Andreas Brenner

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Andreas Brenner ist Professor für Philosophie an der Universität Basel.[1]


Schriften

Ich vegetiere, also bin ich. Zur Kritik des Hirntodkonzeptes (2015)

2015 verfasste Andreas Brenner den Artikel "Ich vegetiere, also bin ich. Zur Kritik des Hirntodkonzeptes".[2] Darin heißt es:

Der Hirntote gilt mithin bereits zu einem Zeitpunkt als tot, an dem der Herz-Kreislauf-Tod noch nicht eingetreten ist und daher sind die Organe des Hirntoten auch in einem frischeren und damit für die Transplantation brauchbaren Zustand als beim Beintritt des Herztodes der Fall wäre. (485)

Siehe: Todesverständnis

Die Tatsache, dass das Hirntod-Konzept die Möglichkeit zu einer Instrumentalisierung seiner eigenen Anwendung öffnet, ist ernst zu nehmen. (486)

Die Instrumentalisierung besteht, wie beim Herztod-Konzept und jedem anderen Todeskonzept, in der Todesfeststellung.

Wie also kann eine missbräuchliche Anwendung vermieden werden, konkret, wie kann verhindert werden, dass ein Mensch in Erwartung der Verwendung seiner Organe 'vor der Zeit' als tot erklärt wird? (486)

Siehe: Todeserklärung, Todesfeststellung, Todesdefinition und Ad-Hoc-Kommission.

Diese Frage ist nur mittels einer grundlegenden Kritik des Hirntodkonzeptes aufzuklären, da ja die Anhänger des Konzeptes den Hirntod als den Tod des Menschen betrachten und nach ihrem Verständnis es bei einer seriösen Anwendung des Kriteriums nicht dazu kommt, dass ein Mensch, obwohl er noch lebt, bereits für tot erklärt wird. (486)

Siehe: Todeserklärung, Todesfeststellung und Todesverständnis

Dass der Herztod, wie bereits festgestellt, ein zeitlich nachgeordnetes Ereignis darstellt, ist in diesem Zusammenhang nicht unbedeutend. (487)

Siehe: Herztod-Konzept

Demnach kann also jemand auch nach dem Ausfall der maßgeblichen Hirnfunktionen noch leben, so dass er erst später, nämlich mit Eintritt des Herztodes, stirbt. (487)

Siehe: Todesverständnis

Auf der Phänomen-Ebene sind Hirntote nämlich in all jenen Bereichen, die wir traditionell dem Leben zuschreiben, als lebendig anzusehen. (487)

Der Hirntod ist ein unsichtbarer Tod. Siehe: Anna Bågenholm

So ist ihre Haut nicht blass, sondern gut durchblutet und ihr Körper daher nicht kalt und steif, sondern lebendwarm; der Körper ist nicht in Totenstarre, sondern bewegt sich, von einem Respirator unterstützt, unter seinen Atemzügen. (487)

Kein Hirntoter hat "Atemzüge". Dies wird bei jeder HTD durch den Apnoe-Test überprüft. Daher wird die Atmung von Hirntoten auch nicht durch den Respirator unterstützt, sondern voll, d.h. zu 100%, ersetzt.
Anna Bågenholm war blass, ihr Körper war über eine Stunde nicht durchblutet, sie hatte eine Körpertemperatur (Kerntemperatur) von 14,4°C, sie hat sich seit über einer Stunde nicht mehr bewegt, alles auf der Phänomen-Ebene beschriebene eindeutige Todeszeichen, doch Anna Bågenholm war nicht tot, sondern hat diesen Zustand überlebt und arbeitete hernach wieder als Ärztin.

Es sind solche Wahrnehmungen, welche es vielen Menschen schwer macht, vom Tod eines Menschen zu sprechen: Vieles erinnert mehr an gewohnte Zustände verminderten Bewusstseins, wie den Schlaf oder das Koma als denn an den Tod. (487)

Siehe: Phänomen-Ebene

Kann ein Mensch als tot angesehen werden, wenn 97 Prozent seiner Körperzellen noch funktionieren, aber nur die 3 Prozent, die sein Gehirn ausmachen, ausgefallen sind? (487)

Siehe: 97%

Während nämlich die Kritiker die Bewegungen eines Organismus, der zu 97 Prozent lebendig ist, nicht für weiter verwunderlich halten, werden sie von den Hirntod-Vertretern gleichsam zum Wunder erklärt und, in Anlehnung an die wundersame Auferweckung des Lazarus, als Lazarus-Zeichen gedeutet. (487)

Lazarus kam wieder ins Leben zurück. Kein Hirntoter kam je wieder ins Leben zurück. Siehe auch: intermediäres Leben

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Reaktionen und Repliken zur Hirntod-Debatte (18.10.2012)

Am 18.10.2012 erschien in der Neuen Züricher Zeitung der Artikel "Reaktionen und Repliken zur Hirntod-Debatte".[3] Darin schrieb Andreas Brenner:

Organe werden immer nur von lebenden Menschen transplantiert.

