Chronik/Intensivmedizin

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Die Intensivmedizin befasst sich mit Diagnostik und Therapie lebensbedrohlicher Zustände und Krankheiten. Intensivstationen sind baulich und gerätetechnisch aufwendig ausgestattet. Aufgrund des hohen Betreuungsaufwands ist hier eine Pflegekraft nur für wenige Patienten zuständig, typischerweise bis zu 3, auf "Normalstationen" etwa 20.

Ibsen und die Poliomyelitis-Epidemie

Der Name Bjørn Aage Ibsen (1915-2007) ist eng mit der Gründung der Intensivmedizin verknüpft:
1952 beatmete Ibsen ein neugeborenes Kind mit angeborenem Tetanus manuell mit einem Beatmungsbeutel. Da Langzeit-Beatmung damals abgelehnt wurden, unterbrach Ibsen die Beatmung und das Kind starb. Dies wurde für Ibsen ein Schlüsselerlebnis.
1952 brach in Dänemark eine große Poliomyelitis-Epidemie aus. Über 5.722 Fälle wurden registriert, darunter über 2.450 mit Atemlähmung. Das Kopenhagener Krankenhaus nahm in den ersten 6 Wochen nach Ausbruch der Epidemie täglich zwischen 30 und 50 Poliopatienten auf, für die jedoch nur eine Eiserne Lunge und sechs Cuirass-Respiratoren zur Verfügung standen. Ibsen wurde eingeladen, eine Lösung zu finden. Er obduzierte 4 verstorbene Poliomyelitis-Patienten, die durch die Eiserne Lunge beatmet wurden und stellte überhöhte Kohlendioxidwerte fest, obwohl die Lungen funktionsfähig waren.
Am 26.8.1952 wurde ein schwerkrankes 12-jähriges Mädchen mit schwerer Poliomyelitis eingeliefert. Ihre Beine, Arme sowie die Atemmuskulatur waren bereits teilweise gelähmt. Das Mädchen hatte eine fast vollständig zugeschleimte Lunge und drohte kurzfristig am eigenen Speichel zu ersticken. Am 27.8. unternahm Ibsen die Behandlung der Patientin. Bei der Tracheotomie geriet das Kind in Atemnot und Panik und konnte zunächst nicht intubiert werden. Ibsen versetzte das Kind in ein künstliches Koma, worauf die Ärzte annahmen, dass die Behandlung gescheitert war und verließen den Saal. Ibsen saugte zunächst den Lungenschleim ab und unternahm beatmete manuell die Patientin mittels eines mit Sauerstoff gefüllten Blasebalgs. Die zurückgekehrten Kollegen stellten fest, dass Ibsen die Patientin beatmen konnte und die Lungen fast schleimfrei waren. Anhand des Experiments demonstrierte Ibsen, dass die bisherige Standardbehandlung mit Unterdruckbeatmung zu hohen CO2-Werte in der Ausatmungsluft führte, auch wenn die Sauerstoffsättigung im Blut zufriedenstellend war. Außerdem wurden die Symptome einer CO2-Erhöhung erkennbar gemacht: Bluthochdruck und eine nasskalte und schwitzende Haut. Nach der Demonstration Ibsens, veranlasste Henry Lassen binnen 3 Tagen alle Poliopatienten mit Atembeschwerden manuell zu beatmen. Dies stellte eine enorme logistische Herausforderung dar: es wurden zur Behandlung Überwachungsstationen eingerichtet, auf dem Höhepunkt der Epidemie wurden 250 Medizinstudenten und 260 Krankenschwestern eingesetzt, um die kontinuierliche Überdrucksbeatmung der Patienten sicherzustellen, Die Mortalitätsrate der Patienten mit Atembeschwerde sank daraufhin von 87% auf 25%.
Juni 1953 wurde ein Kind mit Tetanus eingeliefert. Krämpfe erschwerten ihm das Atmen. Ibsen beatmete er das Kind mit einem Beatmungsbeutel manuell. Nach 17 Tagen wachte der kleine Patienten wieder auf. Als externer Mitarbeiter stellte Ibsen der Verwaltung 17 Tage in Rechnung. Aufgeschreckt durch die hohen Kosten, beschloss die Stadt Kopenhagen Ibsen als Arzt intern einzustellen und ihm die Aufgaben zu übertragen, eine Anästhesieabteilung zu gründen.
1954 leitete Ibsen im Kommunehospital in Kopenhagen eine selbständige Anästhesieabteilung und richtete einen ganztätigen Aufwachraum ein, welcher eine diagnose- und krankheitsunabhängige Intensivbehandlung der Patienten ermöglichte sowie Fachpersonal ausschließlich zur Intensivbehandlung ausbildete, somit wurde die weltweit erste Intensivstation gegründet.[1]

Maschinelle künstliche Beatmung

Chronik der Intensivmedizin


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise