Moral: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Zitat|Die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit ist wohl die, dass die Moral von der Religion in Beschlag genommen wurde. (Arthur C. Clare (1917-2008))<ref>Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 309.</ref>}}
{{Zitat|Die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit ist wohl die, dass die Moral von der Religion in Beschlag genommen wurde. (Arthur C. Clare (1917-2008))<ref>Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 309.</ref>}}
=== Moral und die Widerspruchsregelung ===
In der Diskussion um die [[Widerspruchsregelung]] wird häufig von einer "Moral" gesprochen, die nicht verletzt werden darf.
Jährlich exportiert Deutschland rund 400 Organe in den [[ET-Verbund]] und nimmt aus diesem jährlich rund 600 Organe entgegen.<ref>Siehe Jahresberichte von [[ET]].</ref> Alle diese 600 Organe stammen aus Ländern mit [[Widerspruchsregelung]].
In einigen Ländern mit assistierten Suizid ist es möglich, dass im Rahmen des assistierten Suizids Organe entnommen werden. Da assistierter Suizid in Deutschland aus moralischen Gründen verboten ist, dürfen Organe aus assistiertem Suizid nicht nach Deutschland vermittelt werden.
Wenn die in Deutschland eingeführte [[Widerspruchsregelung]] unmoralisch ist, müssten alle Organe, die aus Ländern mit [[Widerspruchsregelung]] stammen, die Einfuhr nach Deutschland verboten werden. Alles andere wäre eine Doppelmoral.
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=== Anmerkungen ===
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=== Einzelnachweise ===
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Version vom 18. März 2023, 21:37 Uhr

Moral bezeichnet zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen.

Moral bei Menschen

So verstanden sind die Ausdrücke Moral, Ethos oder Sitte weitgehend gleichbedeutend, und werden beschreibend (deskriptiv) gebraucht. Daneben wird mit der Rede von Moral auch ein Bereich von praktischen Wertvorgaben (Werte, Güter, Pflichten, Rechte), Handlungsprinzipien, oder allgemein anerkannter (gesellschaftlicher) Urteile verbunden. Eine so verstandene Unterscheidung von Moral und Unmoral ist nicht beschreibend, sondern normsetzend (normativ). Eine moralische Bewertung kann als bloßer Ausdruck subjektiver Zustimmung oder Ablehnung verstanden werden (vergleichbar mit Applaus oder Buhrufen), vor allem bei der Beurteilung von Handlungen, deren Maximen oder sonstige Prinzipien als moralisch gut oder moralisch schlecht gelten. Daher bezeichnet Moral im engeren Sinn die subjektive Neigung, der Sitte oder Moral im weiteren Sinne, oder davon abweichenden, jedoch als richtig angesehenen eigenen ethischen Maximen, zu folgen. In diesem Sinne wird auch Engagement oder besondere Disziplin innerhalb einer Gruppe als "Moral" bezeichnet.

Unser Empfinden für Recht und Unrecht durchdringt all unsere sozialen Wahrnehmungen und Interaktionen. Teilweise wird es erlernt, aber es hängt auch von den Emotionen ab, die Handlungen und Erlebnissen 'Wert' verleihen. Bei Fällen moralischer Urteile kommen zwei unterschiedliche Hirnschaltkreise ins Spiel: Der 'rationale' Schaltkreis wägt objektiv das Für und Wider einer Handlung ab. Der 'emotionale' Schaltkreis generiert ein schnelles und instinktives Gespür für Recht und Unrecht. Nicht immer kommen beide Schaltkreise zum selben Schluss, denn Emotionen sind meist auf das eigene Überleben und/oder den Schutz geliebter Personen ausgerichtet. An der emotionalen Einflussnahme auf moralische Urteile scheinen der ventromediale und der orbitofrontale präfrontale Cortex involviert zu sein. Testpersonen, bei denen diese Bereiche beschädigt sind, fällen wesentlich rationalere Urteile als andere. Daraus folgt, dass 'Moral' offenbar im Hirn verankert und mehr auf Selbstschutz als auf 'Wohltätigkeit' ausgerichtet ist.[1]

Nicht nur der präfrontale Cortex, sondern auch etliche andere Hirnregionen sind an unseren moralischen Entscheidungen beteiligt.[2]