Siehe: Todesverständnis

Menschen, deren Hirnfunktionen ausgefallen sind, alleine deshalb als tot zu bezeichnen, ist falsch, weswegen sich die Einsicht durchsetzt, in diesem Fall vom Sterben eines Menschen zu reden.

Siehe: Todesverständnis

Wenn Becchi nun behauptet, die Todesursache sei in diesem Falle nicht die Organentnahme, sondern der Hirnschaden, fällt er in den von ihm selbst zurückgewiesenen Cartesianismus zurück.

Das Gehirn bringt nicht nur den Geist hervor, das Bewusstsein, sondern ist auch die Datenbank unseres Lebens. Mit Eintritt des Hirntodes ist dies alles erloschen. Es handelt sich daher beim Hirntod keinesfalls um Cartesianismus.

Der Patient hat für den Fall seines irreversiblen Hirntodes einer Organentnahme zugestimmt. Was das bedeutet, muss man dann aber beim Namen nennen: der Wunsch, sich töten zu lassen.

Siehe: Todesverständnis

Kainsmal der Transplantation (23.08.2012)

Am 23.08.2012 veröffentlichte Andreas Brenner in der Neuen Züricher Zeitung den Artikel "Kainsmal der Transplantation".[4] Darin heißt es:

Die erste Frage lautet dann, wie es überhaupt zum Hirntodkonzept gekommen ist. Die Antwort auf diese Frage verdient deshalb Erinnerung, weil sie die Geschichte der Transplantationsmedizin überschattet, und man gewinnt den Eindruck, dass die Transplantationsmedizin aus diesem Dunkel bis heute nicht herausgetreten ist. Als Christiaan Barnard 1967 in Südafrika die erste Herztransplantation vornahm, galt als Todeskriterium das irreversible Herz-Kreislauf-Versagen, also der sogenannte Herztod.

Bereits 1963 wurde in Löwen (Belgien) weltweit die erste Niere aus einem Hirntoten trnsplantiert.[5] Das erst [Therapieende]] nach Feststellung des Hirntodes führte 1960 Pierre Wertheimer durch.

Es liegt in der Logik des Hirntod-Konzepts, den Menschen auf sein Gehirn zu reduzieren.

Die Feststellung des Hirntodes ging der TX um Jahre voraus. Daher sollte in der Diskussion der Hirntod auch getrennt von TX betrachtet werden.

Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein unschöner sprachlicher Ausrutscher, sondern ein extrem reduktionistisches Menschenbild: Der Mensch ist, so die Auffassung, sein Gehirn.

Genau dies sagen auch Neurologen und Hirnforscher, die nun gar nichts mit TX zu tun haben.

Gerade die jüngsten Erkenntnisse über die Bedeutung des Rückenmarks widerlegen nämlich die hirnzentrierte Sicht und machen deutlich, dass es nicht das Gehirn ist, sondern das Rückenmark, welches für die Konstitution der Persönlichkeit massgeblich ist.

Hier fehlt leider der Bezug, die Quelle.

{{Zitat2|Eine schwangere Frau, die nach einem Unfall als hirntot erklärt wird, trägt ihr Ungeborenes bis zur Geburt aus. Will man im Ernst behaupten, dass dieses Neugeborene seine Lebenskräfte von einer Toten empfangen habe oder gar von einer Maschine?]] Siehe: schwangere Hirntote, künstliche Gebärmutter und Plazenta

An einer Tagung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften unterstützten daher bereits vor Jahren neben dem Philosophen Robert Spaemann auch namhafte Mediziner eine Erklärung, die feststellt, dass der Hirntod nicht der Tod des Menschen ist.

Die Robert Spaemann und diese "namhaften Mediziner" sind eine Minderheit, die eine eigene Erklärung abgegeben haben. Diese steht im Widerspruch zu den Schriften der Päpstliche Akademie der Wissenschaften über den Hirntod.

In den USA sind diese Bedenken bereits regierungsamtlich geworden: Menschen, deren Hirnfunktionen ausgefallen sind, gelten, wie es in einem Bericht an den Präsidenten heisst, nicht länger als tot.

Dies sagt nur eine Minderheit des PCB.

Philosoph fordert: «Die Leichenspende sollte verboten werden» (09.08.2011)

Am 09.08.2011 erschien ein Interview mit Andreas Brenner.[6] Darin sagte er:

Ein Hirntoter ist nach allgemeiner Definition ein Mensch mit einer starken Gehirnschädigung. Und diese ist vermutlich irreversibel.

Siehe: Hirntod, HTD und Irreversibilität

Diesem Todeskriterium liegt eine Fixierung auf das Gehirn zugrunde, die Vorstellung, dass das Gehirn den ganzen Organismus integriert und dieser auseinanderfällt, wenn es nicht mehr funktioniert. Das ist ein extrem reduktionistisches Menschenbild: Der Mensch wird auf mentale, neuronale Kapazitäten reduziert, und wenn diese nicht mehr leistungsfähig sind, erklärt man ihn für tot.

