Jimi Fritze

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jimi Fritze

Die Darstellung

Textfassung 1
Jimi Fritze sitzt mit Freundin bei einem Glas Wein. Dann fällt er ihr vom Stuhl vor die Füße. Im Spital sagen die Ärzte der an Jimis Bett sitzenden Freundin: Gehirnblutung. Ihr Freund werde sterben…
Aber Jimi könne andere Leben retten. Durch seine Organe. Ob sie die haben könnten? Die Angehörigen entscheiden sich für die Organspende und wollen sich mit den Freunden von Jimi verabschieden, bevor ihm die Organe entnommen werden. Jimi hört, wie er später im Radio erzählen wird, all diese Gespräche mit. Er wusste: Ich lebe und sie wollen mich töten. „Ich hörte, was sie sagten, und versuchte ständig, Lebenszeichen von mir zu geben. Aber es ging nicht.“
Aber Jimi hatte, anders als viele, Glück im Unglück: Ein aus dem Urlaub zurückgekehrter erfahrener Arzt erkannte, dass Fritze weder tot noch (das ist etwas anderes) „hirntot“ noch überhaupt sterbend war. So kehrte Jimi, statt unter den Händen der Ärzte als Organspender zu sterben, zurück ins eigene Leben. Und ist froh darüber. Summertime.
Ende gut, alles gut? Keineswegs. Jimi hat seelische Qualen erleiden müssen und hätte, wäre er Organspender geworden, bis zum Eintritt seines Todes noch entsetzliche körperliche Qualen erdulden müssen: durch die willentliche Schmerzzufügung und absichtlich herbeigeführten Erstickungsanfälle bei der Hirntoddiagnose. Und – grauenvolle Vorstellung – durch die bei uns in der Regel ohne Vollnarkose durchgeführte Organentnahme aus seinem lebenden Körper. In seiner Todesangst wollte Jimi seinen Lieben und den Ärzten Lebenszeichen geben und konnte es nicht.
Waren denn solche Lebenszeichen überhaupt notwendig? Jimi Fritze hatte eine Gehirnblutung gehabt. Aber sein Herz hatte nicht aufgehört zu schlagen, sein Kreislauf war intakt, er atmete (künstliches Leben gibt es nicht und künstlich beatmen kann man keine Leiche, sondern, wegen der notwendigen Mitwirkung des Körpers, nur einen untoten Leib) und Jimi schwitzte vor Angst.[1]

Textfassung 2
Der Schwede Jimi Fritze erleidet einen Schlaganfall und wird sofort ins Spital gebracht. Er ist vollständig gelähmt – aber immer noch bei vollem Bewusstsein. Doch das merken die Ärzte nicht.
Sie machen einen Hirn-Scan. Danach informieren sie seine Familie – Fritze lebe nicht mehr.
Doch es wird noch schlimmer: Die Ärzte reden darüber, Fritzes Organe zu spenden. «Ich hörte, wie sie über Organspende sprachen. Sie wollten einige Leber- und Nierentests machen, damit sie diese Organe anderen Patienten geben können», sagt Fritze dem «Aftonbladet».
«Was passiert, wenn sie mich kremieren?»
Fritze kann nichts unternehmen oder sich bemerkbar machen, er ist immer noch gelähmt. «Ich hatte Angst, dass ich sterben werde. Ich habe mich gefragt, was passieren wird, wenn sie mich kremieren. Werde ich das Feuer sehen und spüren?», sagt er später.
Die Ärzte erklären Fritze nicht offiziell für hirntot, obwohl sie sich so verhalten, als wäre er tot. Zum Glück wirft noch einmal ein erfahrener Arzt einen Blick auf die Röntgenbilder. Anders als die anderen Ärzte glaubt er, dass Fritze wieder vollkommen gesund werde.
Und der erfahrene Arzt behält recht: Nur wenige Tage später beginnt Fritze seinen Kopf wieder zu bewegen.[2]

