Schwangerschaft

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HTD und Schwangerschaft

Bei allen Frauen im gebärfähigen Alter sollte unmittelbar nach der Feststellung des Hirntodes ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, denn wenn eine Schwangerschaft vorliegt, ist das weitere Vorgehen klar: die intensivmedizinische Versorgung wird bis zur Geburt des Kindes fortgesetzt. Daher sollte bei allen Frauen im gebärfähigen Alter in dieser Reihenfolge vorgegangen werden:

  1. Der Hirntod ist festgestellt.
  2. Unmittelbar nach der Feststellung des Hirntodes sollte bei allen weiblichen Hirntoten im gebärfähigen Alter ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.
  3. Liegt eine Schwangerschaft vor, sollte dies mit den Hinterbliebenen besprochen und die intensivmedizinische Therapie bis zur Geburt des Kindes fortgesetzt werden.
  4. Liegt keine Schwangerschaft vor, sollte die Frage geklärt werden, ob eine Zustimmung zur Organentnahme vorliegt, entweder durch die Hirntote selbst oder durch ihre gesetzlichen Vertreter.
  5. Liegt eine Zustimmung zur Organentnahme vor, kann diese erfolgen.
  6. Liegt keine Zustimmung zur Organentnahme vor, wird die künstliche Beatmung abgeschaltet.

Wenn nach diesen Punkten verfahren wird, dient die HTD im dreifachen Sinne dem Leben:

  1. Wird bei der HTD kein Hirntod festgestellt, wird der Patient weiterhin intensivmedizinisch behandelt, um das Leben des Patienten zu retten.
  2. Wurde Hirntod festgestellt und an Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft, wird der Körper der Toten weiterhin intensivmedizinisch behandelt, um das Leben des ungeborenen Kindes zu retten.
  3. Wurde Hirntod festgestellt und liegt sicher keine Schwangerschaft vor, aber eine Zustimmung zur Organentnahme, wird damit das Leben von durchschnittlich 3 Menschen gerettet.
  4. Wurde Hirntod festgestellt und liegt sicher keine Schwangerschaft vor und keine Zustimmung zur Organentnahme, dann diente die HTD einzig und allein dem Ende einer sinnlos gewordenen Therapie.

Labortechnisch, d.h. über eine Blutprobe, kann man eine Schwangerschaft ab dem 7. Tag sicher nachweisen, per Ultraschall ab 7. Woche.

Unbemerkte Schwangerschaften

März 2013 ging eine 20-Jährige aus Sachsen-Anhalt wegen starken Bauchschmerzen in die Klinik. Dort sagte man ihr: „Das sind keine Krämpfe, sondern Wehen! Sie entbinden gerade ein Baby“ Angeblich will die junge Mutter nichts von ihrer Schwangerschaft bemerkt haben. Ihre Gewichtszunahme führte sie auf den Winterspeck zurück, die ausbleibende Periode auf ihre Schilddrüsen-Medikamente.[1]

Juni 2016 ging eine 26-Jährige aus Altenhagen wegen Unterleibsschmerzen zur Frauenärztin. Diese verschrieb ihr Schmerztabletten. Am nächsten Tag waren die Schmerzen so groß, dass sie ihren Lebensgefährten bat, sie ins Krankenhaus zu fahren. Auf der Krankenhaustreppe kam es zur Sturzgeburt. Niemand hatte zuvor die Schwangerschaft festgestellt, selbst die Frauenärztin nicht.[2]

Mai 2015 flog Ada Guan mit ihrem Freund von Calgary nach Tokio. In 10.000 Meter Höhe bekam Ada Guan plötzlich heftige Bauchschmerzen. Wenige Minuten später war sie davon befreit und hatte eine Tochter im Arm. Noch einen Monat zuvor machte sie einen Schwangerschaftstest, der negativ ausfiel. Selbst ein Arzt, der sie noch untersuchte, stellte keine Schwangerschaft fest.[3]


Man meint, dass Schwangerschaften in unserer aufgeklärten Zeit auf jeden Fall bemerkt werden müssten, zumindest während der 2. Hälfte der Schwangerschaft. Dass es dennoch immer wieder vorkommt, dass Frauen bis kurz vor der Geburt nichts von ihrer Schwangerschaft wissen, wird dadurch erklärt:[4]

  • Schwangerschaft verdrängen
    Wenn eine Schwangerschaft aktuell nicht in die Lebensplanung passt oder die Mutter Stress hat, werden die Anzeichen der Schwangerschaft fehlgedeutet.
  • Periode bleibt nicht aus
    In seltenen Fällen kommt es auch während einer Schwangerschaft zu Blutungen. Sie sind jedoch kürzer und schwächer als Regelblutungen. Meist sind es vaginale Blutungen. In den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft können Einnistungsblutungen auftreten. Ursachen können hormonelle Verhütungsmittel sein.
  • Negativer Schwangerschaftstest
    Die Schwangerschaftstest über das Urin sind nicht sicher. So können eine hohe Anzahl an Bakterien im Urin oder Medikamente Ursache für ein falsches Ergebnis sein. Absolute Sicherheit bietet nur ein Bluttest oder ab der 5 SSW ein Ultraschall.
  • Keine deutliche Gewichtszunahme
    Eine Schwangerschaft ohne Gewichszunahme ist ausgeschlossen. Bei fülligen Frauen fällt der wachsende Bauch nicht auf. Manche Frauen führen eine Diät durch, um der Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Hinzu kommt, dass die Kinder dieser Frauen oft sehr klein sind.
  • Kindsbewegungen
    Die ab der 16. SSW spürbaren Kindsbewegungen werden als rege Darmtätigkeit interpretiert. Dies ist ein psychischer Abwehrmechanismus gegen eine ungewollte Schwangerschaft. Mitunter werden diese Frauen von ihrem Hausarzt wegen Verdauungsproblemen behandelt.

