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Dies stimmt nur bedingt. In der Berechnung der Punkte für die Zuweisung der Organe erhalten Patienten mit seltener Blutgruppe Bonuspunkte, die diese natürliche Benachteiligung ausgleichen.
Dies stimmt nur bedingt. In der Berechnung der Punkte für die Zuweisung der Organe erhalten Patienten mit seltener Blutgruppe Bonuspunkte, die diese natürliche Benachteiligung ausgleichen.
== Sind Nahtod-Erfahrungen Bilder aus dem Jenseits? (2001) ==
Marianne Diehl veröffentlichte o.g. Artikel in Bild der Wissenschaft. Im Internet steht er unter: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/62660 (Zugriff am 20.10.2014)
==== Hirntote werden mit Nahtoderfahrung in Verbindung gebracht ====
Diehl bringt in ihrem Artikel Nahtoderfahrung und Hirntod zusammen. Alleine damit wird suggeriert, dass Hirntod noch nicht Tod sei.
Der Hirntod ist der Tod des Menschen. Da ändert auch sein schlagendes Herz nichts. Diese Verbindung zwischen Nahtoderfahrung und Hirntod ist ein klarer Beweis, dass der Hirntod nicht verstanden wurde.
==== 1968 sei das endgültige Koma in Hirntod umbenannt worden ====
"Auch in den USA waren Herztransplantationen durchgeführt worden, und so entschloss eine Ad-hoc-Kommission der 'Harvard Medical School' 1968 das endgültige Koma in Hirntod umzubenennen."
Zwischen Hirntod und Koma gibt es einen klaren Unterschied, auch gegenüber einem endgültigen Koma. Daher kann das endgültige Koma nicht zum Hirntod umbenannt werden.
==== Hirntote könnten Schmerzen empfinden ====
"Und selbst Transplantationsmediziner räumen ein, dass für hirntot erklärte Patienten möglicherweise doch über Schmerzempfinden oder Wahrnehmungsvermögen verfügen können."
In [[D/A/CH]] wird es kaum einen Transplantationsmediziner geben, der das [[Schmerzwahrnehmung|Schmerzempfinden]] der Hirntoten auch nur in Betracht zieht.
== Einzelne Aussagen ==
=== Sterben, um zu leben (2014) ===
Am 15.10.2014 stellte Marko Völke unter der Überschrift "Sterben, um zu leben" den SR-Film "Die Hoffnung stirbt zuletzt – Warten auf ein Spendeorgan" vor, der am 26.10.2014 um 17:30 Uhr ausgestrahlt wurde.
"Sterben, um zu leben", so heißt der Titel. Damit suggeriert Völke, dass die Organspender gestorben seien, damit andere leben könnten. - Bei allem Verständnis für journalistische Freiheit und den damit verbundenen Wortspielen (leben, sterben), aber das ist hier ganz klar eine Verdrehung der Tatsachen:<br>
Ich hätte mir hier einen Titel gewünscht wie "Leben, weil jemand Ja sagte".


== Anhang ==
== Anhang ==

Version vom 19. Oktober 2014, 19:56 Uhr

A-Website (2013) Hirntod-Organspende (2013) Positionspapier EFiD (2013) kurze Texte Grauzone Hirntod (2010)
Organwahn (2014) Die Lebenden und ... (2014) Artikel (ab 2015) Presse Gegenüberstellung
Organwahn (2015) Gustl (2018) Aktion-Leben (2015) Internet Filme
50 Jahre TX (2017) arte (2018) Katholisches (2018) Prantl (2018) Sterben lassen (2018)
CDL epochtimes
Vorbemerkungen zu diesen Richtigstellungen:
  • Wer Halb- bzw. Unwahrheiten verbreitet, der täuscht.
  • Wer Halb- bzw. Unwahrheiten zitiert verbreitet, täuscht auch.[Anm. 1]
  • Wer bewusst Halb- bzw. Unwahrheiten verbreitet, begeht den Tatbestand der bewussten Täuschung.[Anm. 2]

Akt der Nächstenliebe oder Tötung? (2014)

Hans-Joachim Türk veröffentlichte am 06.10.2014 im Bayerischen Rundfunk den Beitrag "Akt der Nächstenliebe oder Tötung?"[1]

Hirntod

Hirntod habe den Herztod abgelöst

"Der Hirntod, der als Feststellung des Todes den Herztod abgelöst hat, wird ohne Bedenken anerkannt."

