Patienten

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Chronische und akute Krankheiten

Das Leben und Sterben der Kranken lässt sich in zwei Kategorien einteilen, in chronische Krankheiten und akute Krankheiten.

  • Chronische Krankheiten
    Von chronische Krankheiten spricht man, wenn es ein langsamer Prozess der Erkrankung ist, der über Monate und Jahre verläuft. Bekannt ist hierbei Diabetes.
    Unter den chronischen Krankheiten gibt es auch lebensgefährliche Erkrankungen. Nicht nur, dass sie tödlich verlaufen, sondern dass sie in ihrem chronischen Verlauf plötzlich tödlich enden können. Hierzu gehört die primär sklerosierende Cholangitis (PSC), eine chronische Entzündung der Gallenwege. Dadurch bilden sich im ganzen Körper Varizen (Krampfadern), u.a. auch in der Speiseröhre. Wenn durch eine harte Speise, wie z.B. eine Brotkruste, abends die Varize in der Speiseröhre geritzt wird, kommt es zu einer inneren Blutung, die selten bemerkt wird. Abends legt sich der durch die Krankheit geschwächte Patient ganz normal ins Bett. Bis zum Morgen ist er innerlich verblutet und damit am nächsten Morgen tot.
  • Akute Krankheiten
    Von akute Krankheiten spricht man, wenn die Krankheit plötzlich auftritt und meist binnen Stunden sich voll entfaltet, manchmal auch in wenigen Tagen. Bei Vergiftungen genügen oft Minuten. Hierzu ein Beispiel:
    Bei einer schweren Vergiftung durch Knollenblätterpilze wird die Leber so schwer geschädigt, dass es zu einem Leberversagen kommt, von der sich die Leber nicht erholt. Damit werden die im Körper produzierten Gifte nicht mehr von der Leber abgebaut. Der Körper vergiftet sich damit selbst. Wenn in diesem Falle nicht binnen weniger Tage eine LeberTX erfolgt, stirbt der Mensch.
    Wer durch akute Krankheiten als Patient auf die Warteliste bei Eurotransplant kommt, liegt meist auf der Intensivstation und wird wegen der Schwere der Erkrankung bei Eurotransplant als hoch dringlich eingestuft. Die Intensivstation kann er meist nur als Transplantierter lebend verlassen.

Nierenpatienten

Diabetes ist die bekannteste Nierenerkrankung. In fortgeschrittenem Stadium muss der Patient an die Dialyse. Doch selbst die beste Dialyse schafft keine 30% der Leistung einer Niere. Dies bedeutet, dass der Patient nicht nur dreimal in der Woche für jeweils einen halben Tag an die Dialyse muss,[Anm. 1] sondern dass er auch sonst mit großen Einschränkungen leben muss:

Viele Speisen sind für Dialysepatienten tabu: fette Wurst, Eis, Äpfel, Birnen, Schokolade (auch Nutella oder Kakao), Tomaten (Ketchup, Tomatenmark ect.), Ananas, Bananen, Orangen, Mandarinen, Heidelbeeren, Kartoffeln (auch Pommes Frites, Kroketten usw.) sowie auch alle Vollkorn- und Roggenprodukte sind verboten.

Manche Verbote kann man umgehen, wenn man die Lebensmittel vorher speziell behandelt. So kann man z.B. Kartoffeln, Obst oder auch Gemüse einen Tag lang in kaltes Wasser legen, damit ihnen das Kalium entzogen wird, was für Dialysepatienten sehr schädlich ist. Anschließend muss man das Wasser ausschütten und das Gemüse, Obst bzw. die Kartoffeln mit frischem Wasser kochen. Doch damit haben Kartoffeln, Obst und Gemüse ihren Geschmack verloren.

Doch am schlimmsten quält der ständige Durst! Sommer wie Winter darf ein Dialysepatient nur etwa ½ Liter Flüssigkeit am Tag zu sich nehmen. Wer mehr trinkt, muss dies bei der nächsten Dialyse mit Kopfschmerzen, Krämpfen und Kreislaufproblemen bezahlen. Bei täglich ½ Liter Flüssigkeit ist der Kaffee und Joghurt beim Frühstück mit eingerechnet, ebenso das Glas Wasser zwischendurch und die Suppe zu Mittag. Wie der verstorbene Sportreporter ‚Addi’ Furler während seiner dialysepflichtigen Zeit sagte: "Wenn ich dürfte, würde ich eine Badewanne austrinken."

