Hormone: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Allgemeines ===
=== Allgemeines ===
[https://de.wikipedia.org/wiki/Hormon Hormone] sind [https://de.wikipedia.org/wiki/Biochemie biochemische] [https://de.wikipedia.org/wiki/Botenstoff Botenstoffe], die von speziellen Zellen (meist von [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrine_Dr%C3%BCse Hormondrüsen]) produziert und in den Körperkreislauf abgegeben wird. Dieser Signalstoff setzt dann an bestimmten Zellen der [https://de.wikipedia.org/wiki/Erfolgsorgan Erfolgsorgane] spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen in Gang. Der dadurch ausgelöste biologische Prozess stellt einen Spezialfall der [https://de.wikipedia.org/wiki/Signaltransduktion Signaltransduktion] dar. Chemisch sind Hormone niedermolekulare Verbindungen, gelegentlich auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Peptid Peptide] (sogenannte [https://de.wikipedia.org/wiki/Peptidhormone Peptidhormone]). Das Wort Hormon leitet sich ab von altgriechisch ὁρμᾶν hormān 'antreiben, erregen'. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Hormone befasst, ist die [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologie Endokrinologie], der entsprechende Wissenschaftler oder Arzt wird als [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologe Endokrinologe] bezeichnet.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Hormon Hormone] sind [https://de.wikipedia.org/wiki/Biochemie biochemische] [[Botenstoffe]], die von speziellen Zellen (meist von [[Hormondrüsen]]) produziert und in den Körperkreislauf abgegeben wird. Dieser Signalstoff setzt dann an bestimmten Zellen der [https://de.wikipedia.org/wiki/Erfolgsorgan Erfolgsorgane] spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen in Gang. Der dadurch ausgelöste biologische Prozess stellt einen Spezialfall der [[Signaltransduktion]] dar. Chemisch sind Hormone niedermolekulare Verbindungen, gelegentlich auch [[Peptide]] (sogenannte [[Peptidhormone]]).  


Unterschieden werden Hormone, die direkt auf ihre Zielorgane einwirken (nichtglandotrope Hormone), und solche, welche die Hormonproduktion nachgelagerter endokriner Drüsen stimulieren (glandotrope Hormone (Steuerungshormone)).
Das Wort Hormon leitet sich ab von altgriechisch ὁρμᾶν hormān 'antreiben, erregen'. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Hormone befasst, ist die [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologie Endokrinologie], der entsprechende Wissenschaftler oder Arzt ist ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrinologe Endokrinologe].
 
Unterschieden werden Hormone, die direkt auf ihre Zielorgane einwirken (nichtglandotrope Hormone), und solche, welche die Hormonproduktion nachgelagerter endokriner Drüsen stimulieren (glandotrope Hormone ([[Steuerungshormone]])).
 
Alle Hormone im menschlichen Körper haben einen klassischen Regelkreis mit negativer Feedback-Hemmung.<ref>Hans-Peter Schlake, Klaus Roosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2. Auflage. Neu-Isenburg 2001, 22.</ref>
 
"Die Herstsellung der Hormone, die [[Schilddrüse]] und [[Nebennieren]] ausschütten, wird teilweise durch chemische Signale gesteuert, welche die [[Hypophyse]] in den Blutkreislauf abgibt, während der [[Hypothalamus]] teilweise durch neuronale Signale aus dem [[limbischen System]] und, indirekt, aus der [[Großhirnrinde]] gesteuert wird."<ref>Antonio R. Damasio: Descartes´ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. 6. Auflage. Berlin 2010, 168.</ref>


