Ruth Poser: Unterschied zwischen den Versionen

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RuthPoser,geb. 1970, ist wissenschaftlicheMitarbeiterin im Fachgebiet Altes Testament amFachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Ihre Doktorarbeit verfasstesie zu dem Thema „Das Ezechielbuch als Trauma-Literatur“. Ruth Poser ist Preisträgerin 2012 desHanna-Jursch-Preises.<ref>Ruth Poser:  
=== Zur Person ===
RuthPoser,geb. 1970, ist wissenschaftlicheMitarbeiterin im Fachgebiet Altes Testament amFachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Ihre Doktorarbeit verfasstesie zu dem Thema „Das Ezechielbuch als Trauma-Literatur“. Ruth Poser ist Preisträgerin 2012 desHanna-Jursch-Preises.<ref>Ruth Poser: : Du nimmst ihre Geistkraft zurück. In: Arbeitshilfe zum Weitergeben 2/2013. Nach: http://www.ahzw-online.de/download/AHZW_02_2013_Du_nimmst_ihre_Geisteskraft_zurueck.pdf Zugriff am 01.05.2020.</ref>





Aktuelle Version vom 1. Mai 2020, 13:59 Uhr

Zur Person

RuthPoser,geb. 1970, ist wissenschaftlicheMitarbeiterin im Fachgebiet Altes Testament amFachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg. Ihre Doktorarbeit verfasstesie zu dem Thema „Das Ezechielbuch als Trauma-Literatur“. Ruth Poser ist Preisträgerin 2012 desHanna-Jursch-Preises.[1]


Schriften

Du nimmst ihre Geistkraft zurück (2013)

2013 veröffentlichte Ruth Poser den Artikel "Du nimmst ihre Geistkraft zurück".[2] Darin heißt es:

Auch wenn die hebräische Bibel vom Hirntod nichts weiß– die heutigen rechtlichen Regelungen zur Organtransplantation basieren auf einem Menschenbild,das dem, was biblisch von menschlichem Leben und Sterben erzählt wird, in vielem widerspricht. (6)

In gleicher Weise trifft dies auch für jedes Sterben auf Intensivstationen zu. Soll deswegen die Intensivmedizin abgeschafft werden, weil sie nicht mit der Bibel konform sei?

Wo ein Mensch wie in Psalm 103,1 mit sei­ner näfäsch– mit sich selbst – in Dialogtritt („Segne die Eine, du meine Lebens­kraft!“), klingt ein Moment des Selbst­bewusstseins oder der Selbstreflexivität an. (7)

Hirntoten ist Selbstbewusstsein erloschen.

Doch auch hier geht es nicht dar­um, dass ein hinzutretender „Geist“ oder eine hinzutretende „Seele“ den Menschen allererst zum Menschen macht. Zentral ist vielmehr, dass menschliches Leben – auch dort, won äfäsch mit „Seele“ übersetzt wird – dadurch gekennzeichnet ist, dass eine/r näfäsch ist, nicht hat: angewiesene Lebendigkeit. Dies zeigt sich auch dar­an, dass auch von Tieren als näfäsch chaja gesprochen werden kann (vgl.Gen 9,10; Ez 47,9). (7)
Mit den Tieren gemeinsam ist dem Menschen auch, dass er/sie „Fleisch“, basar ist. (7)

Auch Tiere sind lebendig, aber kein Tier kann irgendwie als Mensch lebendig sein. Der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Tier ist die Geistigkeit des Menschen. Siehe: Menschenbild

„Fleisch“ ist, damit es lebendig werden und den lebensförderlichen Willen Got­tes verwirklichen kann, auf Gottes Le­benskraft angewiesen (vgl. Ijob 34,14f). (8)

Es ist seltsam, dass in den "Arbeitsblätter mit Textstellen" auf "Gen 2,7" verwiesen wird, aber im Text nicht behandelt wurde, wobei es dort klar heißt: "So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen."

