Anna Bergmann: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Zur Person ===
[https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_Bergmann_(Kulturwissenschaftlerin) Anna Bergmannn] ist Medizin- und Kulturhistorikerin an der Kulturwissenschaftlichen Fakultiät der Europa-Universität Viadrina. Als Gastprofessorin war sie an den Universitäten in Braunschweig, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Wien tätig.<ref>Praxis PalliativeCare 44-2019, 11.</ref> Dazu betreibt sie auch "Aufklärung" bei [[KAO]].<ref>https://initiative-kao.de/thema/aufklaerung Zugriff am 15.04.2020.</ref>
== Schriften ==
== Schriften ==
=== Offener Brief an die Krankenkassen Deutschlands (2019) ===
=== Wissensdefizite in der Aufklärung (15.01.2020) ===
Am 14.06.2019 veröffentlichte [[KAO]] einen von Anna Bergmann verfassten "Offenen Brief an die Krankenkassen Deutschlands".<ref>xyzs://www.gesundheit-adhoc.de/offener-brief-an-die-krankenkassen-deutschlands-sowie-die-gesundheitspolitischen-sprecher-und-2.html Zugriff am 14.06.2019.</ref> Darin heißt es:
Am 15.01.2020 veröffentlichte Anna Bergmann den Artikel "Wissensdefizite in der Aufklärung über das andere Sterben von Organspendern und weitere Strategien der Organbeschaffung".<ref>Anna Bergmann: Wissensdefizite in der Aufklärung über das andere Sterben von Organspendern und weitere Strategien der Organbeschaffung. In:  The European (15.01.2020) Nach: https://www.theeuropean.de/anna-bergmann/acht-fakten-die-in-der-werbung-um-organ-spende-verschwiegen-werden-2/#_ednref16 Zugriff am 11.02.2020.</ref> Darin heißt es:
 
{{Zitat2|Das größte Konfliktpotenzial wurde 1968 offenbar, als die erste Hirntoddefinition den Weg dafür frei machte, Organe von Patienten mit Hirnversagen aus ihren nunmehr „lebenden Körpern“ gewinnen zu können.}}
Diese 1. Hirntoddefinition war 1966 in [[Frankreich]].
 
{{Zitat2|Seither berührt die Organgewinnung das Tötungstabu,[iv] auch wenn die Transplantationsmedizin sich seit 50 Jahren auf Explantationen von „Hirntoten“ zu beschränken und damit den Tötungsverdacht auszuräumen versucht.}}
Siehe>: [[Todesverständnis]]
 
{{Zitat2|...  die Aufgabe der ursprünglichen Hirntodkriterien bei Patienten mit Herzstillstand ...}}
Dies wird aktuell (11.02.2020) politisch in Deutschland nicht diskutiert.
 
{{Zitat2|die Verbindung von Euthanasie und Organspende}}
Was ist darunter zu verstehen?
 
{{Zitat2|die auf Hochtouren arbeitende Forschung zur gentechnischen Erzeugung von Mensch-Tier-Mischwesen}}
Was hat das mit Organspende zu tun?
 
{{Zitat2|So ist ein mit Körperverletzungen verbundenes ärztliches Handeln (z.B. Operation) ausschließlich gerechtfertigt, wenn damit das Wohlergehen der jeweiligen Patienten intendiert wird.}}
Es ist dies auch gerechtfertigt, wenn er selbst oder seine gesetzlichen Vertreter dazu zustimmen, siehe § 3 [[TPG]].
 
{{Zitat2|Keine einzige medizinische Handlung der „Spenderkonditionierung“ sowie der großen Operation einer Explantation hingegen dient den betreffenden Patienten.}}
... aber es ist Wunsch des Hirntoten bzw. seines gesetzlichen Vertreters.
 
{{Zitat2|Eine weitere Besonderheit der Organbeschaffung ist, dass die sonst gesetzlich vorgeschriebene ärztliche Aufklärungspflicht für sämtliche medizinischen Eingriffe einer Organspende aufgehoben ist:}}
Diese Aufklärungspflicht gilt nur gegenüber Lebenden.
 
{{Zitat2|Immerhin dürfen Spender in bis zu acht Organe und nach dem Herztod im Rahmen der Gewebespende in weitere Körperteile zerlegt werden.}}
Siehe: [[Diffamierung]]
 
{{Zitat2|Trotzdem ist das zu den Hauptpflichten der behandelnden Ärzte zählende Aufklärungsgebot gegenüber potenziellen Organspendern außer Kraft gesetzt.}}
Weil der Organspender tot ist.
 
{{Zitat2|So hat z.B. ein knappes Drittel der Mitglieder des Deutschen Ethikrats in seiner Stellungnahme zur Organspende 2015 erklärt: „Der Hirntod ist keine hinreichende Bedingung für den Tod des Menschen“.[vi] Diese Position ist plausibel, wenn wir uns ein Bild von „Hirntoten“ zu machen versuchen: Die Hirntoddefinition teilt einen Patienten in eine „tote Person“ mit einem „noch überlebenden übrigen Körper“[vii] auf.}}
Das machen Begriffe wie "[[intermediäres Leben]]" und "[[Supravitalität]]" auch.
 
{{Zitat2|Dadurch wird der prozesshafte Charakter des Sterbens im biologischen Sinne, aber auch als ein sozial hochdramatisches und transzendentes Ereignis, das selbst in säkularen Kulturen weiterhin in spirituelle Bewältigungsformen gefasst ist, verleugnet.}}
Der prozesshafte Charakter war bis zum Eintritt des Hirntodes.
 
{{Zitat2|Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, wehren Infektionen ab, haben eine intakte Blutgerinnung, schütten Stresshormone aus und sie sind bis zu 17 Reflexbewegungen in der Lage – etwa Wälzen des Oberkörpers, Hochziehen der Arme, Beine und Schultern.[ix] Sie werden bis zu ihrem Herztod medizinisch betreut, genährt, gepflegt und „hirntote“ Frauen können noch ein Kind austragen.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Leben der Hirntoten]] und [[schwangere Hirntote]]
 
{{Zitat2|Das Leben von Patienten, bei denen ein Hirnversagen absehbar, aber noch nicht eingetreten ist, darf zum Zweck der Organgewinnung als Alternative zu einem palliativmedizinisch betreuten Behandlungsabbruch um Tage oder sogar Wochen verlängert werden.}}
... mit deren Zustimmung.
 
{{Zitat2|Somit ist es nicht nur möglich, den „Hirntod“ zu einem Therapieziel zu machen, sondern aufgrund der Einstellung aller sedierenden Maßnahmen als zwingende Voraussetzung für eine Hirntoddiagnostik kann der Patient unerträglichen Schmerzen ausgesetzt werden.}}
Da einige Medikamente, darunter auch Schmerzmittel, bei hoher Dosierung bei der Hirntoddiagnostik einen Hirntod vortäuschen können, müssen diese vor der Hirntoddiagnostik abgesetzt sein. Die Sorge, dass dadurch der Patient leiden könnte, ist völlig unbegründet, denn die Summe der Hinweise, die den Hirntod vermuten lassen, belegen ein tiefes Koma. In diesem ist, wie bei einer Operation, kein Schmerzempfinden möglich.
 
{{Zitat2|Ab dem Zeitpunkt der Hirntodfeststellung haben Organspender als Tote alle Patientenrechte verloren.}}
... so wie jeder andere Tote auch.
 
{{Zitat2|Ihre intensivmedizinische Weiterbehandlung wurde lange als „Spenderkonditionierung“ bezeichnet und dann durch den entmenschlichenden Begriff „organprotektive Therapie“ ersetzt.}}
Es bezeichnet das, was geschützt werden muss, die Organe. Was ist da Entmenschlichung?
 
{{Zitat2|Die Verwendung dieser Terminologie hat den Effekt, dass sich niemand einen Menschen, nicht einmal mehr einen Toten bildlich vorstellt, dem diese Therapie ‚zugute’ kommt.}}
Keinem Toten kommt eine Therapie zugute.
 
{{Zitat2|Wenn Organspender vom Brust- bis zum Schambein aufgeschnitten werden, erhalten sie Medikamente zur Unterdrückung von Muskelbewegungen, in der Schweiz sind Narkosen obligatorisch.}}
In der [[Schweiz]] sind die Narkosen empfohlen, nicht vorgeschrieben, nicht gegen vermeintliche Schmerzen, sondern gegen die [[spinalen Reflexe]]. Siehe: [[Schmerz#Schweiz]]
 
{{Zitat2|Obwohl die palliativ-hoszipliche Sorge um Sterbende mittlerweile Einzug in die Krankenhäuser gehalten hat, verbietet sie sich bei Organspendern. . Denn die Operationslogik der Explantation zwingt zur Aufgabe von Grundsätzen des Hospizgedankens, der Pietät und der Totenfürsorge.}}
Dies gilt - situationsgegeben - nicht nur für Organspender, sondern für alle Hirntote.
 
{{Zitat2|Die Organspende nimmt Patienten die Möglichkeit, von ihren Angehörigen bis zum letzten Atemzug umsorgt zu werden, zum anderen verletzt sie den der Familie sonst zugesicherten Rechtsanspruch auf ihren Schutz als Trauernde.}}
Der letzte Atemzug war vor Eintritt des [[Hirntodes]].
 
{{Zitat2| Aber selbst die Toten haben ein Anrecht auf Totenruhe, von dem sich das Strafdelikt der Leichenschändung ableitet.}}
Im Falle einer Organspende ist - gesetzlich gegenüber den Ärzten, den Hirntoten und gegenüber den Hinterbliebenen - es im [[TPG]] geregelt, dass die Organentnahme vorgenommen werden darf.
 
{{Zitat2|Die Zerlegung von Organ- und Gewebespendern in einzelne Körperteile hingegen kündigt Bräuche unserer Bestattungskultur sowie die „heilige Scheu“ vor dem Leichnam auf.}}
Diese "heilige Scheu" war mehr mit Aberglauben verbunden als mit Heiligkeit.
 
{{Zitat2|5. Das „gerechtfertigte Töten“ für die Lebensrettung anderer Patienten}}
{{Zitat2|6. Die Palliative Care wird bei Spendern mit Herzstillstand pervertiert}}
[[DCD]] ist in Deutschland verboten.
 
 
{{Zitat2|7. „Organspende-Euthanasie“: Statt verrotten, verwerten und recyceln im Zeichen von Patientenautonomie}}
Auch dieses ist in Deutschland verboten.
 
{{Zitat2|Die säkulare Heilsbotschaft, den Tod durch einen harmlosen Austausch von „alten“ durch „neue“ Organe überwindbar zu machen, ...}}
Wo steht in den medizinischen Schriften, dass dies ein "harmloser Austausch" sei?
 
{{Zitat2|...  während das Sterben sowohl von Organspendern als auch von Organempfängern, deren Transplantation nicht zu dem erhofften Erfolg führt, von der Bildfläche verschwindet.}}
In den Statistiken erscheint das Sterben dieser beiden Personengruppen.
 
{{Zitat2|Lebensgefährliche „Nebenwirkungen“ sind die Folge.}}
Die Alternative von vielen Transplantierten ist ihr vorzeitiger Tod.
 
{{Zitat2|Aber die großen, durch unseren Körper vorgegebenen, biologischen Hindernisse für die Verpflanzung von Organen anderer Menschen sowie die Grenz- und Tabuüberschreitungen dieser Medizin gehen in dem unerschütterlichen Machtbarkeitsglauben unserer Kultur unter.}}
Diese "biologischen Hindernisse" richtet sich nicht gegen Organtransplantation, sondern gegen alle körperfremde Organismen. Evolutionsgeschichtlich hat sich hieraus unser [[Immunsystem]] gebildet.
 
{{Zitat2|Die Relationsverschiebung von älteren und jüngeren Spendern ist das Ergebnis einer maximierten Organgewinnung}}
... aber auch der demographischen Situation in Deutschland.
 
{{Zitat2|So stellen Verpflanzungen von Wasser- und Raucherlungen[xxxviii] oder Lebern mit dem höchsten Verfettungsgrad von „mehr als 65 %“[xxxix] keine Hindernisse mehr dar.}}
Obwohl diese marginalen Organe transplantiiert werden, haben wir in Deutschland so wenig Organe. Hätten wir mehr gesunde Organe, würde kaum mehr auf marginale Organe zurückgegriffen werden. - Ein jeder Organpatient wird gefragt, ob er zur Annahme eines marginalen Organs bereit ist. Damit erhöht er die Wahrscheinlichkeit, vor seinem drohenden Tod ein für ihn passendes Organ zu bekommen. Andernfalls erhöht er die Wahrscheinlichkeit, vor Eintreffen des Organs zu sterben.
 
{{Zitat2| Die Kategorien „marginale Spender“ und „marginale Empfänger“ beruhen auf einer biologischen Einteilung in höher- und minderwertige Patienten.}}
Die Bezeichnung "minderwertige Patienten" ist eine unangemessene Bewertung.
 
{{Zitat2|Solche Klassifizierungen von Organempfängern zeugen – wie schon die Kennzeichnung von Patienten mit einem Hirnversagen (z. B. „Herz-Lungen-Pakete“, „lebende Restkörper“) – von einer menschenverachtenden, utilitaristischen Mentalität dieser High-Tech-Medizin.}}
Wäre es eine "menschenverachtenden, utilitaristischen Mentalität dieser High-Tech-Medizin", warum bemüht sie sich darum, das Leben der Menschen - auf der Seite der Organspender wie auch auf der Seite der Organpatienten - zu retten? Eher kann eine solche Darstellung von Hirntod und Organspende als menschenverachtend bezeichnet werden.
 
=== Offener Brief an die Krankenkassen Deutschlands (17.02.2019) ===
Am 17.02.2019 veröffentlichte [[KAO]] einen von Anna Bergmann verfassten "Offenen Brief an die Krankenkassen Deutschlands".<ref>xyzs://www.gesundheit-adhoc.de/offener-brief-an-die-krankenkassen-deutschlands-sowie-die-gesundheitspolitischen-sprecher-und-2.html Zugriff am 14.06.2019.</ref> Darin heißt es:


{{Zitat2|Erst eine Organspende macht eine besonders invasive Hirntoduntersuchung an lebendigen und daher über alle Schutzrechte verfügenden Patienten notwendig.}}
{{Zitat2|Erst eine Organspende macht eine besonders invasive Hirntoduntersuchung an lebendigen und daher über alle Schutzrechte verfügenden Patienten notwendig.}}
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{{Zitat2|Für eine differenzierte Aufklärung sollten auch die zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte, die sich mit diesem Thema in ihrer Forschung kritisch auseinandergesetzt haben, zu Wort kommen,xx ebenso die Initiative betroffener Eltern von Organspendern „Kritische Aufklärung Organspende" (KAO).}}
{{Zitat2|Für eine differenzierte Aufklärung sollten auch die zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte, die sich mit diesem Thema in ihrer Forschung kritisch auseinandergesetzt haben, zu Wort kommen,xx ebenso die Initiative betroffener Eltern von Organspendern „Kritische Aufklärung Organspende" (KAO).}}
Anna Bergmann wird sich schwer tun, von den "zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte" auch nur 20 Deutsche namentlich zu nennen.
Anna Bergmann wird sich schwer tun, von den "zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte" auch nur 20 Deutsche namentlich zu nennen.
=== Der Mensch als Biomüll (02.12.2018) ===
Am 02.12.2018 veröffentlichte Anna Bergmann in der taz den Artikel "Der Mensch als Biomüll".<ref>Anna Bergmann: Der Mensch als Biomüll. In: taz (02.12.2018) Nach: https://taz.de/Essay-Organspende/!5552042 Zugriff am 19.08.2020.</ref> Darin heißt es:
{{Zitat2| Der Mensch als Biomüll}}
{{Zitat2|Die Lüge vom Hirntod ermöglicht es, sterbende Menschen wie Biomüll zu recyceln.}}
Siehe: [[Diffamierung]]
{{Zitat2|„Organe müssen leider draußen bleiben“, lautet die Legende eines prämierten Plakats aus einem Schülerwettbewerb der Deutschen Stiftung Organspende. Es zeigt einen Sarg mit einem Stoppschild: Tote werden nunmehr in den Status von recycel­barem Biomüll versetzt.}}
"Organe müssen leider draußen bleiben" und "Organspenden retten Leben" stehen auf dem Plakat mit dem Sarg in der Mitte.
{{Zitat2|Diese instrumentelle Beziehung zu den Toten kündigt nicht nur Bräuche unserer Bestattungskultur sowie die anthropologisch verankerte „heilige Scheu“ vor dem Leichnam auf, sie verkehrt sie gar ins Gegenteil: in ein aggressives Verhältnis, das aus Tötungsriten des Krieges bekannt ist, in denen Leichen des Feindes zerstückelt werden.}}
{{Zitat2|Zwar gänzlich anders motiviert und dem hehren Ziel der Lebensrettung todkranker Menschen verpflichtet, darf ein Hirntoter bei einer Multiorgan- und Gewebespende von Kopf bis Fuß in einzelne Teile zerlegt werden – zunächst in bis zu acht Organe und anschließend im Zuge der Gewebespende in weitere Fragmente (Knochen, Sehnen, Knorpel, Blutgefäße).}}
Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]], [[Krematorium]]
{{Zitat2|Die von den ärztlichen Spezialisten Lauterbach und von Hirschhausen propagierte Nützlichkeitsmentalität steht für ein historisch neues Wahrnehmungsmuster von sterbenden und toten Patienten, das christliche Nächstenliebe und Solidarität mit kalter Zweckrationalität zu verbinden weiß.}
Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]], [[Nächstenliebe]]
{{Zitat2|Wilkinson und Savulescu verstehen ihre ethische Rechtfertigung der Organbeschaffung als Ergänzung der Ausführungen von dem Bioethiker Robert D. Truog (Harvard Center for Bioethics) und Franklin G. Miller (National Institutes of Health). Seit 2008 erklären sie, die Hirntoddefinition sei biologisch nicht aufrecht zu erhalten.[1] Ihre Conclusio lautet: „Hirntote sind nicht wirklich tot“ Aus dieser Neubewertung der transplantationsmedizinischen Praxis leiten sie ein medizinisches Tötungsrecht ab und sprechen von einem justified killing, einem gerechtfertigten Töten, um das Leben anderer Patienten zu retten.}}
Siehe: [[Robert D. Truog]], [[Franklin G. Miller]]
{{Zitat2|Eine solche Zweiteilung von sterbenden Menschen ist seit der Einführung der Hirntoddefinition von 1968 umstritten. So kann das Gehirn nicht als ein autonom lebendiges Wesen, sondern nur als „Organ eines Lebewesens“ verstanden werden, wie der Psy­chia­ter Thomas Fuchs erklärt. Zudem ist der Begriff „Person“ der Philosophie entlehnt und mit medizinischen Methoden nicht beweisbar.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Ad-Hoc-Kommission]], [[Hans Jonas]]
{{Zitat2|Die Hirntoddefinition hingegen fixiert den Tod eines Menschen auf ein einziges Organ und einen einzigen Zeitpunkt.}}
Das machte die Herztoddefinition auch.
{{Zitat2|Damit wird der prozesshafte Charakter des Sterbens im biologischen Sinne, aber auch als soziales Ereignis verleugnet.}}
Sterben ist ein Prozess, Tod ist eine Definition. Siehe: [[Sterbeprozess]]
{{Zitat2|Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, wehren Infektionen ab.}}
Siehe: [[Leben der Hirntoten]], [[intermediäres Leben]]
{{Zitat2|Da Hirntote als Wesen mit einem lebendigen Körper definiert sind und das dubiose Erscheinungsbild einer „lebenden Leiche“ abgeben, wird das Tötungstabu berührt, wenn die Wahrnehmung eines Organspenders als Leiche nicht gelingt, wie Anästhesisten, Pflegepersonal und Angehörige häufiger berichten.}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
{{Zitat2|Nach der Organgewinnung und der Verwandlung des Patienten in eine Leiche kann die nicht unter dem Handelsverbot stehende Gewebeentnahme beginnen.}}
Mit der Feststellung des Todes wird jeder Mensch zur Leiche.
{{Zitat2|Die Operationslogik einer Explantation verdeutlicht, dass die Transplantationsmedizin die Grundsätze der medizinischen Ethik, der Palliativmedizin und der Pietät missachten muss.}}
Tote - auch Hirntote - brauchen keinen palliative Versorgung.
{{Zitat2|So ist keine einzige medizinische Handlung am Wohl des Spenders orientiert. Dass er ab der Hirntodfeststellung bis zu seinem Herztod genährt, gepflegt und anästhesiologisch betreut wird, dient einem einzigen Zweck: der Verwertung seines Körpers.}}
Siehe: [[Selbstbesimmungsrecht]]
{{Zitat2|Diese entmenschlichende Sprache offenbart den verwertungsorientierten Blick auf einen hirnsterbenden Patienten ebenso, wenn er als „Herz-Lungen-Paket“ oder „lebender Zellbestandteil“ gekennzeichnet wird. Solche Begriffe erzeugen eine Mentalität, die einen sterbenden Menschen als Material zu verdinglichen erlaubt.}}
Ist es nicht mit diesen Begriffen ähnlich: Konsument, Käufer, Kunde, Zielgruppe, ...?
{{Zitat2|Organspender sind sozial Ausgestoßene, denn ihnen bleibt eine palliativmedizinische Betreuung sowie eine Sterbebegleitung durch Angehörige und Freunde verwehrt.}}
Tote - auch Hirntote - brauchen keinen palliative Versorgung. - [[Hinterbliebene]] können bis zur [[Organentnahme]] beim [[Hirntoten]] sein.
{{Zitat2|Lassen wir die Maske der christlichen Nächstenliebe und Solidarität fallen, dann entpuppt sich die Organgewinnung als Opferung eines sterbenden Menschen – jedoch nicht im Sinne eines sakralen Opfers, das auf einer Wechselbeziehung von Gabe und Tausch beruht.}}
Wortwahl von [[KAO]] und [[Renate Greinert]]. Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]], [[Nächstenliebe]]
{{Zitat2|Das mit der Vermarktung des Menschlichen sich verbindende Ideal des Individualismus erweist sich, wie Peter Sloterdijk einmal gesagt hat, als „Überflüssigmachung sozialer Beziehungen“.}}
Zustimmung zur Organentnahme ist ein deutlicher Ausdruck von sozialer Beziehung, auch Fremden gegenüber, die ich nicht kenne, einfach nur, weil sie zur Familie der Menschheit gehören.
{{Zitat2|Sie hat die Verwandlung des Individuums in eine Ware vorangetrieben und ­produziert ein endloses Kontinuum von Müll. Der daraus hervorgegangene Aufstieg der Abfallrecyclingindustrie entspricht der ­medizinischen ­Wieder­verwertung des menschlichen Leibes. Dieser Praxis liegt die Vorstellung von einem konsumistischen Individuum mit einem aus recycelbaren Organen bestehenden, mechanistischen Körper zugrunde – einem Körper, der durch sogenannte Kadaverspenden endlos reparabel zu sein scheint und trotz seiner radikalen Todesabhängigkeit das Unsterblichkeitsphantasma unserer Kultur nährt.}}
Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]], [[Nächstenliebe]]
=== "Hirntote sind sterbende Menschen" (05.09.2018) ===
Am 05.09.2018 wurde das Interview mit Anna Bergmann im Deutschlandfunk veröffentlicht.<ref>Anna Bergmann: "Hirntote sind sterbende Menschen". In: Deutschlandfunk (05.09.2018) Nach: https://www.deutschlandfunk.de/organspende-hirntote-sind-sterbende-menschen.886.de.html?dram:article_id=427220 Zugriff am 19.08.2020.</ref> Darin sagte sie:
{{Zitat2|Jahrtausende galt jemand als tot, wenn er sich in eine Leiche verwandelt hat, was dann sinnlich erkennbar war oder es heute auch ist. Denn wir haben diese Todesdefinition nicht aufgegeben, dass nach dem Atem-Herzstillstand sich die Totenflecke einstellen, der Tote blass wird und die sinnliche Wahrnehmung eines Toten für alle irgendwie erkennbar war. Die Hirntot-Definition hat die Todesdefinition vorverlegt und behauptet eben, dass es sich nicht mehr um einen sterbenden, sondern bereits um einen toten Menschen handelt, wenn die  Gehirnfunktion ausgefallen ist.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Todesfeststellung]], [[Todesdefinition]], [[Vorverlegung]]
{{Zitat2|Ich ziehe das Wort eines „hirnsterbenden Menschen“ vor.}}
Siehe: [[Hirntod]], [[Todesverständnis]]
{{Zitat2|Es wird Blutdruck gemessen, also die sogenannten Vitalzeichen wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz werden weiterhin gemessen und dokumentiert.}}
Siehe: [[Leben der Hirntoten]]
{{Zitat2|Der sogenannte Hirntote wird weiterhin gepflegt medizinisch und er wird gewaschen und all das wird ja weiterhin praktiziert für den Zweck der Organentnahme.}}
Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]]
{{Zitat2|Die klassischen Todeszeichen stellen sich erst auf dem Operationstisch durch medizinisches Handeln ein, sodass der Hirntote sich in eine Herztotleiche auf dem Operationstisch verwandelt.}}
Siehe: [[Todeszeichen]]
{{Zitat2|Auf alle Fälle würde ich sagen, dass es sich um einen sterbenden Menschen handelt, der für Zwecke Fremder auf eine bestimmte medizinische Weise vorbereitet wird für eine sehr, sehr große Operation. Es wird  auch die Diskussionen auf internationaler Ebene, aber auch in Deutschland geführt, dass hier das Tötungstabu berührt wird, dass hier das Leichenschändungstabu berührt wird, also wenn es zum Beispiel um die Gewebeentnahme geht, die ja erst nach dem Herzstillstand erfolgt.}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
{{Zitat2|Es wird ein ganz wesentlicher Grundsatz der medizinischen Ethik verletzt, die davon ausgeht, dass der zu behandelnde Arzt ausschließlich zum Wohl des Patienten, mit dem er zu tun hat, zu handeln hat. Diese drei Aspekte, die werden durch die Hirntoddefinition völlig verschluckt, in dem dann auch auf den Organspendeausweisen nur eine Formulierung steht wie ‚für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen, Geweben für Transplantationen in Frage kommt und so weiter und so fort.}}
Siehe: [[Patientenwohl]], [[Todesverständnis]]
{{Zitat2|Wenn Sie mich nach der Tötung fragen: Auf internationaler Ebene wie zum Beispiel von einem sehr renommierten Professor für Bioethik, Robert Truog, der spricht von ‚Justified Killing‘, ganz klar, und sagt, dass Hirntote nicht tot sind, das ist medizinisch mittlerweile sehr vielfältig bewiesen. Aber trotzdem geht er davon aus, dass hier dann eine Tötung gerechtfertigt wäre, um das Leben anderer Menschen zu retten.}}
Siehe: [[Robert Truog]], [[gemeinsame Erklärungen]]
{{Zitat2|Aber ein Sterbender ist noch nicht tot, ganz einfach. Der Mensch, der im Sterben liegt und eine schwere Krankheit hat, bei dem versucht man seinen Sterbeprozess zu begleiten, ihm die Hand zu halten.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Sterbebegleitung]]
{{Zitat2|Und gerade die Hospizbewegung hat ja sehr stark reagiert auf diesen Tod im Krankenhaus. Also das heißt, es gibt auch ein Bedürfnis, nach dieser Sterbebegleitung, die hier traditionell sehr stark verankert war und ist in unserer Kultur. Durch diese medizinische Definition wird das Sterben als ein soziales Ereignis komplett verneint und wird nur noch für einen medizinischen Prozess erklärt, für den dann ausschließlich bestimmte Mediziner zuständig sind in der Hirntodfeststellung, die auch wieder ihre eigenen Problematiken hat.}}
Tote - auch Hirntote - brauchen kein Hospiz und keine palliative Versorgung.
{{Zitat2|Ich denke, dass diese zweckorientiere Todesvereinbarung von vorneherein die Medizin auf eine schiefe Bahn setzt. Das verbietet sich eigentlich in der medizinischen Ethik, einen Patienten für das Überleben, für die Therapie eines anderen zu instrumentalisieren. Diese Todesdefinition ist auf alle Fälle von vorneherein historisch eine instrumentalisierte Todesdefinition, die exklusiv für die Bedürfnisse der Transplantationsmedizin zugeschnitten wurde.}}
Siehe: [[Instrumentalisierung]]
{{Zitat2|Sie unterstellen einen absoluten Automatismus, dass, wenn ich Organe entnehme, dass Sie gleichzeitig, also automatisch, das Leben eines anderen Menschen retten. Hier spielt ja auch die Transplantationsmedizin nicht mit offenen Karten. Sie veröffentlicht ja nicht die Zahlen der Überlebensstatistiken von Organempfängern, deren Leben besonders bedroht ist in diesem ersten Jahr nach der Transplantation, da haben wir ja die höchsten Sterberaten. Diesen Menschen wir dann ja auch wiederum die Vorbereitung auf einen anderen Tod, auf ein anderes Sterben genommen, weil sie sich ausschließlich nur noch in der transplantationsmedizinischen Betreuung befinden, die von vornherein so angelegt ist, dass sie nicht heilend wirkt – also die Transplantationsmedizin ist ja keine heilende Therapie –, sondern der Versuch, einem  todkranken Menschen noch eine Lebensperspektive zu geben.}}
Siehe: [[Transparenz]]
{{Zitat2|Das heißt, die Transplantationsmedizin stellt eine Technologie dar, die versucht, unsere leibliche Wirklichkeit zu überwinden und letztendlich – und deswegen ist sie wahrscheinlich auch in ihrem Image so erfolgreich – den Tod überwindbar zu machen.}}
Noch nie machte die [[TX]] Hoffnung auf Unsterblichkeit. Es geht bei der [[TX]] darum nicht jung zu sterben.
{{Zitat2|Und wir wissen, es gibt jetzt sehr viele naturheilkundliche Methoden, die immer mehr auch in die moderne Medizin dringen, die sich gerade von diesem organzentrierten mechanistischen Körpermodell verabschieden.}}
Für [[TX]] gibt es keinen naturheilkundlichen Ersatz.
{{Zitat2|Und das ist auch das Problem der Transplantationsmedizin, also warum sie nach wie vor – ich würde sagen – in einer experimentellen Phase steckt, weil hier ganz viele Probleme noch nicht gelöst sind und die Nebenwirkung dann, wenn ein Mensch länger lebt durch eine Transplantation, er gefährdet ist, an Krebs zu erkranken.}}
Die Alternative zur [[TX]] ist, schneller zu sterben bei schlechterer Lebensqualität.
{{Zitat2|Und ich gehe nicht davon aus, dass die Transplantationsmedizin jemals diese Dimension bekommt, die sie verspricht.}}
[[TX]] hält, was sie verspricht: ein längeres Leben bei besserer Lebensqualität. Siehe: [[Studien]]


=== Wie tot ist hirntot? (2018) ===
=== Wie tot ist hirntot? (2018) ===
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Die Angehörigen und Freunde können dem in den Hirntod sterbenden Komapatienten sehr wohl die Hand halten, auch dem Hirntoten, doch diese bekommen hiervon nichts mit. Eine Sterbebegleitung im klassischen Sinne mit schwindendem Bewusstsein des Sterbenden ist beim Hirntod kaum möglich, weil diese in den Hirntod sterbenden Patienten meist komatös auf die Intensivstation kommen und danach ihr Bewusstsein nie wieder erlangen.
Die Angehörigen und Freunde können dem in den Hirntod sterbenden Komapatienten sehr wohl die Hand halten, auch dem Hirntoten, doch diese bekommen hiervon nichts mit. Eine Sterbebegleitung im klassischen Sinne mit schwindendem Bewusstsein des Sterbenden ist beim Hirntod kaum möglich, weil diese in den Hirntod sterbenden Patienten meist komatös auf die Intensivstation kommen und danach ihr Bewusstsein nie wieder erlangen.


=== Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe  (2012) ===
=== "Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" (11.12.2013) ===
Anna Bergmann veröffentlichte in "raum6zeit" 179/2012 auf den Seiten 35-41 den Artikel "Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe".<ref>http://www.klaerwerk-blog.de/wp-content/uploads/2012/09/rz-179-S.-35-Organspende-Das-Gesch%C3%A4ft-mit-der-N%C3%A4chstenliebe-Prof.-Dr.-Anna-Bergmann.pdf Zugriff am 12.03.2019.</ref> Darin steht:
Am 11.12.2013 veröffentlichte Schattenblick in dem Artikel "Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" ein Interview mit Anna Bergmann.<ref>Schattenblick: "Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" (11.12.2013) Nach: http://www.schattenblick.de/infopool/medizin/fakten/mz2tr498.html Zugriff am 19.08.2020.</ref> Darin heißt es:
 
{{Zitat2|Im Laufe der Geschichte wurden unterschiedliche Parameter zugrunde gelegt, aber heute ist ein hirntoter Mensch so definiert, dass es sich einerseits um eine tote Person handelt und andererseits um einen noch überlebenden übrigen Körper, so heißt es wortwörtlich in der Transplantationsmedizin.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Intermediäres Leben]]
 
{{Zitat2|Aber die Transplantationsmedizin geht grundsätzlich davon aus, dass die Person tot ist, weil der Hirnkreislauf zusammengebrochen ist, der allerdings anhand bestimmter medizinischer Parameter empirisch wiederum nachweisbar ist.}}
{{Zitat2|Denn die moderne Medizin ist für die Definition einer Person nicht kompetent, da die Person mit ihrem Untersuchungsbesteck nicht empirisch beweisbar ist, selbst wenn sie den Zusammenbruch des Hirnkreislaufs dokumentieren kann.}}
Die Medizin spricht vom "Tod des Menschen". Siehe: [[gemeinsame Erklärungen]], [[BÄK 1982]], [[BÄK 1986]], [[BÄK 1991]], [[BÄK 1997]], [[BÄK 2015]]
 
{{Zitat2|... denn die Grundannahme, dass es sich um eine tote Person handele, ist bereits eine durch nichts zu beweisende Hypothese.}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
 
{{Zitat2|Die Prinzipien der Verbundenheit, der Beseeltheit und das Denken in Analogien kennzeichnen dagegen die magische Vorstellungswelt. Das heißt, die Trennung des Leibes in Körper und Geist ist diesem Denken absolut fremd.}}
Begrifflich gehören zusammen: Leib und Seele (Philosophie, Theologie), Körper und Geist (Medizin).
 
{{Zitat2|... auch hier sind dann Bewegungen von hirntoten Patient_innen, wie bei der kartesianischen Gliedermaschine auch, etwa Heben der Arme, Hochziehen der Schultern, Fingerbewegungen - wozu hirntote Patient_innen ja noch in der Lage sind - als reine Reflexreaktionen gedeutet. Wir haben es also mit dem Konstrukt einer lebendigen Leiche zu tun.}}
Siehe: [[Spinale Reflexe]], [[intermediäres Leben]]
 
{{Zitat2|All diese komplexen Zusammenhänge führten schließlich in den neunzehnhundertsechziger Jahren zur Einführung der Hirntoddefinition in die transplantationsmedizinische Praxis, mit deren Hilfe man den Problemen der Organkonservierung und der Organgewinnung aus einem lebenden Körper schon näher kam.}}
Siehe: [[Chronik/Hirntod]]
 
{{Zitat2|Pierre Mollaret und Maurice Goulon, zwei französische Neurologen teilten Komapatient_innen, die an das Beatmungsgerät angeschlossen waren, in vier Kategorien ein. Die vierte Kategorie kennzeichneten sie als coma dépassé, was wir als überschrittenes Koma übersetzen können: Patient_innen dieser Gruppe befanden sich in einem so tiefen Koma, dass sie trotz der Beatmung nicht wieder das Bewusstsein erlangten. Hier stellte sich erstmals die Frage, ob bei dieser Gruppe ein Behandlungsabbruch zu rechtfertigen sei. Mollaret und Goulon haben diese Frage strikt verneint.}}
[[Pierre Mollaret]] und [[Maurice Goulon]] publizieten ihren Artikel 1959. Bereits 1957 beantwortete Papst [[Pius XII.]] die Anfrage von [[Bruno Haid]], ob Hirntote bis zum Herzstillstand weitertherapiert werden müssen mit einem "Nein". Siehe: [[Pius XII. (1957)]]
 
{{Zitat2|Mit technischer Unterstützung wird ihr Sterbeprozess verlängert, sodass die Organgewinnung im lebendigen Zustand erfolgen kann.}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
 
{{Zitat2|Aber in den Harvard-Kriterien wurde die Areflexie als obligatorisches Zeichen des Hirntodes bestimmt. Das heißt, in dieser Hirntoddefinition zählte das Rückenmark noch zum Gehirn, sodass der Hirntod nur dann als eingetreten galt, wenn im Rahmen der Diagnostik kein vom Rückenmark ausgehender Reflex mehr zu provozieren war. Dieses Kriterium wurde jedoch noch im selben Jahr aufgegeben, ...}}
Auch hier schlampte die [[Ad-Hoc-Kommission]], denn Hirntote haben immer noch [[spinale Reflexe]].
 