=== Endogkrine Drüsen ===
=== Endogkrine Drüsen ===
Zu den [https://de.wikipedia.org/wiki/Endokrine_Dr%C3%BCse Endokrinen Drüsen] gehören:  
Zu den [[Endokrinen Drüsen]] gehören:  
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Zirbeldr%C3%BCse Epiphyse] (Zirbeldrüse) <br>  Die Zirbeldrüse ist ein kleines Organ im [https://de.wikipedia.org/wiki/Epithalamus Epithalamus], einem Teil des [https://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenhirn Zwischenhirns]. In der Zirbeldrüse wird von den Pinealozyten das Hormon [https://de.wikipedia.org/wiki/Melatonin Melatonin] produziert. Die Hormonproduktion findet überwiegend nachts statt. Über das Melatonin werden der [https://de.wikipedia.org/wiki/Zirkadiane_Rhythmik Schlaf-Wach-Rhythmus] und andere zeitabhängige Rhythmen des Körpers gesteuert.
# [[Epiphyse]] (Zirbeldrüse) <br>  Die Zirbeldrüse ist ein kleines Organ im [https://de.wikipedia.org/wiki/Epithalamus Epithalamus], einem Teil des [[Zwischenhirn]]s. In der Zirbeldrüse wird von den Pinealozyten das Hormon [[Melatonin]] produziert. Die Hormonproduktion findet überwiegend nachts statt. Über das Melatonin werden der [https://de.wikipedia.org/wiki/Zirkadiane_Rhythmik Schlaf-Wach-Rhythmus] und andere zeitabhängige Rhythmen des Körpers gesteuert.
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Hypophyse Hypophyse] (Hirnanhangsdrüse) <br>  Die Hypophyse besteht aus 3 Teilen:
# [[Hypophyse]] (Hirnanhangsdrüse) <br>  Die [[Hypophyse]] besteht aus 3 Teilen:
## Hypophysenvorderlappen <br>    Der Hypophysenvorderlappen produziert nichtglandotrope wie auch glandotrope Hormone. Zu den nichtglandotrope Hormonen zählen das Wachstumshormon [https://de.wikipedia.org/wiki/Somatotropin Somatotropin] (STH) sowie [https://de.wikipedia.org/wiki/Prolaktin Prolaktin]. Zu den glandotrope Hormonen zählen das [https://de.wikipedia.org/wiki/Follikelstimulierendes_Hormon follikelstimulierende Hormon] (FSH), das [https://de.wikipedia.org/wiki/Luteinisierendes_Hormon Luteinisierende] Hormon (LH), das die [https://de.wikipedia.org/wiki/Nebennierenrinde Nebennierenrinde] stimulierende [https://de.wikipedia.org/wiki/ACTH adrenocorticotrope Hormon] (ACTH) und das die [https://de.wikipedia.org/wiki/Schilddr%C3%BCse Schilddrüse] stimulierende [https://de.wikipedia.org/wiki/Thyrotropin Thyroideastimulierendes Hormon] (TSH).
## Hypophysenvorderlappen <br>    Der Hypophysenvorderlappen produziert nichtglandotrope wie auch glandotrope Hormone. Zu den nichtglandotrope Hormonen zählen das Wachstumshormon [[Somatotropin]] ([[STH]]) sowie [[Prolaktin]]. Zu den glandotrope Hormonen zählen das [[follikelstimulierende Hormon]] ([[FSH]]), das [[Luteinisierende]] Hormon ([[LH]]), das die [[Nebennierenrinde]] stimulierende [[adrenocorticotrope Hormon]] ([[ACTH]]) und das die [[Schilddrüse]] stimulierende [[Thyroideastimulierendes Hormon]] ([[TSH]]).
## Hypophysenzwischenlappen <br>    Der Hypophysenzwischenlappen ist unter anderem Bildungsort der [https://de.wikipedia.org/wiki/Melanozyten-stimulierendes_Hormon Melanozyten-stimulierenden Hormone] (MSH, Melanotropine).
## Hypophysenzwischenlappen <br>    Der Hypophysenzwischenlappen ist unter anderem Bildungsort der [[Melanozyten-stimulierenden Hormone]] ([[MSH]], Melanotropine).
## Hypophysenhinterlappen <br>    Im Hypophysenhinterlappen werden keine Hormone gebildet, sondern nur gespeichert und ausgeschüttet: das Kerngebiet im des [https://de.wikipedia.org/wiki/Hypothalamus Hypothalamus] ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_paraventricularis Nucleus paraventricularis]) gebildete [https://de.wikipedia.org/wiki/Oxytocin Oxytocin] und das oberhalb des [https://de.wikipedia.org/wiki/Sehnerv Sehnerven] befindliche Kerngebiet ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_supraopticus Nucleus supraopticus]) gebildete [https://de.wikipedia.org/wiki/Antidiuretisches_Hormon antidiuretische Hormon] (ADH), das auch als Adiuretin oder Vasopressin bezeichnet wird.  
## Hypophysenhinterlappen <br>    Im Hypophysenhinterlappen werden keine Hormone gebildet, sondern nur gespeichert und ausgeschüttet: das Kerngebiet im des [[Hypothalamus]] ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_paraventricularis Nucleus paraventricularis]) gebildete [[Oxytocin]] und das oberhalb des [https://de.wikipedia.org/wiki/Sehnerv Sehnerven] befindliche Kerngebiet ([https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_supraopticus Nucleus supraopticus]) gebildete [[antidiuretische Hormon]] ([[ADH]]), das auch als Adiuretin oder Vasopressin bezeichnet wird.  
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Schilddr%C3%BCse Schilddrüsen] <br>  Die Hauptfunktion der Schilddrüse besteht in der Speicherung von [https://de.wikipedia.org/wiki/Iod Iod] und Bildung der iodhaltigen [https://de.wikipedia.org/wiki/Schilddr%C3%BCsenhormon Schilddrüsenhormone] [https://de.wikipedia.org/wiki/Triiodthyronin Triiodthyronin] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Thyroxin Thyroxin] sowie des [https://de.wikipedia.org/wiki/Peptidhormon Peptidhormons] [https://de.wikipedia.org/wiki/Calcitonin Calcitonin]. Die iodhaltigen Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle für den [https://de.wikipedia.org/wiki/Energiestoffwechsel Energiestoffwechsel], für das Wachstum einzelner Zellen und für den Gesamtorganismus.
# [[Schilddrüse]]n <br>  Die Hauptfunktion der Schilddrüsen besteht in der Speicherung von [[Iod]] und Bildung der iodhaltigen [[Schilddrüsenhormone]] [[Triiodthyronin]] und [[Thyroxin]] sowie des [[Peptidhormons]] [[Calcitonin]]. Die iodhaltigen Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle für den [https://de.wikipedia.org/wiki/Energiestoffwechsel Energiestoffwechsel], für das Wachstum einzelner Zellen und für den Gesamtorganismus.
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Nebenschilddr%C3%BCse Nebenschilddrüsen]  
# [[Nebenschilddrüsen]]  
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Thymus Thymus] <br>  Im Thymus werden [https://de.wikipedia.org/wiki/Thymozyt Thymozyten] (Prä-T-[https://de.wikipedia.org/wiki/Lymphozyt Lymphozyten]) in [https://de.wikipedia.org/wiki/T-Lymphozyt T-Lymphozyten] (Syn. T-Zellen) umgewandelt. Die T-Lymphozyten-Vorläufer wandern aus dem Knochenmark über die Blutbahn in die Läppchenrinde ein. Sie durchlaufen das Läppchen von außen nach innen und machen dabei eine Reifung durch. Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife bildet sich der Thymus physiologisch zurück ([https://de.wikipedia.org/wiki/Involution_(Medizin) Involution]).
# [[Thymus]] <br>  Im Thymus werden [[Thymozyten]] (Prä-T-[[Lymphozyten]]) in [[T-Lymphozyten]] (Syn. T-Zellen) umgewandelt. Die T-Lymphozyten-Vorläufer wandern aus dem Knochenmark über die Blutbahn in die Läppchenrinde ein. Sie durchlaufen das Läppchen von außen nach innen und machen dabei eine Reifung durch. Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife bildet sich der Thymus physiologisch zurück ([https://de.wikipedia.org/wiki/Involution_(Medizin) Involution]).
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Nebenniere Nebenniere] <br>  Die Nebenniere vereint funktionell zwei verschiedene Organe: Die Nebennierenrinde produziert [https://de.wikipedia.org/wiki/Steroidhormon Steroidhormone] und ist am Wasser-, Mineralstoff- und Zuckerhaushalt beteiligt. Das Nebennierenmark ist dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Sympathikus sympathischen Nervensystem] zuzurechnen und bildet [https://de.wikipedia.org/wiki/Adrenalin Adrenalin] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Noradrenalin Noradrenalin].
# [[Nebenniere]] <br>  Die Nebenniere vereint funktionell zwei verschiedene Organe: Die Nebennierenrinde produziert [[Steroidhormone]] und ist am Wasser-, Mineralstoff- und Zuckerhaushalt beteiligt. Das Nebennierenmark ist dem [[sympathischen Nervensystem]] zuzurechnen und bildet [[Adrenalin]] und [[Noradrenalin]].
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Bauchspeicheldr%C3%BCse Pankreas] (Bauchspeicheldrüse)  <br>  Die Bauchspeicheldrüse bildet [https://de.wikipedia.org/wiki/Verdauungsenzym Verdauungsenzyme], die sie an den [https://de.wikipedia.org/wiki/Duodenum Zwölffingerdarm] abgibt. Sie spalten Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette der Nahrung im Darm in eine von der Darmschleimhaut aufnehmbare Form. Die Bauchspeicheldrüse bildet auch Hormone gebildet, die vor allem für die Regulation des [https://de.wikipedia.org/wiki/Blutzuckerspiegel Blutzuckerspiegels] (über die Hormone [https://de.wikipedia.org/wiki/Insulin Insulin] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Glucagon Glucagon]) sowie von Verdauungsprozessen verantwortlich sind.
# [[Pankreas]] (Bauchspeicheldrüse)  <br>  Die Bauchspeicheldrüse bildet [[Verdauungsenzyme]], die sie an den [[Zwölffingerdarm]] abgibt. Sie spalten [[Eiweiße]], [[Kohlenhydrate]] und [[Fette]] der Nahrung im Darm in eine von der Darmschleimhaut aufnehmbare Form. Die Bauchspeicheldrüse bildet auch Hormone gebildet, die vor allem für die Regulation des [[Blutzuckerspiegel]]s (über die Hormone [[Insulin]] und [[Glucagon]]) sowie von Verdauungsprozessen verantwortlich sind.
# [https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsdr%C3%BCse Geschlechtsdrüsen]
# [[Geschlechtsdrüsen]] <br>  Männer und Frauen haben je verschiedene Geschlechtsdrüsen:
Männer und Frauen haben je verschiedene Geschlechtsdrüsen:
## [[Ovarien]] (Eierstöcke) <br>    Die [[Eierstöcke]] sind paarig angelegt. Als [[Gonade]] ([[Keimdrüse]]) entspricht sie dem [[Hoden]] männlicher Individuen und ist der Produktionsort der [[Eizellen]] und [[weiblicher Geschlechtshormone]]: Das [[Progesteron]] ist der wichtigste Vertreter der [[Gestagene]] (Gelbkörperhormone). Es regt das Wachstum der [https://de.wikipedia.org/wiki/Endometrium Gebärmutterschleimhaut] an und bereitet diese auf die Einbettung einer befruchteten [[Eizelle]] vor. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, verhindert Progesteron eine weitere [[Follikelreifung]].
## [https://de.wikipedia.org/wiki/Eierstock Ovarien] (Eierstöcke) <br>    Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Eierstock Eierstöcke] sind paarig angelegt. Als [https://de.wikipedia.org/wiki/Gonade Gonade] (Keimdrüse) entspricht sie dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Hoden Hoden] männlicher Individuen und ist der Produktionsort der [https://de.wikipedia.org/wiki/Eizelle Eizellen] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Sexualhormon weiblicher Geschlechtshormone]: Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Progesteron Progesteron] ist der wichtigste Vertreter der [https://de.wikipedia.org/wiki/Gestagene Gestagene] (Gelbkörperhormone). Es regt das Wachstum der [https://de.wikipedia.org/wiki/Endometrium Gebärmutterschleimhaut] an und bereitet diese auf die Einbettung einer befruchteten [https://de.wikipedia.org/wiki/Eizelle Eizelle] vor. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, verhindert Progesteron eine weitere [https://de.wikipedia.org/wiki/Ovarialfollikel Follikelreifung].
## [[Hoden]] <br>    Die [[Hoden]] sind ein paarig angelegtes, inneres männliches [[Geschlechtsorgan]]. Die Hoden produzieren die Samenfäden ([[Spermien]]). In den Hoden werden auch männliche die [[Geschlechtshormone]] ([[Androgene]]), vor allem das [[Testosteron]], gebildet.
## [https://de.wikipedia.org/wiki/Hoden Hoden] <br>    Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Hoden Hoden] sind ein paarig angelegtes, inneres männliches [https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtsorgan Geschlechtsorgan]. Die Hoden produzieren die Samenfäden ([https://de.wikipedia.org/wiki/Spermium Spermien]). In den Hoden werden auch männliche die [https://de.wikipedia.org/wiki/Sexualhormon Geschlechtshormone] ([https://de.wikipedia.org/wiki/Androgene Androgene]), vor allem das [https://de.wikipedia.org/wiki/Testosteron Testosteron], gebildet.


