoch wurde er 1994 von der damals 18-jährige Schülerin Amelie (Name von Journalisten und Buchautoren geändert) wegen Vergewaltigung angeklagt und vom Landgericht Osnabrück, wie schon zuvor der Vater von Amelie, zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Gerichtsreporterin Sabine Rückert konstatierte einen zweifachen Justizirrtum. In der Folge wurden in beiden Fällen Wiederaufnahmen beantragt. Bernhard M. wurde 2005 nach einem Verfahren "gegen die offene Empörung der niedersächsischen Richterschaft und gegen den erbitterten Widerstand der Staatsanwaltschaft Oldenburg" wegen erwiesener Unschuld freigesprochen.[1]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Sabine Rückert: Freispruch dank Zeit-Recherche. In: Die Zeit. 1. April 2009. https://www.zeit.de/online/2005/51/Freispruch Zugriff am 06.06.2020.