Myelin: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 8: Zeile 8:
"Myelin ist eine wichtige Errungenschaft der Evolution. Es isoliert die [[Axone]] und schafft die Möglichkeit, dass die Signale sehr schnell übertragen werden, weil am [[Axon]] entlang keine elektrischen Ströme verloren gehen. ... Das Gleiche gilt übrigens auch für die geschickten, schnellen Bewegungen, die wir in der Außenwelt ausführen, und für die Höhenflüge unseres Denkens, unserer Überlegungen und unserer Kreativität. Myelinabhängige Impulse in den Axonen sind modern, schnell und effizient."<ref>Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 153.</ref>
"Myelin ist eine wichtige Errungenschaft der Evolution. Es isoliert die [[Axone]] und schafft die Möglichkeit, dass die Signale sehr schnell übertragen werden, weil am [[Axon]] entlang keine elektrischen Ströme verloren gehen. ... Das Gleiche gilt übrigens auch für die geschickten, schnellen Bewegungen, die wir in der Außenwelt ausführen, und für die Höhenflüge unseres Denkens, unserer Überlegungen und unserer Kreativität. Myelinabhängige Impulse in den Axonen sind modern, schnell und effizient."<ref>Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 153.</ref>


Entlang von unmyelierten Fasern können [[Moleküle]] andocken, an myelinisierten Fasern nicht. Antonio Damasio sieht darin den Grund, warum Fasern der [[Homöostase]] und der [[Gefühle]] ohne Myelin sind. Sie können damit durch [[Hormone]] bzw. [[Peptide]] beeinflusst (modeliert, d.h. verstärkt, abgeschwächt, mit anderen Informationen versehen) werden. Dazu "können nebeneinander angeordnete unmyelinisierte Fasern - und wenn sie einen [[Nerv]] bilden, sind sie zwangsläufig nebeneinander angeordnet - elektrische Impulse durch einen Prozess übertragen, der unter dem Namen [[Ephapse]] bekannt ist. Dabei werden die Impulse seitlich in einer Richtung weitergegeben, die im rechten Winkel zum Verlauf der Faser seht."<ref>Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 154.</ref>


"Faszinierenderweise sind die Fasern im [[Vagusnerv]], dem wichtigsten Übertragungsweg für neuronale Signale vom gesamten Brust- und Bauchraum zum Gehirn, fast vollständig unmyelinisiert. Für seine höchst bedeutsame Tätigkeit dürfte die [[Ephapse]] durchaus eine Rolle spielen."<ref>Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 155.</ref>


== Anhang ==
== Anhang ==

Aktuelle Version vom 19. Oktober 2019, 08:02 Uhr

Myelin ist eine Biomembran, welche die Axone der meisten Nervenzellen von Wirbeltieren spiralförmig umgibt und so Myelinscheiden bildet. Im Vergleich zu anderen Biomembranen weist Myelin einen besonders hohen Lipidgehalt (70%) und einen relativ geringen Proteinanteil (30%) auf. Daher erscheint Myelin in der makroskopischen Sicht weiß, weshalb stark myelinisierte Regionen im Zentralnervensystem auch als "weiße Substanz" bezeichnet werden, im Gegensatz zur gering myelinisierten "grauen Substanz". Auch die schnell leitenden sensorischen und motorischen Axone des peripheren Nervensystems (PNS) sind myelinisiert.

Je dicker die Myelinummantelung der Nervenfaser ist, desto schneller werden die Informationen übertragen. Sie erreichen dabei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 120 m/sec,[1] das sind 432 km/h.

"Es konnte gezeigt werden, dass bei überdurchschnittlich intelligenten Mitbürgern die Anzahl dicker myelinummantelter Leitungsfasern besonders groß ist. Bei ihnen ist die Geschwindigkeit des Netzwerks, das ihre Hirnzentren miteinander verbindet, besonders hoch. Erneut ist es wie in der Welt der Computer: Die schnellsten Rechner erbringen die beste Lösung."[2]

Aussagen

"Myelin ist eine wichtige Errungenschaft der Evolution. Es isoliert die Axone und schafft die Möglichkeit, dass die Signale sehr schnell übertragen werden, weil am Axon entlang keine elektrischen Ströme verloren gehen. ... Das Gleiche gilt übrigens auch für die geschickten, schnellen Bewegungen, die wir in der Außenwelt ausführen, und für die Höhenflüge unseres Denkens, unserer Überlegungen und unserer Kreativität. Myelinabhängige Impulse in den Axonen sind modern, schnell und effizient."[3]

Entlang von unmyelierten Fasern können Moleküle andocken, an myelinisierten Fasern nicht. Antonio Damasio sieht darin den Grund, warum Fasern der Homöostase und der Gefühle ohne Myelin sind. Sie können damit durch Hormone bzw. Peptide beeinflusst (modeliert, d.h. verstärkt, abgeschwächt, mit anderen Informationen versehen) werden. Dazu "können nebeneinander angeordnete unmyelinisierte Fasern - und wenn sie einen Nerv bilden, sind sie zwangsläufig nebeneinander angeordnet - elektrische Impulse durch einen Prozess übertragen, der unter dem Namen Ephapse bekannt ist. Dabei werden die Impulse seitlich in einer Richtung weitergegeben, die im rechten Winkel zum Verlauf der Faser seht."[4]

"Faszinierenderweise sind die Fasern im Vagusnerv, dem wichtigsten Übertragungsweg für neuronale Signale vom gesamten Brust- und Bauchraum zum Gehirn, fast vollständig unmyelinisiert. Für seine höchst bedeutsame Tätigkeit dürfte die Ephapse durchaus eine Rolle spielen."[5]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 49.
  2. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 51.
  3. Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 153.
  4. Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 154.
  5. Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 155.