Der Herztod begann Ende des 18. Jh. als sicheres Todeszeichen auszulaufen. Seit den ersten erfolgreichen Reanimationen gehört der Herzstillstand zu den unsicheren Todeszeichen. Erst Totenstarre und Totenflecken gehören zu den frühen sicheren Todeszeichen. Der Hirntod kam als weiteres sicheres Todeszeichen mit hinzu.

Organspende sei als Verstümelung angesehen worden

"Papst Johannes Paul II. bezeichnete 1995 die Organspende als Ausdruck vorbildlicher Nächstenliebe. Das stellt eine ziemliche Wende in der Haltung der katholischen Kirche beim Thema Organspende. Denn bis in die 50er Jahre sprach die katholische Kirche vom Verstümmelungsverbot."

Dass Organspende Verstümmelung sei, implementiert der Autor, aber nicht die kath. Kirche, denn Papst Pius XII. (1876-1958) sagte in einer Ansprache am 24.11.1957 auf die Frage um Weiterbeatmung eines schwer komatösen Patienten:[2]
""Wenn tiefe Bewusstlosigkeit für permanent befunden wird, dann sind außerordentliche Mittel zur Weiterbehandlung des Lebens nicht obligatorisch. Man kann sie einstellen und dem Patienten erlauben zu sterben."

Damals war der Hirntod noch nicht bekannt. Der Zustand wurde daher mit "tiefe Bewusstlosigkeit für permanent befunden" beschrieben. Auch deswegen die Formulierung von "erlauben zu sterben". Dabei ist beim Hirntod das Gehirn bereits abgestorben. Damit ist der Mensch als bewusst denkendes Wesen gestorben.

Bereits 1990 bezeichnete der Rat der Evangelischen Kirche Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz in ihrem ersten gemeinsamen Text die Organspende als "ein Akt der Nächstenliebe". die genannten 1995 sind somit 5 Jahre später.

Havard-Kommission hätte Gesamthirntod verabschiedet

"Seit der Erklärung der Havard-Kommission von 1968 gilt weltweit, dass der Hirntod als Tod von Großhirn, Hirnstamm und Kleinhirn dabei den Ausschlag gibt. "

Der genannte Gesamthirntod gilt in D/A/CH. In den USA, Großbritannien und Polen gilt der Hirnstammtod.

Komapatienten seien sonst keine Menschen

"Der Mensch ist nicht nur Gehirn, sonst wären Komapatienten und Gehirngeschädigte keine Menschen mehr."

Der Hirntote bleibt in gleicher Weise wie der Herztote auch in seinem Tod ein Mensch. Beides sind jedoch tote Menschen. Der Komapatient ist hingegen ein lebender Mensch, auch wenn er zu keiner Denkleistung fähig ist.

Ist es Organspende moralisch erlaubt?

"Sterben ist ein differenzierter Prozess, der sich hinzieht, so dass ein genauer Zeitpunkt des Todeseintritts nicht festgestellt werden kann. Erst im Nachhinein ist eine zuverlässige Aussage möglich. Aus diesem Grund stellt sich die Frage, ob es moralisch erlaubt ist, sich als noch Lebender vor dem endgültigen Tod für eine Spende zur Verfügung zu stellen."

Das Sterben ist ein Prozess, der Tod eine Definition. Ob Herztod, Hirntod, biologischer Tod oder absoluter Tod, sie alle sind eine Definition.

Ob es moralisch erlaubt ist, dass Hirntote Organe spenden, haben die beiden großen Kirchen im Jahre 1990 mit ihrer gemeinsamen Erklärung bereits beantwortet: Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe.
Dabei wurde in diesem Papier der Hirntod sehr trefflich beschrieben: "Der Hirntod bedeutet ebenso wie der Herztod den Tod des Menschen. Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt. Der unter allen Lebewesen einzigartige menschliche Geist ist körperlich ausschließlich an das Gehirn gebunden. Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden. ... Hirntod bedeutet also etwas entscheidend anderes als nur eine bleibende Bewußtlosigkeit, die allein noch nicht den Tod des Menschen ausmacht."

Sonstiges

EKD und Organtransplantation

Der erste genannte Link am Ende des Beitrags lautet: "EKD und Organtransplantation [Papier der EKD zur Organtransplantation von 1990)".

Klickt man diesen Link an, kommt man zwar auf die Seite der EKD,[3] doch das Papier heißt "Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD, 1990, Bonn / Hannover". Damit hätte man in gleicher Weise auch schreiben können: "DBK und Organtransplantation [Papier der DBK zur Organtransplantation von 1990)" mit einem Link zu http://www.dbk-shop.de/media/files_public/yxugydsoujj/DBK_61.pdf - das wäre genauso falsch gewesen.

Eine korrekte Darstellung hätte gelautet: ""EKD und DBK zur Organtransplantation [Gemeinsames Papier zur Organtransplantation von 1990)".

kurzer Abriss über die Geschichte der Organspende

- 1962 wurde die erste Niere verpflanzt - 1967 in den USA die erste Leber übertragen - 1967 gelang Christiaan Bernard in Kapstadt die erste Herztransplantation - 1968 folgte die erste Lungenübertragung - 1987 war die erste Dünndarmtransplantation - 1967 wurde "Eurotransplant" zur Organisation der Transplantationen in Mitteleuropa gegründet - 1997 trat in Deutschland das Transplantationsgesetz in Kraft - 2012 kam der Organspendeskandal ins Rollen: An einigen Kliniken wurden Organe nicht nach medizinischen Kriterien verteilt

So wird die Geschichte der Organspende dargestellt, von den ersten Organtransplantationen über die Verabschiedung des TPG und 15 Jahre später der Organspendeskandal. - Ist es nicht vorbildlich, dass Organspende 15 Jahre lang ohne nennenswerte Skandale vorzüglich gelaufen ist?

Dazu im Vergleich der Straßenverkehr: Wie viele rote Ampeln werden täglich von Autofahrern missachtet? Wie viele Strafanzeigen erfolgen wegen massiven Geschwindigkeitsüberschreitungen? Wie viele Menschen kommen täglich im Straßenverkehr zu Tode? - Und niemand ist da, der die Schließung von Autobahnen fordert.
Warum verhalten sich Menschen bei der Organspende so völlig anders?[Anm. 3]

TX müsse ersetzt werden (2014)

Alexandra Manzei gab für das Deutschlandradio ein Interview, das am 29.3.2014 unter der Überschrift "Die Transplantationsmedizin muss ersetzt werden" ins Internet gestellt wurde.[4]

Hirntod

Fehlerquote von 0,67 Prozent

Christopher Ricke, der das Interview führte, schreibt in seiner Einführung zu diesem Interview mit Prof. Alexandra Manzei: "Es gibt nämlich zu viele Fehler bei der Diagnose Hirntod. Das heißt, es werden offenbar Menschen Organe entnommen, die noch gar nicht hirntot sind. Die Deutsche Stiftung Organspende spricht da von 0,67 Prozent Fehlerquote. Das klingt nicht viel, wären aber umgerechnet immerhin sechs Patienten, bei denen im vergangenen Jahr der Hirntod fälschlich diagnostiziert wurde."

Wenn man hingegen die Informationen der DSO vom Februar 2014 liest, stellt sich das ganz anders dar: "In zwei Fällen ist es nach Information der DSO zu einer Organentnahme nach formal fehlerhafter Hirntoddiagnostik gekommen. In einem Fall hat eines der vier Hirntodprotokolle gefehlt und in dem anderen Fall sind die Untersuchungszeiten nicht korrekt eingehalten worden. Es wurde jedoch zweifelsfrei bestätigt, dass beide Spender vor der Organentnahme hirntot waren. In den weiteren Fällen wurde auf Intervention von Koordinatoren der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) die Hirntoddiagnostik korrekt wiederholt oder es hat bei weiterhin zweifelhafter Diagnose keine Organentnahme stattgefunden."[5]

Komapatienten würden als tot gelten

"Zur gleichen Zeit entwickelte sich der Bedarf von Organen in der Transplantationsmedizin, und man hat dann in einer doppelten Bestimmung festgelegt, dass diese Komapatienten, die eben nicht mehr aufwachen, gleichzeitig als tot gelten."