Moral bei Tieren

Im Jahr 1871 schrieb Charles Darwin: "In diesem Kapitell beabsichtige ich nur zu zeigen, dass es keinen grundlegenden Unterschied zwischen dem Menschen und den höheren Säugetieren hinsichtlich ihrer geistigen Fähigkeiten gibt."[3]

Empathie zu empfinden, mit anderen zu fühlen ist die Grundlage jeden moralischen Handelns.[4]

Einige Beispiele von Mitgefühl bei Tieren:[5]

  • Ein Hund, dessen Spielgefährte (ebenfalls ein Hund) an der Pfote operiert werden musste, lief nach der OP ganz vorsichtig schnüffelnd auf diesen zu, blieb lange mit konzentriertem Blick bei ihm stehen, während er ab und zu leise winselnd bekundete, wie nahe ihm sein Leid ging. Dann begann er vorsichtig die operierte Pfote zu lecken.
  • Wenn ein Elefant von einer Kugel oder einem Betäubungspfeil getroffen wurde, stoßen die anderen Elefanten Trompetentöne aus und versuchen oft stundenlang, dem Opfer auf die Beine zu helfen, indem sie ihn mit dem Rüssel schubsen. Dieses Verhalten ist nicht nur gegenüber Elefanten der eigenen Herde beschränkt.
  • Nach einem Konflikt in ihrer Kolonie suchen Saatkrähen bei ihrem Lebenspartner Trost. Sie schmiegen sich aneinander, teilen das Futter, putzen sich gegenseitig das Gefieder und halten sich liebevoll am Schnabel, als würden sie sich küssen.
  • Im Zoo hatte man einen alten kranken Affen in eine Affengruppe verpflanzt. Weil er nicht verstand, was der Pfleger von ihm erwartete, nahmen in die Bonobos an der Hand und führten ihn auf den richtigen Platz. Als er sich verirrt hatte und Hilfeschreie ausstieß, kamen die anderen, um ihn zu beruhigen, und führten ihn zur Gruppe zurück.
  • 1966 rettete das Gorillaweibchen Binti Jua einen 3-jährigen Jungen, der in Chacago 6 Meter rief in den Primatenkäfig gefallen war.
  • Von Delphinen ist bekannt, dass sie nicht nur ihre Artgenossen aus Netzen befreien, sondern manchmal auch Menschen retten.
Mitgefühl und Hilfe für andere bilden zwar den Kern menschlicher Moral, aber wir haben eine lange evolutionäre Geschichte, die sicherlich nicht exklusiv menschlich ist.[6]
Offenbar lesen ID-Anhänger die Schriften derjenigen, die sie kritisieren, nicht. Daher sehen sie sich auch nicht zu dem Schluss gezwungen, dass die Religion die moralischen Regeln nicht aufgestellt, sondern nur übernommen hat, nachdem diese sich in der Evolution unter sozial lebenden Tieren, zu denen auch der Mensch gehört, entwickelt haben.[7]
Die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit ist wohl die, dass die Moral von der Religion in Beschlag genommen wurde. (Arthur C. Clare (1917-2008))[8]

Moral und die Widerspruchsregelung

In der Diskussion um die Widerspruchsregelung wird häufig von einer "Moral" gesprochen, die nicht verletzt werden darf.

Jährlich exportiert Deutschland rund 400 Organe in den ET-Verbund und nimmt aus diesem jährlich rund 600 Organe entgegen.[9] Alle diese 600 Organe stammen aus Ländern mit Widerspruchsregelung.

In einigen Ländern mit assistierten Suizid ist es möglich, dass im Rahmen des assistierten Suizids Organe entnommen werden. Da assistierter Suizid in Deutschland aus moralischen Gründen verboten ist, dürfen Organe aus assistiertem Suizid nicht nach Deutschland vermittelt werden.

Wenn die in Deutschland eingeführte Widerspruchsregelung unmoralisch ist, müssten alle Organe, die aus Ländern mit Widerspruchsregelung stammen, die Einfuhr nach Deutschland verboten werden. Alles andere wäre eine Doppelmoral.


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 138.
  2. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 312.
  3. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 307.
  4. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 307.
  5. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 307f.
  6. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 308.
  7. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 309.
  8. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 309.
  9. Siehe Jahresberichte von ET.


Anhang

Siehe

Siehe: Phineas Gage

Anmerkungen


Einzelnachweise