{{Zitat|Auf Basis der Definition von Tönnis und Frowein dürfen seither Hirntote bestimmte Bewegungen aufweisen - Männer bis zu 17 und Frauen bis zu 14 Reflexe - und diese sind per Definition mit dem Leichenstatus vereinbar, etwa Wälzen des Oberkörpers, Heben eines Armes oder Bauchreflexe.}}


{{Zitat2|Krankenhäuser mit Intensivstationen, auf denen Komapatienten als potenzielle Spender liegen, werden auf eine neue Weise zur Mitarbeit gezwungen. (35)}}
{{Zitat2|Grundsätzlich wird der Hirntod medizinisch als Ausfall von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm definiert. Der Ausfall des Hirnstamms wird mit einem Ensemble von Provokationen, zum Beispiel durch Eiswasserspülung der Ohren und Schmerzreizen, wie einem Nadelstich in den Trigeminusnerv in der Nasenwurzel, überprüft. Wenn darauf keine Reaktionen erfolgen, gilt dies als wichtigstes Beweismittel für den Hirntod.}}
Organspender sind nur Hirntote. [[Hirntod]] ist ein anderer Zustand als [[Koma]].
Der Nachweis der [[Nichtdurchblutung des Gehirns]] ist das wichtigste Beweismittel für den Hirntod.


{{Zitat2|Auch Minderjährigen ab 16 Jahren wird eine solche  Entscheidung  aufgebürdet, obwohl  normalerweise  die Erziehungsberechtigten selbst für den kleinsten  operativen  oder  diagnostischen Eingriff ihre Erlaubnis geben müssen. (36)}}
{{Zitat|Es gibt aber auch unter Mediziner_innen Kritik an dieser Diagnostik. Ich habe beispielsweise einen Neurologen interviewt, der diese Todesfeststellung zunehmend als eine Form der Folter empfand. Er meinte, die Patient_innen damit noch weiter ins Koma zu treiben, zumal dieses Verfahren ja zweimal durchgeführt werden muss. Er betonte, dass jeder, der Komapatient_innen Schmerzreize zufügt, sich natürlich wünscht: "Bitte jetzt keine, keine Reaktion!" Das Ensemble der Hirntoddiagnostik ist also medizinethisch heikel. Denn man muss ja den Hirntod erst beweisen, der nicht zwangsläufig vorliegt.}}
Seit 1997 steht in § 2 [[TPG]]: "Die Einwilligung und die Übertragung der Entscheidung können vom vollendeten sechzehnten, der Widerspruch kann vom vollendeten vierzehnten Lebensjahr an erklärt werden." Somit hat rund 15 Jahre vor diesem Artikel die Legislative dies so entschieden.


{{Zitat2|Dieser zweckorientierte chirurgische Zugriff auf einen sterbenden Menschen wird unter den Etiketten christlicher  Nächstenliebe  und Solidarität beworben. (36)}}
{{Zitat2|In den vierziger Jahren wurden beispielsweise Katzen im Labor enthauptet, um sie im geköpften Zustand weiterhin am Leben zu erhalten. An solchen Experimenten orientiert sich die Hirntoddefinition. Der Neurologe Heinz Angstwurm, einer der Protagonisten der deutschen Hirntoddebatte, deutet solche Experimente als Beweis für den Hirntod. Diese Argumentationsfigur schließt übergangslos an die kartesianische Körpermaschine an und meines Erachtens handelt es sich dabei um eine zweckorientierte Konstruktion.}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
Siehe: [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|Ein  sterbender  Mensch  ist  zugunsten der enorm verletzenden und großen Operation einer Multiorgan- und  Gewebeentnahme  von seinem sozialen Milieu und vice versa die Familie von ihrem Angehörigen in seinen letzten Stunden für fremde Zwecke zu trennen. (37)}}
{{Zitat2|Die Transplantationsmedizin kennzeichnet ja auch hirnsterbende Patient_innen als human vegetable, Herz-Lungen-Pakete oder spricht von einem überlebenden Restkörper. Mit dieser entmenschlichenden Rhetorik werden diese Patient_innen letztlich sozial ausgestoßen und damit ihre Verdinglichung legitimiert.}}
Siehe: [[Todesverständnis]] und [[Verabschiedung]]
Jeder Leichnam wird "sozial ausgestoßen", so auch Hirntote.
 
{{Zitat2|Dass uns jedes Wissen über das Erleben beim Sterben verwehrt bleibt, dass wir also nicht wissen können, was in einem sterbenden Menschen vorgeht. Deshalb fordert er eine Maximaldefinition des Todes. Mit einer verengten Todesvereinbarung, wie sie im Hirntodkonzept verwendet wird, begeben wir uns auf Glatteis, erst recht, wenn sie mit den gewalttätigen Konsequenzen einer Multiorganentnahme verbunden ist.}}
Siehe: [[Wahrnehmung]], [[Sterbeprozess]]
 
{{Zitat2|Deswegen verbietet sich übrigens auch eine Organspende, wenn testamentarisch eine Ablehnung jeder lebensverlängernden Maßnahme vorliegt.}}
Testamente werden erst nach dem Tode geöffnet. Gemeint ist hier eine [[PV]].
 
{{Zitat2|Außerdem würde ich nicht von einem Hirntod sprechen, weil Tod ja nicht mehr als eine Metapher ist. Den Begriff des Hirnsterbens halte ich für präziser, weil es sich um einen Sterbeprozess handelt, der in einer anderen Reihenfolge des Organversagens stattfindet.}}
{{Zitat2|Wir haben es also bei hirnsterbenden Menschen mit dem Phänomen zu tun, dass als erstes das Gehirn zu sterben beginnt und erst danach der Herzstillstand eintritt.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Sterbeprozess]]
 
 
{{Zitat2|Mit dem Begriff Hirntod habe ich grundsätzlich Schwierigkeiten, da der Tod ein Sprachbild ist, das selbst gar nicht zu enträtseln ist, denn wir können den Tod nicht definieren. Auf den metaphorischen Charakter des Begriffs Tod hat der Kulturwissenschaftler Thomas Macho hingewiesen - den Tod definieren zu wollen, bleibt ein vergebliches Unterfangen.}}
Was bisher vielleicht nicht angemessen gelang.


{{Zitat2|Das  Sterben  wird  auf  ein  rein  medizinisches Ereignis reduziert, ein sterbender Mensch nur noch als Körper –  im  transplantationsmedizinischen Jargon ausgedrückt – als „human vegetable“,„menschliches  Herz-Lungen-präparat“,„Restkörper“oder  „Herz-Lungen-Paket“  wahrgenommen."}}
{{Zitat2|Erstens bleibt der Eintritt des Hirntodes selbst von Spezialist_innen unbeobachtbar - es gibt keine sinnlichen Zeichen des Hirntodes, sondern nur den bürokratischen Akt einer Unterschrift des zweiten Hirntoddiagnostikers, der den Tod des Menschen besiegelt.}}
Wie die Quellenangabe aussagt, sind es die [[Kritiker]], die den Hirntoten so bezeichnen.
Die [[HTD]] besagt nicht, wann der Tod eingetreten ist, sondern dass der Tod eingetreten ist. Siehe: [[BÄK 1997]], [[BÄK 2015]]


{{Zitat2|Die entmenschlichende Perspektive macht den Weg frei für die kommerzielle Körperverwertung. (37)}}
{{Zitat2|Zweitens verfügt dieser Mensch auch nach seiner Todesfeststellung über Zeichen des Lebendigen, denn sein Herz schlägt weiter.}}
Dies ist [[Sprache der Kritiker]].
Siehe: [[intermediäres Leben]]


{{Zitat2|Das Todesmodell, das dem „toten Spender“ jedoch zugrunde  liegt,  bricht  mit allen  bisher  gültigen  Todeszeichen  wie  Leichenblässe, Totenstarre, Verwesungsprozesse, Totenflecke, Stillstand des Herzens  und der  Atmung. (38)}}
{{Zitat2|Er atmet mit Unterstützung der Intensivmedizin, die soziale Beziehung wird durch seine Pflege, Ernährung und medizinische Betreuung bis zum Herztod aufrechterhalten.}}
Leichenblässe sowie Stillstand des Herzens  und der  Atmung sind seit Ende des 18. Jh. keine sicheren [[Todeszeichen]]. Siehe: [[Todesverständnis]]
Diese "soziale Beziehung" gibt es auch beim normalen Tod: [[Leichenwaschung]], Ankleiden und Aufbahrung des Leichnams, Beedigung, 6-Wochen-Amt, Jahresmesse und Jahresgedenken.<ref group="Anm.">Das Jahresgedenken wird bei Märtyrern von Katholiken seit über 1700 Jahren betrieben, bei Jesus von Christen seit knapp 2000 Jahren.</ref>


{{Zitat2|Dass mit dieser  Definition  der  Personenbegriff von  einer  philosophischen  zu  einer naturwissenschaftlich empirisch beweisbaren Kategorie mutierte, kommt einem Kartenspielertrick gleich. (38)}}
{{Zitat2|Erst wenn er auf dem Operationstisch einen Herzstillstand erleidet, stellen sich auch die Zeichen des Todes ein und die Kommunikation wird mit dem Auftritt des Toten abrupt eine andere.}}
{{Zitat2|... wird durch die Formulierung „Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen/Geweben  zur  Transplantation in Frage kommt [...]“ die traditionelle Vorstellung von hirntoten Patienten als Leichen in unser Bild von der Organspende  eingeflößt. (38)}}
{{Zitat2|Die  Nutzung dieser  Terminologie  im  Namen  der „Aufklärung  der  Bevölkerung“  trägt den  Charakter  einer  vorsätzlichen Täuschung:  Denn  Hirntote  werden, wie  oben  zitiert,  medizinisch  mit „einem  überlebenden  übrigen  Körper“ beschrieben und verfügen nicht über die üblichen Todeszeichen. (38)}}
Siehe: [[Todesverständnis]]
Siehe: [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|Ist der Hirntod eingetreten, wird der Organspender zum Ersatzteillager. (38)}}
{{Zitat2|Mehrere Operationsschwestern haben mir dieses Moment unabhängig voneinander gleich beschrieben: Es wird still im Operationssaal.}}
Dies ist [[Sprache der Kritiker]].
Die für die Ausbildung von Pflegepersonal bis 2015 verwendete Literatur beschreibt Hirntote als Sterbende, die der Ärzte als Tote. Das ist ein Problem, das die Medizin zu lösen hat.
 
{{Zitat2|Mit sterbenden Menschen kommunizieren wir wie mit Lebenden - ob sich das sprachlich oder durch Körperkontakt abspielt. Auch wenn Sie ohne Sprache mit einem sterbenden Menschen kommunizieren, kann es ein, dass er seinen Arm wegzieht oder Ihre Hand drückt.}}
Kein Hirntoter zieht die Hand weg oder drückt die Hand.
 
{{Zitat2|In der Hirntoddiskussion halte ich die Konzentration auf unsere Beziehung zu sterbenden Menschen für wesentlich und die Frage, wie weit unsere Gesellschaft gehen will: ob sie bereit ist, sämtliche kulturellen Umgangsformen und die soziale Beziehung zu sterbenden Menschen zugunsten einer Organ- und Gewebeentnahme zu verwerfen.}}
Siehe: [[Selbstbestimmungsrecht]]
 
{{Zitat2|Unsere Sterbe- und Bestattungskultur muss die Transplantationsmedizin notgedrungen über Bord werfen, um Organe und Gewebe von Patient_innen benutzen zu können.}}
Die Bestattungskultur wird durch die Transplantationsmedizin gar nicht berührt. Siehe: [[Sterbebegleitung]]
 
{{Zitat2|Stattdessen erfolgt eine chirurgische Bemächtigung der wehrlosen, sterbenden Patient_innen.  Dieser Mensch wird von Grund auf für andere Interessen instrumentalisiert.}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Selbstbestimmungsrecht]]
 
{{Zitat2|Mittlerweile haben außerdem ja auch mehrere für hirntot erklärte schwangere Frauen unter intensivmedizinischer Betreuung Kinder ausgetragen.}}
Siehe: [[Todesfeststellung]], [[Todeserklärung]], [[schwangere Hirntote]]
 
{{Zitat2|Die Erfahrungen mit hirnsterbenden Patient_innen haben die gängige Leichenvorstellung sehr stark irritiert, weil eben alle Anzeichen des Lebens erhalten bleiben, wie Blutkreislauf, Stoffwechsel, Atmung mit Unterstützung der Zwerchfelltätigkeit, Blutgerinnungs- und Immunsystem, sodass diese Patient_innen beispielsweise auch selbständig Infektionen abwehren oder Stresshormone entwickeln können.}}
Siehe: [[Leben der Hirntoten]]


{{Zitat2|In Deutschland beschweigen die Politik,  der  Ethikrat  und  Vertreter  der Transplantationsmedizin diese Fachdiskussion über den Hirntod, obwohl auch  hierzulande  Wissenschaftler, Mediziner und Juristen sich zu Wort melden und unter verschiedenen Aspekten die empirische Widerlegung und  Problematik  dieser  Todeskonzeption thematisieren. (38)}}
{{Zitat2|Sie sprechen also von einem justified killing, um die zweckorientierte Tötung von bestimmten Patient_innen für die Organgewinnung zu enttabuisieren.}}
3 Jahre nach diesem Artikel, im Jahr 2015, befasste sich der [[DER]] ausführlich mit dem Thema Hirntod. Auf Seite 167 ihres Positionspapieres heißt es: "Einstimmig  ist  der  Deutsche  Ethikrat  der  Auffassung, dass am Hirntod als Voraussetzung für eine postmortale Organentnahme festzuhalten ist."
[[DCD]] ist in Deutschland verboten.


{{Zitat2|Hingegen halten die Werbestrategen Statistiken zu den schwerwiegenden „Nebenwirkungen“  der Verpflan-zungstherapie (zum Beispiel Krebserkrankungen, Organabstoßungen, psychische Probleme) und die Sterblichkeitsraten  der  Organempfänger aus guten Gründen hinter dem Berg. (39)}}
{{Zitat2|Aber nüchtern betrachtet hat die Transplantationsmedizin einen neuen Patient_innentypus geschaffen, der medizinisch behandelt und operiert wird, einzig und allein, um seinen Körper als Therapeutikum verwertbar zu machen.}}
{{Zufriedenheit}}
Nicht die [[TX]]-Medizin schuf die [[Hirntote]], sondern die [[künstliche Beatmung]] mit Überdruck nach [[Björn Ibsen]].


{{Zitat2|Durch Organabstoßungen – eine chronische „Nebenwirkung“ dieser Therapie – potenziert sich stetig die Nachfrage. (39)}}
{{Zitat2|Gleichzeitig, und das konnten Sie gerade erst in der FAZ lesen, gibt es eine ethische Gefahrenquelle: und zwar die Anästhesist_innen sowie die Operationsschwestern und -pfleger, da sie die Organentnahme von Anfang bis Ende unterstützen und miterleben müssen.}}
Dem Gegenüber steht: In dem Buch "25 x 25 geschenkte Jahre" kamen 26 Transplantierte zu Wort, alle mit 25 bis 32 transplantierten Jahren. Nur eine Frau benötigte für diesen Zeitraum eine zweite Niere.
Der Anästhesist bleibt nur bis zum Herzstillstand bei der Organentnahme.


{{Zitat2|Die  Beteiligung der Kliniken konnte bis 2009 kaum gesteigert werden. Nicht zuletzt auch, weil in der Ärzteschaft die dubiose Todesvereinbarung und der sich damit verbindende zweckorientierte Zugriff auf sterbende Komapatienten ethisch heikel und umstritten ist, haben sich in Deutschland bisher die Krankenhäuser mit Intensivstationen der Spendermeldung mehrheitlich entzogen. (39)}}
{{Zitat2|Auch darf die Haut abgezogen werden, sie wird beispielsweise für die Behandlung von Brandopfern verwendet.}}
Dies ist eine unhaltbare Unterstellung.
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{{Zitat2|
=== Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe  (2012) ===
Anna Bergmann veröffentlichte in "raum6zeit" 179/2012 auf den Seiten 35-41 den Artikel "Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe".<ref>http://www.klaerwerk-blog.de/wp-content/uploads/2012/09/rz-179-S.-35-Organspende-Das-Gesch%C3%A4ft-mit-der-N%C3%A4chstenliebe-Prof.-Dr.-Anna-Bergmann.pdf Zugriff am 12.03.2019.</ref> Darin steht:


{{Zitat2|
{{Zitat2|Krankenhäuser mit Intensivstationen, auf denen Komapatienten als potenzielle Spender liegen, werden auf eine neue Weise zur Mitarbeit gezwungen. (35)}}
Organspender sind nur Hirntote. [[Hirntod]] ist ein anderer Zustand als [[Koma]].


{{Zitat2|
{{Zitat2|Auch Minderjährigen ab 16 Jahren wird eine  solche  Entscheidung  aufgebürdet,  obwohl  normalerweise  die  Erziehungsberechtigten selbst für den kleinsten  operativen  oder  diagnostischen Eingriff ihre Erlaubnis geben müssen. (36)}}
Seit 1997 steht in § 2 [[TPG]]: "Die Einwilligung und die Übertragung der Entscheidung können vom vollendeten sechzehnten, der Widerspruch kann vom vollendeten vierzehnten Lebensjahr an erklärt werden." Somit hat rund 15 Jahre vor diesem Artikel die Legislative dies so entschieden.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Dieser zweckorientierte chirurgische Zugriff auf einen sterbenden Menschen wird unter den Etiketten christlicher  Nächstenliebe  und  Solidarität beworben. (36)}}
Siehe: [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Ein  sterbender  Mensch  ist  zugunsten der enorm verletzenden und großen Operation einer Multiorgan- und  Gewebeentnahme  von  seinem sozialen Milieu und vice versa die Familie von ihrem Angehörigen in seinen letzten Stunden für fremde Zwecke zu trennen.  (37)}}
Siehe: [[Todesverständnis]] und [[Verabschiedung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Das  Sterben  wird  auf  ein  rein  medizinisches Ereignis reduziert, ein sterbender Mensch nur noch als Körper –  im  transplantationsmedizinischen Jargon ausgedrückt – als „human vegetable“,„menschliches  Herz-Lungen-präparat“,„Restkörper“oder  „Herz-Lungen-Paket“  wahrgenommen."}}
Wie die Quellenangabe aussagt, sind es die [[Kritiker]], die den Hirntoten so bezeichnen.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Die entmenschlichende Perspektive macht den Weg frei für die kommerzielle Körperverwertung. (37)}}
Dies ist [[Sprache der Kritiker]].


{{Zitat2|
{{Zitat2|Das Todesmodell, das dem „toten Spender“ jedoch zugrunde  liegt,  bricht  mit  allen  bisher  gültigen  Todeszeichen  wie  Leichenblässe, Totenstarre, Verwesungsprozesse, Totenflecke, Stillstand des Herzens  und  der  Atmung. (38)}}
Leichenblässe sowie Stillstand des Herzens  und  der  Atmung sind seit Ende des 18. Jh. keine sicheren [[Todeszeichen]]. Siehe: [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Dass mit dieser  Definition  der  Personenbegriff von  einer  philosophischen  zu  einer naturwissenschaftlich empirisch beweisbaren Kategorie mutierte, kommt einem Kartenspielertrick gleich. (38)}}
{{Zitat2|... wird durch die Formulierung „Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen/Geweben  zur  Transplantation in Frage kommt [...]“ die traditionelle Vorstellung von hirntoten Patienten als Leichen in unser Bild von der Organspende  eingeflößt. (38)}}
{{Zitat2|Die  Nutzung dieser  Terminologie  im  Namen  der „Aufklärung  der  Bevölkerung“  trägt den  Charakter  einer  vorsätzlichen Täuschung:  Denn  Hirntote  werden, wie  oben  zitiert,  medizinisch  mit „einem  überlebenden  übrigen  Körper“ beschrieben und verfügen nicht über die üblichen Todeszeichen. (38)}}
Siehe: [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Ist der Hirntod eingetreten, wird der Organspender zum Ersatzteillager. (38)}}
Dies ist [[Sprache der Kritiker]].