Koma und Hirntod sind zwei deutlich voneinander zu trennende Begriffe.

  • Bei Komatösen funktioniert noch teilweise Großhirn, Kleinhirn oder Hirnstamm. Menschen im Apallischen Syndrom[Anm. 4] besitzen zwar keine oder sehr eingeschränkte Wahrnehmung, aber sie haben noch teilweise Hirnstammreflexe.
  • Bei Hirntoten mit ([Ganzhirntod]) funktioniert in Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm nichts mehr. Die Gehirnzellen sind abgestorben, sodass noch nicht mal mehr Hirnstammreflexe festzustellen sind.

Menschen, die wiederbelebt werden können, würden tot sein

"Und da muss man sich die Frage stellen, wie können wir bei einem Patienten, der sozusagen in der Lage ist, wiederbelebt zu werden, dann noch davon ausgehen, dass er tot ist."

Vorausgehend spricht Prof. Manzei von der Wiederbelebung nach dem Maastrichter Protokoll und damit von dem in Deutschland verbotenen DCD, um abschließend diese Aussage zu treffen. Diese wiederbelebten bzw. wiederzubelebenden Menschen sind in Deutschland keine Toten, es sei denn, es wird an ihnen der Hirntod festgestellt. Hirntod ist aber völlig unabhängig von DCD der Tod des Menschen, weil hier zwar der Körper aber nicht mehr der Mensch reanimiert werden kann.

Man würde den Menschen weismachen, dass "hirntote Patienten" Tote seien

" Eines der großen Dilemmata im Moment sehe ich darin, dass man den Menschen weismacht, dass es sich bei hirntoten Patienten um Tote handelt."[Anm. 5]

Der Ausdruck "hirntote Patienten" ist ein Widerspruch in sich. Entweder ein Mensch ist hirntot, dann ist er damit kein Patient mehr. Oder er ist Patient, aber damit kann er nicht hirntot sein. Denn nach Feststellung des Hirntods wird die Behandlung eingestellt, d.h. die künstliche Beatmung wird ausgeschaltet, wobei nach wenigen Minuten der Herztod eintritt.

Der Hirntod ist der Tod des Menschen.
Der Herztod ist der Tod des Körpers.

Man muss "ganz ehrlich aufklären"

"Wenn wir von den Leuten erwarten, dass sie, wie ich es nennen würde, im Prozess des Sterbens ihre Organe spenden oder einer Organspende zustimmen, muss man sie ganz ehrlich aufklären."

Bei einem Wettkampf - z.B. einem Ultralauf von über 100 km -, bei dem sich nur 2 Sportler gemeldet haben dann zu sagen: Der eine wurde Vorletzter, während der anderen den siegreichen 2. Platz errungen hat, entspricht formal der Wahrheit, erweckt jedoch bei den Hörern bzw. Lesern einen irreführenden Eindruck. Der Sieger ist hierbei nicht der Vorletzte, sondern der Sieger. Der Verlierer in diesem Zweikampf ist nicht der Zweite, denn es gibt keinen Dritten. Er ist der Verlierer. - Ähnlich ist es im Umgang mit dem Hirntod. Die Worte stimmen formal, aber die damit transplantierte Botschaft ist irreführend. Das entspricht keiner "ganz ehrlichen" Aufklärung, wie sie von Kritikern gefordert wird, sondern entspricht juristisch einer Irreführung.

Der Hirntod ist der Tod des Menschen, d.h. die biologische Grundlage für Wahrnehmung und Bewusstsein ist abgestorben. Da lässt sich nichts mehr reanimieren. Was noch stirbt, das ist der Körper. Er befindet sich noch in einem Sterbeprozess, er befindet sich in der Phase des intermediären Lebens, das auch noch Tage nach dem Herztod abläuft, selbst nach Totenflecken und Totenstarre.