Es geht somit nicht nur um das Leben von Kindern in den ersten Schwangerschaftswochen, sondern mitunter sogar um voll ausgereifte Kinder.

Gebärfähiges Alter

Frühe Schwangerschaften

Die weltweit jüngste Mutter der Welt ist Lina Medina. Sie wurde am 23. oder 27.9.1933 in Ticapo geboren, in einem Dorf in den Anden in einer der ärmsten Gegenden Perus. Am 14.5.1939 – im Alter von 5 Jahren, 7 Monaten und einigen Tagen – gebar Lina Medina ihren Sohn Gerardo durch Kaiserschnitt. Das Kind wog bei der Geburt 2.700 g und war normal entwickelt.
Zuerst wurde vermutet, Lina Medina leide an einem Tumor im Bauchbereich. Nach Einlieferung in das Krankenhaus von Pisco wurde dort nach einer Röntgenuntersuchung ein vollständig entwickeltes kleines Skelett entdeckt. Lina Medina war im 7. Monat schwanger und konnte über den Vater des Kindes keine Angaben machen.
Lina Medina litt in ihrer Kindheit an Pubertas praecox. Fortpflanzungsorgane, Körperbehaarung und Knochenhärte waren in einem erwachsenen Status.

Mit 12 Jahren wurde Patricia im Jahr 2006 die jüngste Mutter in Deutschland.[5] Im Jahr 2006 gab es noch eine weitere Mutter mit 12 Jahren, Luizia.[6]

In England waren die jüngsten Eltern 12 (sie) und 13 (er) Jahre alt. Die Mutter dieser Mutter gebar mit 14 Jahren ihre Tochter und wurde so mit 27 Jahren die jüngste Oma Großbritanniens. - Die britische Statistik zeigt: Im Jahr 2012 wurden 253 Mädchen unter 14 Jahren schwanger. Fast 3/4 der Mädchen ließen ihr Kind abtreiben.[7] In Deutschland werden etwa 8 von 1.000 der 15- bis 17-Jährigen schwanger. etwa 4 von ihnen entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch.[8]

Späte Schwangerschaften

Im Jahr 2006 wurde Spanierin María del Carmen Bousada de Lara mit 66 Jahren die älteste Mutter der Welt. Sie wurde im Jahr 2008 von der Inderin Rajo Devi mit 70 Jahren überboten.[9]

Bereits im Jahr 2006 war die damals 55-jährige Annegret Raunigk mit ihrer Tochter Leila die älteste Mutter in Deutschland. Doch im Jahr 2015 überbot sie sich selbst im Alter von 65 Jahren mit der Geburt von Vierlingen. Damit erhöhte sie ihre Kinderzahl auf 17.[10]

Lebensrecht der ungeborenen Kinder

Zum Lebensrecht der ungeborenen Kindes entschied das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom 28. Mai 1993:

Art. 1 Abs. 1 GG erklärt die Würde des Menschen für unantastbar und verpflichtet alle staatliche Gewalt, die Menschenwürde zu achten und zu schützen. Wo menschliches Leben existiert, kommt ihm Menschenwürde zu. Nicht entscheidend ist, ob sich der Träger dieser Würde bewusst ist oder sie selbst zu wahren weiß. Die von Anfang an im menschlichen Sein angelegten potentiellen Fähigkeiten genügen, um die Menschenwürde zu begründen.

Wenn wir dieses Urteil des BVG vom 28.05.1993 ernst nehmen wollen, sehen wir uns gezwungen, diesen Schwangerschaftstest durchzuführen.


Hormone zwischen Mutter und Kind

Vom Kind produzierte Hormone

hCG

Bereits vor der Einnistung des Kindes[Anm. 1] in die Gebärmutter bildet die menschliche Blastozyste das Hormon hCG, wenn auch nur in sehr geringen Mengen. Nach Einnistung des Kindes wird rund 95% des vom Kind produzierten hCG an die Mutter abgegeben. Das hCG kann etwa 6-8 Tage nach der Einnistung im mütterlichen Blut nachgewiesen werden. In der 10. SSW erreicht das hCG mit 100.000 lU/l seinen Höchstwert. Bis zur 16. SSW fällt es auf etwa 10.000-20.000 lU/l ab und hält diesen Wert bis zur Geburt. "Bisher ist nicht bekannt, wie die hCG-Produktion der Plazenta exakt reguliert wird."[11]