{{Zitat2|
{{Zitat2|In Deutschland beschweigen die Politik,  der  Ethikrat  und  Vertreter  der Transplantationsmedizin diese Fachdiskussion über den Hirntod, obwohl auch  hierzulande  Wissenschaftler, Mediziner und Juristen sich zu Wort melden und unter verschiedenen Aspekten die empirische Widerlegung und  Problematik  dieser  Todeskonzeption thematisieren. (38)}}
3 Jahre nach diesem Artikel, im Jahr 2015, befasste sich der [[DER]] ausführlich mit dem Thema Hirntod. Auf Seite 167 ihres Positionspapieres heißt es: "Einstimmig  ist  der  Deutsche  Ethikrat  der  Auffassung, dass am Hirntod als Voraussetzung für eine postmortale Organentnahme festzuhalten ist."


{{Zitat2|
{{Zitat2|Hingegen halten die Werbestrategen Statistiken zu den schwerwiegenden „Nebenwirkungen“  der  Verpflan-zungstherapie (zum Beispiel Krebserkrankungen,  Organabstoßungen, psychische Probleme) und die Sterblichkeitsraten  der  Organempfänger aus guten Gründen hinter dem Berg. (39)}}
{{Zufriedenheit}}


{{Zitat2|
{{Zitat2|Durch Organabstoßungen – eine chronische „Nebenwirkung“ dieser Therapie – potenziert sich stetig die Nachfrage. (39)}}
Dem Gegenüber steht: In dem Buch "25 x 25 geschenkte Jahre" kamen 26 Transplantierte zu Wort, alle mit 25 bis 32 transplantierten Jahren. Nur eine Frau benötigte für diesen Zeitraum eine zweite Niere.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Die  Beteiligung der Kliniken konnte bis 2009 kaum gesteigert werden. Nicht zuletzt auch, weil in der Ärzteschaft die dubiose Todesvereinbarung und der sich damit verbindende zweckorientierte Zugriff auf sterbende Komapatienten ethisch heikel und umstritten ist, haben sich in Deutschland bisher die Krankenhäuser mit Intensivstationen der Spendermeldung mehrheitlich entzogen. (39)}}
Dies ist eine unhaltbare Unterstellung.


{{Zitat2|
=== Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? (2011) ===
2011 veröffentlichte Anna Bergmann das Essay "Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht?".<ref>Anna Bergmann: Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? In: APuZ 20-21/2011, 8-13. Nach: https://www.bpb.de/apuz/33308/organspende-und-selbstbestimmung  Zugriff am 25.06.2020.</ref> Darin heißt es:


{{Zitat2|
{{Zitat2|Zwischen dem Bedarf und dem „Organangebot“ klafft eine große Lücke, die, wie der ehemalige Chefarzt der Medizinischen Klinik in Gladbeck  Linus  Geisler  erklärte,  dem  System  der  Transplantationsmedizin  selbst  geschuldet ist. Zum einen erzeugt dieses System immanent  einen  immer  größeren  Bedarf  an Organen – beispielsweise durch Organabstoßungen sowie Schädigungen anderer gesunder Organe von Empfängern infolge der immununterdrückenden Medikamente, was den Bedarf von weiteren Transplantaten potenziert. (10)}}
Siehe: [[Re-Transplantation]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|2008 wurde in den USA der Spenderkreis um eine vom Hirntod unabhängige Patientengruppe  erweitert,  die  mittlerweile auch  in  einigen  europäischen  Ländern  (Österreich,  Schweiz,  Niederlanden,  Belgien, Spanien)  als  Organspender  dient:  die  non heart-beating donors. Hierbei handelt es sich um  Patienten  mit  einem  Herzstillstand,  der durch eine medizinische Behandlung durchaus reversibel sein kann. (10)}}
Siehe: [[DCD]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Ein weiterer Aspekt ist für die spärliche Resonanz  in  der  Bevölkerung  ausschlaggebend: Transplantationsmediziner und Politiker monierten 2005, dass „nur etwa 40 Prozent der Krankenhäuser mit Intensivstationen an  der  Gemeinschaftsaufgabe  Organspende beteiligt  waren“.  Mit  anderen  Worten:  Bis 2005 machten in Deutschland 60 Prozent aller Krankenhäuser mit Intensivstationen keine  Meldungen  von  hirntoten  Patienten.  Die klinische  Beteiligung  konnte  auch  bis  2009 kaum gesteigert werden. (11)}}
Die [[DSO]] teilt die Kliniken in 3 Kategorien ein: Kategorie A = Universitätskliniken (= 38), B = Kliniken mit Neurochirurgie (= 118) und C = Kliniken ohne Neurochirurgie (= 1.182), so der Stand 2011,<ref>DSO: Jahresbericht 2011, 12.</ref> dem Erscheinungsjahr des Essay. Im gleichen Jahr weist die [[DSO]] als "Todesursachen der Organspender" aus: 59,5% [[Intrakranielle Blutungen]], 13,3% [[Schädelhirntraumen]], 12,9% [[Ischämisch-hypoxischer Hirnschaden]] und 12,7% [[Hirninfarkte]]. Summarisch sind dies 98,4% der Todesursachen.<ref>DSO: Jahresbericht 2011, 16.<br>
Die weiteren Todesursachen der Organspender waren im Jahr 2011: 1,0% [[Entzündliche Hirnschäden]], ,4% [[Primäre intrakranielle Tumore]] und 0,2% [[Hydrocephalie]].</ref> Bei intrakraniellen Blutungen, [[Schädelhirntraumen]] und [[Hirninfarkte]] - zusammen 85,5% - kann eine Klinik ohne Neurochirurgie dem Patienten nicht helfen. Daher werden diese Patienten in Kliniken der Kategorie A und B gebracht. Daher gibt es in C-Kiniken nur Patienten mit [[ischämisch-hypoxischen Hirnschaden]]. Daher ist es unredlich, in dieser Diskussion alle Kliniken undifferenziert zu betrachten.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Zwei sich widersprechende Ethiken stehen in einem konkurrierenden Verhältnis: auf der einen Seite geht es um die potenzielle Lebensrettung durch Organspenden, auf der anderen Seite sind damit Tabuüberschreitungen verbunden, die unsere Vorstellungen über Menschenwürde, medizinische Ethik und den sozialen Umgang mit einem sterbenden sowie toten Menschen aus den Angeln heben. (11)}}
Siehe: [[Ethik]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|0  Wie viele Angehörige, die nach einer Organspende gefragt werden, hatte auch er keine Vorstellung davon, dass während der Organentnahme der Körper seines Sohnes noch in einem lebendigen Zustand sein musste und daher eine Begleitung seines Kindes bis zum letzten Atemzug ausgeschlossen war. (11)}}
Siehe: [[lebendiger Körper]], [[Sterbebegleitung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Wenn  der  Herztod  eingetreten  ist, wird in der Regel noch Gewebe entnommen: Augen,  Knochen  und  selbst  eine  Häutung kann  erfolgen. (11)}}
Diese "Regel" erfolgt bei ca. 30%. Siehe: [[Gewebespende]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Hinsichtlich  ihrer  methodischen Vorgehensweise stellt die Transplantationsmedizin eine Zergliederung des Lebendigen dar, indem sie Teile aus dem Körper von Patienten  herausschneidet  und  diese  in  den Leib  anderer  todkranker  Menschen  wieder einfügt. (11)}}
Siehe: [[Diffamierung]], [[Todesverständnis]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Selbst das Sterben wird in der Hirntoddefinition zerlegt: Galt einst der Herztod als Ende des Lebens, ist nun der Todeszeitpunkt durch die Behauptung, die Person des Menschen sei bereits durch den Zusammenbruch des Gehirnkreislaufs verstorben, vorverlegt  worden. (11)}}
Siehe: [[Todesverständnis]], [[Vorverlegung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|So  verfügt  der  Spenderkörper zwar weiterhin über Zeichen des Lebens, aber der „Tote“ hat die ihm bisher zugeschriebenen Wesensmerkmale verloren, ... (11)}}
{{Zitat2|Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, werden bis zu ihrem Herztod medizinisch genährt und gepflegt – und sind von der Erscheinung her nicht von anderen Komapatienten zu unterscheiden. (12)}}
Siehe: [[Leben der Hirntoten]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|... denn Stillstand der Atmung und des Herzens, Leichenblässe, Verwesung, Totenstarre und -flecken sind seit der Einführung der Hirntodkriterien im Jahre 1968 keine zwingenden Todeszeichen mehr. (11f)}}
Siehe: [[Todeszeichen]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Dieses Verfahren bezieht sich auf ein Körpermodell, das historisch auf die im 17. Jahrhundert  begründete  kartesianische  Körpermaschine zurückgeht: Dem im menschlichen Gehirn  verorteten  Geist  wurde  ein  entseelter  und  nach  Gesetzen  der  Mechanik  funktionierender  Körper  entgegengesetzt. (12)}}
Siehe: [[Menschenbild]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Auf  der Methode der Körperzergliederung beruhend, setzt diese Therapieform die Logik der kartesianischen  Körpermaschine  hinsichtlich  des Sterbeprozesses fort. (12)}}
Siehe: [[Diffamierung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Der Todeseintritt wird damit auf einen einzigen Zeitpunkt und ein einziges Organ fixiert, wodurch nicht nur der prozesshafte Charakter des  Sterbens  im  biologischen  Sinne,  sondern das Sterben auch als soziales Ereignis verleugnet  werden. (12)}}
{{Zitat2|Zudem  wird das Tötungstabu dramatisch berührt, sofern professionell  Beteiligte  den  Hirntod  nicht als Tod des Menschen wahrnehmen können. (14)}}
{{Zitat2|Der Moment, in dem der hirntote Patient sich in eine herztote Leiche verwandelt, ist auf dem Operationstisch wie in einem Laboratorium beobachtbar ... (14)}}
Siehe: [[Phänomen Ebene]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Während  es  sich  früher  um  einen „Tatbestand der Vivisektion“  gehandelt
habe, sei es nun einzig der Macht einer Definition zu verdanken, dass der Todeszeitpunkt
für Transplantationszwecke vorverlegt wurde. (12)}}
Siehe: [[Vivisektion]], [[Vorverlegung]], [[Hans Jonas]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Wie flexibel die Hirntodvereinbarung selbst ist,  verdeutlicht  ihre  Geschichte:  1968  legte eine Kommission der Harvard Universität Kriterien für den Hirntod fest. Das Ausbleiben  aller  Reflexe  war  hier  ein  zentrales  Todeskriterium,  denn  das  Rückenmark  wurde in dieser Definition morphologisch zum Gehirn gezählt. ❙17  Noch im selben Jahr wurde die Areflexie  als  obligates  Zeichen  des  Hirntodes aufgegeben und der Tod eines Menschen nunmehr auf das Schädelinnere eingegrenzt. Seither dürfen Hirntote bis zu 17 Reflexe aufweisen  wie  Wälzen  des  Oberkörpers  oder Hochziehen der Arme und Schultern. (12)}}
Das Papier der [[Ad-Hoc-Kommission]] ist als schlecht recherchiertes Papier - es nennt nur eine Quelle - ein Armutszeugnis der Medizingeschichte. Siehe: [[spinale Reflexe]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Die 1963 von ihm und seinem Mitarbeiter Reinhold Frowein aufgestellten Kriterien für den „cerebralen Tod“ eines an der Lungenmaschine noch atmenden Komapatienten waren für die Durchsetzung des heute gültigen Hirntodkonzepts maßgebend. (12)}}
Siehe: [[Koma]], [[Hirntod]], [[Wilhelm Tönnis]], [[Reinhold Frowein]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Um irritierende Reaktionen  auf  diese  Eingriffe  (wie  Bewegungen, Hautrötungen,  Schwitzen,  steigender  Puls und Blutdruck) zu unterdrücken, werden dem Hirntoten Schmerzmittel und muskelentspannende Medikamente verabreicht. (12)}}
Siehe: [[Schmerz]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|So erklärte Joachim Gerlach, Professor für Neurochirurgie, 1969 die Hirntoddefinition als eine medizinische  Kompetenzüberschreitung:  Der  Personenbegriff  sei  durch  naturwissenschaftliche Methoden nicht nachweisbar, vielmehr handele es sich um eine philosophische, nicht aber um eine medizinische Kategorie. (13)}}
Siehe: [[Körper-TX]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|...  um das Tötungsverbot, das mit der Organentnahme aus dem Körper eines noch lebenden Menschen überschritten wird, ... (13)}}
Siehe: [[lebende Körper]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|So erklärten der renommierte Professor für Anästhesiologie und medizinische Ethik Robert D. Truog und der Professor für Bioethik Franklin G. Miller im Jahr 2008: „Die Begründung dafür, warum diese Patienten [Hirntote, A. B.] für tot gehalten werden sollen, war nie völlig überzeugend.  Die  Hirntoddefinition  erfordert den kompletten Ausfall aller Funktionen des  gesamten  Gehirns,  dennoch  bleiben  bei vielen dieser Patienten wesentliche neurologische Funktionen erhalten.“ (13)}}
Siehe: [[Robert D. Truog]], [[Franklin G. Miller]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Das Kriterium der letzten geleisteten Unterschrift für  den  Todeszeitpunkt  eines  Patienten  erzeugt, wie Gesa Lindemann an der zeitlichen Struktur der Hirntoddiagnostik verdeutlicht, ein flexibles Sterbedatum: So kann beispielsweise  nach  der  ersten  Todesfeststellung  an einem Freitag die zweite aufgrund von Personalmangel nicht am Wochenende durchgeführt werden, so dass in diesem Fall der Patient erst am Montag verstirbt. (14)}}
Siehe: [[Todesfeststellung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|„Das hat mich sehr verwundert, weil ich mir gedacht habe – das mag komisch klingen – ‚ wozu Medikamente, wenn er tot ist?‘“ (14)}}
Statt solcher Zitate zu bringen, stünde es für eine Professorin besser an, sich von einem Mediziner erklären zu lassen, weshalb Hirntote Medikamente bekommen, zumal sie sich mit dem Thema Tod seit Jahren beschäftigt und zu Hirntod seit Jahren publiziert.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Im Laufe der großen Operation einer  Organentnahme  gibt  es  nicht  eine  einzige  medizinische  Handlung,  die  im  Sinne des  Hippokratischen  Eides  dem  Wohl  eines Hirntoten verpflichtet ist. (14)}}
Welches Wohl sollte es denn sein, das über das Wohl eines Toten hinausgeht?


{{Zitat2|
{{Zitat2|Sie werden durch  die  Zerstörungshandlung  des  Leichnams ausgelöst, was auf die Macht des Todestabus und auf die hohe kulturelle Bedeutung des Totenkults verweist, der seit Jahrtausenden  die  Verstorbenen  und  die  Trauernden vor der Bemächtigung der Toten zu schützen  versucht. (14)}}
[[Organentnahme]] ist keine Zerstörung. => [[Diffamierung]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|In unserer modernen Gesellschaft wird die Totenpflege mit dem Begriff der Pietät umschrieben.  Sie  beinhaltet  einen  Schutz  der Toten  und  der  Trauernden:  zum  einen  den würdevollen  Umgang  mit  den  Toten.  Dieser  ist  in  dem  Recht  auf  Totenruhe  verankert; zum anderen den Schutz der Angehörigen, denen ein pietätvolles Totengedenken als Rechtsgut zusteht. Die Transplantationsmedizin muss sich über diese Angehörigenrechte  und  Bestattungsbräuche  hinwegsetzen.(14)}}
Dieses Recht steht den [[Hinterbliebenen]] auch bei [[Hirntod]] zu. Es gilt jedoch das [[Selbstbestimmungsrecht]] des Hirntoten bei einer Zustimmung zur [[Organentnahme]] als höherwertig einzuordnen. So ist es in § 4 [[TPG]] festgelegt.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Einen  Krankenpfleger  überkam  Ekel, als Gelenke eines Spenders explantiert wurden, „wenn sie mit Hammer und Meißel an einen Toten herangehen (…), das hat für mich noch  eine  andere  Qualität.“ (14)}}
Bei so machen Operationen - nicht nur nach Unfällen! - wird auch mit Hammer und Meißel gearbeitet.


{{Zitat2|
{{Zitat2|Da  die  Transplantationstherapie  auf  der Nutzung  des  Körpers  sterbender  Patienten beruht, steht diese Medizin unter einem enormen  Rechtfertigungsdruck. (15)}}
Siehe: [[Selbstbestimmmungsrecht]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Bewusstsein  verdrängen,  und  ihr  scheint  dies mit Hilfe der religiösen Fundierung der Organspende durch die Deutsche Bischofskonferenz  zu  gelingen:  „Aus  christlicher  Sicht ist  die  Bereitschaft  zur  Organspende  ein Zeichen  der  Nächstenliebe.“ (15)}}
Dieses Zitat ist der Schlusssatz der gemeinsamen Erklärung von [[EKD]] und [[DBK]] aus dem Jahr 1990. Siehe: [[EKD DBK 1990]]


{{Zitat2|
{{Zitat2|Egal, welchen moralisch hohen und pietätvollen Anstrich die Transplantationsmedizin sich zu geben vermag: Unsere ethischen Normen im Umgang mit Sterbenden und Toten, die Prämissen  der  medizinischen Ethik und  schließlich  das  Tötungsverbot  werden durch  das  Prozedere  der  Organgewinnung über Bord geworfen. (15)}}


== Anhang ==
== Anhang ==
Siehe auch: [[Praxis_PalliativeCare]]
=== Bemerkung ===
Man muss sich schon fragen, woher dies destruktive - um nicht zu sagen kriminelle (denn diese Aussagen und Neologismen führen zu erhöhter Ablehnung der Organspende, damit kann weniger Menschen das Leben gerettet werden => hat somit Todesfolge) - Engerie stammt, die unablässig die Organspende diffamiert.
=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
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Version vom 19. August 2020, 18:11 Uhr

Zur Person

Anna Bergmannn ist Medizin- und Kulturhistorikerin an der Kulturwissenschaftlichen Fakultiät der Europa-Universität Viadrina. Als Gastprofessorin war sie an den Universitäten in Braunschweig, Graz, Innsbruck, Klagenfurt und Wien tätig.[1] Dazu betreibt sie auch "Aufklärung" bei KAO.[2]


Schriften

Wissensdefizite in der Aufklärung (15.01.2020)

Am 15.01.2020 veröffentlichte Anna Bergmann den Artikel "Wissensdefizite in der Aufklärung über das andere Sterben von Organspendern und weitere Strategien der Organbeschaffung".[3] Darin heißt es:

Das größte Konfliktpotenzial wurde 1968 offenbar, als die erste Hirntoddefinition den Weg dafür frei machte, Organe von Patienten mit Hirnversagen aus ihren nunmehr „lebenden Körpern“ gewinnen zu können.