=== Gestörter Hormonhaushalt bei Hirntod ===
=== Gestörter Hormonhaushalt bei Hirntod ===
In der Broschüre "Hormone. Dirigenten des Lebens"<ref>Hormonzentrum an der Oper: Hormone. Dirigenten des Lebens. München o.J. Nach: https://www.hormonzentrum-an-der-oper.de/files/content/Broschueren/Hormonzentrum/Hormone-Hormonzentrum-an-der-Oper.pdf Zugriff am 22.7.2017.</ref> heißt eine Überschrift: "Alles beginnt im Kopf: die Hormone der Hirnanhangdrüse" und weiter: "Als übergeordnete Hormon-Schaltzentrale liefert die Hirnanhangdrüse entscheidende Werte für die Beurteilung des Hormonhaushalts."  
In der Broschüre "Hormone. Dirigenten des Lebens"<ref name="oper">Hormonzentrum an der Oper: Hormone. Dirigenten des Lebens. München o.J. Nach: https://www.hormonzentrum-an-der-oper.de/files/content/Broschueren/Hormonzentrum/Hormone-Hormonzentrum-an-der-Oper.pdf Zugriff am 22.7.2017.</ref> heißt eine Überschrift: "Alles beginnt im Kopf: die Hormone der Hirnanhangdrüse" und weiter: "Als übergeordnete Hormon-Schaltzentrale liefert die Hirnanhangdrüse entscheidende Werte für die Beurteilung des Hormonhaushalts."
 