"Die adäquate hCG-Sekretion des Trophoblasten ist nicht nur zur Stimulation der Corpus-luteum-Funktion essenziell, sondern auch für die Stimulation der fetalen Leydig-Zell-Funktion zur Produktion von Testosteron. Zwischen der 15. und 20. SSW findet sich die höchste Sensitivität der Leydig-Zellen gegenüber hCG und die Testosteronproduktionsrate erreicht ein Niveau wie etwa in der Pubertät eines Knaben."[12]

Immunsuppressiva

Damit das Kind nicht als Fremdkörper abgestoßen wird, da es eine andere HLA-Kennung als die Mutter hat, muss eine Immuntoleranz hergestellt werden. Hierzu produzieren Zellen in der Plazenta eine Vielzahl an Immunsuppressiva, darunter diese:[13]

  • Prostaglandine (PGE2) mit direkt immunsuppressivem Effekt.
  • Das Kind produziert in Abhängigkeit vom Teilungsstadium eine Vielzahl von Zytokinen, darunter Interleukin-1, Interleukin-6 und koloniestimulierenden Faktor (CSF).
  • Auch dem [[[Progesteron]] wird eine wichtige Funktion für die Aufrechterhaltung der Immuntoleranz zugeschrieben, dessen Gewebskonzentration an der Haftstelle der Plazenta am höchsten ist.
  • Bis mind. zum Jahr 2002 war es strittig, ob hCG eine direkt immunsuppressive Wirkung hat.

hPL

Das Humanes Plazentalaktogen (hPL) gilt als Indikator für die Funktion der Plazenta, da es direkt mit dem Gewicht der Plazenta korreliert. Es steigt daher bis zur 37. SSW stetig, um bis zur Geburt leicht abzufallen. Wie das hCG erhöht auch das hPL die periphere Insulinresistenz. Der mütterliche Organismus reagiert hierauf mit einer erhöhten Insulinsekretion.[14]

Anhang

Anmerkungen

  1. Wenn hier von "Kind" geschrieben steht, ist in diesem Kapitel meist das Kind und die Plazenta gemeint, denn zum kindlichen Gewebe gehören neben dem Kind auch die Plazenta, die Fruchtblase und die Nabelschnur.

Einzelnachweise

  1. http://www.shortnews.de/id/1017452/20-jaehrige-klagte-ueber-ploetzliche-bauchschmerzen-sie-war-im-9-monat-schwanger Zugriff am 22.11.2016.
  2. http://www.shortnews.de/id/1205081/altenhagen-unbemerkte-schwangerschaft-und-ploetzlich-lag-das-baby-in-der-jogginghose Zugriff am 22.11.2016.
  3. http://www.merkur.de/welt/kanadierin-bringt-baby-im-flugzeug-zur-welt-5005117.html Zugriff am 22.11.2016.
  4. Siehe: http://www.praxisvita.de/kann-eine-schwangerschaft-unentdeckt-bleiben Zugriff am 22.11.2016.
  5. http://www.maedchen.de/artikel/report-mutter-mit-12-91487.html Zugriff am 19.11.2016.
  6. http://www.abendblatt.de/hamburg/article107094386/Luiza-12-Deutschlands-juengste-Mutter.html Zugriff am 22.11.2016.
  7. http://www.focus.de/familie/geburt/grossbritanniens-juengste-eltern-zwoelfjaehrige-grundschuelerin-gebaert-ein-maedchen_id_3778530.html Zugriff am 19.11.2016.
  8. http://www.eltern.de/schulkind/jugendliche/schwangerschaft-minderjaehrig-1.html Zugriff am 22.11.2016.
  9. http://www.mopo.de/ratgeber/familie/dickstes-baby--juengste-mutter-die-10-krassesten-geburtsrekorde-der-welt-1032406 Zugriff am 22.11.2016.
  10. https://www.welt.de/vermischtes/article150424090/Der-Alltag-der-aeltesten-Vierlingsmutter-der-Welt.html Zugriff am 22.11.2016.
  11. Christoph Keck, Joseph Neulen, Hermann M. Behre, Meinert Breckwoldt (Hg.): Praxis der Frauenheilkunde. Band 1. Endokriologie Reproduktionsmedizin Andrologie. 2. Auflage. Stuttgart 2002, 32.
  12. Christoph Keck, Joseph Neulen, Hermann M. Behre, Meinert Breckwoldt (Hg.): Praxis der Frauenheilkunde. Band 1. Endokriologie Reproduktionsmedizin Andrologie. 2. Auflage. Stuttgart 2002, 33.
  13. Christoph Keck, Joseph Neulen, Hermann M. Behre, Meinert Breckwoldt (Hg.): Praxis der Frauenheilkunde. Band 1. Endokriologie Reproduktionsmedizin Andrologie. 2. Auflage. Stuttgart 2002, 33f.
  14. Christoph Keck, Joseph Neulen, Hermann M. Behre, Meinert Breckwoldt (Hg.): Praxis der Frauenheilkunde. Band 1. Endokriologie Reproduktionsmedizin Andrologie. 2. Auflage. Stuttgart 2002, 34f.