Es gäbe jährlich in Deutschland offiziell 2.000 Hirntote

"Hirntote Patienten haben wir lediglich offiziell, nach DSO-Zahlen, um die 2.000."

Abgesehen von dem inneren Widerspruch, dass es keine "hirntoten Patienten" gibt: Diese Zahl von rund 2.000 ist die Zahl der potentiellen Organspender. Für die Gesamtzahl der jährlichen Hirntoten in Deutschland muss man jedoch noch alle die Hirntoten hinzuzählen, deren Organe so schlecht sind, dass sie für eine TX nicht in Frage kommen. Dies sind noch weitere rund 3.000 Hirntote.

Organtransplantation

Alternativen, wie sie Prof. Alexandra Manzei sieht

"Und zwar beginnend, sage ich mal, bei präventiven, also vorbeugenden Maßnahmen, die da ansetzen, dass erst gar keine Organschäden entstehen. ... Das kann sein, auf das Verhalten einzelner einzuwirken, dass wir weniger rauchen, trinken, essen et cetera, um gesund zu bleiben. Aber, und das ist dann meine Position, ich würde auch sehr breit bei technischen Verfahren, also alternativen technischen Verfahren ansetzen. Beispielsweise wird zurzeit klinisch erprobt in Frankreich, ein Kunstherz, das man einsetzen kann anstatt eines menschlichen Herzens."

Die Forderung nach Alternativen zur Organtransplantation ist sicherlich gerechtfertigt. Doch die Erfüllung von Wünschen scheitern oft an der Realität - und Realität ist die höchste Form von Autorität:

  • Gesunde Lebensweise
    Eine gesunde Lebensweise lässt sich nicht verordnen. Hierzu kann man nur gewisse Anreize schaffen. Doch auch diese werden dann sogleich kritisiert:
    • Verbot oder auch nur eine deutlich höhere Besteuerung von schädlichen Stoffen (z.B. Alkohol, Nikotin) lässt sich nicht gegen einen heftigen Aufschrei durchsetzen. Als mündiger Bürger will man auch das Recht haben, ungesund zu leben und damit bewusst sich gesundheitlich zu schädigen.
    • Punktabzug bei der Vermittlung von Organen ist aus zwei Gründen kaum durchzusetzen:
      • Wer entscheidet nach welchen Kriterien, was noch selbstverschuldet ist und was nicht? Außerdem ist mit einer Klageflut zu rechnen, wenn Patienten sich ungerechtfertigt zurückgesetzt fühlen.
      • Ob dieser Punktabzug durch alle Gremien gelangt, damit es schließlich auch umgesetzt werden kann, ist höchst fraglich. Man argumentiert in Deutschland sehr stark von der Solidargemeinschaft, die auch Menschen mitträgt, die sich wissentlich selbst gesundheitlich schädigen (Drogensüchtige, Alkoholiker, Raucher, Übergewichtige, ...).
  • Außerdem gibt es zahlreiche unverschuldete Ursachen, die am Ende eine TX notwendig machen. Hiergegen hilft keine noch so gesunde Lebensweise.
  • Das Kunstherz gibt es nicht nur in Frankreich, sondern wird auch in Deutschland bereits eingesetzt. Doch damit ist der Patient nicht geheilt. Er muss zwar keine Immunsuppressiva einnehmen, aber muss ständig mit einem Akkupack bei sich tragen, aus dem das Kunstherz mit Strom versorgt wird. Dazu hat die die Gefahr einer lebensgefährlichen Entzündung, die sich entlang der Stromkabel bis in das Körperinnere bewegen könnte. Heutige Kunstherzen sind somit eine Übergangslösung, aber kein wirklicher Ersatz für eine Herz-TX.

Über den aktuellen Stand kann man sich über Alternativen informieren.