Wie sehr der Hirntod Einfluss auf den Hormonhaushalt hat, zeigt diese Feststellung auf: "Gewöhnlich besteht auch eine Nekrose des Hypophysenvorderlappens."<ref>J. Pfeiffer, J.M. Schröder, W. Paulus (Hg.): Neuropathologie. Morphologische Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems und der Skelettmuskulatur. Heidelberg 2002, 128.<br>
Die gleiche Aussage ist auch zu finden in:
* W. Remmele, J. Pfeiffer, J.M. Schröder (Hg.): Pathologie. Band 6. Neuropathologie, Muskularur, Sinnesorgane. 2. Auflage. Heidelberg 1995, 73.</ref>
 
Über die Bedeutung des [[Hypothalamus]] und der [[Hypophyse]] schreibt ... in ...:<ref name="buch515"> ,515.</ref>
{{Zitat|Die Funktionseinheit aus [[Hypothalamus]] und [[Hypophyse]] stellt den wichtigsten Integrationsort von Hormon- und Nervensystem dar. Hier werden periphere Stoffwechselparameter erfasst und interpretiert, um dann den Hormonstatus unter modulierenden Einflüssen des [[ZNS]] an den aktuellen Bedarf anzupassen. Umgekehrt werden von hier auch wichtige Funktionen des [[ZNS]] durch humorale und nervale Verbindungen gesteuert. [[Hypothalamus]] und Hypophyse bilden zusammen mit den peripheren Hormondrüsen einen hierarchisch organisierten [https://de.wikipedia.org/wiki/Regelkreis Regelkreis] (endokrine Achse), der auf allen Ebenen durch negative Rückkopplung reguliert wird.}}
 
Das Gehirn jedes 4. Hirntoten produziert noch [[ADH]]. Diese Hirntoten scheiden täglich ca. 1,5 Liter stark konzentrierten Urin aus. Rund 3/4 der Hirntoten produzieren kein [[ADH]]. Ihre Nieren scheiden unbehandelt 10-15 Liter wässrigen Urin aus.<ref>Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 206.</ref>
 
 
Welche Verkettung vom Hirntod ausgehend über die im Kopf befindlichen Hormondrüsen zur stark gestörten Homöostase besteht, soll dieser Abschnitt aufzeigen.
 
==== Hormone des [[Hypothalamus]] ====
 
"Der [[Hypothalamus]] ... ist Kontrollinstanz für so wichtige Funktionen wie Fortpflanzung, Ernährung, Temperaturregulation und Zeitmessung. Er ist ein übergeordnetes Zentrum des autonomen Nervensystems."<ref name="wicht1">Helmut Wicht: Der [[Hypothalamus]]. Nach: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/anatomie/der-[[Hypothalamus]] Zugriff am 22.7.2017.</ref> Im [[Hypothalamus]] ist ein ganzes Sammelsurium von Strukturen und Funktionen. Vereinfachend kann man sagen, dass der vordere [[Hypothalamus]] vegetative Funktionen verrichtet. Der [[Hypothalamus]] ist somit eine "Schnittstelle" zwischen nervöser und hormoneller Regulation der Körperfunktionen. Der hintere [[Hypothalamus]] ist ein Bestandteil des limbischen Systems. Der vordere [[Hypothalamus]] ist eine endokrine Drüse, die viele verschiedene Hormone produziert. Sie ist auch vollgepackt mit Rezeptoren, an die Hormone anderer endokriner Drüsen binden.<ref name="wicht1"></ref>
 
Der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_suprachiasmaticus Nucleus suprachiasmaticus] liegt direkt über der Sehnervenkreuzung und nimmt damit Tag und Nacht wahr. Als "Master-​Clock" taktet unseren eigenen Biorhythmus, den Tag-​Nacht-​Rhythmus. Auch der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_paraventricularis Nucleus paraventricularis] und der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_supraopticus Nucleus supraopticus] liegen in der Nähe des Sehnervs. Sie produzieren [[Oxytocin]] und das [https://de.wikipedia.org/wiki/Antidiuretisches_Hormon Antidiuretische Hormon] ([[ADH]]).
* Oxytocin ist für soziale Beziehungen sehr wichtig.
* Ein hoher ADH-Pegel reduziert nachts die Urinproduktion. ADH-Mangel führt zu starkem Wasserverlust, dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Diabetes_insipidus Diabetes insipidus zentralis].<ref name="wicht1"></ref> - Hirntote: "in ca. 70% der Fälle kommt es zum Auftreten eines Diabetes insipidus zentralis."<ref>DSO: Leitfaden für die Organspende. 4. Auflage. Frankfurt 2016, Kapitel 6.3.1.</ref>
 
Der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nucleus_arcuatus Nucleus infundibularis] produziert Hormone, die den Appetit und das Wachstum regeln:<ref name="wicht1"></ref>
* Der Appetit wird durch die anorexigene [https://de.wikipedia.org/wiki/Peptid Peptide] [[αMSH]] (α-Melanocyten-stimulierendes Hormon) und CART (Cocaine- and amphetamineregulated Transcript) gehemmt und durch die orexigene Peptide [[NPY]] (Neuropeptid Y) und [[AgRP]] stimuliert. Wachstum wird durch die Ausschüttung von [[GhRH]] beeinflusst.
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Dopamin Dopamin] (Glückhormon) beeinflusst das Wohlbefinden und die Sekretion von [https://de.wikipedia.org/wiki/Prolaktin Prolactin], das die Milchsekretion beeinflusst, aber auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Brutpflege Brutpflegeverhalten] auslöst.
* Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Gonadoliberin Gonadotropin-​Releasing Hormone] ([[GnRH]]) löst im Vorderlappen der [[Hypophyse]] die Produktion von [[Gonadotropine]] (Sexualhormone) an, diese wieder regen [https://de.wikipedia.org/wiki/Eierstock Ovar] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Hoden Hoden] dazu an, die Geschlechtshormone ([https://de.wikipedia.org/wiki/Estrogene Östrogen] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Testosteron Testosteron]) zu bilden.
 
Aus fast all seinen Kerngebieten des [[Hypothalamus]] steigen dünne [https://de.wikipedia.org/wiki/Axon Axone] als Tractus hypothalamo-​spinalis zum [https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckenmark Rückenmark] hinab. Sie enden dort in der Gegend, in der die motorischen Nervenzellen des autonomen Nervensystems sitzen, und nehmen so Einfluss auf die inneren Organe.<ref name="wicht1"></ref>
 
==== Hormone der Hypophyse ====
 
"Die Hirnanhangdrüse hängt tatsächlich am Hirn. ... Sie regelt überlebenswichtige homöostatische Prozesse. Das macht sie zur 'Königin der Drüsen'. ... Sie ist unersetzlich: Ihr Verlust bedeutet den Tod, denn ohne sie bricht unsere 'Homöostase', das fein balancierte Gleichgewicht unseres Stoffwechsels, zusammen."<ref name="wicht2">Helmut Wicht: Die Hypophyse (23.08.2011). Nach: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/anatomie/die-hypophyse Zugriff am 22.7.2017.</ref>
 
