Synästhesie: Unterschied zwischen den Versionen

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Synästheten, die Musik auch als Farbe wahrnehmen, sind sich in der Zuteilung der Farbe uneins. Sie sehen die gleiche Musik mit unterschiedlichen Farben.<ref>Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 195.</ref>
Synästheten, die Musik auch als Farbe wahrnehmen, sind sich in der Zuteilung der Farbe uneins. Sie sehen die gleiche Musik mit unterschiedlichen Farben.<ref>Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 195.</ref>
Gian Beeli, Michaela Esslen und Lutz Jäncke beschrieben 2005 eine Musikerin mit Musik-Farb- und Musik-Geschmack-Synästhesie. Sie verband die kleine Sekunde mit sauer, die große Sekunde mit bitter, die kleine Terz mit salzig, die große Terz mit süß, die Quarte mit gemähtem Gras, die Tritonus mit Ekel, die Quinte mit klarem Wasser, die kleine Sexte mit Sahne, die große Sexte mit fettarmer Sahne, die kleine Septe mit bitter, die große Septe mit sauer und die Oktave hatte keinen Geschmack.<ref>Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 196f.</ref>
Der Psychologe und Liedermacher Patrickk Ehlen besitzt nicht nur eine Synästhesie für Musik, sondern für alle Geräusche, daneben auch eine Farbsynästhesie für Buchstaben, Zahlen und Wochentage. Er erinnert sich an die Frage der Lehrerin, als er gedankenverloren in die Luft blickte, wohin er blicke, und er antwortete: "Ich zähle die Farben bis Freitag." Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus. Erst mit 18 Jahren hörte er zufällig von einem Mitstudenten den Begriff "Synästhesie". Er interessierte sich dafür und erkannte, dass sein "Leiden" eine besondere Begabung ist.<ref>Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 199.</ref>
"Synästhesie scheint von einem ungewöhnlichen Maß an Kreuzaktivierung zwischen Arealen des sensorischen Kortex begleitet zu sein, die bei den meisten Menschen funktionell unabhängig sind - solche Kreuzaktivierungen können auf einem anatomischen Überschuss an neuronalen Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen beruhen."<ref>Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 204.</ref>





Aktuelle Version vom 24. November 2019, 13:37 Uhr

Synästhesie (altgriech. mitempfinden, zugleich wahrnehmen) bezeichnet hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Modalitäten der Wahrnehmung. Sie kommt durch Verflechtung von Sinnesmodalitäten zustande. Dies betrifft die Verbindung Farbe und Temperatur (beispielsweise die Verbindung "warmes Grün"), Ton, Musik und Räumlichkeit. Im engeren Sinne ist Synästhesie die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch miterregte Verarbeitungszentren eines Sinnesorgans im Gehirn, wenn ein anderes Organ gereizt wird. Menschen, die Wahrnehmungen derart verknüpft erfahren, werden als Synästheten oder Synästhetiker bezeichnet.

Es wird geschätzt, dass unter 2.000 Menschen Synästhesie einmal vorkommt,[1] so auch der Komponist Michael Torke. Mit 5 Jahren sagte er zu seiner Klavierlehrerin: "Dieses blaue Stück mag ich gern." Die Lehrerin verstand nicht und fragte, "Blau?" Michael antwortete: "Ja, das Stück ist in D-Dur ... D-Dur ist blau." Die Lehrerin entgegnete: "Nicht für mich." Michael Torke musste erkennen, dass nur wenige Menschen diese Synästhesie haben. Er stellt sich diese als "eine Art Blindheit" vor.[2]

Synästheten, die Musik auch als Farbe wahrnehmen, sind sich in der Zuteilung der Farbe uneins. Sie sehen die gleiche Musik mit unterschiedlichen Farben.[3]

Gian Beeli, Michaela Esslen und Lutz Jäncke beschrieben 2005 eine Musikerin mit Musik-Farb- und Musik-Geschmack-Synästhesie. Sie verband die kleine Sekunde mit sauer, die große Sekunde mit bitter, die kleine Terz mit salzig, die große Terz mit süß, die Quarte mit gemähtem Gras, die Tritonus mit Ekel, die Quinte mit klarem Wasser, die kleine Sexte mit Sahne, die große Sexte mit fettarmer Sahne, die kleine Septe mit bitter, die große Septe mit sauer und die Oktave hatte keinen Geschmack.[4]

Der Psychologe und Liedermacher Patrickk Ehlen besitzt nicht nur eine Synästhesie für Musik, sondern für alle Geräusche, daneben auch eine Farbsynästhesie für Buchstaben, Zahlen und Wochentage. Er erinnert sich an die Frage der Lehrerin, als er gedankenverloren in die Luft blickte, wohin er blicke, und er antwortete: "Ich zähle die Farben bis Freitag." Die Klasse brach in schallendes Gelächter aus. Erst mit 18 Jahren hörte er zufällig von einem Mitstudenten den Begriff "Synästhesie". Er interessierte sich dafür und erkannte, dass sein "Leiden" eine besondere Begabung ist.[5]

"Synästhesie scheint von einem ungewöhnlichen Maß an Kreuzaktivierung zwischen Arealen des sensorischen Kortex begleitet zu sein, die bei den meisten Menschen funktionell unabhängig sind - solche Kreuzaktivierungen können auf einem anatomischen Überschuss an neuronalen Verbindungen zwischen verschiedenen Gehirnregionen beruhen."[6]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 190.
  2. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 191.
  3. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 195.
  4. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 196f.
  5. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 199.
  6. Oliver Sacks: Der einarmige Pianist. 8. Auflage. Reinbeck 2008, 204.