Man solle stärker auf Alternativen setzen

"Also ähnlich, wie wir es beispielsweise, ich sag mal, in den 70er-Jahren es uns nicht vorstellen konnten, dass wir jemals auf Atomkraft verzichten würden, ist das sicherlich auch ein langer Weg, aber ich glaube, man muss zumindest mal drüber nachdenken, bei all den Problemen, die mit Organtransplantation verbunden sind, ob man nicht stärker auf Alternativen setzt."

Es wird bereits heute breit auf Alternativen gesetzt. Es wird versucht, die Zahl der Patienten möglichst gering zu halten, die eine TX benötigen. - Das gegenwärtige Problem ist jedoch: Heute haben wir die Patienten, die weiterleben wollen, die ihre Lebensqualität verbessert wissen wollen. Diese Menschen können wir nicht auf eine Zeit vertrösten, in denen uns bessere Alternativen zur Verfügung stehen. Wir müssen den heutigen Patienten mit den Mitteln helfen, die uns heute zur Verfügung stehen. TX ist zwar nicht das Optimale, aber es ist das Beste, was wir heute zur Verfügung haben.

Organspende - ein Akt der Nächstenliebe? (2013)

"Organspende - ein Akt der Nächstenliebe?" ist ein im Jahr 2013 erschienene Buch, das den Austausch zwischen zwei evangelischen Theologen wiedergibt. Susanne Krahe war bei der Drucklegung des Buches über 20 Jahre transplantiert, Eberhard Fincke seit 15 Jahren Dialysepatient. Als zwei vom Thema Organtransplantation persönlich betroffene Menschen veröffentlichten sie in dem o.g. Buch ihre Gedanken und Ansichten.[Anm. 6]

Ausgangspunkt dieses Schriftwechsels war ein von Eberhard Fincke verfasster Artikel, der im Publik-Forum (Ausgabe 13/2012) veröffentlicht wurde.

Organspende

Das Weltbild von Descartes

René Descartes (1596-1650) habe damit angefangen, den Leib als Maschine anzusehen. Damit habe "gerade im christlichen Abendland die naturwissenschaftliche Medizin einen ungeheuren Aufschwung erlebt." (Seite 5)

Leonardo da Vinci (1452-1519) und Andreas Vesalius (1514-1564) kommt diese Rolle zu. Indem sie entgegen bestehender Verbote Leichen untersuchten und die Anatomie des Körpers in Zeichnungen dokumentierten, trugen sie wesentlich zum anatomischen Verständnis des menschlichen Körpers bei. Dies war 100 bis 150 Jahre vor Descartes. - Daher ist in der Geschichte der Anatomie der Name Descartes nicht mal erwähnt. Dabei ist Antomie die Grundlage für die Organtransplantation.

Organspender wollen leben

Über das Verhältnis zwischen Organspender und Organempfänger: "Glücklicherweise wissen beide nichts voneinenader; denn der Erste will eigentlich leben und sein Organ behalten und der Andere braucht dieses Organ, weil er am Leben hängt. In solcher Beziehung zueinander kann von Liebe keine Rede sein, im Gegenteil." (Seite 11)

Jeder Mensch will leben, auch der Organspender. Daher bemühen sich die Ärzte um Rettung seines Lebens. Doch wenn am Ende aller Bemühungen der Hirntod festgestellt werden muss, wurde dieses Ziel nicht erreicht. Der Mensch ist tot. Es liegt nun ein Körper vor, der in seinem Grundfunktionen von der Intensivmedizin künstlich am Leben gehalten wird. Jetzt erst kommt die Frage um Organspende auf. - Warum soll ein Mensch für diesen Fall für sich nicht entscheiden, dass man seine Organe schwerkranken Menschen gibt, um damit deren Leben zu retten? Ist das nicht ein Akt der Nächstenliebe?

Organtransplantation

Benachteiligung von Menschen mit seltener Blutgruppe

"Ist es auch ungerecht, dass der Mensch eine seltenere Blutgruppe als der andere hat und deshalb länger auf der Warteliste steht?" (Seite 67)

Dies stimmt nur bedingt. In der Berechnung der Punkte für die Zuweisung der Organe erhalten Patienten mit seltener Blutgruppe Bonuspunkte, die diese natürliche Benachteiligung ausgleichen.