Diese 1. Hirntoddefinition war 1966 in Frankreich.

Seither berührt die Organgewinnung das Tötungstabu,[iv] auch wenn die Transplantationsmedizin sich seit 50 Jahren auf Explantationen von „Hirntoten“ zu beschränken und damit den Tötungsverdacht auszuräumen versucht.

Siehe>: Todesverständnis

... die Aufgabe der ursprünglichen Hirntodkriterien bei Patienten mit Herzstillstand ...

Dies wird aktuell (11.02.2020) politisch in Deutschland nicht diskutiert.

die Verbindung von Euthanasie und Organspende

Was ist darunter zu verstehen?

die auf Hochtouren arbeitende Forschung zur gentechnischen Erzeugung von Mensch-Tier-Mischwesen

Was hat das mit Organspende zu tun?

So ist ein mit Körperverletzungen verbundenes ärztliches Handeln (z.B. Operation) ausschließlich gerechtfertigt, wenn damit das Wohlergehen der jeweiligen Patienten intendiert wird.

Es ist dies auch gerechtfertigt, wenn er selbst oder seine gesetzlichen Vertreter dazu zustimmen, siehe § 3 TPG.

Keine einzige medizinische Handlung der „Spenderkonditionierung“ sowie der großen Operation einer Explantation hingegen dient den betreffenden Patienten.

... aber es ist Wunsch des Hirntoten bzw. seines gesetzlichen Vertreters.

Eine weitere Besonderheit der Organbeschaffung ist, dass die sonst gesetzlich vorgeschriebene ärztliche Aufklärungspflicht für sämtliche medizinischen Eingriffe einer Organspende aufgehoben ist:

Diese Aufklärungspflicht gilt nur gegenüber Lebenden.

Immerhin dürfen Spender in bis zu acht Organe und nach dem Herztod im Rahmen der Gewebespende in weitere Körperteile zerlegt werden.

Siehe: Diffamierung

Trotzdem ist das zu den Hauptpflichten der behandelnden Ärzte zählende Aufklärungsgebot gegenüber potenziellen Organspendern außer Kraft gesetzt.

Weil der Organspender tot ist.

So hat z.B. ein knappes Drittel der Mitglieder des Deutschen Ethikrats in seiner Stellungnahme zur Organspende 2015 erklärt: „Der Hirntod ist keine hinreichende Bedingung für den Tod des Menschen“.[vi] Diese Position ist plausibel, wenn wir uns ein Bild von „Hirntoten“ zu machen versuchen: Die Hirntoddefinition teilt einen Patienten in eine „tote Person“ mit einem „noch überlebenden übrigen Körper“[vii] auf.

Das machen Begriffe wie "intermediäres Leben" und "Supravitalität" auch.

Dadurch wird der prozesshafte Charakter des Sterbens im biologischen Sinne, aber auch als ein sozial hochdramatisches und transzendentes Ereignis, das selbst in säkularen Kulturen weiterhin in spirituelle Bewältigungsformen gefasst ist, verleugnet.

Der prozesshafte Charakter war bis zum Eintritt des Hirntodes.

Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, wehren Infektionen ab, haben eine intakte Blutgerinnung, schütten Stresshormone aus und sie sind bis zu 17 Reflexbewegungen in der Lage – etwa Wälzen des Oberkörpers, Hochziehen der Arme, Beine und Schultern.[ix] Sie werden bis zu ihrem Herztod medizinisch betreut, genährt, gepflegt und „hirntote“ Frauen können noch ein Kind austragen.

Siehe: Todesverständnis, Leben der Hirntoten und schwangere Hirntote

Das Leben von Patienten, bei denen ein Hirnversagen absehbar, aber noch nicht eingetreten ist, darf zum Zweck der Organgewinnung als Alternative zu einem palliativmedizinisch betreuten Behandlungsabbruch um Tage oder sogar Wochen verlängert werden.

... mit deren Zustimmung.

Somit ist es nicht nur möglich, den „Hirntod“ zu einem Therapieziel zu machen, sondern aufgrund der Einstellung aller sedierenden Maßnahmen als zwingende Voraussetzung für eine Hirntoddiagnostik kann der Patient unerträglichen Schmerzen ausgesetzt werden.

Da einige Medikamente, darunter auch Schmerzmittel, bei hoher Dosierung bei der Hirntoddiagnostik einen Hirntod vortäuschen können, müssen diese vor der Hirntoddiagnostik abgesetzt sein. Die Sorge, dass dadurch der Patient leiden könnte, ist völlig unbegründet, denn die Summe der Hinweise, die den Hirntod vermuten lassen, belegen ein tiefes Koma. In diesem ist, wie bei einer Operation, kein Schmerzempfinden möglich.

Ab dem Zeitpunkt der Hirntodfeststellung haben Organspender als Tote alle Patientenrechte verloren.

... so wie jeder andere Tote auch.

Ihre intensivmedizinische Weiterbehandlung wurde lange als „Spenderkonditionierung“ bezeichnet und dann durch den entmenschlichenden Begriff „organprotektive Therapie“ ersetzt.

Es bezeichnet das, was geschützt werden muss, die Organe. Was ist da Entmenschlichung?

Die Verwendung dieser Terminologie hat den Effekt, dass sich niemand einen Menschen, nicht einmal mehr einen Toten bildlich vorstellt, dem diese Therapie ‚zugute’ kommt.

Keinem Toten kommt eine Therapie zugute.

Wenn Organspender vom Brust- bis zum Schambein aufgeschnitten werden, erhalten sie Medikamente zur Unterdrückung von Muskelbewegungen, in der Schweiz sind Narkosen obligatorisch.

In der Schweiz sind die Narkosen empfohlen, nicht vorgeschrieben, nicht gegen vermeintliche Schmerzen, sondern gegen die spinalen Reflexe. Siehe: Schmerz#Schweiz

Obwohl die palliativ-hoszipliche Sorge um Sterbende mittlerweile Einzug in die Krankenhäuser gehalten hat, verbietet sie sich bei Organspendern. . Denn die Operationslogik der Explantation zwingt zur Aufgabe von Grundsätzen des Hospizgedankens, der Pietät und der Totenfürsorge.

Dies gilt - situationsgegeben - nicht nur für Organspender, sondern für alle Hirntote.

Die Organspende nimmt Patienten die Möglichkeit, von ihren Angehörigen bis zum letzten Atemzug umsorgt zu werden, zum anderen verletzt sie den der Familie sonst zugesicherten Rechtsanspruch auf ihren Schutz als Trauernde.

Der letzte Atemzug war vor Eintritt des Hirntodes.

Aber selbst die Toten haben ein Anrecht auf Totenruhe, von dem sich das Strafdelikt der Leichenschändung ableitet.

Im Falle einer Organspende ist - gesetzlich gegenüber den Ärzten, den Hirntoten und gegenüber den Hinterbliebenen - es im TPG geregelt, dass die Organentnahme vorgenommen werden darf.

Die Zerlegung von Organ- und Gewebespendern in einzelne Körperteile hingegen kündigt Bräuche unserer Bestattungskultur sowie die „heilige Scheu“ vor dem Leichnam auf.

Diese "heilige Scheu" war mehr mit Aberglauben verbunden als mit Heiligkeit.

5. Das „gerechtfertigte Töten“ für die Lebensrettung anderer Patienten
6. Die Palliative Care wird bei Spendern mit Herzstillstand pervertiert

DCD ist in Deutschland verboten.


7. „Organspende-Euthanasie“: Statt verrotten, verwerten und recyceln im Zeichen von Patientenautonomie

Auch dieses ist in Deutschland verboten.

Die säkulare Heilsbotschaft, den Tod durch einen harmlosen Austausch von „alten“ durch „neue“ Organe überwindbar zu machen, ...

Wo steht in den medizinischen Schriften, dass dies ein "harmloser Austausch" sei?

... während das Sterben sowohl von Organspendern als auch von Organempfängern, deren Transplantation nicht zu dem erhofften Erfolg führt, von der Bildfläche verschwindet.

In den Statistiken erscheint das Sterben dieser beiden Personengruppen.

Lebensgefährliche „Nebenwirkungen“ sind die Folge.

Die Alternative von vielen Transplantierten ist ihr vorzeitiger Tod.

Aber die großen, durch unseren Körper vorgegebenen, biologischen Hindernisse für die Verpflanzung von Organen anderer Menschen sowie die Grenz- und Tabuüberschreitungen dieser Medizin gehen in dem unerschütterlichen Machtbarkeitsglauben unserer Kultur unter.

Diese "biologischen Hindernisse" richtet sich nicht gegen Organtransplantation, sondern gegen alle körperfremde Organismen. Evolutionsgeschichtlich hat sich hieraus unser Immunsystem gebildet.

Die Relationsverschiebung von älteren und jüngeren Spendern ist das Ergebnis einer maximierten Organgewinnung

... aber auch der demographischen Situation in Deutschland.

So stellen Verpflanzungen von Wasser- und Raucherlungen[xxxviii] oder Lebern mit dem höchsten Verfettungsgrad von „mehr als 65 %“[xxxix] keine Hindernisse mehr dar.

Obwohl diese marginalen Organe transplantiiert werden, haben wir in Deutschland so wenig Organe. Hätten wir mehr gesunde Organe, würde kaum mehr auf marginale Organe zurückgegriffen werden. - Ein jeder Organpatient wird gefragt, ob er zur Annahme eines marginalen Organs bereit ist. Damit erhöht er die Wahrscheinlichkeit, vor seinem drohenden Tod ein für ihn passendes Organ zu bekommen. Andernfalls erhöht er die Wahrscheinlichkeit, vor Eintreffen des Organs zu sterben.

Die Kategorien „marginale Spender“ und „marginale Empfänger“ beruhen auf einer biologischen Einteilung in höher- und minderwertige Patienten.

Die Bezeichnung "minderwertige Patienten" ist eine unangemessene Bewertung.

Solche Klassifizierungen von Organempfängern zeugen – wie schon die Kennzeichnung von Patienten mit einem Hirnversagen (z. B. „Herz-Lungen-Pakete“, „lebende Restkörper“) – von einer menschenverachtenden, utilitaristischen Mentalität dieser High-Tech-Medizin.

Wäre es eine "menschenverachtenden, utilitaristischen Mentalität dieser High-Tech-Medizin", warum bemüht sie sich darum, das Leben der Menschen - auf der Seite der Organspender wie auch auf der Seite der Organpatienten - zu retten? Eher kann eine solche Darstellung von Hirntod und Organspende als menschenverachtend bezeichnet werden.

Offener Brief an die Krankenkassen Deutschlands (17.02.2019)

Am 17.02.2019 veröffentlichte KAO einen von Anna Bergmann verfassten "Offenen Brief an die Krankenkassen Deutschlands".[4] Darin heißt es:

Erst eine Organspende macht eine besonders invasive Hirntoduntersuchung an lebendigen und daher über alle Schutzrechte verfügenden Patienten notwendig.

Die HTD wird nicht zum Zweck der Organspende durchgeführt, sondern zur Klärung eines ungeklärten Zustandes: Liegt noch Koma vor oder bereits Hirntod? So wird eine HTD auch durchgeführt, wenn klar ist, dass dieser Patient einen metastasierenden Lungentumor besitzt und damit nie als Organspender in Frage kommt.

Diese Diagnostik ist mit Körperverletzungen verbunden – etwa: heftige Schmerzreize (wie der zweifache Stich in den Trigenimusnerv), Eiswasserspülung der äußeren Gehörgänge oder Reizung des Atemzentrums (Apnoe-Test) und des Bronchialraums.

Hierbei wird mit den einfachen Reizen (Pupillen-Reflex) begonnen und schrittweise zu den immer schwereren Reizen gewechselt. Wird bei einem Reiz eine Reaktion festgestellt, ist damit der Hirntod widerlegt und wird die HTD abgebrochen.

Schließlich werden Patienten, die ein Hirnversagen erlitten haben, als „tote Personen“ mit einem „noch überlebenden, übrigen Körper“v doppeldeutig definiert, so dass die Zeichen des Hirntodes in nur einem Organ (Gehirn) zu lokalisieren und von denen des Lebens genau abzugrenzen sind.

Bei Herztoten ist das Organ (Herz) noch kleiner und leichter.

Im Falle einer Organspende ab dem 16. Lebensjahr sind für die Hirntoddiagnostik, die Spenderkonditionierung und die Operation der Organentnahme die sonst gesetzlich vorgeschriebene Einwilligungserklärung sowie die Prüfung der bei allen anderen medizinischen Eingriffen erforderliche Einwilligungsfähigkeit von Patienten nicht vorgeschrieben.

Dies hat damit zu tun, dass Hirntote nicht nur medizinisch, sondern auch juristisch Tote sind. Außerdem beinhaltet die Zustimmung zur Organentnahme allen diesen Handlungen.

Die darauf stehende Formulierung „Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende....“ täuscht dabei vor, Organspender seien bereits so tot, dass auch ihr Herz nicht mehr schlägt.

Es steht in Deutschland in keinem Gesetz, dass für die Feststellung des Todes das Herz still stehen muss, dass der irreversible Herzstsillstand eingetreten sein muss. Es steht jedoch im TPG, dass der irreversible Ausfall der Funktionen von Großhirn, Kleinhirn und Hirntod vorliegen muss. Dieses Gesetz ist seit Jahrzehnten für jeden Bürger im Internet allgemein und frei zugänglich.

Zu dem weit verbreiteten Unwissen über eine Organspende zählt vor allem der nicht auflösbare Widerspruch zwischen einer Patientenverfügung, wenn einerseits darin festgelegt ist, bei einer infausten Prognose die Therapie nicht zu verlängern und daher abzubrechen, andererseits aber gleichzeitig ein positiv ausgefüllter Organspendeausweis vorliegt, der eine intensivmedizinische Weiterbehandlung bis zum Eintritt des „Hirntodes“ und auch nach der Hirntodfeststellung bis zur Organentnahme erforderlich macht.

Moderne Patientenverfügunge2016n berücksichtigen diesen scheinbaren Widerspruch. So weist die christliche Patientenverfügung seit 2003 (2. Auflage) auf diese Problematik hin und es seit 2013 (3. Auflage) in der Verfügung ausdrücklich berücksichtigt.

Die Operation einer Organspende nimmt zum einen Patienten die Möglichkeit, von ihren Angehörigen bis zum letzten Atemzug begleitet zu werden, zum anderen verletzt sie den der Familie sonst zugesicherten Rechtsanspruch auf ihren Schutz als Trauernde.

Hirntote sind zu keinem Atemzug mehr fähig. Dies wird bei jeder HTD mit dem Apnoe-Test eigens überprüft. Daher ist den Hinterbliebenen sehr wohl eine Begleitung auf der Intensivstation "bis zum letzte Atemzug" möglich. Damit ist der o.g. Rechtsanspruch gewährleistet.

Normalerweise räumt das Pietätsgebot den Verwandten eine zu respektierende Tabuzone und das juristisch zugestandene Recht auf ein ehrerbietendes Totengedenken ein. Eine Organspende hingegen stellt durch die Verweigerung einer Sterbegleitung mit einer in Ruhe erfolgenden Abschiednahme einen massiven Eingriff in den Trauerprozess der Hinterbliebenen dar und kann, wie Forschungen sowie Zeugnisse von Betroffenen belegen, bei den Angehörigen schwere Traumatisierungen hinterlassen.

Das Sterben ist mit Eintritt des Todes beendet. Mit Eintritt des Hirntodes ist auch der Tod des Menschen eingetreten. Daher ist keine "Verweigerung einer Sterbebegleitung" gegeben.

In öffentlichen Darstellungen der Organspende wird häufig beschwiegen, dass Organempfänger lebenslang chronisch krank bleiben und durch eine Transplantation nicht geheilt werden können.
Zufriedenheit der Transplantierten
Frage: Wie sehen Sie heute Ihre TX an?[5]

A = stimmt / B = stimmt eher / C = eher falsch / D = falsch (n = 203)

Aussage (in %) A B C D o.A.
Die TX war für Sie ein wahres Geschenk. 89,7 3,9 0,5 0,5 5,4
Die TX verbesserte Ihre Lebensqualität. 82,8 8,4 1,0 1,0 6,9
Die TX bewahrte sie vor drohendem Tode. 72,9 10,3 6,9 4,4 5,4
Die TX würden Sie jederzeit wiederholen. 70,0 13,8 4,4 3,4 8,4
Die TX ist eine Zumutung, von der Sie abraten. 3,9 3,4 5,9 78,8 7,9
Die TX hat Ihr Leben eindeutig positiv beeinflusst. 77,8 12,3 2,0 1,0 6,9

Im Winterhalbjahr 2014/2015 wurde von Klaus Schäfer unter Transplantierten eine Online-Umfrage durchgeführt. Dachverbände der Transplantierten gaben den Link zum Online-Fragebogen an ihre Mitglieder weiter. Insgesamt nahmen 203 Transplantierte an dieser Umfrage teil. Hiervon hatten 28,6% ein Herz transplantiert, 24,1% eine Niere, 21,7% eine Lunge und 17,2% eine Leber.

Zu ihrer Zufriedenheit über die durchgeführte TX antworteten die 203 Transplantierten:
Für 89,7% der Transplantierten war die TX ein wahres Geschenk, die bei 82,8% der Transplantierten die Lebensqualität verbesserte und bei 77,8% der Transplantierten das Leben eindeutig positiv beeinflusst hat.
72,9% der Transplantierten hat die TX vor dem drohenden Tode bewahrt. 70,0% der Transplantierten würde die TX jederzeit wiederholen.
Der Aussage von Werner Hanne, dass TX eine Zumutung sei, von der abzuraten sei, stimmten 3,9% zu und lehnten 78,8% ab.

Es gibt bei der TX auch "Verlierer", d.h. ihnen geht es nach der TX schlechter als vor der TX. Dies soll nicht verschwiegen werden. Ihr Anteil ist jedoch kleiner 5%.

Über 70% - politisch ist das mehr als eine 2/3-Mehrheit; damit bekommt man sogar eine Grundgesetzänderung durch - der Transplantierten bewerten ihre TX positiv, weniger als 5% negativ.

TX ist damit eindeutig ein medizinischer Erfolg.

Damit sind die Mitleidsbekundungen einiger Kritiker reine Fehlinformationen oder gar geheuchelte Krokodilstränen.

Sie sind bedroht von einer Organabstoßung, Infektionen und Krebs infolge der notwendigen, tagtäglichen Abschwächung ihrer natürlichen Immunabwehr.