Dialyse kennt keine Feiertage und keinen Urlaub. Sie muss streng eingehalten werden, auch an Weihnachten, Ostern usw.. Dialyse kennt keine Auszeit. Sie bestimmt das Leben. Sie taktet das Leben wie der Herzschlag und die Atmung.

Nur eine erfolgreiche NierenTX schafft alle diese Einschränkungen des Lebens und der Lebensqualität ab. Nierentransplantierte dürfen wieder essen, was sie wollen, und trinken, so viel sie wollen.

Herzpatienten

Eine häufige Erkrankung des Herzens, ist die Herzmuskelschwäche. Diese tritt meist bei der linken Herzkammer auf. Diese pumpt das sauerstoffarme Blut durch die Lunge. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut kommt in die rechte Herzkammer zurück (kleiner Blutkreislauf) und wird von dieser durch den Körper gepumpt (großer Blutkreislauf). Wenn nun die linke Herzkammer schwächelt, wird wenig Blut durch die Lunge gepumpt. Dadurch hat der Körper wenig Sauerstoff zur Verfügung. Kurzatmigkeit, körperliche Schwäche und Müdigkeit sind die Folgen.

Mit einem left venticular assit device (LVAD)[Anm. 2] kann die schwache Pumpleistung ersetzt werden. Der LVAD wird parallel zur linken Herzkammer angeschlossen und pumpt ausreichend Blut durch die Lunge. Damit ist der Mensch wieder körperlich leistungsfähig und fit. Es gibt dabei nur ein Problem. Das LVAD muss ständig mit Strom versorgt werden, mit viel Strom. Hier reicht keine Batterie, ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher, die 10 bis 15 Jahre hält. Ein LVAD benötigt etwa so viel Strom wie ein großer Laptop. Daher ist es erforderlich, dass die täglich mehrmals auszutauschenden Akku´s außen am Körper getragen werden. Der Strom wird durch ein Kabel in den Körper zum LVAD geführt.

Technisch ist das soweit kein Problem, aber hygienisch ein sehr großes Problem. Patienten mit LVAD dürfen nicht schwimmen, dürfen nicht baden, müssen vorsichtig duschen. Die Stelle, an der das Stromkabel in den Körper führt, stellt eine ständig offene Wunde dar, durch die Viren und Bakterien entlang des Kabels tief in den Körper eindringen können und eine lebensgefährliche Entzündung hervorrufen können. Selbst bei größter Vorsicht und Sorgfalt geschieht dies immer wieder. Diese Patienten müssen dann umgehend stationär in ein Krankenhaus. Wenn die Entzündung nicht in den Griff zu bekommen ist, muss der LVAD bis zur Ausheilung der Entzündung entfernt werden. Danach kann ein neuer LVAD eingesetzt werden. Für diese Tage und Wochen ist ein Aufenthalt auf der Intensivstation zwingend erforderlich.

Eine HerzTX würde mit diesen lebensgefährlichen Umständen und Einschränkungen schlagartig Schluss machen.

Lungenpatienten

Bei Lungenpatienten funktioniert der Gasaustausch der Lunge nicht mehr. Die Ursachen sind vielfältig. Rauchen ist dabei nur eine Ursache. Oft bekommen die Patienten diese Erkrankung völlig unverschuldet. Einige Menschen werden bereits mit einer kranken Lunge geboren.

Der Gasaustausch ist jedoch für uns lebenswichtig. Die Lungenbläschen geben den Sauerstoff der Atemluft an das Blut ab und das [Kohlendioxyd Kohlendioxyd] (CO2) des Blutes an die Atemluft. Damit atmen wir Sauerstoff ein und CO2 aus. Das sauerstoffreiche Blut lässt und körperlich und geistig fit sein.

Wenn jedoch immer weniger Lungenbläschen den Gasaustausch vornehmen können, erhält unser Blut immer weniger Sauerstoff. Gleichzeitig steigt auch stetig der Gehalt an CO2 im Blut an. Die Folge davon ist, dass wir körperlich immer schwächer und immer müder werden.

