Nahtoderfahrung

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Erklärungen für NTE

Etwa 10–20 % der Menschen, die reanimiert werden, berichten hinterher über Nahtod­erlebnisse. Wissenschaftlich zu erklären sind solche Visionen durch neurophysiologische Prozesse in einem Gehirn, das in eine lebenskritische Situation gerät.[1]

In zwei Dritteln der Fälle handelt es sich bei Nahtodereignissen um positive Erlebnisse wie durch einen Tunnel ins Licht gehen. Dabei treten auch Depersonalisationsphänomene auf, d.h., Betroffene sehen sich oft selbst diesen Weg laufen. - Jede dritte Person mit Nahtod­erfahrungen erlebt Negatives wie Horrorvisionen, einen Kurzaufenthalt in der Hölle oder sieht sich selbst auf dem Reanimationstisch liegen.[1]

Nahtoderfahrungen lassen sich neurobiologisch erklären. Visuelle Pseudohalluzinationen oder metaphysische Erlebnisse können auftreten bei:[1]
  • Schädigung der Sehrinde,
  • Großhirnläsion am temporo­parie­talen Übergang,
  • epileptischen Anfällen im Schläfenlappen,
  • Einfluss von halluzinogenen Drogen,
  • Hypoxie bzw. erhöhtem CO2-Spiegel.
Vor allem ein exzessiv erhöhter CO2-Spiegel beeinflusst signifikant die visuelle Wahrnehmung. Als Korrelat der Empfindung eines Lichts am Ende des Tunnels nimmt man eine Einengung des Gesichtsfelds auf den besser versorgten fovealen Bereich an. Der visuelle Kortex kann Farb- oder Formillusionen generieren, da Halluzinationen und echte Wahrnehmungen dieselben Hirnregionen benutzen.

Nahtoderfahrungen sind kein Blick ins Jenseits, sondern erklärbar durch neurophysiologische Prozesse in einem Gehirn, das in eine lebenskritische Situation gerät, bekräftigte Prof. Heide.­ Über ein eventuelles Leben nach dem Tod geben sie keine Auskunft.[1]

Dass bei den Nahtoderfahrungen (NTE) einige Menschen angeben, Verstorbene getroffen und zuweilen sogar gesprochen zu haben, erklärt Thomashoff damit, dass „der Sterbeprozess nicht überall im Gehirn gleich schnell abläuft, mischt sich die Urerinnerung mit emotional intensiven und damit stark im Gehirn eingeprägten Erinnerungsresten aus der Zeit danach.“[2]

Vom „Licht am Ende des Tunnels“ bis hin zum „vorbeiziehenden Leben“ – um mentale Phänomene Sterbender ranken sich so manche Mythen. Eine Studie an einer anthroposophischen Klinik ergänzt jetzt die Datenlage.[3]



Schriften

Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod

FOCUS Online setzte am 05.05.2019 den Artikel "Verblüffende Fakten: Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod - es dauert wenige Minuten" ins Internet.[4] Darin heißt es:

Forscher haben angenommen, dass man 30 Sekunden nach dem Aussetzen des Herzschlags und der Durchblutung nichts mehr wahrnimmt. Wissenschaftler konnten allerdings zeigen, dass das nicht immer der Fall ist. Bei einem 57-jährigen Sozialarbeiter aus Southampton konnte eine längere Bewusstseinsspanne nachgewiesen werden, da er zweimal Pieptöne einer Maschine gehört hatte, die Geräusche in einem Drei-Minuten-Intervall von sich gibt.

In den 1960- und 1970-er Jahren wurden zahlreiche Tierversuche zum Überleben der Gehirne durchgeführt. Nach einem plötzlichen Zirkulationsstillstand, wie bei einem plötzlichen Herzstillstand, erbrachten die gleichen Ergebnisse: Nach etwa 30 Sekunden ist kein EEG ableitbar. Damit ist man nachweislich bewusstlos. Bei dem Sozialarbeiter scheint jedoch das Herz noch etwas Blut ins Gehirn gepumpt zu haben, anders ist dies nicht erklärbar. Umgekehrt kann auch nicht der Beweis erbracht werden, dass der Blutkreislauf plötzlich vollständig zum Erliegen gekommen ist.
Fazit: Der Tod tritt mit dem plötzlichen Herzstillstand ein, sondern mit dem Hirntod. Allein daher ist die Überschrift sachlich falsch.


Zitate

Martin Hörning: "Auf der Grundlage dieser Wirklichkeitskonstruktion ist es offensichtlich, dass Nahtodeserlebnisse von den Betroffenen 'wahrgenommen' werden. Diese subjektive Wirklichkeit - auch das ist offensichtlich - hat jedoch nicht unbedingt Wahrheitscharakter. Nahtoderlebnisse sind wirklich erlebt worden - aber keiner weiß, ob und welche Außenreize dafür verantwortlich sind."[5]

Martin Hörning: "Da auch viele atheistische oder agnostische Personen von Nahtodeserlebnissen mit einem Lichtwesen berichten und dies als einen Gott gedeutet haben, werden solche Erscheinungen immer wieder als eine Art Gottesbeweis gedeutet. Dieser so genannte 'Beweis' ist allerhöchstens teilempirischer Art, da die Art der Beobachtung sicher nicht wertfrei und nach üblichen wissenschaftlichen Kriterien erfolgt ist."[6]

Anhang

Links

Nahtoderfahrung

Siehe auch: www.dasgehirn.info

http://blog.gwup.net/2015/01/25/der-junge-der-aus-dem-himmel-zuruckkehrte-war-nie-dort

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c d Angelika Bischoff: Das Licht am Ende des Tunnels: Wie das Gehirn Nahtoderlebnisse generiert. (06.06.2018) Nach: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/das-licht-am-ende-des-tunnels-wie-das-gehirn-nahtoderlebnisse-generiert Zugriff am 23.02.2023.
  2. Hans-Otto Thomashoff: Das gelungene Ich. Die vier Säulen der Hirnforschung für ein erfülltes Leben. München 2017, 78.
  3. Barbara Kreutzkamp: Nahtoderfahrung: Was es mit mentalen Phänomenen vor dem Tod auf sich hat. (28.02.2018) Nach: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/nahtoderfahrung-was-es-mit-mentalen-phaenomenen-vor-dem-tod-auf-sich-hat Zugriff am 23.02.2023.
  4. FOCUS Online: Verblüffende Fakten: Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod - es dauert wenige Minuten. (05.05.2019) Nach: https://www.focus.de/wissen/studien-zu-nahtoderfahrungen-verblueffende-fakten-ja-es-gibt-ein-leben-nach-dem-tod-es-dauert-nur-wenige-minuten_id_6571708.html Zugriff am 29.02.2020.
  5. Martin Hörning: Medizinische Aspekte. In: Martin Hörning, Peter Lepping (Hg.): Der Tod gehört zum Leben. Münster 2005, 22.
  6. Martin Hörning: Medizinische Aspekte. In: Martin Hörning, Peter Lepping (Hg.): Der Tod gehört zum Leben. Münster 2005, 23.