Siehe: 25 x 25 geschenkte Jahre. 25 Transplantierte berichten über die mindestens 25 Jahre ihres 2. Lebens

So sollte es ein Bestandteil der Aufklärung sein, nicht nur Zahlen der Patienten auf den Wartelisten vor einer Organverpflanzung zu veröffentlichen, sondern auch die Sterberaten von Organempfängern nach einer Transplantation, differenziert nach Empfängern von transplantationsmedizinisch so kategorisierten „soliden Organen“ und „marginalen Organen“ (z.B. Raucher- und Wasserlungen, Fettlebern, mit Hepatitis-C infizierte Organe, konservierungsgeschädigte Organe, Organe von Drogensüchtigen) mit einer entsprechend geringeren Lebenserwartung.

Wem soll dieses Wissen dienen? - Einem Patienten mit ausgeprägter Lungenfibrose ist eine Raucherlunge lieber als die eigene Lunge. Dies macht die Not dieser Patienten deutlich.

Ebenso müsste die Problematik der veränderten Demografie des sogenannten „Spenderpools“ transparent gemacht werden.

Wie Anna Bergmann in den nächsten Sätzen aufzeigt, besteht diese Transparenz.

Deswegen wurde in den für höhere Organspenderzahlen als vorbildlich geltenden Ländern – wie Spanien, Holland, Belgien, Österreich – das Hirntodkriterium aufgegeben und eine weitere Gruppe von Organspendern eingeführt: die Non Heart Beating Donors (NHBDs).

2016 betrug der Anteil der DCD-Spenden in Spanien 10,7 Organspender pro Million Einwohner, in den Niederlanden 7,8, in Belgien 9,5 und in Österreich 0,7. Siehe: DCD#DCD_in_Tabellen

Für eine differenzierte Aufklärung sollten auch die zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte, die sich mit diesem Thema in ihrer Forschung kritisch auseinandergesetzt haben, zu Wort kommen,xx ebenso die Initiative betroffener Eltern von Organspendern „Kritische Aufklärung Organspende" (KAO).

Anna Bergmann wird sich schwer tun, von den "zahlreichen deutschen wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren sowie von der Transplantationsmedizin unabhängigen Ärztinnen und Ärzte" auch nur 20 Deutsche namentlich zu nennen.

Der Mensch als Biomüll (02.12.2018)

Am 02.12.2018 veröffentlichte Anna Bergmann in der taz den Artikel "Der Mensch als Biomüll".[6] Darin heißt es:

Der Mensch als Biomüll
Die Lüge vom Hirntod ermöglicht es, sterbende Menschen wie Biomüll zu recyceln.

Siehe: Diffamierung

„Organe müssen leider draußen bleiben“, lautet die Legende eines prämierten Plakats aus einem Schülerwettbewerb der Deutschen Stiftung Organspende. Es zeigt einen Sarg mit einem Stoppschild: Tote werden nunmehr in den Status von recycel­barem Biomüll versetzt.

"Organe müssen leider draußen bleiben" und "Organspenden retten Leben" stehen auf dem Plakat mit dem Sarg in der Mitte.

Diese instrumentelle Beziehung zu den Toten kündigt nicht nur Bräuche unserer Bestattungskultur sowie die anthropologisch verankerte „heilige Scheu“ vor dem Leichnam auf, sie verkehrt sie gar ins Gegenteil: in ein aggressives Verhältnis, das aus Tötungsriten des Krieges bekannt ist, in denen Leichen des Feindes zerstückelt werden.
Zwar gänzlich anders motiviert und dem hehren Ziel der Lebensrettung todkranker Menschen verpflichtet, darf ein Hirntoter bei einer Multiorgan- und Gewebespende von Kopf bis Fuß in einzelne Teile zerlegt werden – zunächst in bis zu acht Organe und anschließend im Zuge der Gewebespende in weitere Fragmente (Knochen, Sehnen, Knorpel, Blutgefäße).

Siehe: Selbstbestimmungsrecht, Krematorium

{{Zitat2|Die von den ärztlichen Spezialisten Lauterbach und von Hirschhausen propagierte Nützlichkeitsmentalität steht für ein historisch neues Wahrnehmungsmuster von sterbenden und toten Patienten, das christliche Nächstenliebe und Solidarität mit kalter Zweckrationalität zu verbinden weiß.} Siehe: Selbstbestimmungsrecht, Nächstenliebe

Wilkinson und Savulescu verstehen ihre ethische Rechtfertigung der Organbeschaffung als Ergänzung der Ausführungen von dem Bioethiker Robert D. Truog (Harvard Center for Bioethics) und Franklin G. Miller (National Institutes of Health). Seit 2008 erklären sie, die Hirntoddefinition sei biologisch nicht aufrecht zu erhalten.[1] Ihre Conclusio lautet: „Hirntote sind nicht wirklich tot“ Aus dieser Neubewertung der transplantationsmedizinischen Praxis leiten sie ein medizinisches Tötungsrecht ab und sprechen von einem justified killing, einem gerechtfertigten Töten, um das Leben anderer Patienten zu retten.

Siehe: Robert D. Truog, Franklin G. Miller

Eine solche Zweiteilung von sterbenden Menschen ist seit der Einführung der Hirntoddefinition von 1968 umstritten. So kann das Gehirn nicht als ein autonom lebendiges Wesen, sondern nur als „Organ eines Lebewesens“ verstanden werden, wie der Psy­chia­ter Thomas Fuchs erklärt. Zudem ist der Begriff „Person“ der Philosophie entlehnt und mit medizinischen Methoden nicht beweisbar.

Siehe: Todesverständnis, Ad-Hoc-Kommission, Hans Jonas

Die Hirntoddefinition hingegen fixiert den Tod eines Menschen auf ein einziges Organ und einen einzigen Zeitpunkt.

Das machte die Herztoddefinition auch.

Damit wird der prozesshafte Charakter des Sterbens im biologischen Sinne, aber auch als soziales Ereignis verleugnet.

Sterben ist ein Prozess, Tod ist eine Definition. Siehe: Sterbeprozess

Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, wehren Infektionen ab.

Siehe: Leben der Hirntoten, intermediäres Leben

Da Hirntote als Wesen mit einem lebendigen Körper definiert sind und das dubiose Erscheinungsbild einer „lebenden Leiche“ abgeben, wird das Tötungstabu berührt, wenn die Wahrnehmung eines Organspenders als Leiche nicht gelingt, wie Anästhesisten, Pflegepersonal und Angehörige häufiger berichten.

Siehe: Todesverständnis

Nach der Organgewinnung und der Verwandlung des Patienten in eine Leiche kann die nicht unter dem Handelsverbot stehende Gewebeentnahme beginnen.

Mit der Feststellung des Todes wird jeder Mensch zur Leiche.

Die Operationslogik einer Explantation verdeutlicht, dass die Transplantationsmedizin die Grundsätze der medizinischen Ethik, der Palliativmedizin und der Pietät missachten muss.

Tote - auch Hirntote - brauchen keinen palliative Versorgung.

So ist keine einzige medizinische Handlung am Wohl des Spenders orientiert. Dass er ab der Hirntodfeststellung bis zu seinem Herztod genährt, gepflegt und anästhesiologisch betreut wird, dient einem einzigen Zweck: der Verwertung seines Körpers.

Siehe: Selbstbesimmungsrecht

Diese entmenschlichende Sprache offenbart den verwertungsorientierten Blick auf einen hirnsterbenden Patienten ebenso, wenn er als „Herz-Lungen-Paket“ oder „lebender Zellbestandteil“ gekennzeichnet wird. Solche Begriffe erzeugen eine Mentalität, die einen sterbenden Menschen als Material zu verdinglichen erlaubt.

Ist es nicht mit diesen Begriffen ähnlich: Konsument, Käufer, Kunde, Zielgruppe, ...?

Organspender sind sozial Ausgestoßene, denn ihnen bleibt eine palliativmedizinische Betreuung sowie eine Sterbebegleitung durch Angehörige und Freunde verwehrt.

Tote - auch Hirntote - brauchen keinen palliative Versorgung. - Hinterbliebene können bis zur Organentnahme beim Hirntoten sein.

Lassen wir die Maske der christlichen Nächstenliebe und Solidarität fallen, dann entpuppt sich die Organgewinnung als Opferung eines sterbenden Menschen – jedoch nicht im Sinne eines sakralen Opfers, das auf einer Wechselbeziehung von Gabe und Tausch beruht.

Wortwahl von KAO und Renate Greinert. Siehe: Selbstbestimmungsrecht, Nächstenliebe

Das mit der Vermarktung des Menschlichen sich verbindende Ideal des Individualismus erweist sich, wie Peter Sloterdijk einmal gesagt hat, als „Überflüssigmachung sozialer Beziehungen“.

Zustimmung zur Organentnahme ist ein deutlicher Ausdruck von sozialer Beziehung, auch Fremden gegenüber, die ich nicht kenne, einfach nur, weil sie zur Familie der Menschheit gehören.

Sie hat die Verwandlung des Individuums in eine Ware vorangetrieben und ­produziert ein endloses Kontinuum von Müll. Der daraus hervorgegangene Aufstieg der Abfallrecyclingindustrie entspricht der ­medizinischen ­Wieder­verwertung des menschlichen Leibes. Dieser Praxis liegt die Vorstellung von einem konsumistischen Individuum mit einem aus recycelbaren Organen bestehenden, mechanistischen Körper zugrunde – einem Körper, der durch sogenannte Kadaverspenden endlos reparabel zu sein scheint und trotz seiner radikalen Todesabhängigkeit das Unsterblichkeitsphantasma unserer Kultur nährt.

Siehe: Selbstbestimmungsrecht, Nächstenliebe

"Hirntote sind sterbende Menschen" (05.09.2018)

Am 05.09.2018 wurde das Interview mit Anna Bergmann im Deutschlandfunk veröffentlicht.[7] Darin sagte sie:

Jahrtausende galt jemand als tot, wenn er sich in eine Leiche verwandelt hat, was dann sinnlich erkennbar war oder es heute auch ist. Denn wir haben diese Todesdefinition nicht aufgegeben, dass nach dem Atem-Herzstillstand sich die Totenflecke einstellen, der Tote blass wird und die sinnliche Wahrnehmung eines Toten für alle irgendwie erkennbar war. Die Hirntot-Definition hat die Todesdefinition vorverlegt und behauptet eben, dass es sich nicht mehr um einen sterbenden, sondern bereits um einen toten Menschen handelt, wenn die Gehirnfunktion ausgefallen ist.

Siehe: Todesverständnis, Todesfeststellung, Todesdefinition, Vorverlegung

Ich ziehe das Wort eines „hirnsterbenden Menschen“ vor.

Siehe: Hirntod, Todesverständnis

Es wird Blutdruck gemessen, also die sogenannten Vitalzeichen wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz werden weiterhin gemessen und dokumentiert.

Siehe: Leben der Hirntoten

Der sogenannte Hirntote wird weiterhin gepflegt medizinisch und er wird gewaschen und all das wird ja weiterhin praktiziert für den Zweck der Organentnahme.

Siehe: Selbstbestimmungsrecht

Die klassischen Todeszeichen stellen sich erst auf dem Operationstisch durch medizinisches Handeln ein, sodass der Hirntote sich in eine Herztotleiche auf dem Operationstisch verwandelt.

Siehe: Todeszeichen

Auf alle Fälle würde ich sagen, dass es sich um einen sterbenden Menschen handelt, der für Zwecke Fremder auf eine bestimmte medizinische Weise vorbereitet wird für eine sehr, sehr große Operation. Es wird auch die Diskussionen auf internationaler Ebene, aber auch in Deutschland geführt, dass hier das Tötungstabu berührt wird, dass hier das Leichenschändungstabu berührt wird, also wenn es zum Beispiel um die Gewebeentnahme geht, die ja erst nach dem Herzstillstand erfolgt.

Siehe: Todesverständnis

Es wird ein ganz wesentlicher Grundsatz der medizinischen Ethik verletzt, die davon ausgeht, dass der zu behandelnde Arzt ausschließlich zum Wohl des Patienten, mit dem er zu tun hat, zu handeln hat. Diese drei Aspekte, die werden durch die Hirntoddefinition völlig verschluckt, in dem dann auch auf den Organspendeausweisen nur eine Formulierung steht wie ‚für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen, Geweben für Transplantationen in Frage kommt und so weiter und so fort.

Siehe: Patientenwohl, Todesverständnis

Wenn Sie mich nach der Tötung fragen: Auf internationaler Ebene wie zum Beispiel von einem sehr renommierten Professor für Bioethik, Robert Truog, der spricht von ‚Justified Killing‘, ganz klar, und sagt, dass Hirntote nicht tot sind, das ist medizinisch mittlerweile sehr vielfältig bewiesen. Aber trotzdem geht er davon aus, dass hier dann eine Tötung gerechtfertigt wäre, um das Leben anderer Menschen zu retten.

Siehe: Robert Truog, gemeinsame Erklärungen

Aber ein Sterbender ist noch nicht tot, ganz einfach. Der Mensch, der im Sterben liegt und eine schwere Krankheit hat, bei dem versucht man seinen Sterbeprozess zu begleiten, ihm die Hand zu halten.

Siehe: Todesverständnis, Sterbebegleitung

Und gerade die Hospizbewegung hat ja sehr stark reagiert auf diesen Tod im Krankenhaus. Also das heißt, es gibt auch ein Bedürfnis, nach dieser Sterbebegleitung, die hier traditionell sehr stark verankert war und ist in unserer Kultur. Durch diese medizinische Definition wird das Sterben als ein soziales Ereignis komplett verneint und wird nur noch für einen medizinischen Prozess erklärt, für den dann ausschließlich bestimmte Mediziner zuständig sind in der Hirntodfeststellung, die auch wieder ihre eigenen Problematiken hat.

Tote - auch Hirntote - brauchen kein Hospiz und keine palliative Versorgung.

Ich denke, dass diese zweckorientiere Todesvereinbarung von vorneherein die Medizin auf eine schiefe Bahn setzt. Das verbietet sich eigentlich in der medizinischen Ethik, einen Patienten für das Überleben, für die Therapie eines anderen zu instrumentalisieren. Diese Todesdefinition ist auf alle Fälle von vorneherein historisch eine instrumentalisierte Todesdefinition, die exklusiv für die Bedürfnisse der Transplantationsmedizin zugeschnitten wurde.

Siehe: Instrumentalisierung

Sie unterstellen einen absoluten Automatismus, dass, wenn ich Organe entnehme, dass Sie gleichzeitig, also automatisch, das Leben eines anderen Menschen retten. Hier spielt ja auch die Transplantationsmedizin nicht mit offenen Karten. Sie veröffentlicht ja nicht die Zahlen der Überlebensstatistiken von Organempfängern, deren Leben besonders bedroht ist in diesem ersten Jahr nach der Transplantation, da haben wir ja die höchsten Sterberaten. Diesen Menschen wir dann ja auch wiederum die Vorbereitung auf einen anderen Tod, auf ein anderes Sterben genommen, weil sie sich ausschließlich nur noch in der transplantationsmedizinischen Betreuung befinden, die von vornherein so angelegt ist, dass sie nicht heilend wirkt – also die Transplantationsmedizin ist ja keine heilende Therapie –, sondern der Versuch, einem todkranken Menschen noch eine Lebensperspektive zu geben.

Siehe: Transparenz

Das heißt, die Transplantationsmedizin stellt eine Technologie dar, die versucht, unsere leibliche Wirklichkeit zu überwinden und letztendlich – und deswegen ist sie wahrscheinlich auch in ihrem Image so erfolgreich – den Tod überwindbar zu machen.

Noch nie machte die TX Hoffnung auf Unsterblichkeit. Es geht bei der TX darum nicht jung zu sterben.

Und wir wissen, es gibt jetzt sehr viele naturheilkundliche Methoden, die immer mehr auch in die moderne Medizin dringen, die sich gerade von diesem organzentrierten mechanistischen Körpermodell verabschieden.

Für TX gibt es keinen naturheilkundlichen Ersatz.

Und das ist auch das Problem der Transplantationsmedizin, also warum sie nach wie vor – ich würde sagen – in einer experimentellen Phase steckt, weil hier ganz viele Probleme noch nicht gelöst sind und die Nebenwirkung dann, wenn ein Mensch länger lebt durch eine Transplantation, er gefährdet ist, an Krebs zu erkranken.

Die Alternative zur TX ist, schneller zu sterben bei schlechterer Lebensqualität.

Und ich gehe nicht davon aus, dass die Transplantationsmedizin jemals diese Dimension bekommt, die sie verspricht.

TX hält, was sie verspricht: ein längeres Leben bei besserer Lebensqualität. Siehe: Studien

Wie tot ist hirntot? (2018)

Anna Bergmann veröffentlichte im Focus 39/2018 auf Seite 86 den Artikel "Wie tot ist hirntot?"[8]

Nachdem der Organspender das Erscheinungsbild einer Leiche mit den klassischen Todeszeichen angenommen hat, kann die Entnahme beispielsweise von Gehörknöchelchen, Luftröhre, Knochen oder Meniskus beginnen.

Als Medizin- und Kunsthistorikerin, die über die Geschichte des Todes forschte, sollte Anna Bergmann wissen, dass die "klassischen Todeszeichen" (Totenstarre und Totenflecke) erst nach der Organentnahme auftreten, nicht vor der Organentnahme.

Solche Begriffe lassen einen sterbenden Menschen nicht mehr als uns zugehörig, sondern als etwas Fremdes, als Material erscheinen.

Befürworter der Organspende sehen Organspender nicht als Material an, Kritiker hingegen bezeichnen Organspender als solches. Dies lässt den Eindruck aufkommen, dass man etwas Gutes (Organspende) schlechtreden muss, um das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. Dabei wird den Befürwortern der Organspende Begrifflichkeiten zugeschrieben, die man in abwertender Weise selbst benutzt.

Entgegen allen palliativmedizinischen Grundsätzen und dem Hospizgedanken nimmt diese Verdinglichung der Familie und Freunden jede Möglichkeit, einen Organspender beim Sterben zu begleiten und ihm die Hand zu halten.

Hirntote liegen auf Intensivstationen, nicht auf Palliativstationen. Die Schwere ihrer Erkrankung benötigte eine intensivmedizinische Behandlung, um ihr Leben zu retten und ihre Gesundheit wieder herzustellen. Was zu Beginn der Behandlung noch niemand wusste: Die Erkrankung ist schwerwiegender als die Möglichkeiten der Intensivmedizin. Daher endete es im Hirntod.
Die Angehörigen und Freunde können dem in den Hirntod sterbenden Komapatienten sehr wohl die Hand halten, auch dem Hirntoten, doch diese bekommen hiervon nichts mit. Eine Sterbebegleitung im klassischen Sinne mit schwindendem Bewusstsein des Sterbenden ist beim Hirntod kaum möglich, weil diese in den Hirntod sterbenden Patienten meist komatös auf die Intensivstation kommen und danach ihr Bewusstsein nie wieder erlangen.

"Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" (11.12.2013)

Am 11.12.2013 veröffentlichte Schattenblick in dem Artikel "Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" ein Interview mit Anna Bergmann.[9] Darin heißt es:

Im Laufe der Geschichte wurden unterschiedliche Parameter zugrunde gelegt, aber heute ist ein hirntoter Mensch so definiert, dass es sich einerseits um eine tote Person handelt und andererseits um einen noch überlebenden übrigen Körper, so heißt es wortwörtlich in der Transplantationsmedizin.

Siehe: Todesverständnis, Intermediäres Leben

Aber die Transplantationsmedizin geht grundsätzlich davon aus, dass die Person tot ist, weil der Hirnkreislauf zusammengebrochen ist, der allerdings anhand bestimmter medizinischer Parameter empirisch wiederum nachweisbar ist.
Denn die moderne Medizin ist für die Definition einer Person nicht kompetent, da die Person mit ihrem Untersuchungsbesteck nicht empirisch beweisbar ist, selbst wenn sie den Zusammenbruch des Hirnkreislaufs dokumentieren kann.

Die Medizin spricht vom "Tod des Menschen". Siehe: gemeinsame Erklärungen, BÄK 1982, BÄK 1986, BÄK 1991, BÄK 1997, BÄK 2015

... denn die Grundannahme, dass es sich um eine tote Person handele, ist bereits eine durch nichts zu beweisende Hypothese.

Siehe: Todesverständnis

Die Prinzipien der Verbundenheit, der Beseeltheit und das Denken in Analogien kennzeichnen dagegen die magische Vorstellungswelt. Das heißt, die Trennung des Leibes in Körper und Geist ist diesem Denken absolut fremd.

Begrifflich gehören zusammen: Leib und Seele (Philosophie, Theologie), Körper und Geist (Medizin).

... auch hier sind dann Bewegungen von hirntoten Patient_innen, wie bei der kartesianischen Gliedermaschine auch, etwa Heben der Arme, Hochziehen der Schultern, Fingerbewegungen - wozu hirntote Patient_innen ja noch in der Lage sind - als reine Reflexreaktionen gedeutet. Wir haben es also mit dem Konstrukt einer lebendigen Leiche zu tun.

Siehe: Spinale Reflexe, intermediäres Leben

All diese komplexen Zusammenhänge führten schließlich in den neunzehnhundertsechziger Jahren zur Einführung der Hirntoddefinition in die transplantationsmedizinische Praxis, mit deren Hilfe man den Problemen der Organkonservierung und der Organgewinnung aus einem lebenden Körper schon näher kam.

Siehe: Chronik/Hirntod

Pierre Mollaret und Maurice Goulon, zwei französische Neurologen teilten Komapatient_innen, die an das Beatmungsgerät angeschlossen waren, in vier Kategorien ein. Die vierte Kategorie kennzeichneten sie als coma dépassé, was wir als überschrittenes Koma übersetzen können: Patient_innen dieser Gruppe befanden sich in einem so tiefen Koma, dass sie trotz der Beatmung nicht wieder das Bewusstsein erlangten. Hier stellte sich erstmals die Frage, ob bei dieser Gruppe ein Behandlungsabbruch zu rechtfertigen sei. Mollaret und Goulon haben diese Frage strikt verneint.

Pierre Mollaret und Maurice Goulon publizieten ihren Artikel 1959. Bereits 1957 beantwortete Papst Pius XII. die Anfrage von Bruno Haid, ob Hirntote bis zum Herzstillstand weitertherapiert werden müssen mit einem "Nein". Siehe: Pius XII. (1957)

Mit technischer Unterstützung wird ihr Sterbeprozess verlängert, sodass die Organgewinnung im lebendigen Zustand erfolgen kann.

Siehe: Todesverständnis

Aber in den Harvard-Kriterien wurde die Areflexie als obligatorisches Zeichen des Hirntodes bestimmt. Das heißt, in dieser Hirntoddefinition zählte das Rückenmark noch zum Gehirn, sodass der Hirntod nur dann als eingetreten galt, wenn im Rahmen der Diagnostik kein vom Rückenmark ausgehender Reflex mehr zu provozieren war. Dieses Kriterium wurde jedoch noch im selben Jahr aufgegeben, ...

Auch hier schlampte die Ad-Hoc-Kommission, denn Hirntote haben immer noch spinale Reflexe.

Auf Basis der Definition von Tönnis und Frowein dürfen seither Hirntote bestimmte Bewegungen aufweisen - Männer bis zu 17 und Frauen bis zu 14 Reflexe - und diese sind per Definition mit dem Leichenstatus vereinbar, etwa Wälzen des Oberkörpers, Heben eines Armes oder Bauchreflexe.
Grundsätzlich wird der Hirntod medizinisch als Ausfall von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm definiert. Der Ausfall des Hirnstamms wird mit einem Ensemble von Provokationen, zum Beispiel durch Eiswasserspülung der Ohren und Schmerzreizen, wie einem Nadelstich in den Trigeminusnerv in der Nasenwurzel, überprüft. Wenn darauf keine Reaktionen erfolgen, gilt dies als wichtigstes Beweismittel für den Hirntod.

Der Nachweis der Nichtdurchblutung des Gehirns ist das wichtigste Beweismittel für den Hirntod.

Es gibt aber auch unter Mediziner_innen Kritik an dieser Diagnostik. Ich habe beispielsweise einen Neurologen interviewt, der diese Todesfeststellung zunehmend als eine Form der Folter empfand. Er meinte, die Patient_innen damit noch weiter ins Koma zu treiben, zumal dieses Verfahren ja zweimal durchgeführt werden muss. Er betonte, dass jeder, der Komapatient_innen Schmerzreize zufügt, sich natürlich wünscht: "Bitte jetzt keine, keine Reaktion!" Das Ensemble der Hirntoddiagnostik ist also medizinethisch heikel. Denn man muss ja den Hirntod erst beweisen, der nicht zwangsläufig vorliegt.
In den vierziger Jahren wurden beispielsweise Katzen im Labor enthauptet, um sie im geköpften Zustand weiterhin am Leben zu erhalten. An solchen Experimenten orientiert sich die Hirntoddefinition. Der Neurologe Heinz Angstwurm, einer der Protagonisten der deutschen Hirntoddebatte, deutet solche Experimente als Beweis für den Hirntod. Diese Argumentationsfigur schließt übergangslos an die kartesianische Körpermaschine an und meines Erachtens handelt es sich dabei um eine zweckorientierte Konstruktion.

Siehe: Todesverständnis

Die Transplantationsmedizin kennzeichnet ja auch hirnsterbende Patient_innen als human vegetable, Herz-Lungen-Pakete oder spricht von einem überlebenden Restkörper. Mit dieser entmenschlichenden Rhetorik werden diese Patient_innen letztlich sozial ausgestoßen und damit ihre Verdinglichung legitimiert.

Jeder Leichnam wird "sozial ausgestoßen", so auch Hirntote.

Dass uns jedes Wissen über das Erleben beim Sterben verwehrt bleibt, dass wir also nicht wissen können, was in einem sterbenden Menschen vorgeht. Deshalb fordert er eine Maximaldefinition des Todes. Mit einer verengten Todesvereinbarung, wie sie im Hirntodkonzept verwendet wird, begeben wir uns auf Glatteis, erst recht, wenn sie mit den gewalttätigen Konsequenzen einer Multiorganentnahme verbunden ist.

Siehe: Wahrnehmung, Sterbeprozess

Deswegen verbietet sich übrigens auch eine Organspende, wenn testamentarisch eine Ablehnung jeder lebensverlängernden Maßnahme vorliegt.

Testamente werden erst nach dem Tode geöffnet. Gemeint ist hier eine PV.

Außerdem würde ich nicht von einem Hirntod sprechen, weil Tod ja nicht mehr als eine Metapher ist. Den Begriff des Hirnsterbens halte ich für präziser, weil es sich um einen Sterbeprozess handelt, der in einer anderen Reihenfolge des Organversagens stattfindet.
Wir haben es also bei hirnsterbenden Menschen mit dem Phänomen zu tun, dass als erstes das Gehirn zu sterben beginnt und erst danach der Herzstillstand eintritt.

Siehe: Todesverständnis, Sterbeprozess


Mit dem Begriff Hirntod habe ich grundsätzlich Schwierigkeiten, da der Tod ein Sprachbild ist, das selbst gar nicht zu enträtseln ist, denn wir können den Tod nicht definieren. Auf den metaphorischen Charakter des Begriffs Tod hat der Kulturwissenschaftler Thomas Macho hingewiesen - den Tod definieren zu wollen, bleibt ein vergebliches Unterfangen.

Was bisher vielleicht nicht angemessen gelang.

Erstens bleibt der Eintritt des Hirntodes selbst von Spezialist_innen unbeobachtbar - es gibt keine sinnlichen Zeichen des Hirntodes, sondern nur den bürokratischen Akt einer Unterschrift des zweiten Hirntoddiagnostikers, der den Tod des Menschen besiegelt.

Die HTD besagt nicht, wann der Tod eingetreten ist, sondern dass der Tod eingetreten ist. Siehe: BÄK 1997, BÄK 2015

Zweitens verfügt dieser Mensch auch nach seiner Todesfeststellung über Zeichen des Lebendigen, denn sein Herz schlägt weiter.

Siehe: intermediäres Leben

Er atmet mit Unterstützung der Intensivmedizin, die soziale Beziehung wird durch seine Pflege, Ernährung und medizinische Betreuung bis zum Herztod aufrechterhalten.

Diese "soziale Beziehung" gibt es auch beim normalen Tod: Leichenwaschung, Ankleiden und Aufbahrung des Leichnams, Beedigung, 6-Wochen-Amt, Jahresmesse und Jahresgedenken.[Anm. 1]

Erst wenn er auf dem Operationstisch einen Herzstillstand erleidet, stellen sich auch die Zeichen des Todes ein und die Kommunikation wird mit dem Auftritt des Toten abrupt eine andere.

Siehe: Todesverständnis

Mehrere Operationsschwestern haben mir dieses Moment unabhängig voneinander gleich beschrieben: Es wird still im Operationssaal.

Die für die Ausbildung von Pflegepersonal bis 2015 verwendete Literatur beschreibt Hirntote als Sterbende, die der Ärzte als Tote. Das ist ein Problem, das die Medizin zu lösen hat.

Mit sterbenden Menschen kommunizieren wir wie mit Lebenden - ob sich das sprachlich oder durch Körperkontakt abspielt. Auch wenn Sie ohne Sprache mit einem sterbenden Menschen kommunizieren, kann es ein, dass er seinen Arm wegzieht oder Ihre Hand drückt.

Kein Hirntoter zieht die Hand weg oder drückt die Hand.

In der Hirntoddiskussion halte ich die Konzentration auf unsere Beziehung zu sterbenden Menschen für wesentlich und die Frage, wie weit unsere Gesellschaft gehen will: ob sie bereit ist, sämtliche kulturellen Umgangsformen und die soziale Beziehung zu sterbenden Menschen zugunsten einer Organ- und Gewebeentnahme zu verwerfen.

Siehe: Selbstbestimmungsrecht

Unsere Sterbe- und Bestattungskultur muss die Transplantationsmedizin notgedrungen über Bord werfen, um Organe und Gewebe von Patient_innen benutzen zu können.

Die Bestattungskultur wird durch die Transplantationsmedizin gar nicht berührt. Siehe: Sterbebegleitung

Stattdessen erfolgt eine chirurgische Bemächtigung der wehrlosen, sterbenden Patient_innen. Dieser Mensch wird von Grund auf für andere Interessen instrumentalisiert.

Siehe: Todesverständnis, Selbstbestimmungsrecht

Mittlerweile haben außerdem ja auch mehrere für hirntot erklärte schwangere Frauen unter intensivmedizinischer Betreuung Kinder ausgetragen.

Siehe: Todesfeststellung, Todeserklärung, schwangere Hirntote

Die Erfahrungen mit hirnsterbenden Patient_innen haben die gängige Leichenvorstellung sehr stark irritiert, weil eben alle Anzeichen des Lebens erhalten bleiben, wie Blutkreislauf, Stoffwechsel, Atmung mit Unterstützung der Zwerchfelltätigkeit, Blutgerinnungs- und Immunsystem, sodass diese Patient_innen beispielsweise auch selbständig Infektionen abwehren oder Stresshormone entwickeln können.

Siehe: Leben der Hirntoten

Sie sprechen also von einem justified killing, um die zweckorientierte Tötung von bestimmten Patient_innen für die Organgewinnung zu enttabuisieren.

DCD ist in Deutschland verboten.

Aber nüchtern betrachtet hat die Transplantationsmedizin einen neuen Patient_innentypus geschaffen, der medizinisch behandelt und operiert wird, einzig und allein, um seinen Körper als Therapeutikum verwertbar zu machen.

Nicht die TX-Medizin schuf die Hirntote, sondern die künstliche Beatmung mit Überdruck nach Björn Ibsen.

Gleichzeitig, und das konnten Sie gerade erst in der FAZ lesen, gibt es eine ethische Gefahrenquelle: und zwar die Anästhesist_innen sowie die Operationsschwestern und -pfleger, da sie die Organentnahme von Anfang bis Ende unterstützen und miterleben müssen.

Der Anästhesist bleibt nur bis zum Herzstillstand bei der Organentnahme.

Auch darf die Haut abgezogen werden, sie wird beispielsweise für die Behandlung von Brandopfern verwendet.

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Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe (2012)

Anna Bergmann veröffentlichte in "raum6zeit" 179/2012 auf den Seiten 35-41 den Artikel "Organspende - Das Geschäft mit der Nächstenliebe".[10] Darin steht:

Krankenhäuser mit Intensivstationen, auf denen Komapatienten als potenzielle Spender liegen, werden auf eine neue Weise zur Mitarbeit gezwungen. (35)

Organspender sind nur Hirntote. Hirntod ist ein anderer Zustand als Koma.

Auch Minderjährigen ab 16 Jahren wird eine solche Entscheidung aufgebürdet, obwohl normalerweise die Erziehungsberechtigten selbst für den kleinsten operativen oder diagnostischen Eingriff ihre Erlaubnis geben müssen. (36)

Seit 1997 steht in § 2 TPG: "Die Einwilligung und die Übertragung der Entscheidung können vom vollendeten sechzehnten, der Widerspruch kann vom vollendeten vierzehnten Lebensjahr an erklärt werden." Somit hat rund 15 Jahre vor diesem Artikel die Legislative dies so entschieden.

Dieser zweckorientierte chirurgische Zugriff auf einen sterbenden Menschen wird unter den Etiketten christlicher Nächstenliebe und Solidarität beworben. (36)

Siehe: Todesverständnis

Ein sterbender Mensch ist zugunsten der enorm verletzenden und großen Operation einer Multiorgan- und Gewebeentnahme von seinem sozialen Milieu und vice versa die Familie von ihrem Angehörigen in seinen letzten Stunden für fremde Zwecke zu trennen. (37)

Siehe: Todesverständnis und Verabschiedung

Das Sterben wird auf ein rein medizinisches Ereignis reduziert, ein sterbender Mensch nur noch als Körper – im transplantationsmedizinischen Jargon ausgedrückt – als „human vegetable“,„menschliches Herz-Lungen-präparat“,„Restkörper“oder „Herz-Lungen-Paket“ wahrgenommen."

Wie die Quellenangabe aussagt, sind es die Kritiker, die den Hirntoten so bezeichnen.

Die entmenschlichende Perspektive macht den Weg frei für die kommerzielle Körperverwertung. (37)

Dies ist Sprache der Kritiker.

Das Todesmodell, das dem „toten Spender“ jedoch zugrunde liegt, bricht mit allen bisher gültigen Todeszeichen wie Leichenblässe, Totenstarre, Verwesungsprozesse, Totenflecke, Stillstand des Herzens und der Atmung. (38)

Leichenblässe sowie Stillstand des Herzens und der Atmung sind seit Ende des 18. Jh. keine sicheren Todeszeichen. Siehe: Todesverständnis

Dass mit dieser Definition der Personenbegriff von einer philosophischen zu einer naturwissenschaftlich empirisch beweisbaren Kategorie mutierte, kommt einem Kartenspielertrick gleich. (38)
... wird durch die Formulierung „Für den Fall, dass nach meinem Tod eine Spende von Organen/Geweben zur Transplantation in Frage kommt [...]“ die traditionelle Vorstellung von hirntoten Patienten als Leichen in unser Bild von der Organspende eingeflößt. (38)
Die Nutzung dieser Terminologie im Namen der „Aufklärung der Bevölkerung“ trägt den Charakter einer vorsätzlichen Täuschung: Denn Hirntote werden, wie oben zitiert, medizinisch mit „einem überlebenden übrigen Körper“ beschrieben und verfügen nicht über die üblichen Todeszeichen. (38)

Siehe: Todesverständnis

Ist der Hirntod eingetreten, wird der Organspender zum Ersatzteillager. (38)

Dies ist Sprache der Kritiker.

In Deutschland beschweigen die Politik, der Ethikrat und Vertreter der Transplantationsmedizin diese Fachdiskussion über den Hirntod, obwohl auch hierzulande Wissenschaftler, Mediziner und Juristen sich zu Wort melden und unter verschiedenen Aspekten die empirische Widerlegung und Problematik dieser Todeskonzeption thematisieren. (38)

3 Jahre nach diesem Artikel, im Jahr 2015, befasste sich der DER ausführlich mit dem Thema Hirntod. Auf Seite 167 ihres Positionspapieres heißt es: "Einstimmig ist der Deutsche Ethikrat der Auffassung, dass am Hirntod als Voraussetzung für eine postmortale Organentnahme festzuhalten ist."

Hingegen halten die Werbestrategen Statistiken zu den schwerwiegenden „Nebenwirkungen“ der Verpflan-zungstherapie (zum Beispiel Krebserkrankungen, Organabstoßungen, psychische Probleme) und die Sterblichkeitsraten der Organempfänger aus guten Gründen hinter dem Berg. (39)
Zufriedenheit der Transplantierten
Frage: Wie sehen Sie heute Ihre TX an?[11]

A = stimmt / B = stimmt eher / C = eher falsch / D = falsch (n = 203)

Aussage (in %) A B C D o.A.
Die TX war für Sie ein wahres Geschenk. 89,7 3,9 0,5 0,5 5,4
Die TX verbesserte Ihre Lebensqualität. 82,8 8,4 1,0 1,0 6,9
Die TX bewahrte sie vor drohendem Tode. 72,9 10,3 6,9 4,4 5,4
Die TX würden Sie jederzeit wiederholen. 70,0 13,8 4,4 3,4 8,4
Die TX ist eine Zumutung, von der Sie abraten. 3,9 3,4 5,9 78,8 7,9
Die TX hat Ihr Leben eindeutig positiv beeinflusst. 77,8 12,3 2,0 1,0 6,9

Im Winterhalbjahr 2014/2015 wurde von Klaus Schäfer unter Transplantierten eine Online-Umfrage durchgeführt. Dachverbände der Transplantierten gaben den Link zum Online-Fragebogen an ihre Mitglieder weiter. Insgesamt nahmen 203 Transplantierte an dieser Umfrage teil. Hiervon hatten 28,6% ein Herz transplantiert, 24,1% eine Niere, 21,7% eine Lunge und 17,2% eine Leber.