Textfassung 3
Der 43-jährige Jimi Fritze erlitt einen Schlaganfall.
Da es sehr windig war, konnte er nicht mit dem Hubschrauber ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht werden. Stattdessen transportierte ein Boot den Notfallpatienten, der dadurch erst nach anderthalb Stunden im Krankenhaus ankam. Zu diesem Zeitpunkt war er vollständig gelähmt. Trotz der Lähmungen war Fritze jedoch die ganze Zeit über bei vollem Bewusstsein. Nur bemerkte das offenbar niemand - auch nicht seine Ärzte.
Er hörte, wie die Mediziner seiner Freundin und Familie mitteilten, dass „es keine Hoffnung gäbe“.
Als nächstes bekam er mit, dass die Ärzte darüber diskutierten, seine Leber und Nieren zu explantieren.
Doch die gesamte Zeit über war der Schwede nicht in der Lage, irgendjemanden auf sich aufmerksam zu machen.
„Ich konnte nichts tun. Ich konnte nur sehen und hören. Ich konnte meinen Körper nicht bewegen“, so berichtet er „The Telegraph“.
„Ich hörte sie über die Organspende sprechen, sie wollten einige Tests an meiner Leber und meinen Nieren durchführen, sodass sie sie Leuten geben könnten. Ich war verängstigt, denn ich dachte, dass ich sterben würde – einen qualvollen Tod. Ich erinnere mich, wie ich dachte, was wird passieren, wenn sie mich einäschern, werde ich das Feuer sehen und das Feuer spüren?“
Fritze ist sicher: Wäre nicht drei Tage nach dem Schlaganfall ein erfahrener Arzt aus seinem Urlaub zurückgekommen, würde er heute nicht mehr am Leben sein. Jetzt hat er die Ärzte verklagt, denn die hatten unter anderem versucht, seine Angehörigen zu überreden, einer Organentnahme zuzustimmen, dabei war er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal für hirntot erklärt.[3]

Die Recherche

Quelle 1
Es sollte ein romantischer Abend werden, als der Schwede Jimi Fritze vor knapp zwei Jahren mit seiner Freundin auf einer Schäreninsel bei Wein und Räucherfisch zusammen saß. Doch dann erlitt der heute 43-Jährige einen schweren Schlaganfall. Da es an dem Tag sehr windig war, konnte er nicht mit dem Hubschrauber ins nächstgelegene Sahlgrenska-Krankenhaus in Göteborg gebracht werden. Stattdessen transportierte ein Boot den Notfallpatienten, der dadurch erst nach anderthalb Stunden im Krankenhaus ankam. Zu diesem Zeitpunkt war er vollständig gelähmt.
Ärzte übersehen, dass der Patient bei Bewusstsein war
Trotz der Lähmungen war Fritze jedoch die ganze Zeit über bei vollem Bewusstsein. Nur bemerkte das offenbar niemand - auch nicht seine Ärzte. Was folgte, war ein Albtraum: „Ich hörte, wie die Mediziner meiner Freundin und meiner Familie mitteilten, dass ich wohl nicht überleben würde“, berichtete der frühere Supermarkt-Manager dem englischen „Telegraph“. Als Anhaltspunkt für die düstere Prognose dienten Aufnahmen von Jimis Gehirn.
Doch der Horror ging für den Schlaganfall-Patienten noch weiter: Als nächstes bekam er mit, dass die Ärzte darüber diskutierten, welche seiner Organe sie für eine Spende entnehmen könnten. „Sie sprachen darüber, dass sie meine Leber und meine Nieren darauf hin untersuchen wollten, ob sie sich als Spenderorgane eignen.“
Die ganze Zeit über war der Schwede nicht in der Lage, irgendjemanden darauf aufmerksam zu machen, dass er bei Bewusstsein war und jedes Gespräch hören konnte. „Ich war verängstigt, denn ich dachte, ich würde in Kürze einen qualvollen Tod sterben“, erinnert er sich.
Fritze ist sicher: Hätte nicht drei Tage nach dem Schlaganfall eine erfahrenere Ärztin seinen Fall übernommen, würde er heute nicht mehr leben. Der Expertin genügte ein Blick auf die Bilder von Fritzes Hirn um sicher zu sein, dass er durchkommen würde. Und tatsächlich: Nur wenige Tage später konnte er sich bereits per Kopfnicken verständlich machen.
Jimi Fritze verklagt die Klinik
Nach beinahe zwei Jahren und langwieriger Rehabilitation kann Jimi Fritze heute wieder sprechen. Doch auch wenn er sich zunehmend besser bewegen kann, so ist er nach wie auf einen Rollstuhl angewiesen und benötigt permanent Hilfe.
Jetzt hat er die Ärzte verklagt, die ihn nach seinem Schlaganfall behandelten. Denn die hatten unter anderem versucht, seine Angehörigen zu überreden, einer Organentnahme zuzustimmen - und das, während sie sich eigentlich gerade von Jimi verabschieden wollten. Dabei hatten die Mediziner ihren Patienten zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal für hirntot erklärt - für Fritze und seine Anwälte ein klarer Verstoß gegen die Organspende-Vorschriften.[4]

Quelle 2

Für tot gehalten zu werden, es aber nicht zu sein – und das auch niemandem mitteilen zu können. Für den Schweden Jimi Fritze (40) wurde das Wirklichkeit. Mit seiner Freundin aß er in einem romantischen Inselrestaurant an der schwedischen Küste. Man trank Rotwein und redete über die Zukunft. Dann brach Fritze zusammen – wegen einer Gehirnblutung.

