Pierre Wertheimer

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Zur Person (aus frz. Wikipedia)

Pierre Wertheimer fand im deutschsprachigen Wikipedia bis heute (30.5.2016) keine Beachtung. Selbst im französischen Wikipedia[1] fand sich nur ein kleiner Eintrag. Von Google übersetzt und stilistisch aufgebessert lautet dieser:

Pierre Wertheimer (* 23.07.1892 in Lyon † 24.05.1982) ist ein französischer Neurochirurg. Professor der Medizin, er war der Gründer der Neuro-Schule von Lyon.

Biografie

Er schrieb sich 1909 in der Medizin in Lyon ein. Seine Studien wurden von seinem Militärdienst und dem Ersten Weltkrieg unterbrochen: Die Front begründete seine chirurgische Berufung. 1919 zurück in Lyon arbeitete er im Krankenhaus Antiquaille (Internat Förderung 1913), wo er sich für die chirurgische Disziplin vorbereitet. Zugleich führt er experimentelle Arbeit für seine Diplomarbeit über den Rat von Professor André Latarjet über die Anatomie und Physiologie der Innervation des Magens, die die Indikationen für die Operation von Magen klären. Es wird auch der Student René Leriche sein. Es führt ihn auch zur Neurologie. 1932 erlaubte ihm Dean Jean Lepine, zwölf Betten für Neurochirurgie zu entwickeln. Es war in Frankreich die erste neurologische Krankenhausstruktur.

Während seiner Krankenhauskarriere wird seine Arbeit umfassen die zusätzlichen dural Hämatom und subakute und chronische, die Rolle der Hypothermie bei der Behandlung von längerer Komas, Prädiktoren von traumatischem Koma mit seinem Mitarbeiter Michel Jouvet und Jacques Descotes. Wertheimer beschäftigte sich mit der objektiven Zeichen des Todes, die später zum Begriff des Hirntodes führten. Er widmete schließlich zur Behandlung von chronischen Schmerzen, die durch Neuro- und war ein Initiator von vaskulären Neurochirurgie.

Familie

Die Schwester von Pierre Wertheimer war Chefärztin in der Ophthalmologie auf dem Pariser Krankenhaus der Dreihundert.
Pierre Wertheimer heiratet nach Rückkehr des "Großen Krieges" am 10. Juli 1919. Das Paar hatte zwei Kinder, John und Jeannine. Letzteres wird Anästhesistin und Ehefrau von Philip Olivier, dem französischen Präfekten.
Seine Enkelkinder gehören Christian Philipp, Universität Jura-Professor an Lyon und Thierry Philip, Professor für Medizin Onkologe. Christian und Thierry Philip sind immer beide Inhaber von politischen Mandaten.

Auszeichnungen

Am 25.01.1971 wurde Pierre Wertheimer zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Medizin und Chirurgie Sektion gewählt.
1976 wurde er in die Humanbiologie und medizinischen Wissenschaften Abschnitt der gleichen Akademie gewählt.
Ein Lyon Krankenhaus seinen Namen trägt: die neurologische und neuro Krankenhaus-Pierre Wertheimer.

Pierre Wertheimer und der Hirntod

Medizinisches Wirken

Pierre Wertheimer war eine herausragende Gestalt in der Lyon Chirurgie. Im Jahr 1930 wurde er zum Assistenzartzt für Neurochirurgie ernannt. Im Jahr 1934 ging er nach Straßburg, später nach Lyon. Dort wurde er chirurgischer Direktor und blieb es 20 Jahre (1945-1965). Wertheimer war ein brillanter und akribischer Operateur und echter Leiter der Schule für Neurochirurgie und Gefäßchirurgie, die zutiefst geprägt hatte. Zu seine Arbeiten gehören:

  • Die intrakranielle Hypertension (1937)
  • Die Wunden von Nerven (1946 und 1953)
  • Postoperativ Krankheit (1955)
  • Chirurgie Schmerz (1957)
  • Die Schädelstereotaxie (1960)
  • Unterkühlung (1962)

Im vaskulären Bereich schrieb mit Jean Sautot ein Buch (1958). Wertheimer gründete im Jahr 1949 die Französische Neurosurgery Society und 1959 den Vorsitz des Französischen-Kongresses für Chirurgie inne. Als Direktor der Klinik in Lyon (1950-1975) hatte er die Idee, die Neurologische Klinik zu bauen. Sie wurde 1962 eröffnet und trägt jetzt seinen Namen.[2]


Vorgeschichte

Zur Vorgeschichte sollte auf der Seite "Hirntod" der Abschnitt Wichtige Stationen gelesen werden.

Lyon

Dag Moskopp schreibt über Pierre Wertheimer und seiner Arbeitsgruppe:

Obwohl in der Literatur bisher nicht hinreichend gewürdigt, wurde die eigentliche Pionierarbeit für das moderne Verständnis des Hirntod-Syndroms (synoptisch, praktisch, konsequent) von einem der Mitbegründer der Neurochirurgie in Frankreich, Pierre Wertheimer (...), mit seiner Arbeitsgruppe in Lyon (Michel Jouvet, Jacques Descotes, Jacques de Rougemont geleistet. Dort wurden bereits Atropintests angewandt und es wurde versucht, die Unsicherheit der Oberflächenelektroden durch invasiv angebrachte Tiefenelektroden möglichst auszuschalten. Bei den hierzu erforderlichen Bohrlochtrepantationen kamen nicht selten Zeichen der Hirnautolyse zur Beobachtung, wenn es in den Berichten hieß, dass Gehirnmasse wie Schleim aus den Bohrlöchern tropfte.[3]

9 Monate vor dem Bericht von Pierre Mollaret und Maurice Goulon im Jahre 1959 veröffentlichte Pierre Wertheimer und seine Arbeitsgruppe den Bericht von 4 Fällen unter der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).[4] Es wurde in aller Vorsicht noch nicht vom "Hirntod" oder "Tod des Menschen" geschrieben, aber vom "Tod des Nervensystems", denn dieser konnte anhand dieser 4 Fälle belegt werden. Welche Bedeutung und Tragweite der "Tod des Nervensystems" hatte, sollte sich erst später zeigen.

Pierre Wertheimer und seine Arbeitsgruppe benutzten als Erste die Bezeichnung "mort de l´encéphale" (Tod des Gehirns).[5]

Im Jahr 1960 wurde ein 13-Jähriger in das Krankenhaus in Lyon zu Wertheimer eingeliefert. Eine Karotisangiographie zeigte einen intrakraniellen Kreislaufstillstand ("arrêt circulatoire totale"). Wertheimer nahm aus therapeutischen Gründen eine Bohrlochtrepanation okzipital vor, fand aber kein Hämatom, sondern eine gravierende Steigerung des intrakaniellen Druckes. Nach einer Wartezeit von 32 Stunden und dem Erlöschen aller Hirnstammreflexe, stellte er die künstliche Beatmung ab ("arrêt du respirateur artificiel"). Als Kriterien für ihr Handeln nannten sie: Nachweis der völligen Areflexie, keine Eigenatmung, das EEG weist eine Nulllinie auf und eine angiographische Darstellung der Hirndurchblutung.[6]

Am 10.03.1060 erlitt der 13-jährige Yves P. einen Verkehrsunfall. Um 11 Uhr wurde er in eine Klinik eingeliefert. Eigenatmung und spinale Reflexe waren vorhanden. Als aber seine Körpertemperatur auf 31°C absank, wurde er gegen 23 Uhr zu Pierre Wertheimer in die Klinik verlegt. Dort musste er an die Engström-Beatmung angeschlossen werden. Die Skalpeelektroden lieferten eine hirnelektrische Stille. Herzschlag und Blutdruck blieben nach Verabreichung von 3 mg Atropin i.v. stabil. Die Vier-Gefäß-Angiographie erbrachte den Nachweis des Stillstands der Hirndurchblutung (arrêt circulatoire). Ein Bohrloch über einer Fraktur der hinteren Schädelgruppe zeigte kein Epiduralhämatom. Nach der Duraschlitzung zeigte sich ein erhebliches Vorpressen des Kleinhirns als Ausdruck des krankhaft erhöhten Drucks in der hinteren Schädelgrube. Der Blutdruckabfall nach 24 Stunden konnte nicht kompensiert werden. Nach 32 Stunden war der Junge komplett areflektorisch mit residualer Herz-Kreislauf-Funktion. Dieser dokumentierte Fall ist auch aus heutiger Sicht nach den Hirntodkriterien erfüllt. Am 11.03.1960 setzte Pierre Wertheimer diesen Zustand mit dem Tod des Jungen gleich und beendete die Therapie (Arrêt du respiarteur artificiel). Wertheimer begründete dies damit:[7]

Es erscheint uns vergeblich, bei derartig Erkrankten oder Verletzten den Herzstillstand abzuwarten, wenn sich nur noch die Augen entzünden können und die Extremitäten den Aspekt oder den Geruch eines Kadavers bietet. Das starre Beharren auf Weiterbeatmung wirkt in dieser Situation als grausam der Familie gegenüber, und stellt letztlich auch eine peinliche Überbranspruchung der Pflegekräfte dar. Desweiteren blockiert man damit nutzlos Atemmaschinen, von denen wir nur wenige haben.[8]

Am 17.01.1959 veröffentlichte Pierre Wertheimer zusammen mit Michel Jouvet und Jacques Descotes den Artikel "Diagnosis of death of the nervous system in comas with respiratory arrest treated by artificial respiration" (Diagnose des Todes des Nervensystems im Koma bei Atemstillstand durch künstliche Beatmung behandelt).[9]

Wertheimer et al und Jouvet beschrieben "den Tod des Nervensystems" und setzten den Zustand mit der Herz-Lungen-Vorbereitung der Physiologen gleich. Sie gingen weiter, um vorzuschlagen, das Beatmungsgerät zu stoppen, wenn der Tod des Nervensystems klinisch und durch "das wiederholt nachgewiesene Fehlen einer elektroenzephalographischen (EEG) Aktivität sowohl im Kortex als auch im Zwischenhirn und wenn genügend Zeit, 18-24 Stunden, gegeben wurde"[10]

"Es bleibt unklar, weswegen diese bis heute wegweisende Erstpublikation weit weniger Beachtung findet als die spätere Publikation von Mollaret und Goulon aus Paris (Oktober 1959). Die Pariser Gruppe wählte die Bezeichnung 'Coma dépassé', fügt aber ihrer Veröffentlichung im Unterschied zur Lyon-Grujppe keine Angiographie-Befunde bei."[11]

über Wertheimer´s Artikel

Calixto Machado: "Anfang 1959 charakterisierten Wertheimer et al. den 'Tod des Nervensystems'. Später im selben Jahr prägten Mollaret und Goulon den Begriff 'coma dépassé' (jenseits des Komas) für einen irreversiblen Zustand von Koma und Apnoe.
Der Artikel von Wertheimer wird nicht oft zitiert, obwohl er eine vollständigere klinische und neurophysiologische Beschreibung des Syndroms darstellt als der von Mollaret und Goulon."[12]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. https://fr.wikipedia.org/wiki/Pierre_Wertheimer_%28m%C3%A9decin%29 Zugriff am 30.5.2016.
  2. Alain Bouchet: Médecins et chirurgiens lyonnais à l'Académie des sciences. Nach: http://www.biusante.parisdescartes.fr/sfhm/hsm/HSMx1986x020x004/HSMx1986x020x004x0445.pdf Zugriff am 1.4.2017.
  3. Dag Moskopp: Hirntod, 75.
  4. Dag Moskopp: Hirntod, 75.
  5. Dag Moskopp: Hirntod, 76.
  6. Dag Moskopp: Hirntod, 75f.
  7. Pierre Wertheimer. Zitiert nach: Dag Moskopp: Hirntod: Konzept und Kontext. In: Stephan M. Probst: Hirntod und Organspende aus interkultureller Sicht. Leipzig 2019, 40f.
  8. Wertheimer et al. 1960, S. 63. Zitiert nach: Dag Moskopp: Hirntod: Konzept und Kontext. In: Stephan M. Probst: Hirntod und Organspende aus interkultureller Sicht. Leipzig 2019, 41.
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/13633814 Zugriff am 29.05.2019.
  10. Calixto Machado, Julius Korein, Yazmina Ferrer, Liana Portela, Maria de la C García, and José M Manero: The concept of brain death did not evolve to benefit organ transplants. In: J Med Ethics. 2007 Apr; 33(4): 197-200. Nach: https://europepmc.org/articles/pmc2652772 Zugriff am 22.07.2019.
  11. Dag Moskopp: Hirntod: Konzept und Kontext. In: Stephan M. Probst: Hirntod und Organspende aus interkultureller Sicht. Leipzig 2019, 40.
  12. Calixto Machado: The first organ transplant from abrain-dead donor. In: Neurology 2005;64:1938–1942. Nach: https://www.researchgate.net/publication/7786795_The_First_Organ_Transplant_From_a_Brain-Dead_Donor Zugriff am 08.01.2021.