Zu ihrer Zufriedenheit über die durchgeführte TX antworteten die 203 Transplantierten:
Für 89,7% der Transplantierten war die TX ein wahres Geschenk, die bei 82,8% der Transplantierten die Lebensqualität verbesserte und bei 77,8% der Transplantierten das Leben eindeutig positiv beeinflusst hat.
72,9% der Transplantierten hat die TX vor dem drohenden Tode bewahrt. 70,0% der Transplantierten würde die TX jederzeit wiederholen.
Der Aussage von Werner Hanne, dass TX eine Zumutung sei, von der abzuraten sei, stimmten 3,9% zu und lehnten 78,8% ab.

Es gibt bei der TX auch "Verlierer", d.h. ihnen geht es nach der TX schlechter als vor der TX. Dies soll nicht verschwiegen werden. Ihr Anteil ist jedoch kleiner 5%.

Über 70% - politisch ist das mehr als eine 2/3-Mehrheit; damit bekommt man sogar eine Grundgesetzänderung durch - der Transplantierten bewerten ihre TX positiv, weniger als 5% negativ.

TX ist damit eindeutig ein medizinischer Erfolg.

Damit sind die Mitleidsbekundungen einiger Kritiker reine Fehlinformationen oder gar geheuchelte Krokodilstränen.

Durch Organabstoßungen – eine chronische „Nebenwirkung“ dieser Therapie – potenziert sich stetig die Nachfrage. (39)

Dem Gegenüber steht: In dem Buch "25 x 25 geschenkte Jahre" kamen 26 Transplantierte zu Wort, alle mit 25 bis 32 transplantierten Jahren. Nur eine Frau benötigte für diesen Zeitraum eine zweite Niere.

Die Beteiligung der Kliniken konnte bis 2009 kaum gesteigert werden. Nicht zuletzt auch, weil in der Ärzteschaft die dubiose Todesvereinbarung und der sich damit verbindende zweckorientierte Zugriff auf sterbende Komapatienten ethisch heikel und umstritten ist, haben sich in Deutschland bisher die Krankenhäuser mit Intensivstationen der Spendermeldung mehrheitlich entzogen. (39)

Dies ist eine unhaltbare Unterstellung.

Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? (2011)

2011 veröffentlichte Anna Bergmann das Essay "Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht?".[12] Darin heißt es:

Zwischen dem Bedarf und dem „Organangebot“ klafft eine große Lücke, die, wie der ehemalige Chefarzt der Medizinischen Klinik in Gladbeck Linus Geisler erklärte, dem System der Transplantationsmedizin selbst geschuldet ist. Zum einen erzeugt dieses System immanent einen immer größeren Bedarf an Organen – beispielsweise durch Organabstoßungen sowie Schädigungen anderer gesunder Organe von Empfängern infolge der immununterdrückenden Medikamente, was den Bedarf von weiteren Transplantaten potenziert. (10)

Siehe: Re-Transplantation

2008 wurde in den USA der Spenderkreis um eine vom Hirntod unabhängige Patientengruppe erweitert, die mittlerweile auch in einigen europäischen Ländern (Österreich, Schweiz, Niederlanden, Belgien, Spanien) als Organspender dient: die non heart-beating donors. Hierbei handelt es sich um Patienten mit einem Herzstillstand, der durch eine medizinische Behandlung durchaus reversibel sein kann. (10)

Siehe: DCD

Ein weiterer Aspekt ist für die spärliche Resonanz in der Bevölkerung ausschlaggebend: Transplantationsmediziner und Politiker monierten 2005, dass „nur etwa 40 Prozent der Krankenhäuser mit Intensivstationen an der Gemeinschaftsaufgabe Organspende beteiligt waren“. Mit anderen Worten: Bis 2005 machten in Deutschland 60 Prozent aller Krankenhäuser mit Intensivstationen keine Meldungen von hirntoten Patienten. Die klinische Beteiligung konnte auch bis 2009 kaum gesteigert werden. (11)

Die DSO teilt die Kliniken in 3 Kategorien ein: Kategorie A = Universitätskliniken (= 38), B = Kliniken mit Neurochirurgie (= 118) und C = Kliniken ohne Neurochirurgie (= 1.182), so der Stand 2011,[13] dem Erscheinungsjahr des Essay. Im gleichen Jahr weist die DSO als "Todesursachen der Organspender" aus: 59,5% Intrakranielle Blutungen, 13,3% Schädelhirntraumen, 12,9% Ischämisch-hypoxischer Hirnschaden und 12,7% Hirninfarkte. Summarisch sind dies 98,4% der Todesursachen.[14] Bei intrakraniellen Blutungen, Schädelhirntraumen und Hirninfarkte - zusammen 85,5% - kann eine Klinik ohne Neurochirurgie dem Patienten nicht helfen. Daher werden diese Patienten in Kliniken der Kategorie A und B gebracht. Daher gibt es in C-Kiniken nur Patienten mit ischämisch-hypoxischen Hirnschaden. Daher ist es unredlich, in dieser Diskussion alle Kliniken undifferenziert zu betrachten.

Zwei sich widersprechende Ethiken stehen in einem konkurrierenden Verhältnis: auf der einen Seite geht es um die potenzielle Lebensrettung durch Organspenden, auf der anderen Seite sind damit Tabuüberschreitungen verbunden, die unsere Vorstellungen über Menschenwürde, medizinische Ethik und den sozialen Umgang mit einem sterbenden sowie toten Menschen aus den Angeln heben. (11)

Siehe: Ethik

0 Wie viele Angehörige, die nach einer Organspende gefragt werden, hatte auch er keine Vorstellung davon, dass während der Organentnahme der Körper seines Sohnes noch in einem lebendigen Zustand sein musste und daher eine Begleitung seines Kindes bis zum letzten Atemzug ausgeschlossen war. (11)

Siehe: lebendiger Körper, Sterbebegleitung

Wenn der Herztod eingetreten ist, wird in der Regel noch Gewebe entnommen: Augen, Knochen und selbst eine Häutung kann erfolgen. (11)

Diese "Regel" erfolgt bei ca. 30%. Siehe: Gewebespende

Hinsichtlich ihrer methodischen Vorgehensweise stellt die Transplantationsmedizin eine Zergliederung des Lebendigen dar, indem sie Teile aus dem Körper von Patienten herausschneidet und diese in den Leib anderer todkranker Menschen wieder einfügt. (11)

Siehe: Diffamierung, Todesverständnis

Selbst das Sterben wird in der Hirntoddefinition zerlegt: Galt einst der Herztod als Ende des Lebens, ist nun der Todeszeitpunkt durch die Behauptung, die Person des Menschen sei bereits durch den Zusammenbruch des Gehirnkreislaufs verstorben, vorverlegt worden. (11)

Siehe: Todesverständnis, Vorverlegung

So verfügt der Spenderkörper zwar weiterhin über Zeichen des Lebens, aber der „Tote“ hat die ihm bisher zugeschriebenen Wesensmerkmale verloren, ... (11)
Das Herz von Hirntoten schlägt, ihre Lungen atmen mit technischer Hilfe, sie verdauen, scheiden aus, werden bis zu ihrem Herztod medizinisch genährt und gepflegt – und sind von der Erscheinung her nicht von anderen Komapatienten zu unterscheiden. (12)

Siehe: Leben der Hirntoten

... denn Stillstand der Atmung und des Herzens, Leichenblässe, Verwesung, Totenstarre und -flecken sind seit der Einführung der Hirntodkriterien im Jahre 1968 keine zwingenden Todeszeichen mehr. (11f)

Siehe: Todeszeichen

Dieses Verfahren bezieht sich auf ein Körpermodell, das historisch auf die im 17. Jahrhundert begründete kartesianische Körpermaschine zurückgeht: Dem im menschlichen Gehirn verorteten Geist wurde ein entseelter und nach Gesetzen der Mechanik funktionierender Körper entgegengesetzt. (12)

Siehe: Menschenbild

Auf der Methode der Körperzergliederung beruhend, setzt diese Therapieform die Logik der kartesianischen Körpermaschine hinsichtlich des Sterbeprozesses fort. (12)

Siehe: Diffamierung

Der Todeseintritt wird damit auf einen einzigen Zeitpunkt und ein einziges Organ fixiert, wodurch nicht nur der prozesshafte Charakter des Sterbens im biologischen Sinne, sondern das Sterben auch als soziales Ereignis verleugnet werden. (12)
Zudem wird das Tötungstabu dramatisch berührt, sofern professionell Beteiligte den Hirntod nicht als Tod des Menschen wahrnehmen können. (14)
Der Moment, in dem der hirntote Patient sich in eine herztote Leiche verwandelt, ist auf dem Operationstisch wie in einem Laboratorium beobachtbar ... (14)

Siehe: Phänomen Ebene

Während es sich früher um einen „Tatbestand der Vivisektion“ gehandelt

habe, sei es nun einzig der Macht einer Definition zu verdanken, dass der Todeszeitpunkt für Transplantationszwecke vorverlegt wurde. (12)

Siehe: Vivisektion, Vorverlegung, Hans Jonas

Wie flexibel die Hirntodvereinbarung selbst ist, verdeutlicht ihre Geschichte: 1968 legte eine Kommission der Harvard Universität Kriterien für den Hirntod fest. Das Ausbleiben aller Reflexe war hier ein zentrales Todeskriterium, denn das Rückenmark wurde in dieser Definition morphologisch zum Gehirn gezählt. ❙17 Noch im selben Jahr wurde die Areflexie als obligates Zeichen des Hirntodes aufgegeben und der Tod eines Menschen nunmehr auf das Schädelinnere eingegrenzt. Seither dürfen Hirntote bis zu 17 Reflexe aufweisen wie Wälzen des Oberkörpers oder Hochziehen der Arme und Schultern. (12)

Das Papier der Ad-Hoc-Kommission ist als schlecht recherchiertes Papier - es nennt nur eine Quelle - ein Armutszeugnis der Medizingeschichte. Siehe: spinale Reflexe

Die 1963 von ihm und seinem Mitarbeiter Reinhold Frowein aufgestellten Kriterien für den „cerebralen Tod“ eines an der Lungenmaschine noch atmenden Komapatienten waren für die Durchsetzung des heute gültigen Hirntodkonzepts maßgebend. (12)

Siehe: Koma, Hirntod, Wilhelm Tönnis, Reinhold Frowein

Um irritierende Reaktionen auf diese Eingriffe (wie Bewegungen, Hautrötungen, Schwitzen, steigender Puls und Blutdruck) zu unterdrücken, werden dem Hirntoten Schmerzmittel und muskelentspannende Medikamente verabreicht. (12)

Siehe: Schmerz

So erklärte Joachim Gerlach, Professor für Neurochirurgie, 1969 die Hirntoddefinition als eine medizinische Kompetenzüberschreitung: Der Personenbegriff sei durch naturwissenschaftliche Methoden nicht nachweisbar, vielmehr handele es sich um eine philosophische, nicht aber um eine medizinische Kategorie. (13)

Siehe: Körper-TX

... um das Tötungsverbot, das mit der Organentnahme aus dem Körper eines noch lebenden Menschen überschritten wird, ... (13)

Siehe: lebende Körper

So erklärten der renommierte Professor für Anästhesiologie und medizinische Ethik Robert D. Truog und der Professor für Bioethik Franklin G. Miller im Jahr 2008: „Die Begründung dafür, warum diese Patienten [Hirntote, A. B.] für tot gehalten werden sollen, war nie völlig überzeugend. Die Hirntoddefinition erfordert den kompletten Ausfall aller Funktionen des gesamten Gehirns, dennoch bleiben bei vielen dieser Patienten wesentliche neurologische Funktionen erhalten.“ (13)

Siehe: Robert D. Truog, Franklin G. Miller

Das Kriterium der letzten geleisteten Unterschrift für den Todeszeitpunkt eines Patienten erzeugt, wie Gesa Lindemann an der zeitlichen Struktur der Hirntoddiagnostik verdeutlicht, ein flexibles Sterbedatum: So kann beispielsweise nach der ersten Todesfeststellung an einem Freitag die zweite aufgrund von Personalmangel nicht am Wochenende durchgeführt werden, so dass in diesem Fall der Patient erst am Montag verstirbt. (14)

Siehe: Todesfeststellung

„Das hat mich sehr verwundert, weil ich mir gedacht habe – das mag komisch klingen – ‚ wozu Medikamente, wenn er tot ist?‘“ (14)

Statt solcher Zitate zu bringen, stünde es für eine Professorin besser an, sich von einem Mediziner erklären zu lassen, weshalb Hirntote Medikamente bekommen, zumal sie sich mit dem Thema Tod seit Jahren beschäftigt und zu Hirntod seit Jahren publiziert.

Im Laufe der großen Operation einer Organentnahme gibt es nicht eine einzige medizinische Handlung, die im Sinne des Hippokratischen Eides dem Wohl eines Hirntoten verpflichtet ist. (14)

Welches Wohl sollte es denn sein, das über das Wohl eines Toten hinausgeht?

Sie werden durch die Zerstörungshandlung des Leichnams ausgelöst, was auf die Macht des Todestabus und auf die hohe kulturelle Bedeutung des Totenkults verweist, der seit Jahrtausenden die Verstorbenen und die Trauernden vor der Bemächtigung der Toten zu schützen versucht. (14)

Organentnahme ist keine Zerstörung. => Diffamierung

In unserer modernen Gesellschaft wird die Totenpflege mit dem Begriff der Pietät umschrieben. Sie beinhaltet einen Schutz der Toten und der Trauernden: zum einen den würdevollen Umgang mit den Toten. Dieser ist in dem Recht auf Totenruhe verankert; zum anderen den Schutz der Angehörigen, denen ein pietätvolles Totengedenken als Rechtsgut zusteht. Die Transplantationsmedizin muss sich über diese Angehörigenrechte und Bestattungsbräuche hinwegsetzen.(14)

Dieses Recht steht den Hinterbliebenen auch bei Hirntod zu. Es gilt jedoch das Selbstbestimmungsrecht des Hirntoten bei einer Zustimmung zur Organentnahme als höherwertig einzuordnen. So ist es in § 4 TPG festgelegt.

Einen Krankenpfleger überkam Ekel, als Gelenke eines Spenders explantiert wurden, „wenn sie mit Hammer und Meißel an einen Toten herangehen (…), das hat für mich noch eine andere Qualität.“ (14)

Bei so machen Operationen - nicht nur nach Unfällen! - wird auch mit Hammer und Meißel gearbeitet.

Da die Transplantationstherapie auf der Nutzung des Körpers sterbender Patienten beruht, steht diese Medizin unter einem enormen Rechtfertigungsdruck. (15)

Siehe: Selbstbestimmmungsrecht

Bewusstsein verdrängen, und ihr scheint dies mit Hilfe der religiösen Fundierung der Organspende durch die Deutsche Bischofskonferenz zu gelingen: „Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Organspende ein Zeichen der Nächstenliebe.“ (15)

Dieses Zitat ist der Schlusssatz der gemeinsamen Erklärung von EKD und DBK aus dem Jahr 1990. Siehe: EKD DBK 1990

Egal, welchen moralisch hohen und pietätvollen Anstrich die Transplantationsmedizin sich zu geben vermag: Unsere ethischen Normen im Umgang mit Sterbenden und Toten, die Prämissen der medizinischen Ethik und schließlich das Tötungsverbot werden durch das Prozedere der Organgewinnung über Bord geworfen. (15)

Anhang

Siehe auch: Praxis_PalliativeCare

Bemerkung

Man muss sich schon fragen, woher dies destruktive - um nicht zu sagen kriminelle (denn diese Aussagen und Neologismen führen zu erhöhter Ablehnung der Organspende, damit kann weniger Menschen das Leben gerettet werden => hat somit Todesfolge) - Engerie stammt, die unablässig die Organspende diffamiert.

Anmerkungen

  1. Das Jahresgedenken wird bei Märtyrern von Katholiken seit über 1700 Jahren betrieben, bei Jesus von Christen seit knapp 2000 Jahren.

Einzelnachweise

  1. Praxis PalliativeCare 44-2019, 11.
  2. https://initiative-kao.de/thema/aufklaerung Zugriff am 15.04.2020.
  3. Anna Bergmann: Wissensdefizite in der Aufklärung über das andere Sterben von Organspendern und weitere Strategien der Organbeschaffung. In: The European (15.01.2020) Nach: https://www.theeuropean.de/anna-bergmann/acht-fakten-die-in-der-werbung-um-organ-spende-verschwiegen-werden-2/#_ednref16 Zugriff am 11.02.2020.
  4. xyzs://www.gesundheit-adhoc.de/offener-brief-an-die-krankenkassen-deutschlands-sowie-die-gesundheitspolitischen-sprecher-und-2.html Zugriff am 14.06.2019.
  5. Klaus Schäfer: Leben - dank dem Spender. Ergebnisse aus Umfragen unter 203 Transplantierten. Karlsruhe 2013.
  6. Anna Bergmann: Der Mensch als Biomüll. In: taz (02.12.2018) Nach: https://taz.de/Essay-Organspende/!5552042 Zugriff am 19.08.2020.
  7. Anna Bergmann: "Hirntote sind sterbende Menschen". In: Deutschlandfunk (05.09.2018) Nach: https://www.deutschlandfunk.de/organspende-hirntote-sind-sterbende-menschen.886.de.html?dram:article_id=427220 Zugriff am 19.08.2020.
  8. https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/organspende-sterbende-menschen-werden-nur-noch-als-material-angesehen_id_9634005.html Zugriff am 26.10.2018.
  9. Schattenblick: "Jeder Organempfänger muss mit Krebs rechnen" (11.12.2013) Nach: http://www.schattenblick.de/infopool/medizin/fakten/mz2tr498.html Zugriff am 19.08.2020.
  10. http://www.klaerwerk-blog.de/wp-content/uploads/2012/09/rz-179-S.-35-Organspende-Das-Gesch%C3%A4ft-mit-der-N%C3%A4chstenliebe-Prof.-Dr.-Anna-Bergmann.pdf Zugriff am 12.03.2019.
  11. Klaus Schäfer: Leben - dank dem Spender. Ergebnisse aus Umfragen unter 203 Transplantierten. Karlsruhe 2013.
  12. Anna Bergmann: Organspende – tödliches Dilemma oder ethische Pflicht? In: APuZ 20-21/2011, 8-13. Nach: https://www.bpb.de/apuz/33308/organspende-und-selbstbestimmung Zugriff am 25.06.2020.
  13. DSO: Jahresbericht 2011, 12.
  14. DSO: Jahresbericht 2011, 16.
    Die weiteren Todesursachen der Organspender waren im Jahr 2011: 1,0% Entzündliche Hirnschäden, ,4% Primäre intrakranielle Tumore und 0,2% Hydrocephalie.