Vorlage:Die 4 Ebenen des Todes: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 4. Dezember 2019, 18:57 Uhr

Für die Neurochirurgen Linke und Kurthen besitzt der Tod vier Ebenen:[1]

1. Wer oder was stirbt? Subjekt des Todes
2. Was ist Tod? Definition des Todes
3. Woran lässt sich der Tod erkennen? Kriterien des Todes
4. Wie lässt sich der Tod nachweisen? Testverfahren zur Feststellung des Todes

zu 1. und 2. hier ist besonders die Philosophie und die Theologie gefragt. zu 3. kommt die Medizin hinzu, 4. ist ganz der Medizin zu überlassen

1. Wer oder was stirbt?
Dies ist mit der nächsten Frage das Fundament, um dem Tod des Menschen auf die Spur zu kommen. Der Mensch ist sicherlich nicht sein Körper, wenngleich der Körper zum Menschen gehört. Ein Leichnam, ein Stuhl, ein Stein, sie sind alle Körper - aber keine Menschen. Zum Menschsein gehört Leben, gehört Stoffwechsel. Ein menschlicher Körper mit Stoffwechsel - wie es ein Hirntoter - ist das ein Mensch?
Angesichts des Hirntodes lässt sich der lebende Mensch schwerer definieren, denn der Hirntod trennt die kognitiven, sensorischen und motorischen Fähigkeiten eines Menschen vom reinen Stoffwechsel eines Körpers. Zurück bleibt ein Körper mit Stoffwechsel, doch ist das ein lebender Mensch? Es ist sicherlich ein menschlicher Körper, aber ist es ein lebender Mensch?
Durch die Zerstörung des Gehirns sind Wahrnehmung, Bewusstsein, Wissen und Können sowie lebenswichtige und lebensschützende Reflexe für immer erloschen. Haben wir damit einen lebenden Mensch oder ist der Mensch mit dem Hirntod verstorben? Diese wichtige Frage wird unten nochmals aufgegriffen.
Im KKK heist es im Kanon 382: "Der Mensch ist 'in Leib und Seele einer'". Und in KKK 1016 heißt es: "Durch den Tod wird die Seele vom Leib getrennt." Damit ist der Mensch als Leib-Seele-Einheit definiert, dem mit seinem Tode diese Einheit zerbricht. Da die Seele nicht beweisbar ist, kann auch diese Leib-Seele-Einheit und ihr zerbrechen naturwissenschaftlich nicht bewiesen werden.
Die Medizin kennt den Menschen als psychosomatische Einheit, denn die Psyche beeinflusst die Soma und die Soma die Psyche. Dies wird darin deutlich, dass großer körperliche Schmerz uns jede Lebensfreude nehmen kann. Umgekehrt kann großes seelische Leid (z.B. Trauer) zu körperlichen Reaktionen (z.B. Tränen) führen.
Mit dem Hirntod ist diese psychosomatische Einheit des Menschen eindeutig zerbrochen: Das Gehirn als physiologische Grundlage der Psyche ist abgestorben und aufgelöst (Autolyse). Damit ist auf der Seite der Psyche nichts mehr vorhanden. Auf der Seite der Soma ist keine Sinneswahrnehmung mehr möglich. Zwar gelangen die Sinnesreize noch zum Kopf, doch das Gehirn als verarbeitendes Organ existiert seit dem Hirntod nicht mehr. Die physiologische Grundlage der Psyche völlig zerstört und die Soma schwer geschädigt, kann bei Hirntoten nicht mehr von einer psychosomatischen Einheit gesprochen werden.

2. Was ist Tod?
Bei der Frage nach dem Tod ist ein Blick in die Thanatologie, die Wissenschaft vom Sterben und Tod, sehr hilfreich: Beim üblichen Sterben bleibt das Herz stehen. Wir sagen, dass damit der Tod des Menschen eingetreten ist. Der Mensch ist tot, sagen wir um 10 Uhr. Bis 12 Uhr haben sich die sicheren Todeszeichen ausgebildet, Totenflecken und Totenstarre. Niemand wird bestreiten, dass dieser Mensch tot ist. Doch sein Körper weist noch Leben auf. Bis 18 Uhr können elektrische oder mechanische Schläge Muskelkontraktionen auslösen. Die Verdauung arbeitet bis ca. 10 Uhr des Folgetages. Die Hornhaut der Augen hat 3 Tage später noch so guten Stoffwechsel, dass sie transplantiert werden kann.
Der Mensch ist zwar seit 10 Uhr tot, aber seinen Organe und Zellen leben über diesen Individualtod (Tod eines Individuums) hinaus. Diese Zeitspanne bis zum Tod der letzten Körperzelle wird „intermediäres Leben“ genannt, das Leben vom Tod des Individuums bis zum Tod seiner letzten Körperzelle, beim Menschen gekühlt nach über einer Woche. Das intermediäre Leben zeigt deutlich auf, dass man zwischen dem Tod des Individuums und dem Tod der Organe und Zellen unterscheiden muss, wie wichtig die Klärung der Frage nach dem Subjekt Mensch ist.

3. Woran lässt sich der Tod erkennen?
Der Tod muss erkennbar sein. Die theologische Antwort, dass der Tod dann eingetreten ist, wenn die Seele den Leib verlassen hat, ist hier wenig hilfreich, denn das Verlassen der Seele aus dem Leib lässt sich weder beobachten noch nachweisen, es sei denn, man setzt den letzten Atemzug mit dem Verlassen der Seele aus dem Leib gleich. Dann jedoch ist klar, dass Hirntote Tote sind, denn alle Hirntote haben ihren letzten Atemzug bereits getan.
Stillstand von Herz und Atmung sind keine sicheren Todeszeichen. Aus diesem Zustand können Menschen unter Umständen durch Reanimation herausgeholt werden. Dies wurde bereits Ende des 18. Jh. erkannt. Daraufhin fand man Totenflecken und Totenstarre als sichere Todeszeichen. Von der Beantwortung der beiden ersten Fragen hängt es ab, ob man den Hirntod als den Tod des Menschen betrachtet. Wenn Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm irreversibel ihre Funktion verloren haben, ist der Mensch tot. So steht es im TPG.

4. Wie lässt sich der Tod nachweisen?
Nach über einer Stunde kann man Totenflecken deutlich sehen, Totenstarre deutlich spüren. Beim Hirntod bringt die HTD ans Tageslicht, ob Hirntod vorliegt.

  1. M. Kurthen, Detlef B. Linke: Der Hirntod. Testung, Kriterienfindung, Definition, Attribution und Personkonzept. In: Richard Toellner (Hg.): Organtransplantation – Beiträge zu ethischen und juristischen Fragen. Stuttgart 1991, 83. Nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 30.