Die Hypophysenhinterlappen<br>
Aus dem Zwischenhirn kommend verlaufen Nervenfasern von Drüsennervenzellen über den Hypophysenstiel in den Hinterlappen der Hypophyse, auch "Neurohypophyse" genannt. Entlang dieser Nervenfasern werden die von den Drüsennervenzellen produzierten Hormone in die Neurohypophyse transportiert, wo sie in die Blutbahn entlassen werden. Die Drüsennervenzellen produzieren zwei Hormone: das [https://de.wikipedia.org/wiki/Antidiuretisches_Hormon Antidiuretische Hormon] ([[ADH]]) und [[Oxytocin]]. [[ADH]] reguliert die Nierenfunktion, und damit den Wasserhaushalt. Oxytocin hat eine Vielzahl von Funktionen, die zumeist mit der Vermehrung zu tun haben.<ref name="wicht2"></ref>
 
Der Hypophysenvorderlappen<br>
Der Hypophysenvorderlappen, auch "Adenohypophyse" genant, ist kein Hirnteil, sondern hat eine ganz eigenartige Entwicklungsgeschichte: Er wächst aus dem Dach des Mundes von unten her der Neurohypophyse entgegen, war also wohl im Laufe der Evolution aus einer exokrine, mit dem Verdauungsapparat assoziierte Drüse zur Hormondrüse "umgebaut".<ref name="wicht2"></ref>
 
Dieser Vorderlappen besteht aus vielen kleinen Nestern von Drüsenzellen, die eine Vielzahl von Hormonen produzieren, arunter auch solche, die wiederum die Funktion anderer endokriner Drüsen kontrollieren:<ref name="wicht2"></ref><ref name="buch515"></ref>
{{ACTH}}
* Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Thyreotropin Thyroideastimulierende Hormon] ([[TSH]]) beeinflusst die Schilddrüse.
* Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Follikelstimulierendes_Hormon Follikelstimulierende Hormon] ([[FSH]]) bewirkt bei Frauen die Reifung von Eibläschen bis hin zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Follikelsprung Eisprung], bei Männern die [https://de.wikipedia.org/wiki/Spermatogenese Spermienbildung].
* Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Luteinisierendes_Hormon Luteinisierende Hormon] ([[LH]]) bewirkt bei Frauen die Reifung von Eibläschen bis hin zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Follikelsprung Eisprung], bei Männern die [https://de.wikipedia.org/wiki/Spermatogenese Spermienbildung].
* Das [https://de.wikipedia.org/wiki/Adrenocorticotropin Adrenocorticotrope Hormon] ([[ACTH]]) beeinflusst die Nebennieren.<ref group="Anm.">Beim Weinen (aus emotionalen Gründen, nicht bei Augenreizung) ist in den Tränen [[ACTH]] enthalten.</ref>
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Prolaktin Prolaktin] ist entwicklungsgeschichtlich eines der ältesten Steuerhormone. Es ist bei Frauen ein wichtiger [https://de.wikipedia.org/wiki/Biomarker Marker] für die Beurteilung von Zyklusstörungen, bei Milchaustritt aus der Brust ([https://de.wikipedia.org/wiki/Galaktorrhoe Galaktorrhoe]) sowie bei Tumoren im Bereich der Hirnanhangdrüse. Bei  Männern  steht [https://de.wikipedia.org/wiki/Prolaktin Prolaktin] in  Zusammenhang  mit  [https://de.wikipedia.org/wiki/Erektionsst%C3%B6rung Erektionsstörung], [https://de.wikipedia.org/wiki/Erektile_Dysfunktion Impotenz] oder übermäßiger Brustbildung.<ref name="oper"></ref>
 
Im [[Hypothalamus]] sitzen Drüsennervenzellen, die die Aktivität der Vorderlappenzellen fördern (releasing hormones) oder hemmen (inhibiting hormones). Hierzu gibt es an der Basis des Gehirns ein spezialisiertes Gefäßsystem, den portalen Kreislauf der Hypophyse. Über diesen werden die "releasing" und "inhibiting hormones" dem Hypophysenvorderlappen zugeführt.<ref name="wicht2"></ref> Ohne Gehirn ist diese [https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckkopplung Rückkopplung] des [https://de.wikipedia.org/wiki/Regelkreis Regelkreises] unterbrochen. Es kommt zur Entgleisung dieser Hormone. Die [[Homöostase]] ist schwer gestört und muss von den Ärzten der Intensivstation ausgeglichen werden.
 
==== Hormone des Vorderlappens ====
Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in [[Hypothalamus]] und [[Hypophyse]] produzierten Hormone, deren Zwischenschritte zum Endhormon und die Auswirkungen im Körper.<ref> ,518f.</ref><ref group="Anm.">Die Zusammenhänge zwischen [[Hypothalamus]] und Hypophystenvorderlappen wie auch andere hormonelle Zusammenhänge kann mit dieser Tabelle nicht korrekt wiedergegeben werden (Daher auch die Doppelung einiger Hormone). Darauf kommt es auch nicht an. Wem dies wichtig ist, kann es an der Quelle nachlesen. Mit dieser Tabelle soll schematisch ein Überblick über die hormonellen Zusammenhänge gegeben werden, insbesondere zwischen [[Hypothalamus]] und Hypophysenvorderlappen.</ref>
{| class="wikitable" width="100%"
![[Hypothalamus]] !!Hypophysen-<br>vorderlappen !!peripherer<br>Hormonbildungsort !!Endhormon !!Wirkungsort
|-
|[[GnRH]] ||[[FSH]] ||Hoden ||[[Testosteron]] ||A, B
|-
|[[GnRH]] ||[[FSH]] ||Ovar ||[[Östrogene]] ||A, B
|-
|[[GnRH]] ||[[LH]] ||Hoden ||[[Testosteron]] ||A, B
|-
|[[GnRH]] ||[[LH]] ||Ovar ||[[Östrogene]] ||A, B
|-
|[[GnRH]] ||[[LH]] ||Corpus luteum ||[[Gestagene]] ([[Progesteron]]) ||A, B
|-
|[[PIH]], [[TRH]], [[GHRIH]] ||[[Prolactin]] || || ||A, B
|-
|[[TRH]], [[GHRH]] ||[[TSH]] ||Schilddrüse ||[[Thyroxin (T4)]] => <br> [[Trijodthyronin (T3)]] ||A, _, C
|-
|[[GHRIH]], [[GHRH]] ||[[GH]] ||Leber ||[[IGF]] ||A, _, C, _, E
|-
|[[GHRIH]], [[GHRH]] ||[[GH]] || || ||A, _, C
|-
| || ||Leber ||[[Angiotensin ΙΙ]] ||_, _, _, D
|-
|[[GHRIH]], [[CRH]] ||[[ACTH]] ||Nebenniererinde ||[[Mineralocorticoide]] ||_, _, _, _, E
|-
|[[GHRIH]], [[CRH]] ||[[ACTH]] ||Nebenniererinde ||[[Glucocorticoide]] ||_, _, C, D
|-
|[[GHRIH]], [[CRH]] ||[[ACTH]] ||Nebenniererinde ||[[Androgene]] ||A, B
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'''Legende für den Wirkungsort:<br>
''' A = Reifung, B = Fortpflanzung, C = Stoffwechsel, D = Kreislauf, Blut, E = Wasser- und Elektrolythaushalt
 