Sind Nahtod-Erfahrungen Bilder aus dem Jenseits? (2001)

Marianne Diehl veröffentlichte o.g. Artikel in Bild der Wissenschaft. Im Internet steht er unter: http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/62660 (Zugriff am 20.10.2014)

Hirntote werden mit Nahtoderfahrung in Verbindung gebracht

Diehl bringt in ihrem Artikel Nahtoderfahrung und Hirntod zusammen. Alleine damit wird suggeriert, dass Hirntod noch nicht Tod sei.

Der Hirntod ist der Tod des Menschen. Da ändert auch sein schlagendes Herz nichts. Diese Verbindung zwischen Nahtoderfahrung und Hirntod ist ein klarer Beweis, dass der Hirntod nicht verstanden wurde.

1968 sei das endgültige Koma in Hirntod umbenannt worden

"Auch in den USA waren Herztransplantationen durchgeführt worden, und so entschloss eine Ad-hoc-Kommission der 'Harvard Medical School' 1968 das endgültige Koma in Hirntod umzubenennen."

Zwischen Hirntod und Koma gibt es einen klaren Unterschied, auch gegenüber einem endgültigen Koma. Daher kann das endgültige Koma nicht zum Hirntod umbenannt werden.

Hirntote könnten Schmerzen empfinden

"Und selbst Transplantationsmediziner räumen ein, dass für hirntot erklärte Patienten möglicherweise doch über Schmerzempfinden oder Wahrnehmungsvermögen verfügen können."

In D/A/CH wird es kaum einen Transplantationsmediziner geben, der das Schmerzempfinden der Hirntoten auch nur in Betracht zieht.

Einzelne Aussagen

Sterben, um zu leben (2014)

Am 15.10.2014 stellte Marko Völke unter der Überschrift "Sterben, um zu leben" den SR-Film "Die Hoffnung stirbt zuletzt – Warten auf ein Spendeorgan" vor, der am 26.10.2014 um 17:30 Uhr ausgestrahlt wurde.

"Sterben, um zu leben", so heißt der Titel. Damit suggeriert Völke, dass die Organspender gestorben seien, damit andere leben könnten. - Bei allem Verständnis für journalistische Freiheit und den damit verbundenen Wortspielen (leben, sterben), aber das ist hier ganz klar eine Verdrehung der Tatsachen:
Ich hätte mir hier einen Titel gewünscht wie "Leben, weil jemand Ja sagte".

Anhang

Anmerkungen

  1. Die Zitation schützt nicht vor der Tatsache, dass Halb- und Unwahrheit verbreitet wird. Daher schützen auch Zitationen von Halb- und Unwahrheiten nicht vor dem Vorwurf der Irreführung.
  2. Täuschung ist im deutschen Recht ein Strafbestand, der nach § 236 StGB (Betrug) oder § 146 StGB (Falschgeld) bestraft. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%A4uschung#T.C3.A4uschung_im_Recht Zugriff 12.1.2015.
  3. Sollte der Grund darin zu suchen sein, dass sie jede sich bietende Gelegenheit suchen, um sich laut und massiv gegen Organspende zu äußern, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil sie ein [[Organverweigerer] sind?
  4. Umgangssprachlich wird dieser Zustand "Wachkoma" genannt. Diese Menschen sind jedoch nicht wach. Dies würde den Zustand des "Locked-in-Syndrom" entsprechen. Diese Menschen bekommen alles mit, können sich jedoch nicht oder nur sehr eingeschränkt mitteilen. Menschen im apallischen Syndrom können nichts oder nur sehr vermindert etwas wahrnehmen.
  5. Am Ende dieses Absatzes sagt Prof. Alexandra Manzei: "Von allen anderen – wir haben 850.000 Tote im Jahr – von allen anderen Patienten geht das eben nicht." Hier bezeichnet Prof. Manzei sogar 850.000 Tote als "andere Patienten". Dies ist mehr als nur ein Versprecher."
  6. Es werden hier nicht die persönlichen Haltungen richtiggestellt, sondern die objektiv sachlich falschen Aussagen."

Einzelnachweise