Die göttliche Lebenskraft wird – und damit ist ein dritter zentraler ersttesta­mentlicher Lebensbegriff benannt – mit ruach bezeichnet (weitaus seltener mit neschama), oft als „Geist“ oder „Geist­kraft“ übersetzt. Von der Grundbedeu­tung her meint ruach wahrscheinlich „bewegte Luft“ oder „Luft in Bewe­gung“, und bewegte Luft ist sowohl der „Atem“ als auch der „Wind“. (8)
Wiederum auf Ezechiels Wort hin kommt es zur Belebung der Körper (V9f): „Sie [die Lebendige] sprach zu mir: Rede prophetisch zur ruach! Rede prophetisch, Mensch, und sage zur ruach: So spricht die Lebendige, mächtig über allen: Aus den vier Windrichtungen (ruchot) komm herbei, ruach, und hauche in diese Zerschlagenen hinein, dass sie lebendig werden. Ich redete prophetisch, wie sie es mir aufgetragen hatte. Da kam ruach in sie und sie wurden lebendig. (8)
Wo es um die biblische Begründung der besonderen Würde des Menschen als „atmendes Leben“ geht, wird häufig auf die Gottebenbildlichkeit (vgl. Gen1,26­28; Ps 8,5­7) verwiesen. (9)
Lebendiges, atmendes Leben wird das Erdgeschöpf allein durch den Atem Gottes (vgl. oben zu ruach). (10)
Nimmt Gott seinen Atem zurück, tritt der Mensch in die Sphäre des Todes ein (vgl. auch Ps 104,29f). (10)

Hirntoten ist die Eigenatmung erloschen, siehe: Apnoe-Test

Ähnlich wie näfäsch kann leb die Person als ganze meinen, wobei mit der Nennung des Herzens das Zentrum des bewusst lebenden Menschen fokus­siert wird – also das, was heute mit Funktionen des Gehirns in Zusammen­hang gebracht wird. (9)

Hirntoten sind die "Funktionen des Gehirns" erloschen.

Das Gehirn bzw.ein Lähmungen hervorrufender Schlag­anfall ist vielleicht auch in 1 Sam 25,37fgemeint, wo es von dem als Dumm­kopf geschilderten Nabal heißt: „Am Morgen aber, als der Wein aus Nabal wich, da erzählte ihm seine Frau diese Vorfälle. Da er starb (mut) sein leb in ihm und er wurde zu Stein. (38) Und ungefähr nach zehn Tagen, da schlug JHWH Nabal, und er starb (mut).“ Viel­leicht könnte man sogar sagen, dass hier von einem Sterbeprozess erzählt wird, bei dem zunächst ein lebenswich­tiges Organ abstirbt, während der Tod erst einige Tage später endgültig ein­tritt. (9)

Der Versuch damit auf den Hirntod anzuspielen ist unverkennbar, doch mit dem Hirntod ist der Mensch tot, mit dem Kreislaufstillstand stirbt der Körper. Siehe: Todesverständnis

Der Tod selbst oder gar der Todeszeit­punkt werden in der hebräischen Bibel nicht definiert; vermutlich hat man das Sterben eher im Sinne eines Prozesses begriffen ... (10)

Tod ist immer eine Definition, Sterben immer ein Prozess.

Menschliche Lebendigkeit an die Hirnfunktion zu binden, wie es in zahl­reichen Verlautbarungen zur Organ­transplantation geschieht, erscheint schöpfungstheologisch zutiefst frag­würdig. (11)
Wie Leben der hebräischen Bibel zufolge körperlich gebundenes Atmen – und zwar Atmen aus dem Atem Gottes – ist, ist Sterben die Rücknahme des menschlichen Atems durch und zu Gott. Biblisch-theologisch ist es deshalb überaus problematisch, den Tod des Menschen an den Tod des Gehirns bzw. den irreversiblen Ausfall von Hirnfunktionen zu knüpfen. ((11)

Bereits Xavier Bichat bewies im Jahr 1800 durch physiologische Untersuchungen, dass der Atemreflex an die Funktionalität des Gehirns gebunden ist. Ist das Atemzentrum im Hirntstamm erloschen, gibt es keine Eigenatmung. Siehe: Gen 2,7

Der hebräischen Bibel zufolge macht uns nicht die Hirnleistung zu Menschen, sondern die Gottebenbild­lichkeit im Sinne einer Sakralität, die jedem und jeder aufgrund von Gebür­tigkeit von Gott her eignet. (11)

Besteht die Gottesebenbildlichkeit des Menschen nicht in seiner Lebendigkeit und seinem freien Willen? Beides ist aber grundlegend mit der Funktionalität des Gehirns verbunden.

Sterben erscheint auch biblisch als ein Prozess, der günstigstenfalls von Nahestehenden begleitet und im Ritual gemeinsam getragen wird. Wenn einem/einer Sterbenden ein Organ entnommen wird, sollten die ihm/ihr Nahestehenden auch und gerade während dieses Abschnitts des Sterbeprozesses mit dem/der Sterbenden sein und dies als Schritt ihres Abschiedsnehmens begreifen dürfen. (12)

Siehe: Sterbebegleitung

Ein würdevoller Umgang mit Sterbenden/Toten und mit den Körpern Verstorbener ist ersttestamentlich zentral. Eine Organentnahme ist deshalb vor dem Hintergrund der hebräischen Bibel als Übergriff auf die Sphäre des/der Sterbenden zu begreifen. (12)

Wie ist es dann mit Joh 15,13: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt."? Bei der Organspende muss niemand sein Leben geben, denn Hirntote sind bereits tot, sondern nur die Organe.

Dies ist schon dort problematisch, wo ein solcher Übergriff vom Betroffenen (oder Angehörigen) gewollt sowie medizinisch begründet und juristisch gerechtfertigt geschieht; es wird zutiefst fragwürdig, wo „Machbarkeitsideen", ökonomische Interessen oder gar ein Handel mit Organen nicht auszuschließen sind. (12)

Organspende ist medizinisch, juristisch und ethisch unproblematisch siehe Mt. 20,15: "Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin?" - Sind nicht "Machbarkeitsideen" die Grundlagen allen Fortschritts? - In Deutschland sind ökonomische Interessen oder Organhandel auszuschließen.

Viele biblische Texte erzählen von der Verheißung, dass Gott jedes Leben, auch jedes zur Unzeit abgebrochene Leben, „zu Recht bringen" will. (12)

Das möge die Verfasserin den rund 10.000 Wartepatienten und den Hinterbliebenen der jährlich rund 1.000 auf der Warteliste gestorbenen Wartepatienten wie auch den Hinterbliebenen der Organspendern sagen.

Es ist wünschenswert, dass solche Vielschichtigkeit in die Diskussionen um Hirntod und Organspende einbezogen wird – etwa im Hinblick darauf, was Leben und Sterben ausmacht, ... (12)

Der PCB hat im Gegensatz zum DER einen Versuch einer neuen Definition des Todes unternommen. Danach sind Hirntote Tote. - Es ist wünschenswert und für die Diskussion um das Hirntodkonzept hilfreich, wenn nicht nur Kritik geübt werden würde, sondern gut begründete Todesdefinitionen vorgebracht werden würden, die mit der heutigen Intensivmedizin anwendbar sind.

Es braucht gemeinschaftlichen Raum, vielleicht dem „Raum" der biblischen Texte vergleichbar, in dem diese Fragen da sein dürfen – und damit der Respekt vor dem Geheimnis des Lebens und des Lebensendes. (12)

Alles nur in Frage zu stellen und zerreden zu wollen, endet im Nihilismus. Fortschritte erfolgen immer mit Vordenker und Menschen, die etwas ausprobieren.

Wo die mit der Thematik verbundene Vielschichtigkeit, Widersprüchlichkeit und Verletzlichkeit wirklich einbezogen werden, können, so denke ich, Organspende und Organtransplantation als Möglichkeit der „Verheißungspflege" begriffen werden – auch wenn dies biblisch nicht angedacht wird. (12)

Hier erfolgt ein deutlicher Themenwechsel: Mit dem Thema Todesverständnis (Hirntod) wurde begonnen, mit dem Thema Organspende endet der Artikel. Dies lässt den Eindruck aufkommen, als wäre dies das eigentliche Ziel. - TX ist nachweislich die beste Option, die aktuell und für die nächsten Jahre die Medizin für Organpatienten hat. Siehe: Umfragen -

Sie sind jedoch nicht die einzige Möglichkeit und dürfen den Menschen nicht als solche „verkauft" werden. [12f)
TX ist die beste Option, die die Medizin aktuell für Organpatienten hat.
Der Ruf nach Organen „um jeden Preis" wird weder dem Ersten Testament noch Organspender_innen und Organempfänger_innen gerecht. (13)

Der Ruf erfolgt nicht "um jeden Preis". Das entspräche der Notstandsregelung.

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Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Ruth Poser: : Du nimmst ihre Geistkraft zurück. In: Arbeitshilfe zum Weitergeben 2/2013. Nach: http://www.ahzw-online.de/download/AHZW_02_2013_Du_nimmst_ihre_Geisteskraft_zurueck.pdf Zugriff am 01.05.2020.
  2. Ruth Poser: Du nimmst ihre Geistkraft zurück. In: Arbeitshilfe zum Weitergeben 2/2013. Nach: http://www.ahzw-online.de/download/AHZW_02_2013_Du_nimmst_ihre_Geisteskraft_zurueck.pdf Zugriff am 01.05.2020.