 
 
Das Wachstumshormon (somatotropes Hormon = [[STH]] = growth hormone= [[GH]]). [[GH]] kann bis zur Freisetzung in großen Sekretgranula (300–500 nm) gespeichert werden. Die Freisetzung erfolgt in Episoden, vor allem während der Nacht.<ref> ,517.</ref>
 
Periphere  Hormone  wirken  an  den  Zellen  ihrer  Zielorgane  und
lösen dort eine Vielzahl von Prozessen aus.


== Anhang ==
== Anhang ==

Aktuelle Version vom 17. Oktober 2019, 08:12 Uhr

Allgemeines

Hormone sind biochemische Botenstoffe, die von speziellen Zellen (meist von Hormondrüsen) produziert und in den Körperkreislauf abgegeben wird. Dieser Signalstoff setzt dann an bestimmten Zellen der Erfolgsorgane spezifische Wirkungen oder Regulationsfunktionen in Gang. Der dadurch ausgelöste biologische Prozess stellt einen Spezialfall der Signaltransduktion dar. Chemisch sind Hormone niedermolekulare Verbindungen, gelegentlich auch Peptide (sogenannte Peptidhormone).

Das Wort Hormon leitet sich ab von altgriechisch ὁρμᾶν hormān 'antreiben, erregen'. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Hormone befasst, ist die Endokrinologie, der entsprechende Wissenschaftler oder Arzt ist ein Endokrinologe.

Unterschieden werden Hormone, die direkt auf ihre Zielorgane einwirken (nichtglandotrope Hormone), und solche, welche die Hormonproduktion nachgelagerter endokriner Drüsen stimulieren (glandotrope Hormone (Steuerungshormone)).

Alle Hormone im menschlichen Körper haben einen klassischen Regelkreis mit negativer Feedback-Hemmung.[1]

"Die Herstsellung der Hormone, die Schilddrüse und Nebennieren ausschütten, wird teilweise durch chemische Signale gesteuert, welche die Hypophyse in den Blutkreislauf abgibt, während der Hypothalamus teilweise durch neuronale Signale aus dem limbischen System und, indirekt, aus der Großhirnrinde gesteuert wird."[2]

Endogkrine Drüsen

Zu den Endokrinen Drüsen gehören:

  1. Epiphyse (Zirbeldrüse)
    Die Zirbeldrüse ist ein kleines Organ im Epithalamus, einem Teil des Zwischenhirns. In der Zirbeldrüse wird von den Pinealozyten das Hormon Melatonin produziert. Die Hormonproduktion findet überwiegend nachts statt. Über das Melatonin werden der Schlaf-Wach-Rhythmus und andere zeitabhängige Rhythmen des Körpers gesteuert.
  2. Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
    Die Hypophyse besteht aus 3 Teilen:
    1. Hypophysenvorderlappen
      Der Hypophysenvorderlappen produziert nichtglandotrope wie auch glandotrope Hormone. Zu den nichtglandotrope Hormonen zählen das Wachstumshormon Somatotropin (STH) sowie Prolaktin. Zu den glandotrope Hormonen zählen das follikelstimulierende Hormon (FSH), das Luteinisierende Hormon (LH), das die Nebennierenrinde stimulierende adrenocorticotrope Hormon (ACTH) und das die Schilddrüse stimulierende Thyroideastimulierendes Hormon (TSH).
    2. Hypophysenzwischenlappen
      Der Hypophysenzwischenlappen ist unter anderem Bildungsort der Melanozyten-stimulierenden Hormone (MSH, Melanotropine).
    3. Hypophysenhinterlappen
      Im Hypophysenhinterlappen werden keine Hormone gebildet, sondern nur gespeichert und ausgeschüttet: das Kerngebiet im des Hypothalamus (Nucleus paraventricularis) gebildete Oxytocin und das oberhalb des Sehnerven befindliche Kerngebiet (Nucleus supraopticus) gebildete antidiuretische Hormon (ADH), das auch als Adiuretin oder Vasopressin bezeichnet wird.
  3. Schilddrüsen
    Die Hauptfunktion der Schilddrüsen besteht in der Speicherung von Iod und Bildung der iodhaltigen Schilddrüsenhormone Triiodthyronin und Thyroxin sowie des Peptidhormons Calcitonin. Die iodhaltigen Schilddrüsenhormone spielen eine wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel, für das Wachstum einzelner Zellen und für den Gesamtorganismus.
  4. Nebenschilddrüsen
  5. Thymus
    Im Thymus werden Thymozyten (Prä-T-Lymphozyten) in T-Lymphozyten (Syn. T-Zellen) umgewandelt. Die T-Lymphozyten-Vorläufer wandern aus dem Knochenmark über die Blutbahn in die Läppchenrinde ein. Sie durchlaufen das Läppchen von außen nach innen und machen dabei eine Reifung durch. Mit dem Eintritt in die Geschlechtsreife bildet sich der Thymus physiologisch zurück (Involution).
  6. Nebenniere
    Die Nebenniere vereint funktionell zwei verschiedene Organe: Die Nebennierenrinde produziert Steroidhormone und ist am Wasser-, Mineralstoff- und Zuckerhaushalt beteiligt. Das Nebennierenmark ist dem sympathischen Nervensystem zuzurechnen und bildet Adrenalin und Noradrenalin.
  7. Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
    Die Bauchspeicheldrüse bildet Verdauungsenzyme, die sie an den Zwölffingerdarm abgibt. Sie spalten Eiweiße, Kohlenhydrate und Fette der Nahrung im Darm in eine von der Darmschleimhaut aufnehmbare Form. Die Bauchspeicheldrüse bildet auch Hormone gebildet, die vor allem für die Regulation des Blutzuckerspiegels (über die Hormone Insulin und Glucagon) sowie von Verdauungsprozessen verantwortlich sind.
  8. Geschlechtsdrüsen
    Männer und Frauen haben je verschiedene Geschlechtsdrüsen:
    1. Ovarien (Eierstöcke)
      Die Eierstöcke sind paarig angelegt. Als Gonade (Keimdrüse) entspricht sie dem Hoden männlicher Individuen und ist der Produktionsort der Eizellen und weiblicher Geschlechtshormone: Das Progesteron ist der wichtigste Vertreter der Gestagene (Gelbkörperhormone). Es regt das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an und bereitet diese auf die Einbettung einer befruchteten Eizelle vor. Kommt es zu einer Befruchtung der Eizelle, verhindert Progesteron eine weitere Follikelreifung.
    2. Hoden
      Die Hoden sind ein paarig angelegtes, inneres männliches Geschlechtsorgan. Die Hoden produzieren die Samenfäden (Spermien). In den Hoden werden auch männliche die Geschlechtshormone (Androgene), vor allem das Testosteron, gebildet.

Gestörter Hormonhaushalt bei Hirntod

In der Broschüre "Hormone. Dirigenten des Lebens"[3] heißt eine Überschrift: "Alles beginnt im Kopf: die Hormone der Hirnanhangdrüse" und weiter: "Als übergeordnete Hormon-Schaltzentrale liefert die Hirnanhangdrüse entscheidende Werte für die Beurteilung des Hormonhaushalts."

Wie sehr der Hirntod Einfluss auf den Hormonhaushalt hat, zeigt diese Feststellung auf: "Gewöhnlich besteht auch eine Nekrose des Hypophysenvorderlappens."[4]

Über die Bedeutung des Hypothalamus und der Hypophyse schreibt ... in ...:[5]

Die Funktionseinheit aus Hypothalamus und Hypophyse stellt den wichtigsten Integrationsort von Hormon- und Nervensystem dar. Hier werden periphere Stoffwechselparameter erfasst und interpretiert, um dann den Hormonstatus unter modulierenden Einflüssen des ZNS an den aktuellen Bedarf anzupassen. Umgekehrt werden von hier auch wichtige Funktionen des ZNS durch humorale und nervale Verbindungen gesteuert. Hypothalamus und Hypophyse bilden zusammen mit den peripheren Hormondrüsen einen hierarchisch organisierten Regelkreis (endokrine Achse), der auf allen Ebenen durch negative Rückkopplung reguliert wird.

Das Gehirn jedes 4. Hirntoten produziert noch ADH. Diese Hirntoten scheiden täglich ca. 1,5 Liter stark konzentrierten Urin aus. Rund 3/4 der Hirntoten produzieren kein ADH. Ihre Nieren scheiden unbehandelt 10-15 Liter wässrigen Urin aus.[6]


Welche Verkettung vom Hirntod ausgehend über die im Kopf befindlichen Hormondrüsen zur stark gestörten Homöostase besteht, soll dieser Abschnitt aufzeigen.

Hormone des Hypothalamus

"Der Hypothalamus ... ist Kontrollinstanz für so wichtige Funktionen wie Fortpflanzung, Ernährung, Temperaturregulation und Zeitmessung. Er ist ein übergeordnetes Zentrum des autonomen Nervensystems."[7] Im Hypothalamus ist ein ganzes Sammelsurium von Strukturen und Funktionen. Vereinfachend kann man sagen, dass der vordere Hypothalamus vegetative Funktionen verrichtet. Der Hypothalamus ist somit eine "Schnittstelle" zwischen nervöser und hormoneller Regulation der Körperfunktionen. Der hintere Hypothalamus ist ein Bestandteil des limbischen Systems. Der vordere Hypothalamus ist eine endokrine Drüse, die viele verschiedene Hormone produziert. Sie ist auch vollgepackt mit Rezeptoren, an die Hormone anderer endokriner Drüsen binden.[7]

Der Nucleus suprachiasmaticus liegt direkt über der Sehnervenkreuzung und nimmt damit Tag und Nacht wahr. Als "Master-​Clock" taktet unseren eigenen Biorhythmus, den Tag-​Nacht-​Rhythmus. Auch der Nucleus paraventricularis und der Nucleus supraopticus liegen in der Nähe des Sehnervs. Sie produzieren Oxytocin und das Antidiuretische Hormon (ADH).

  • Oxytocin ist für soziale Beziehungen sehr wichtig.
  • Ein hoher ADH-Pegel reduziert nachts die Urinproduktion. ADH-Mangel führt zu starkem Wasserverlust, dem Diabetes insipidus zentralis.[7] - Hirntote: "in ca. 70% der Fälle kommt es zum Auftreten eines Diabetes insipidus zentralis."[8]

Der Nucleus infundibularis produziert Hormone, die den Appetit und das Wachstum regeln:[7]

Aus fast all seinen Kerngebieten des Hypothalamus steigen dünne Axone als Tractus hypothalamo-​spinalis zum Rückenmark hinab. Sie enden dort in der Gegend, in der die motorischen Nervenzellen des autonomen Nervensystems sitzen, und nehmen so Einfluss auf die inneren Organe.[7]

Hormone der Hypophyse

"Die Hirnanhangdrüse hängt tatsächlich am Hirn. ... Sie regelt überlebenswichtige homöostatische Prozesse. Das macht sie zur 'Königin der Drüsen'. ... Sie ist unersetzlich: Ihr Verlust bedeutet den Tod, denn ohne sie bricht unsere 'Homöostase', das fein balancierte Gleichgewicht unseres Stoffwechsels, zusammen."[9]

Die Hypophysenhinterlappen
Aus dem Zwischenhirn kommend verlaufen Nervenfasern von Drüsennervenzellen über den Hypophysenstiel in den Hinterlappen der Hypophyse, auch "Neurohypophyse" genannt. Entlang dieser Nervenfasern werden die von den Drüsennervenzellen produzierten Hormone in die Neurohypophyse transportiert, wo sie in die Blutbahn entlassen werden. Die Drüsennervenzellen produzieren zwei Hormone: das Antidiuretische Hormon (ADH) und Oxytocin. ADH reguliert die Nierenfunktion, und damit den Wasserhaushalt. Oxytocin hat eine Vielzahl von Funktionen, die zumeist mit der Vermehrung zu tun haben.[9]

Der Hypophysenvorderlappen
Der Hypophysenvorderlappen, auch "Adenohypophyse" genant, ist kein Hirnteil, sondern hat eine ganz eigenartige Entwicklungsgeschichte: Er wächst aus dem Dach des Mundes von unten her der Neurohypophyse entgegen, war also wohl im Laufe der Evolution aus einer exokrine, mit dem Verdauungsapparat assoziierte Drüse zur Hormondrüse "umgebaut".[9]

Dieser Vorderlappen besteht aus vielen kleinen Nestern von Drüsenzellen, die eine Vielzahl von Hormonen produzieren, arunter auch solche, die wiederum die Funktion anderer endokriner Drüsen kontrollieren:[9][5]

Proopiomelanocortin-Derivate
POMC
     
γ-MSH ACTH β-Lipotropin
         
  α-MSH CLIP γ-Lipotropin β-Endorphin
       
    β-MSH  

Im Hypothalamus sitzen Drüsennervenzellen, die die Aktivität der Vorderlappenzellen fördern (releasing hormones) oder hemmen (inhibiting hormones). Hierzu gibt es an der Basis des Gehirns ein spezialisiertes Gefäßsystem, den portalen Kreislauf der Hypophyse. Über diesen werden die "releasing" und "inhibiting hormones" dem Hypophysenvorderlappen zugeführt.[9] Ohne Gehirn ist diese Rückkopplung des Regelkreises unterbrochen. Es kommt zur Entgleisung dieser Hormone. Die Homöostase ist schwer gestört und muss von den Ärzten der Intensivstation ausgeglichen werden.

Hormone des Vorderlappens

Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die in Hypothalamus und Hypophyse produzierten Hormone, deren Zwischenschritte zum Endhormon und die Auswirkungen im Körper.[10][Anm. 2]

Hypothalamus Hypophysen-
vorderlappen
peripherer
Hormonbildungsort
Endhormon Wirkungsort
GnRH FSH Hoden Testosteron A, B
GnRH FSH Ovar Östrogene A, B
GnRH LH Hoden Testosteron A, B
GnRH LH Ovar Östrogene A, B
GnRH LH Corpus luteum Gestagene (Progesteron) A, B
PIH, TRH, GHRIH Prolactin A, B
TRH, GHRH TSH Schilddrüse Thyroxin (T4) =>
Trijodthyronin (T3)
A, _, C
GHRIH, GHRH GH Leber IGF A, _, C, _, E
GHRIH, GHRH GH A, _, C
Leber Angiotensin ΙΙ _, _, _, D
GHRIH, CRH ACTH Nebenniererinde Mineralocorticoide _, _, _, _, E
GHRIH, CRH ACTH Nebenniererinde Glucocorticoide _, _, C, D
GHRIH, CRH ACTH Nebenniererinde Androgene A, B
ADH ADH _, _, _, D, E
Oxytocin Oxytocin _, B
Nebennierenmark Adrenalin _, _, C, D
Nebennierenmark Noradrenalin _, _, C, D
Niere Erythropoietin _, _, _, D
Niere Calcitriol _, _, _, _, E
Pankreas GHRIH _, _, C
Pankreas Clucagon _, _, C
Pankreas Insulin _, _, C
Nebenschilddrüse PTH _, _, _, _, E
Schilddrüse Calcitonin _, _, _, _, E

Legende für den Wirkungsort:
A = Reifung, B = Fortpflanzung, C = Stoffwechsel, D = Kreislauf, Blut, E = Wasser- und Elektrolythaushalt


Das Wachstumshormon (somatotropes Hormon = STH = growth hormone= GH). GH kann bis zur Freisetzung in großen Sekretgranula (300–500 nm) gespeichert werden. Die Freisetzung erfolgt in Episoden, vor allem während der Nacht.[11]

Periphere Hormone wirken an den Zellen ihrer Zielorgane und lösen dort eine Vielzahl von Prozessen aus.

Anhang

Weitere Links

Weitere Links zum Thema "Hormone" sind diese:


Anmerkungen

  1. Beim Weinen (aus emotionalen Gründen, nicht bei Augenreizung) ist in den Tränen ACTH enthalten.
  2. Die Zusammenhänge zwischen Hypothalamus und Hypophystenvorderlappen wie auch andere hormonelle Zusammenhänge kann mit dieser Tabelle nicht korrekt wiedergegeben werden (Daher auch die Doppelung einiger Hormone). Darauf kommt es auch nicht an. Wem dies wichtig ist, kann es an der Quelle nachlesen. Mit dieser Tabelle soll schematisch ein Überblick über die hormonellen Zusammenhänge gegeben werden, insbesondere zwischen Hypothalamus und Hypophysenvorderlappen.

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Schlake, Klaus Roosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2. Auflage. Neu-Isenburg 2001, 22.
  2. Antonio R. Damasio: Descartes´ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. 6. Auflage. Berlin 2010, 168.
  3. a b Hormonzentrum an der Oper: Hormone. Dirigenten des Lebens. München o.J. Nach: https://www.hormonzentrum-an-der-oper.de/files/content/Broschueren/Hormonzentrum/Hormone-Hormonzentrum-an-der-Oper.pdf Zugriff am 22.7.2017.
  4. J. Pfeiffer, J.M. Schröder, W. Paulus (Hg.): Neuropathologie. Morphologische Diagnostik der Krankheiten des Nervensystems und der Skelettmuskulatur. Heidelberg 2002, 128.
    Die gleiche Aussage ist auch zu finden in:
    • W. Remmele, J. Pfeiffer, J.M. Schröder (Hg.): Pathologie. Band 6. Neuropathologie, Muskularur, Sinnesorgane. 2. Auflage. Heidelberg 1995, 73.
  5. a b ,515.
  6. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 206.
  7. a b c d e Helmut Wicht: Der Hypothalamus. Nach: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/anatomie/der-Hypothalamus Zugriff am 22.7.2017.
  8. DSO: Leitfaden für die Organspende. 4. Auflage. Frankfurt 2016, Kapitel 6.3.1.
  9. a b c d e Helmut Wicht: Die Hypophyse (23.08.2011). Nach: https://www.dasgehirn.info/grundlagen/anatomie/die-hypophyse Zugriff am 22.7.2017.
  10. ,518f.
  11. ,517.