Ghrelin

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Ghrelin (Akronym, engl. Growth Hormone Release Inducing = Wachstumshormonfreisetzung einleitend) ist ein appetitanregendes Hormon, welches in der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Neben der Appetitanregung hat das Hormon eine Reihe anderer Wirkungen.

Ghrelin ist ein Hormon, das die Nahrungsaufnahme und die Sekretion von Wachstumshormon reguliert. Möglicherweise spielt es eine Rolle bei der Entstehung von Adipositas. In Hungerphasen steigt der Ghrelinspiegel im Blut an, nach dem Essen sinkt er ab. Schlafmangel induziert erhöhte Ghrelin-Ausschüttung und trägt auf diese Weise vermutlich zur Entwicklung der Adipositas bei.

Ghrelin ist der Gegenspieler von Leptin und regt als solches den Appetit an und erzeugt Hunger. Auch bei Süchten (Medikamenten-, Alkohol- und auch bei Spielsucht) spielt Ghrelin eine Rolle. - Ghrelin wird vorwiegend von der Magenschleimhaut und der Bauchspeicheldrüse gebildet und wird in Hungerphasen in die Blutbahn ausgeschüttet. Es passiert die Blut-Hirn-Schranke uns stimuliert Neuronen des Hirnstamms und des Hypothalamus und lösen damit das Hungergefühl aus.[1]

Ghrelin dämpft auch Depressionen und schützt vor Angst.[2] - Fettreiche Nahrung wie Schweinshaxe peitschen den Ghrelinspiegel hoch, wogegen eiweißreiche Nahrung wie Hühnchen, Fisch und Gemüse den Ghrelinspiegel senken. Auch Nüsse und Mandeln wirken dem Ghrelin entgegen.[3]

Wenn es nach dem Ghrelin ginge, würden wir so viel und so lange essen, bis der Magen voll ist. Dann erst hört dessen Schleimhaut auf, Ghrelin zu produzieren und auszuschütten. "Deshalb: Langsam essen, nicht schlingen, der Magen muss sich an den neuen Füllungszustand erst gewöhnen. Es dauert, bis er aufhört, Ghrelin auszuschütten und Hungersignale auszusenden. Wenn wir zu schnell essen, bekommen wir leicht den Punkt nicht mit, an dem der Magen sagt: Danke, es reicht. Und essen zu viel."[4]

Elisabet Jerlhag und ihre Kollegen führten mit Mäusen ein Experiment durch, bei dem kleine Mengen Ghrelin direkt in das Belohnunszentrum des Gehirns der Versuchsmäuse gespritzt wurden. Diese konnten dann zwischen zwei Trikflaschen entscheiden, eine mit Wasser und eine mit Wasser-Alkohol-Gemisch gefüllt. Die ghrelingefluteten Mäuse bevorzugten eindeutig den Alkohol und verschmähten das Wasser. Die anderen Mäuse bevorzugten Wasser und lehnten den Alkoholtrunk ab. - Lorenzo Leggio und seine Arbeitsgruppe führten einen vergleichbaren Test mit Menschen durch: 45 Männern und Frauen, die größere Mengen Alkohol tranken und nicht zu einer Entzugsbehandlung bereit waren, wurden in 2 Gruppen geteilt. Die eine bekam eine Ghrelinlösung, die andere eine Kochsalzlösung (Placebo) intravenös zugeführt. Das Verlangen nach Alkohol war bei den Probanden, denen Ghrelin zugeführt wurden, wesentlich stärker als bei der Placebo-Gruppe. Hingegen war bei beiden Gruppen gleichermaßen kein Anstieg des Appetits beispielsweise auf süße Obstsäfte zu verzeichnen. "Offenbar bestand ein Zusammenhang zwischen einem hohen Ghrelinspiegel und der Lust auf Alkohol."[5] "Anhand von Blutentnahmen konnte festgestellt werden, dass das Verlangen nach Alkohol - in der Fachsprache alsl 'Craving' bezeichnet - allein von der Blutkonzentration des Ghrelin abhängig war. Die Entwicklung eines Ghrelin-Blockers könnte also nicht nur dazu führen, ein wirksames Medikament gegen Fettleibigkeit zur Verfügung zu haben, sondern könnte auch Alkoholabhängigen helfen."[6]



Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 269.
  2. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 270.
  3. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 271.
  4. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 270.
  5. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 272.
  6. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 273.