Er werde sterben, es gebe keine Hoffnung, sagten die Ärzte nach zwei Tagen der fast pausenlos an seinem Bett sitzenden Freundin. Aber Jimi könne andere Leben retten, sagte der Arzt. Er sei ja noch jung und habe Organe, die anderen Menschen ein Überleben ermöglichen könnten. Fritze lag bei diesem Gespräch scheinbar bewusstlos neben dem Arzt, der Freundin und seinen Angehörigen. Denen schien der Vorschlag einleuchtend. Sie willigten ein: Fritzes Organe sollten helfen, Leben zu retten. Er würde sie nicht ja mehr brauchen.
„Wir entschieden uns, seine Familie und Freunde, uns gemeinsam von Jimi zu verabschieden, bevor ihm die Organe entnommen werden würden. Er war jung und hatte ein gutes Herz“, so seine Schwester. Was aber niemand wusste: Jimi war total gelähmt, doch alert. Augen und Ohren funktionierten noch. Und was auch niemand wusste: Die Diagnose des diensthabenden Arztes war völlig falsch.
„Ich war in einem eingeschlossenen Zustand, Gefangener in meinem Körper, als sie über meinen Tod und meine Organe sprachen. Das Einzige, was funktionierte, war Sehen und Hören. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht reden.“
Eingesperrt und hilflos
„Ich hörte, was sie sagten, und versuchte ständig, Lebenszeichen von mir zu geben. Aber es ging nicht“, so Fritze im Gespräch mit Radio Schweden (SR).
Ein erfahrenerer Arzt, der am Tag zuvor aus dem Urlaub gekommen war und sich den Patienten noch einmal vornahm, rettete ihn. Er sah auf die CT-Aufnahmen und war verwundert über die Todesdiagnose. Jimi werde nicht sterben, konstatierte er gegenüber den überraschten Angehörigen. „Das war ein großes Trauma für meine Verwandten. Erst zu entscheiden, ob meine Organe weggegeben werden sollen, und von mir Abschied zu nehmen. Und dann kommt ein völlig gegenteiliger Bescheid.“
Das Ganze ereignete sich im Sommer 2013 ereignet. Nach dem Schock und zahlreichen Reha-Maßnahmen entschied sich Fritze nun, das Göteborger Krankenhaus, in dem er lag, zu klagen und die Geschichte öffentlich zu machen. „Ich will andere warnen“, sagte er zur „Presse“. „Ich glaube nicht, dass ich der Einzige bin, dem das passiert ist.“
Beim medizinethischen Rat Schwedens will man sich nicht zu Einzelfällen wie dem von Jimi Fritze äußern. Grundsätzlich, so räumte das Gremium jedoch ein, hätten sich die Ärzte anscheinend nicht an „gängige Routinen“ gehalten. „Man darf nicht nach Organspenden fragen, bis der Patient hirntot ist“, stellte Vorsitzender Kjell Asplund fest. Und Fritze war nicht hirntot. Im Gegenteil. Einige Tage später ließen die Lähmungen nach. Er erwachte. Heute ist er körperlich behindert und wird von Pflegekräften betreut. Aber er lebt. Und darüber ist er froh.[5]

Fazit

Jimi Fritze war nie hirntot. An ihm wurde nie eine Hirntoddiagnostik durchgeführt. Damit hätten die Ärzte auch bei Jimi Fritze nie von Organspende sprechen dürfen.

Organspende ist erst dann Thema, wenn die Hirntoddiagnostik durchgeführt wird. In Deutschland muss die klinische Diagnostik zweimal durchgeführt werden, im Abstand von 12 Stunden bei primärer Hirnschädigung, im Abstand von 72 Stunden bei sekundärer Hirnschädigung. In diesem Zusammenhang kann man mit den Hinterbliebenen über Organspende sprechen, nie früher.

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise