Spontanaktivität

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Die Spontanaktivität ist die elektrische Aktivität einer erregbaren Zelle, z.B. einer Nervenzelle, die durch keine erregenden oder dämpfenden Reiz beeinflusst wird. Nahezu alle erregbaren Zellen des Körpers weisen eine Spontanaktivität auf, die durch äußere Einflüsse verändert (moduliert) wird. Diese Einflüsse können von anderen Zellen stammen oder von Außen im Sinne von Sinnesreizen auf die Zellen einwirken.

Eine medizinische Bedeutung haben die Spontanaktivität des Sinusknotens im Herzen und die messbare Spontanaktivität der Muskeln. Der Sinusknoten sorgt durch seine höhere Spontanentladungsrate für eine Synchronisation nachgeschalteter Zentren der Erregungsbildung und Ausbreitung im Herz. Fällt er aus, so setzen Ersatzrhythmen ein, die nicht immer für eine koordinierte und hinreichende Kontraktion des Herzmuskels sorgen. Die elektrische Aktivität des Sinusknoten wird mit Hilfe des Elektrokardiogramms (EKG) beurteilt, wo die von ihm ausgehende Vorhoferregung in der P-Welle abgebildet ist. Die Spontanaktivität entspannter Muskeln kann mit der Elektromyographie (EMG) aufgezeichnet werden. Das EMG erlaubt eine Beurteilung des motorischen Systems im Hinblick auf verschiedene Muskel- und Nervenerkrankungen.

Die Spontanaktivität ist den Reflexen weit überlegen. Sie kann als revolutionäre Neuentdeckung der Extrapyramidalmotorik betrachtet werden. In ihr finden sich erste Neuronen, die ihre Ansprechbarkeitsschwelle bis auf Null abgesenkt haben und damit "spontanaktiv" geworden sind. Sie liegen vor allem in den Basalganglien und sind für die Kindsbewegungen schon vor der Geburt zuständig. Nach der Geburt gewinnen sie rasch an Bedeutung für den Haltungs- und den Bewegungsautomatismus, indem sie die Sensomotorik dazu antreiben, das aufgebaute Muster unaufhörlich weiterlaufen zu lassen, bis der Wille des Individuums etwas anderes will. Dank dieser spontanaktiven Neuronen können wir uns auf das Sprechen konzentrieren, während wir sitzen oder gehen, ohne ständig an das Sitz- oder Gehmuster denken zu müssen. Die extrapyramidale Automatik übernimmt diese Aufgabe für uns.[1]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Gino Gschwend: Neurophysiologische Grundlagen der Hirnleistungsstörungen. Basel 1998, 48.