Anfangs kann man mit zugeführtem Sauerstoff[Anm. 3] der körperlichen Schwäche und der Müdigkeit etwas entgegensetzen. Tragbare Sauerstoffgeräte reichen 2 bis 8 Stunden, je nach Höhe des Bedarfs. Der Lebensbereich wird damit deutlich kleiner. Im weiteren Verlauf der unheilbaren Krankheit ist man so schwach, dass man trotz ständigem Sauerstoff gerade einmal alleine aus dem Bett in den Rollstuhl kommt. Selbst mit einem Rollator zu gehen stellt eine körperliche Überforderung dar.

Letzte Station vor einer LungenTX oder dem Tod ist die Intensivstation. Zwar kann man diese Patienten mit 100% Sauerstoff künstlich beatmen, aber das sichert nicht deren Überleben, denn es gibt zu wenige funktionierende Lungenbläschen, die den lebenswichtigen Gasaustausch vornehmen könnten. Zu viele Lungenbläschen sind durch die Erkrankung zerstört worden. Die einzige Möglichkeit, diese Situation noch zu überleben, ist eine LungenTX.

Die LungenTX ist die einzige Möglichkeit, um diese Patienten vor dem drohenden Erstickungstod zu retten.

Leberpatienten

Die Leber wird oft als "Chemiefabrik" des Menschen bezeichnet. Für ihre vielfältigen Aufgaben trifft dies auch völlig zu. Sie dient als Energiespeicher, Substratquelle, Eiweißfabrik und Entgiftungsstation. Sie ist an der Herstellung und Speicherung verschiedener Vitamine[Anm. 4] und Spurenelementen beteiligt. Der Vorrat an Vitamin B12 reicht für Jahre. Die Leber ist zuständig für den Stoffwechsel von Eiweiß, Kohlenhydrate und Fetten. So wandelt sie zu viele Kohlenhydrate in Fett um und baut in Notzeiten das Fett wieder zurück zu Kohlenhydrate.

Die Leber ist für unser Leben so wichtig, dass bei völligem Leberversagen der Mensch nur wenige Tage zu leben hat. Dann ist sein Körper so sehr vergiftet, dass der Mensch stirbt. Es gibt bisher keinen maschinellen Ersatz für die vielfältigen Aufgaben der Leber. Das Molecular Adsorbent Recirculation System (MARS) ist kein wirklicher Ersatz, ähnlich der Nierendialyse, sondern kann den Tod durch Selbstvergiftung nur wenige Tage hinauszögern.

Leidet der Patient an einen chronischen Lebererkrankung, die immer weiter fortschreitet, vergiftet sich der Körper immer mehr. Der Patient nimmt in Folge dessen eine immer gelber werdende Hautfarbe an und wird immer schwächer. Krankheiten wie PSC sind dabei besonders heimtückisch, weil man über Nacht tot sein kann.

Versagt die Leber ihre Aufgabe völlig, hat der Patient nur noch wenige Tage zu leben. Sein Tod ist ohne Lebertransplantation unausweichlich. Aus diesen Situationen rettet nur eine LeberTX vor dem drohenden Tod.

Anhang

Anmerkungen

  1. Einige Dialysepatienten sind von der Dialyse so erschöpft, dass sie sich für den Rest des Tages hinlegen müssen. Andere Nierenpatienten vertragen die Dialyse nicht.
  2. Neben LVAD (linksseitige Herz-Verstärker) gibt es auch RVAD (right venticular assit device) für die rechte Herzkammer und TAD (total artificial heart), die Kunstherzen, die im Austausch für das leistungsschwache Herz eingepflanzt werden. Sie alle haben das Problem der Energieversorgung und damit die Gefahr lebensgefährlicher Entzündung.
  3. Über die sogenannten "Nasensonde" oder später über die [https://de.wikipedia.org/wiki/Sauerstoffmaske Sauerstoffmaske zugeführt.
  4. In der Leber werden gebildet die Vitamine B3 (Niacin), B5 [Pantothensäure), B7 (Biotin), B9 (Folsäure) und B12 (Cobalamine)

Einzelnachweise