Siehe: Todesverständnis

Ja, man findet das Hirnkonzept einerseits nicht schlüssig und gibt zu, dass Organentnahme bei Hirntod eine Tötung ist, will aber mit Transplantationsmedizin trotzdem weitermachen. Man überlegt sich nun, die Organentnahme als «justified killing» zu betrachten, als gerechtfertigtes Töten.

Siehe: justified killing

Damit verabschiedet man sich vom Geist des über 2000 Jahren geltenden hippokratischen Eides, wonach die Ärzte das Leben nicht beenden dürfen.

Selbst wenn man Hirntote als unvermeidlich Sterbende ansieht, ist es noch kein aktives Beenden des Lebens, sondern ein Sterbenlassen.

Zum einen sind, wie der amerikanische Bioethikrat heute feststellt, viele Menschen, denen Organe entnommen werden, erst nach der Explantation tot.

Diese Auffassung hatte nicht der gesamte PCB, sondern nur eine Minderheit. Einigkeit herrschte jedoch im PCB, dass mit dem medizinischen Zustand "Hirntod" ein Kritierium für die Organentnahme geschaffen ist. Man muss es nur als Tod des Menschen anderes begründen.

Die Lebendspende überlebt der Organspender, an der so genannten Leichenspende stirbt er.

Siehe: Todesverständnis

Die so genannten Leichenspende ist, wie gesagt extrem fragwürdig. Ethisch ist sie nicht haltbar.

Leider fehlt hier die Begründung.

Wann ist der Mensch tot? (>2009)

2009 oder später veröffentlichte Andreas Brenner den Artikel "Wann ist der Mensch tot?".[7] Darin heißt es:

Darf man, so lautete die nachdenkliche Frage der amerikanischen Mediziner, einem Lebenden das Herzen entnehmen? Natürlich nicht, und so ersann sich die Ethikkommission der Universität in Cambridge ein neues Todeskriterium, das des Hirntodes.

Siehe: Chronik/Hirntod und Pierre Wertheimer

Und gerade diese Vorverlegung des Todeszeitpunkts ist bis heute immer wieder Gegenstand von Debatten.

Es ist eine Präzisierung des Todes.

Kritiker sehen darin nämlich eine Verkürzung des Menschen auf sein Gehirn und bestreiten, dass der Mensch mit der Leistungsfähigkeit seines Gehirns angemessen verstanden werden kann.

Was ist der Mensch ohne Gehirn?

Warum werden zur Transplantation vorgesehene Menschen weiterhin als «Patienten» bezeichnet und nicht schlicht als Leichname?

Von Medizinern und Juristen werden Hirntote als Tote bezeichnet, von Kritikern als Patienten.

Sowohl medizinische wie auch philosophische Forschung, letztere vor allem aus dem Bereich der Leibphänomenologie, machen deutlich, dass wir Leben und Tod besser verstehen können, wenn wir das Gehirn nicht als das Zentralorgan des Menschen betrachten.

Wie denn das?

Dieses wird empfindlich und wahrscheinlich irreversibel gestört, wenn ein wichtiges Organ ausfällt, es bricht deswegen aber nicht notwendigerweise ab.

Siehe: Irreversibiliät

Leben - Eine philosophische Untersuchung (2007)

2007 veröffentlichte Andreas Brenner das Buch "Leben - Eine philosophische Untersuchung".[8] Darin heißt es:

Durch diese Verschiebung des Todeskriteriums verlagert sich auch die Definition des Lebens: statt wie bislang – beim Menschen – üblich, das Herz als Zen-tralorgan über Leben und Tod anzusehen, rückt nun das Hirn in diese Position.

Mit der Definition des Todes über das Gehirn wurde die Bestimmung des Todes präzisiert.

Mit dem Herz scheiden nun aber auch die vom Herz bewirkten Folgen wie das Durchblutetsein als Lebensindizien aus – auch ein gut durchbluteter menschlicher Körper kann nun als tot gelten365 – und es kommt alleine auf die Tätigkeit des Gehirns an.

Das Menschsein ist nicht über den Blutkreislauf definiert, sondern als geistiges Wesen. Der Geist aber hat nichts mit dem Herzen zu tun, sondern mit dem Gehirn.

Zitiert

Ein Hirntoter ist nach allgemeiner Definition ein Mensch mit einer starken Gehirnschädigung und diese ist vermutlich irreversibel. Das bedeutet aber nicht, dass er tot ist. Jeder gehirntote Organspender wird von den Transplantationschirurgen auf dem Operationstisch anlässlich der Entnahme seiner lebendfrischen Organe bei lebendigem Leib vorsätzlich getötet!"[9]

Siehe: Todesverständnis

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Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise