Lorenz Meyer: Unterschied zwischen den Versionen

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Lorenz Meyer (16) war im Jahr 1991 mit seinen Eltern auf Skiurlaub in der frz. Schweiz. Da stürzte er bei der Abfahrt und schlug mit dem Hinterkopf auf einen Stein auf. Dabei zog er sich eine schwer Kopfverletzung zu. Er wurde sofort per Hubschrauber in ein Schweizer<ref>http://www.gesundheit-adhoc.de/organspende-und-hirntod-kritik-zwei-neue-filme-von-kritische-aufklaerung-ueber-organspende-ev-kao.html Zugriff am 20.11.2015.
<!-- * https://www.youtube.com/watch?v=dpMZAYdfGWw Zugriff am 24.11.2015. (Sion?) --></ref> Krankenhaus gebracht. Dort sahen ihn die Eltern auf der Intensivstation, künstlich beatmet.


Ein "jüngerer Arzt" teilte die Aussichtslosigkeit der Situation mit. Doch wie konnte das sein, wenn Lorenz doch ein völlig unverletztes Gesicht hat, keine Schramme, keinen Bluterguss, keine Spur von Blut? - Seine Mutter, Gisela Meyer,<ref group="Anm.">Mutter: Lehrerin für Krankenpflege. Vater: Richter.</ref> wachte am Bett ihres Sohnes, hielt seine Hand und betete inbrünstig. Sie konnte nur an das Eine denken: Er würde die Augen wieder aufmachen.
=== Der Unfall ===
Lorenz Meyer (fast 16) war im Jahr 1991 mit seinen Eltern in der französischen Schweiz auf Skiurlaub. "Es war an einem wun­der­schö­nen son­ni­gen Tag, als Lorenz am Ende ein­er Pis­te unglück­lich stürz­te und mit dem Hin­terkopf auf einen Stein auf­schlug. Er hat­te sich eine schwe­re Kopfver­let­zung zuge­zo­gen. Vol­ler Ban­gen fuh­ren wir ins Kranken­haus und waren sehr erle­ichtert, als wir ihn wie­der sahen und in sein völ­lig unverlet­zt ausse­hen­des Gesicht schaut­en. Es wies kei­ne Schram­me, kei­ne Blut­spur, noch nicht ein­mal einen Bluter­guss auf. Das ein­zig Bedroh­li­che war die kün­stliche Beat­mung", berichtet Gisela Meier zu Biesen.<ref name="Absch">Gisela Meier zu Biesen: Organ­ent­nah­me ver­hin­dert menschenwürdiges Ster­ben und raubt den letz­ten Abschied. Nach: xyzs://initiative-kao.de/organentnahme-verhindert-menschenwuerdiges-sterben-und-raubt-den-letzten-abschied Zugriff am 27.06.2020.</ref>


Am nächsten Tag, 18 Stunden nach der Einlieferung, Stunden, in denen die Eltern mit keinem Arzt gesprochen hatten, teilte der Chefarzt der Intensivstation mit, dass es ihm sehr leid täte, aber Lorenz sei tot. Dabei habe er nicht den Begriff Hirntod benutzt. Die Apparate müssten am nächsten Morgen abgestellt werden. Bis dahin sollten sie überlegen, ob sie einer Organentnahme zustimmen. Benötigt würden vor allem Herz, Leber, Nieren und die Augen. <br>
=== In der Klinik ===
Die Eltern wurden gedrängt, eine Entscheidung zu fällen, ansonsten würde die künstliche Beatmung abgeschaltet werden. Die Eltern stimmten schließlich der Organentnahme zu.  
Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "So begriffen wir auch nicht die Aussichtslosigkeit der Situation, als ein jüngerer Arzt uns kurz − im Stehen − den wahren Zustand mitteilte. Ich wachte am Bett meines Sohnes, hielt seine große Hand und konnte nur das Eine denken: Er würde die Augen wieder aufmachen.


Mit dieser Information soll er die Eltern stehen gelassen haben und verschwunden sein. Das Gespräch hätte höchstens 2 Minuten gedauert.  
Dafür betete ich inbrünstig. Am nächsten Mittag – es waren 18 Std. nach seiner Einlieferung vergangen und kein Arzt hatte sich seitdem mehr sehen lassen, um mit uns ein Gespräch zu führen ... erschien der Chefarzt der Intensivstation mit einem Kollegen im Krankenzimmer. Ich musste draußen vor der Tür warten. Als er wieder herauskam, zögerte er zunächst, kam auf mich zu und fragte, ob ich die Mutter sei. Er sagte dann quasi im Vorbeigehen und zu einem Zeitpunkt, als der “Hirntod” überhaupt noch nicht festgestellt war, er müsse mir bedauerlicherweise mitteilen, dass mein Kind tot sei. Dabei benutzte er nicht das Wort Hirntod. Die Apparate müssten am nächsten Morgen abgestellt werden. Bis dahin sollten wir bitte überlegen, ob wir Organe spenden könnten. Gebraucht würden Herz, Leber, Nieren, Augen. Er zählte noch weitere Organe auf. Damit ließ er mich stehen und verschwand. Das Ganze fand auf dem Flur im Stehen statt, als mein Mann gerade abwesend war. Das Gespräch dauerte höchstens zwei Minuten."<ref name="Absch"></ref>


Lorenz war für die Eltern nicht anders als am Tag zuvor. Wie sollte er tot sein? Er war doch völlig unverändert. Er wurde weiterhin gepflegt wie zuvor. - Mit Hilfe eines Rechtsanwaltes erhielten später die Eltern eine Kopie der Krankenakte. Darin heißt es: "Die Eltern sahen dann den Körper des verstorbenen Patienten, der aber weiterhin künstlich beatmet wurde bei spontaner Herzfrequenz ... Es scheint, dass die Eltern nicht verstanden, dass, als sie ihren Sohn gesehen haben, dieser bereits tot war".
Die Mutter beschreibt die Situation: "Unser Kind war trotz dieser Todesmitteilung völlig unverändert. Es wurde weiter behandelt, gebettet, es bekam Medikamente, seine volle Urinflasche wurde gewechselt. Ich dachte natürlich, alles geschehe zu seiner Heilung. Auf sie hoffte ich nach wie vor fest. Erst später erfuhr ich, dass zu diesem Zeitpunkt  schon die so genannte Spenderkonditionierung begonnen hatte, das hieß, die Behandlung mit all den Strapazen für einen schwer kranken Menschen war nicht mehr zu seinem Nutzen, sondern zu dem eines unbekannten Organempfängers."<ref name="Absch"></ref><ref group="Anm.">{{unsichtbar}}</ref>


Gisela Meyer glaubte nicht an den Tod ihres Sohnes Lorenz. Sie hoffte weiterhin und hielt seine warme Hand. Das sei doch alles nur ein böser Spuk. Lorenz würde bestimmt wieder gesund werden.
=== Die Frage um Organspende ===
Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "Nach einer weiteren durchwachten Nacht wurden wir erneut mit der Frage nach den Organen gequält. Wir fühlten uns völlig hilflos und ausgeliefert. Man setzte uns eine Frist von einer halben Stunde, in der wir uns entscheiden sollten. Statt am Bett zu sitzen, gaben wir dem Druck nach, ließen unser Kind allein und zerbrachen uns den Kopf über das, was wir tun sollten. Aber im Grunde konnten wir keinen klaren Gedanken fassen. Was sollte das alles, das war doch ein böser Spuk und unser Kind würde bestimmt wieder gesund, dachte ich. Nach der verordneten Zeit kam der Arzt zurück, fragte, ob wir uns entschieden hätten, und zählte erneut die Organe auf, die gebraucht würden. Er forderte uns mit Nachdruck auf, uns zu entscheiden."<ref name="Absch"></ref>


Nach einer durchwachten Nacht wurde erneut die Frage nach der Organentnahme gestellt. Die Eltern von Lorenz fühlten sich hilflos. Man gewährte ihnen für ihre Entscheidung noch eine Frist von einer halben Stunde. Nach Ablauf dieser Frist forderten sie mit Nachdruck eine Entscheidung.
Die Mutter beschreibt weiter: "Wenn ich an diese Situationen denke, bin ich noch heute empört. Damals befand ich mich nach zwei durchwachten Nächten in einem unerträglichen Zustand. Ich fühlte mich schuldig, weil mein Kind  sterben sollte. Mein ganzes Selbstwertgefühl war zusammengebrochen. Was hatte ich getan, dass so ein Unglück über mich kam? Ich wusste nicht aus noch ein. Wie in einem Schraubstock, der sich immer enger um mich zog und mir die Luft wegnahm, empfand ich mich. Und wenn ich nicht einwilligen würde, wäre ich auch noch schuldig am Tod eines anderen. Ich wollte ja auch nicht, dass noch jemand in so eine elende Lage.<ref name="Absch"></ref>


In der Zwischenzeit war auch der Klinikseelsorger gekommen. Er gab den Eltern von Lorenz unmissverständlich zu verstehen, dass aus dieser Situation heraus ein anderer Mensch gerettet werden kann. Auf die Wünsche und Bedürfnisse der Eltern soll er nicht eingegangen sein.
Erst später wurde ihr klar: "Wegen meiner eigenen Schuldgefühle hatte ich Angst, noch mehr Schuld auf mich zu laden, wenn ich nicht einwilligen würde. Es stand dazu im Raum, dass man doch mit so einer schlimmen Situation noch etwas Gutes tun könne, dass eine Einwilligung in die Organentnahme diese unerträgliche Situation “sinnvoll” beenden würde, und dass einem der Anblick des sterbenden, bewusstlosen Kindes weiterhin erspart bleibe. So würde dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Das Kind lebte ja in anderen weiter, das sei doch Trost, und du und dein Kind – ihr seid Helden! Dies alles suggeriert die Transplantationsmedizin und raubt unter dem Deckmantel der Nächstenliebe dem Sterbenden und den Angehörigen die Begleitung und den letzten, kostbaren Abschied."<ref name="Absch"></ref>


Gisela Meyer fragte sich, was sie getan habe, dass so ein Unglück über sie gekommen war. Sie fühlte sich schuldig, weil ihr Kind sterben sollte.<ref group="Anm.">Es gilt hier zwischen realer Schuld und irrealer Schuldgefühle zu unterscheiden. Beide sind in gleicher Weise wirksam, aber nur reale Schuld hat eine Daseinsberechtigung.<br>  In einer unter verwaisten Müttern, deren Kind während der Schwangerschaft gestorben ist, durchgeführten Umfrage antwortete eine Mutter auf die Frage, was ihrer Meinung nach zum Tod des Kindes geführt hat: "Ich hatte am Sektglas genippt." Jeder Mediziner und jede Hebamme wird bestreiten, dass dies die Ursache für den Tod des Kindes war. Doch die Mutter hat keine andere Antwort auf diese Frage. Daher hält sie weiterhin an der von ihr gefundenen Antwort fest. <br>  Eltern fühlen sich am Tod ihrer Kinder schuldig. Das liegt in der Natur der Beziehung. - Auch hier sind es irreale Schuldgefühle, aber keine echte Schuld.</ref> Sie wusste weder aus noch ein. Sie fühlte sich wie in einem Schraubstock, der immer enger wurde und ihr die Luft nahm. Sie wollte nicht schuldig am Tod anderer Menschen werden. Mit der Organspende könnte aus der aussichtslosen Situation etwas Gutes werden. Organspende wäre sinnvoll und könnte ihnen einen Sinn geben.
Und weiter: "Wir sind völlig uninformiert in unserem schwächsten Moment in eine Einwilligung manipuliert worden, deren Folgen wir gar nicht absehen konnten. Bei unserer Entscheidung waren wir der Meinung, die Nieren würden nach dem Abstellen der Apparate entnommen. Wir erfuhren dann, dass das nicht ginge, waren aber auch nicht in der Lage zu fragen, was es denn konkret heiße, die Nieren zu entnehmen."<ref name="Absch"></ref>


So stimmte die Eltern von Lorenz schließlich der [[Organentnahme]] zu, aber nur die Nieren. Doch die Ärzte wollten noch mehr Organe, vor allem die Augen. Da schrie Jürgen Meyer, der Vater von Lorenz: "Nein, nein!"
=== Nach der Organentnahme ===
"Als wir Stunden später ins Krankenhaus zurückkamen", wollten sie den Leichnam von Lorenz Meyer sehen. Nach hartnäckigem langen Warten war es möglich: "Beim Anblick meines Sohnes glaubte ich zunächst an einen Irrtum. Ich erkannte ihn nicht, weil sein zuvor unverletztes Gesicht so entstellt war. Bis dahin hatte ich schon als Krankenschwester und in der eigenen Familie Sterbende begleitet und in das Gesicht von Verstorbenen geschaut. Ich hatte keine Berührungsängste und kannte den friedlichen und entspannten Gesichtsausdruck, der sich oft bei Verstorbenen einstellt.


Gisela und Jürgen Meyer hatten keine Ahnung, wie [[Organentnahme]] abläuft.<ref group="Anm.">Diese Äußerung zeigt deutlich auf, wie wichtig es ist, die ganze Gesellschaft über den Ablauf einer Organentnahme aufzuklären, nicht erst die Hinterbliebene in der Klinik. - Auch hierzu wurde diese Domain eingerichtet.</ref> Sie nahmen an, dass zunächst die künstliche Beatmung abgeschaltet werden würde und danach die Organe entnommen werden würden. - Erst viel später erfuhren sie, dass die intensivmedizinische Versorgung bis zur Organentnahme fortgesetzt wird. Erst im Verlauf der Organentnahme werden die Geräte abgeschaltet.
Das Gesicht meines Kindes war hingegen ganz klein geworden, die Lippen, seine schönen vollen Lippen, waren zusammengepresst, der Gesichtsausdruck sah nach Schmerzen aus. Seine Haare waren nass, die Augen mit Mulllagen bedeckt und kreuzweise verklebt. Hatten sie ihm doch die Augen herausgenommen? Ich wollte nachsehen, was sie mit unserem Kind gemacht hatten. Daran hinderte mich mein in Panik geratener Mann, der Angst hatte vor dem, was da offenbar würde. Wir liefen stumm und ohne Abschied von unserem Kind davon, voller Schrecken und unfähig, uns einander mitzuteilen.


Gisela und Jürgen Meyer wurde zugesichert, dass sie nach der Organentnahme ihren Sohn Lorenz auf der Station aufgebahrt sehen könnten. Da hätten sie genug Zeit zum Abschiednehmen.
Entgegen den Behauptungen der Transplantationsmediziner bin ich überzeugt, dass mein Kind bei der Organentnahme Schmerzen erlitten hat. In seinem Sterben war ihm noch Schlimmes widerfahren. Was mich so empört, ist die Grausamkeit: Obwohl man weiß, dass Sterben ein sensibler Prozess ist, obwohl man, wenn es nicht um Organspende geht, alles tut, um mit Menschen in dieser Situation behutsam und einfühlsam umzugehen, obwohl man ihre Schmerzen lindert und ihnen die Zusicherung gibt, sie nicht allein zu lassen, auch wenn sie nicht mehr ansprechbar sind, wird bei der Organentnahme ein sterbender, wehrloser Mensch mit Untersuchungen gequält, auf die Trage gelegt, in den Operationssaal gefahren. In manchen Fällen wird er sogar in ein anderes Krankenhaus transportiert. Er wird unter Aufrechterhaltung der Beatmung, der Herz- und Kreislauftätigkeit einem barbarischen Akt ausgeliefert."<ref name="Absch"></ref>


Gisela Meyer befand sich in einem Schockzustand. Sie war selbst handlungs- und schutzbedürftig. Am liebsten hätte sie die Ärzte aus dem Krankenzimmer geschickt.<ref group="Anm.">Hinterbliebene brauchen Begleitung, nicht nur bis zur Entscheidung, nicht nur während des Klinikaufenthalts, wo sie noch in einem Schockzustand sind, sondern auch noch darüber hinaus. - In der Klinik sollte ein Klinikseelsorger etwa alle 30 Minuten nach den Hinterbliebenen sehen und fragen, was er ihnen Gutes tun könne, wie es ihnen geht, ... Hinterbliebene sollten ein Gefühl des Geborgenseins und Vertrauens entwickeln können, auch nach der Entscheidungsfindung.</ref>
Siehe: [[Schmerz]]


Stunden später kamen Gisela und Jürgen Meyer in die Klinik zurück, um ihren toten Sohn Lorenz zu sehen, doch der war nicht da. Niemand auf der Station wusste etwas von dieser Zusage, Lorenz nochmals sehen zu können.<ref group="Anm.">Was zugesagt wurde, sollte unbedingt in der Krankenakte vermerkt werden, damit es bei der Übergabe im Schichtwechsel nicht vergessen wird.</ref> - Eine Krankenschwester nahm sie mit "in den Leichenkeller" und brachte sie zu ihrem Sohn Lorenz.
Als Lehrerin für Krankenpflege<ref>KAO: Organspende - die verschwiegene Seite. 8. Auflage (2018), 4. (als PDF-Datei vorliegend).</ref> sollte Gisela Meier zu Biesen physiologische Grundlagen von Schmerzempfinden bekannt sein. Andernfalls hätte sie mit ihren Grundkenntnissen bezüglich des Schmerzempfindens bei Fachärzten nachfragen oder in der Fachliteratur nachlesen können.<ref group="Anm.">Ich bin Theologe, komme aus einem völlig anderen Bereich. Ich habe mich in der Fachliteratur und in Gesprächen mit Ärzten - insbesondere mit Anästhesisten - mich zur Frage des Schmerzempfindens von Hirntoten kundig gemacht. Nach allem, was ich gelesen und aus Gesprächen gelernt habe, komme ich zu dem Schluss, dass Hirntote keine Schmerzen empfinden können. Ich betone an dieser Stelle ausdrücklich, dass ich hierbei nicht einfach Aussagen übernommen habe, sondern habe mich bis auf die Ebene von Nervenbahnen in die Physiologie eingearbeitet. Siehe: [[Schmerz]].</ref>


Gisela Meyer ist davon überzeugt, dass ihr Sohn Lorenz "bei der Organentnahme Schmerzen erlitten hat. In seinem Sterben war ihm noch Schlimmes widerfahren."<ref group="Anm.">In [[D/A/CH]] können Hirntote nichts mehr wahrnehmen, selbst keine noch so großen Schmerzen. Siehe: [[Schmerzwahrnehmung]]. Was Hinterbliebene in den Gesichtern von Organspendern an Schmerzen zu erkennen glauben, ist reine Interpretation und hat nichts mit der Realität der Schmerzlosigkeit der Hirntoten zu tun.</ref>
=== Die Zeit nach der Klinik ===


Gisela Meyer empört sich darüber:
Rückblickend sieht es Gisela Meier zu Biesen so: "Das habe ich nicht gewusst! Organspende, dachte ich, muss etwas Gutes sein, wenn es kranken Menschen hilft am Leben zu bleiben. Und natürlich ist der Mensch tot, dem die Organe entnommen werden. Im Ausweis heißt es doch “nach meinem Tod”. So habe ich das auch geglaubt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass Ärzte nicht davor zurückschrecken, einen sterbenden Menschen mit allen Mitteln ärztlicher Kunst am Leben zu halten, nur damit sie seine lebenden Organe bekommen. Aus dem schrecklichen Geschehen um das Sterben meines Sohnes kann ich jedoch bezeugen, dass es sich bei einem so genannten Hirntoten um einen noch lebenden Menschen handelt."<ref name="Absch"></ref>
* Dass man mit Lorenz nicht "behutsam und einfühlsam" umgegangen ist.<ref group="Anm.">Ist das Abschalten der künstlichen Beatmung behutsamer und einfühlsamer? Einige Kritiker bezeichnen alleine den Apnoe-Test als Folter. Daher solle der Apnoe-Test nicht durchgeführt werden.<br>Was heißt behutsam und einfühlsam bei einer Operation? Kein Krebsgeschwür kann durch Streicheleinheiten entfernt und kein gesplitter Knochen durch liebevolle Worte geheilt werden. Da muss ein Chirurg mit dem Messer ran. Dabei geht er sehr wohl behutsam mit dem Patienten um, um an ihm nicht mehr zu schneiden als zwingend notwendig ist. Genauso behutsam gehen die Entnahmechirurgen bei der Organentnahme mit dem Organspender um. (Ich durfte bei der Entfernung beider Schilddrüsen, einer laproskopischen und einer offenen Lungen-OP wie auch bei einer Organentnahme mit dabei sein. Bei allen Operationen erlebte ich, wie behutsam und vorsichtig die Chirurgen mit dem Patienten wie auch mit dem Hirntoten umgingen.</ref>
* Dass man sie nach der Zustimmung zur Organentnahme allein gelassen habe.<ref group="Anm.">Es sollte auch nach der Zustimmung zur Organspende jemand vom Klinikpersonal immer wieder nach den Hinterbliebenen sehen und bei Bedarf für ihre Anliegen da sein. Nie sollten sie das Gefühl haben, dass sie alleine gelassen oder gar verlassen sind.</ref>
* Dass sie nicht ihrem Sohn Lorenz "in den letzten Stunden seines Lebens" zur Seite gestanden hat.<ref group="Anm.">Beim Sterben in den Hirntod gibt es verschiedene Stationen, an denen man Sterbebegleitung festmachen kann:
* Der Mensch verliert das Bewusstsein <br>  Durch irgend ein Ereignis (hier Hirnblutung) verliert der Mensch das Bewusstsein. Beim Sterben in den Hirntod wird er es nie wieder erlangen. Vielleicht waren die Eltern oder andere Lorenz nahestehende Menschen zu diesem Zeitpunkt bei Lorenz, als er sein Bewusstsein verlor. Von alle dem, was danach folgte, bekam Lorenz nichts mehr mit.
* Der Mensch stirbt in den Hirntod <br>  Spätestens mit der Feststellung des Hirntods ist deutlich, dass in [[D/A/CH]] der Hirntote ab jetzt nichts mehr mitbekommen kann. Das Gehirn ist als die biologische Grundlage für Wahrnehmung abgestorben. Es kann nichts mehr wahrgenommen werden. - Hirntote brauchen ab Feststellung des Hirntods keine Sterbebegleitung, sehr wohl aber die Hinterbliebenen.</ref>


Gisela Meyer fühlt, dass sie ihren Sohn Lorenz im Sterben im Stich gelassen habe. Die Transplantationsmedizin lasse es zu, "dass  der  Mensch  in  seinem schwächsten  Moment  so  entwertet  und  entwürdigt
Siehe: [[Todesverständnis]]
wird." Sie hätte als Mutter ihr "sterbendes Kind unbedingt bis zuletzt begleiten und es nach seinem Tod unbedingt ein letztes Mal in die Arme
nehmen müssen." (siehe oben)


<!-- === Ein 30-Minuten-Film ===
Ihr Trost ist: "Mein Trost ist, dass die Hospiz-Bewegung weltweit wächst und damit das Bewusstsein und der Schutz für sterbende Menschen. Meine Hoffnung ist, dass Ärzte die Organtransplantation als Irrweg erkennen und ihren Sachverstand in andere Heilungswege investieren."<ref name="Absch"></ref><ref group="Anm.">Um Missverständnisse zu vermeiden: Am Anfang steht immer das Bemühen der Ärzte, das Leben der Patienten zu retten und ihre Gesundheit wieder herzustellen. Doch wenn die Hirnschädigung so groß ist, dass nach Stunden oder Tagen der Hirntod eintritt, liegt der Hirntote nicht in einem Hospiz, sondern auf einer Intensivstation. Es kann hier noch eine Verabschiedung erfolgen, aber diese ist durch die medizinischen Umstände nicht so möglich, wie in einem Hospiz. Eine Verlegung in ein Hospiz ist nach der Feststellung des Hirntodes unmöglich.</ref>
https://www.youtube.com/watch?v=dpMZAYdfGWw am 6.11.2015 bei Youtube eingestellt.  


Gisela Meyer beschreibt die Aufbahrung nach der Organentnahme: "Ich hatte damals keine Ahnung, was Organentnahme ist, aber mein Impuls war sofort: Der hatte ja Schmerzen gehabt. Der hat ja Schmerzen gehabt. ... Wir sind stumm, ohne Abschied, wir sind stumm weg. ... Wir haben auf der ganzen Rückfahrt nicht geredet. ... Wir haben fünf Jahre nicht über dieses Trauma geredet. ..." (8-9 min)
2013 trug Gisela Meier zu Biesen nach: "21 Jahre nach dem Unfall entdeckte einer unserer Söhne, selbst inzwischen Arzt, in den Unterlagen den ausführlichen Befund des Elektroenzephalogramms (EEG), welches bei meinem Sohn Lorenz am Tag der Explantation durchgeführt worden war; hier ließen sich  neben Spontanaktivität eindeutige Reaktionen auf Schmerzreize nachweisen. Im Befund des Neurologen wurde ausdrücklich betont, dass es sich keineswegs um ein Null-Linien-EEG handelte („il ne s´agit pas d´un tracé nul“). Obwohl dieser Befund auch damals schon nicht mit der Diagnose Hirntod vereinbar war und eine Organentnahme verboten hätte, setzte man sich darüber hinweg und führte die Explantation am gleichen Tag durch."<ref name="Absch"></ref><ref group"Anm.">Von dieser Aussage ausgehend, war Lorenz Meyer nicht hirntot. Damit wäre ein Schmerzempfinden während der Organentnahme möglich, wenn hierbei keine Narkose gegeben wurde, wie es Schweizer Schriften empfehlen. - Es konnte noch nicht festgestellt werden, ob es diese Empfehlung in der Schweiz bereits 1991 gegeben hat.</ref> Wenn bei der Organentnahme eine Narkose gegeben wurde, hätte Lorenz Meyer bei der Organentnahme keine Schmerzen spüren können. Ungeachtet dessen muss sich die Klinik hier den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Organe keinem Hirntoten entnommen hat.</ref>
 
=== 1991 und heute ===
Der beschriebene Umgang der Ärzte mit den [[Hinterbliebenen]] war nicht vorbildlich. Statt dessen ist es wünschenswert, dass die [[Angehörigen]] täglich über den aktuellen Stand informiert werden, am besten durch ein persönliches Gespräch, wenn es nicht anders geht per Telefon. Dies gilt insbesondere für diese Entwicklungsschritte:
# Es sollten die Ergebnisse der ersten Befunde über die schwere der Verletzungen, insbesondere der Hirnschädigung, mitgeteilt werden.
# Es sollte die Zusage erfolgen, dass alles getan wird, um das Leben des Patienten zu retten und seine Gesundheit wieder herzustellen.
# Wenn sich neue Ergebnisse ergeben, die eine Verschlechterung des Zustandes anzeigen, oder wenn sich der Zustand akut verschlechtert, sollten die [[Angehörigen]] zeitnah darüber informiert werden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die [[Angehörigen]] vom Informationsstand der Hoffnung plötzlich damit konfrontiert wird, dass nun die [[HTD]] durchgeführt wird oder gar dass der [[Hirntod]] festgestellt wurde.<ref group="Anm.">Ein wünschenswertes Vorgehen hat Klaus Schäfer in seinem Buch [[Vom Koma zum Hirntod]] beschrieben.</ref>
# Ein zwingendes Muss stellt das Gespräch der Ärzte mit den [[Angehörigen]] zum Zeitpunkt dar, wenn die [[HTD]] ansteht. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die [[Hinterbliebenen]] unvorbereitet mit der Tatsache des festgestellten [[Hirntodes]] konfrontiert wird.
# Nach der Feststellung des [[Hirntodes]] ist den [[Hinterbliebenen]] nicht nur einfach zu sagen, dass der Patient nun tot ist. Da der [[Hirntod]] ein unsichtbarer Tod ist, sollten den [[Hinterbliebenen]] Teile der [[HTD]] am Hirntoten mit dem Ziel gezeigt werden, dass hier kein [[Komapatient]] liegt, sondern ein [[Hirntoter]].<ref group="Anm.">Hierzu sollte - wie es auch die [[HTD]] vorsieht - mit den leichten Reizen begonnen werden, um dann schrittweise zu den schwereren Reizen zu wechseln. Dabei sollten die einzelnen Schritte anschaulich und für Nichtmediziner nachvollziehbar gezeigt werden.<br>
So kann z.B. bei der Erklärung des [[Pupillen-Reflex]]es der Arzt zunächst mit der Taschenlampe in sein Auge leuchten, damit die [[Hinterbliebenen]] sehen können, wie dieser Reflex funktioniert. Gleiches gilt beim Berühren der Augenlider. Hier können die [[Hinterbliebenen]] dazu eingeladen werden, an sich selbst zu testen, ob sie es schaffen, ohne mechanische Hilfe ihr Auge offen zu halten, wenn sie ihren Augapfel berühren wollen. Gleiches gilt beim Überprüfen des [[Würge-Reflexes]].<br>
Sollte die Trennung des Hirntoten von der künstlichen Beatmung notwendig sein, um die letzten Zweifel auszuräumen, dass hier kein [[Koma]], sondern [[Hirntod]] vorliegt, sollten vorher kurz die physiologischen Zusammenhänge erklärt werden. Die [[Hinterbliebenen]] sollten in der anthopologischen Tragweite verstehen, was ihnen hierbei gezeigt wird.</ref>
# Wenn den [[Hinterbliebenen]] verständlich gemacht wurde, dass hier kein [[Koma]] vorliegt, sondern [[Hirntod]], sollte ihnen einige Minuten gegönnt werden, diese Tatsache für sich zu verarbeiten. Es sollte hierbei angeboten werden, dass die [[Hinterbliebenen]] aufkommende Fragen stellen können.
# Erst dann sollte die Frage um eine Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme gestellt werden. Hierbei ist jede Einflussnahme zu vermeiden. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Informationen gegeben werden dürfen. So ist darauf hinzuweisen, dass es jetzt nur die Wahl zwischen zwei Wegen gibt: [[Therapieende]] oder [[Organentnahme]] Gerade jetzt ist es wichtig, alle gestellten Fragen nüchtern und sachlich zu beantworten, um den [[Hinterbliebenen]] eine für sie [[tragfähige]] Entscheidung fällen zu können.<ref group="Anm.">Dies gilt grundsätzlich für alle Gespräche nach der Feststellung des [[Hirntodes]]. Bei hirntoten Kindern und Jugendlichen ist jedoch ein besonders behutsamer Umgang angeraten.<br>
Wenn keine schriftliche oder mündliche [[Zustimmung]] oder [[Ablehnung]] zur [[Organentnahme]] vorliegt und die [[Hinterbliebenen]] keine Ahnung haben, was der [[Hirntote]] für diese Situation für sich wünschte, haben die [[Hinterbliebenen]] zu entscheiden. Mit dieser Entscheidung müssen sie ein Leben lang leben. Daher ist die [[Tragfähigkeit]] der Entscheidung von so großer Bedeutung.<br>
Diese Bedeutung der [[Tragfähig]] ist für die [[Zustimmung]] wie auch für die [[Ablehnung]] sehr wichtig. Bei den unter [[KAO]] zusammengeschlossenen Eltern besitzt die [[Zustimmung]] keine Tragfähigkeit. Bei [[Klaus Kinkel]] besitzt die [[Ablehnung]] keine Tragfähigkeit, da er die Entscheidung ohne Rücksprache mit der Familie traf, die davon wusste, dass die Tochter klar gesagt hatte, dass sie für sich einer Organentnahme zustimmen würde.</ref>
 
Es ist keine Frage, dass das von Gisela Meier zu Biesen Geschilderte kein vorbildlicher Verlauf in der Klinik war. Auf mehreren Ebenen wurden Fehler begangen, insbesondere beim fehlenden Erklären des Hirntodes, beim Fehlen eines Abschiedrituals und bei der Frage um Organspende. Doch das war 1991 und erfolgte in der Schweiz.<br>
In der Zwischenzeit schreiben wir das Jahr 2020. Lorenz ist noch immer tot. Doch die Welt hat sich verändert: Damit sind seither 29 Jahre vergangen. In dieser Zeit wurde in Deutschland nicht nur das [[TPG]] verabschiedet (1997), es ist inzwischen auch eine völlig neue Generation von Ärzten herangewachsen. Die überwiegende Mehrheit der heutigen Ärzte - das schreibe ich nach über 17 Jahren Klinikseelsorge mit Vollzeitstelle - verhalten sich in solchen Situationen anders, einfühlsamer, rücksichtsvoller.


Silvia Matthies: "Bei den Werbekampagnien wird prinzipiell verschwiegen, dass eine Multiorganentnahme vier bis fünf Stunden dauert. Der Spender wird fast bis zum Schlusss künstlich beatmet. Wenn sein Körper vom Kinn bis zum Schambein aufgeschnitten wird, schnellt oft der Blutdruck innerhalb von 30 Sekunden extrem in die Höhe. Deshalb geben viele Anästhesisten vorsichtshalber eine Vollnarkose. Vorgeschrieben ist das nicht, aber durchaus üblich."(15 min)


Dr. med. Martin Stahnke assestierte als Anästhesist bei einer Organentnahme, als seine Oberärztin kam und den Narkoseverdampfer aufdrehte. Sie fragte Dr. Stahnke, ob er sich auch sicher sei, dass die Organspender tot seien. "Es passiert, wenn auch nicht bei allen Patienten, doch ein Viertel, 30% der Patienten sind alle diese Lebenszeichen deutlich zu sehen. Auch die Bewegung als deutliches Lebenszeichen, wird auch oft, aus operationstechnischen Gründen auch unterdrückt, mit einem mit einem Medikament, damit sich die Patienten nicht mehr bewegen können."<br>
Silvia Matthies macht danach weiter mit: "All das war Giesela und Jürgen Meyer nicht bewusst, als sie sie ihren Sohn zur Organentnahme freigaben. Dass der Spender quasi nur per Definition tot ist, wenn er in den OP geschoben wird, erfuhren sie erst später. 1989 entstand durch sie die 'Initiative Kritische Aufklärung Organtransplantation', kurz KAO. Seit 11 Jahren ist KAO ein gemeinnütziger Verein"
-->


== Anhang ==
== Anhang ==
=== Quellen ===
* http://www.initiative-kao.de/kao-organspende-die-verschwiegene-seite-2011.pdf Zugriff am 18.7.2015.
<!-- * https://www.youtube.com/watch?v=dpMZAYdfGWw Zugriff am 24.11.2015. (bei Youtube eingestellt am 6.11.2015). -->
=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
<references group="Anm." />
<references group="Anm." />

Aktuelle Version vom 27. Juli 2020, 21:37 Uhr

Der Unfall

Lorenz Meyer (fast 16) war im Jahr 1991 mit seinen Eltern in der französischen Schweiz auf Skiurlaub. "Es war an einem wun­der­schö­nen son­ni­gen Tag, als Lorenz am Ende ein­er Pis­te unglück­lich stürz­te und mit dem Hin­terkopf auf einen Stein auf­schlug. Er hat­te sich eine schwe­re Kopfver­let­zung zuge­zo­gen. Vol­ler Ban­gen fuh­ren wir ins Kranken­haus und waren sehr erle­ichtert, als wir ihn wie­der sahen und in sein völ­lig unverlet­zt ausse­hen­des Gesicht schaut­en. Es wies kei­ne Schram­me, kei­ne Blut­spur, noch nicht ein­mal einen Bluter­guss auf. Das ein­zig Bedroh­li­che war die kün­stliche Beat­mung", berichtet Gisela Meier zu Biesen.[1]

In der Klinik

Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "So begriffen wir auch nicht die Aussichtslosigkeit der Situation, als ein jüngerer Arzt uns kurz − im Stehen − den wahren Zustand mitteilte. Ich wachte am Bett meines Sohnes, hielt seine große Hand und konnte nur das Eine denken: Er würde die Augen wieder aufmachen.

Dafür betete ich inbrünstig. Am nächsten Mittag – es waren 18 Std. nach seiner Einlieferung vergangen und kein Arzt hatte sich seitdem mehr sehen lassen, um mit uns ein Gespräch zu führen ... erschien der Chefarzt der Intensivstation mit einem Kollegen im Krankenzimmer. Ich musste draußen vor der Tür warten. Als er wieder herauskam, zögerte er zunächst, kam auf mich zu und fragte, ob ich die Mutter sei. Er sagte dann quasi im Vorbeigehen und zu einem Zeitpunkt, als der “Hirntod” überhaupt noch nicht festgestellt war, er müsse mir bedauerlicherweise mitteilen, dass mein Kind tot sei. Dabei benutzte er nicht das Wort Hirntod. Die Apparate müssten am nächsten Morgen abgestellt werden. Bis dahin sollten wir bitte überlegen, ob wir Organe spenden könnten. Gebraucht würden Herz, Leber, Nieren, Augen. Er zählte noch weitere Organe auf. Damit ließ er mich stehen und verschwand. Das Ganze fand auf dem Flur im Stehen statt, als mein Mann gerade abwesend war. Das Gespräch dauerte höchstens zwei Minuten."[1]

Die Mutter beschreibt die Situation: "Unser Kind war trotz dieser Todesmitteilung völlig unverändert. Es wurde weiter behandelt, gebettet, es bekam Medikamente, seine volle Urinflasche wurde gewechselt. Ich dachte natürlich, alles geschehe zu seiner Heilung. Auf sie hoffte ich nach wie vor fest. Erst später erfuhr ich, dass zu diesem Zeitpunkt schon die so genannte Spenderkonditionierung begonnen hatte, das hieß, die Behandlung mit all den Strapazen für einen schwer kranken Menschen war nicht mehr zu seinem Nutzen, sondern zu dem eines unbekannten Organempfängers."[1][Anm. 1]

Die Frage um Organspende

Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "Nach einer weiteren durchwachten Nacht wurden wir erneut mit der Frage nach den Organen gequält. Wir fühlten uns völlig hilflos und ausgeliefert. Man setzte uns eine Frist von einer halben Stunde, in der wir uns entscheiden sollten. Statt am Bett zu sitzen, gaben wir dem Druck nach, ließen unser Kind allein und zerbrachen uns den Kopf über das, was wir tun sollten. Aber im Grunde konnten wir keinen klaren Gedanken fassen. Was sollte das alles, das war doch ein böser Spuk und unser Kind würde bestimmt wieder gesund, dachte ich. Nach der verordneten Zeit kam der Arzt zurück, fragte, ob wir uns entschieden hätten, und zählte erneut die Organe auf, die gebraucht würden. Er forderte uns mit Nachdruck auf, uns zu entscheiden."[1]

Die Mutter beschreibt weiter: "Wenn ich an diese Situationen denke, bin ich noch heute empört. Damals befand ich mich nach zwei durchwachten Nächten in einem unerträglichen Zustand. Ich fühlte mich schuldig, weil mein Kind sterben sollte. Mein ganzes Selbstwertgefühl war zusammengebrochen. Was hatte ich getan, dass so ein Unglück über mich kam? Ich wusste nicht aus noch ein. Wie in einem Schraubstock, der sich immer enger um mich zog und mir die Luft wegnahm, empfand ich mich. Und wenn ich nicht einwilligen würde, wäre ich auch noch schuldig am Tod eines anderen. Ich wollte ja auch nicht, dass noch jemand in so eine elende Lage.[1]

Erst später wurde ihr klar: "Wegen meiner eigenen Schuldgefühle hatte ich Angst, noch mehr Schuld auf mich zu laden, wenn ich nicht einwilligen würde. Es stand dazu im Raum, dass man doch mit so einer schlimmen Situation noch etwas Gutes tun könne, dass eine Einwilligung in die Organentnahme diese unerträgliche Situation “sinnvoll” beenden würde, und dass einem der Anblick des sterbenden, bewusstlosen Kindes weiterhin erspart bleibe. So würde dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Das Kind lebte ja in anderen weiter, das sei doch Trost, und du und dein Kind – ihr seid Helden! Dies alles suggeriert die Transplantationsmedizin und raubt unter dem Deckmantel der Nächstenliebe dem Sterbenden und den Angehörigen die Begleitung und den letzten, kostbaren Abschied."[1]

Und weiter: "Wir sind völlig uninformiert in unserem schwächsten Moment in eine Einwilligung manipuliert worden, deren Folgen wir gar nicht absehen konnten. Bei unserer Entscheidung waren wir der Meinung, die Nieren würden nach dem Abstellen der Apparate entnommen. Wir erfuhren dann, dass das nicht ginge, waren aber auch nicht in der Lage zu fragen, was es denn konkret heiße, die Nieren zu entnehmen."[1]

Nach der Organentnahme

"Als wir Stunden später ins Krankenhaus zurückkamen", wollten sie den Leichnam von Lorenz Meyer sehen. Nach hartnäckigem langen Warten war es möglich: "Beim Anblick meines Sohnes glaubte ich zunächst an einen Irrtum. Ich erkannte ihn nicht, weil sein zuvor unverletztes Gesicht so entstellt war. Bis dahin hatte ich schon als Krankenschwester und in der eigenen Familie Sterbende begleitet und in das Gesicht von Verstorbenen geschaut. Ich hatte keine Berührungsängste und kannte den friedlichen und entspannten Gesichtsausdruck, der sich oft bei Verstorbenen einstellt.

Das Gesicht meines Kindes war hingegen ganz klein geworden, die Lippen, seine schönen vollen Lippen, waren zusammengepresst, der Gesichtsausdruck sah nach Schmerzen aus. Seine Haare waren nass, die Augen mit Mulllagen bedeckt und kreuzweise verklebt. Hatten sie ihm doch die Augen herausgenommen? Ich wollte nachsehen, was sie mit unserem Kind gemacht hatten. Daran hinderte mich mein in Panik geratener Mann, der Angst hatte vor dem, was da offenbar würde. Wir liefen stumm und ohne Abschied von unserem Kind davon, voller Schrecken und unfähig, uns einander mitzuteilen.

Entgegen den Behauptungen der Transplantationsmediziner bin ich überzeugt, dass mein Kind bei der Organentnahme Schmerzen erlitten hat. In seinem Sterben war ihm noch Schlimmes widerfahren. Was mich so empört, ist die Grausamkeit: Obwohl man weiß, dass Sterben ein sensibler Prozess ist, obwohl man, wenn es nicht um Organspende geht, alles tut, um mit Menschen in dieser Situation behutsam und einfühlsam umzugehen, obwohl man ihre Schmerzen lindert und ihnen die Zusicherung gibt, sie nicht allein zu lassen, auch wenn sie nicht mehr ansprechbar sind, wird bei der Organentnahme ein sterbender, wehrloser Mensch mit Untersuchungen gequält, auf die Trage gelegt, in den Operationssaal gefahren. In manchen Fällen wird er sogar in ein anderes Krankenhaus transportiert. Er wird unter Aufrechterhaltung der Beatmung, der Herz- und Kreislauftätigkeit einem barbarischen Akt ausgeliefert."[1]

Siehe: Schmerz

Als Lehrerin für Krankenpflege[2] sollte Gisela Meier zu Biesen physiologische Grundlagen von Schmerzempfinden bekannt sein. Andernfalls hätte sie mit ihren Grundkenntnissen bezüglich des Schmerzempfindens bei Fachärzten nachfragen oder in der Fachliteratur nachlesen können.[Anm. 2]

Die Zeit nach der Klinik

Rückblickend sieht es Gisela Meier zu Biesen so: "Das habe ich nicht gewusst! Organspende, dachte ich, muss etwas Gutes sein, wenn es kranken Menschen hilft am Leben zu bleiben. Und natürlich ist der Mensch tot, dem die Organe entnommen werden. Im Ausweis heißt es doch “nach meinem Tod”. So habe ich das auch geglaubt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass Ärzte nicht davor zurückschrecken, einen sterbenden Menschen mit allen Mitteln ärztlicher Kunst am Leben zu halten, nur damit sie seine lebenden Organe bekommen. Aus dem schrecklichen Geschehen um das Sterben meines Sohnes kann ich jedoch bezeugen, dass es sich bei einem so genannten Hirntoten um einen noch lebenden Menschen handelt."[1]

Siehe: Todesverständnis

Ihr Trost ist: "Mein Trost ist, dass die Hospiz-Bewegung weltweit wächst und damit das Bewusstsein und der Schutz für sterbende Menschen. Meine Hoffnung ist, dass Ärzte die Organtransplantation als Irrweg erkennen und ihren Sachverstand in andere Heilungswege investieren."[1][Anm. 3]

2013 trug Gisela Meier zu Biesen nach: "21 Jahre nach dem Unfall entdeckte einer unserer Söhne, selbst inzwischen Arzt, in den Unterlagen den ausführlichen Befund des Elektroenzephalogramms (EEG), welches bei meinem Sohn Lorenz am Tag der Explantation durchgeführt worden war; hier ließen sich neben Spontanaktivität eindeutige Reaktionen auf Schmerzreize nachweisen. Im Befund des Neurologen wurde ausdrücklich betont, dass es sich keineswegs um ein Null-Linien-EEG handelte („il ne s´agit pas d´un tracé nul“). Obwohl dieser Befund auch damals schon nicht mit der Diagnose Hirntod vereinbar war und eine Organentnahme verboten hätte, setzte man sich darüber hinweg und führte die Explantation am gleichen Tag durch."[1][3] Wenn bei der Organentnahme eine Narkose gegeben wurde, hätte Lorenz Meyer bei der Organentnahme keine Schmerzen spüren können. Ungeachtet dessen muss sich die Klinik hier den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Organe keinem Hirntoten entnommen hat.</ref>

1991 und heute

Der beschriebene Umgang der Ärzte mit den Hinterbliebenen war nicht vorbildlich. Statt dessen ist es wünschenswert, dass die Angehörigen täglich über den aktuellen Stand informiert werden, am besten durch ein persönliches Gespräch, wenn es nicht anders geht per Telefon. Dies gilt insbesondere für diese Entwicklungsschritte:

  1. Es sollten die Ergebnisse der ersten Befunde über die schwere der Verletzungen, insbesondere der Hirnschädigung, mitgeteilt werden.
  2. Es sollte die Zusage erfolgen, dass alles getan wird, um das Leben des Patienten zu retten und seine Gesundheit wieder herzustellen.
  3. Wenn sich neue Ergebnisse ergeben, die eine Verschlechterung des Zustandes anzeigen, oder wenn sich der Zustand akut verschlechtert, sollten die Angehörigen zeitnah darüber informiert werden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Angehörigen vom Informationsstand der Hoffnung plötzlich damit konfrontiert wird, dass nun die HTD durchgeführt wird oder gar dass der Hirntod festgestellt wurde.[Anm. 4]
  4. Ein zwingendes Muss stellt das Gespräch der Ärzte mit den Angehörigen zum Zeitpunkt dar, wenn die HTD ansteht. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Hinterbliebenen unvorbereitet mit der Tatsache des festgestellten Hirntodes konfrontiert wird.
  5. Nach der Feststellung des Hirntodes ist den Hinterbliebenen nicht nur einfach zu sagen, dass der Patient nun tot ist. Da der Hirntod ein unsichtbarer Tod ist, sollten den Hinterbliebenen Teile der HTD am Hirntoten mit dem Ziel gezeigt werden, dass hier kein Komapatient liegt, sondern ein Hirntoter.[Anm. 5]
  6. Wenn den Hinterbliebenen verständlich gemacht wurde, dass hier kein Koma vorliegt, sondern Hirntod, sollte ihnen einige Minuten gegönnt werden, diese Tatsache für sich zu verarbeiten. Es sollte hierbei angeboten werden, dass die Hinterbliebenen aufkommende Fragen stellen können.
  7. Erst dann sollte die Frage um eine Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme gestellt werden. Hierbei ist jede Einflussnahme zu vermeiden. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Informationen gegeben werden dürfen. So ist darauf hinzuweisen, dass es jetzt nur die Wahl zwischen zwei Wegen gibt: Therapieende oder Organentnahme Gerade jetzt ist es wichtig, alle gestellten Fragen nüchtern und sachlich zu beantworten, um den Hinterbliebenen eine für sie tragfähige Entscheidung fällen zu können.[Anm. 6]

Es ist keine Frage, dass das von Gisela Meier zu Biesen Geschilderte kein vorbildlicher Verlauf in der Klinik war. Auf mehreren Ebenen wurden Fehler begangen, insbesondere beim fehlenden Erklären des Hirntodes, beim Fehlen eines Abschiedrituals und bei der Frage um Organspende. Doch das war 1991 und erfolgte in der Schweiz.
In der Zwischenzeit schreiben wir das Jahr 2020. Lorenz ist noch immer tot. Doch die Welt hat sich verändert: Damit sind seither 29 Jahre vergangen. In dieser Zeit wurde in Deutschland nicht nur das TPG verabschiedet (1997), es ist inzwischen auch eine völlig neue Generation von Ärzten herangewachsen. Die überwiegende Mehrheit der heutigen Ärzte - das schreibe ich nach über 17 Jahren Klinikseelsorge mit Vollzeitstelle - verhalten sich in solchen Situationen anders, einfühlsamer, rücksichtsvoller.


Anhang

Anmerkungen

  1. Hinterbliebene erleben Hirntote als Komapatienten. Aus diesem Grunde bezeichnete sie Pierre Mollaret und Maurice Goulon 1959 diesen Zustand als "Coma dépassé". Da sie an diesen "Patienten" keine Hirnaktivitäten feststellen konnten und alle ihre 23 Hirntoten trotz aller Maßnahmen der Intensivmedizin binnen 8 Tagen einem Herzstillstand erlagen, war es für sie nicht nur einfach ein Koma, sondern ein überwundenes Koma, ein Zustand jenseits des Komas. Monate zuvor stellte Pierre Wertheimer und sein Team seine 4 Hirntote in dem Artikel mit der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems) vor, was schließlich zur Bezeichnung "Hirntod" führte. Im August 1987 erschien in den USA ein Artikel über 53 Hirntote, die alle trotz fortgesetzter intensivmedizinischer Behandlung innerhalb der ersten 8 Tagen einen Herzstillstand erlitten, nur einer erst nach 17 Tagen.
    Hirntod ist kein Koma, auch kein irreversibles Koma. Bei Komapatienten funktionieren noch Teile des Gehirns, bei Hirntoten nichts mehr. Was Hirntote bräuchten, wäre ein neues Gehirn. Wäre die Medizin dazu in der Lage, würde mit dem neuen Gehirn ein völlig neuer Mensch in alten Körper heranwachsen, denn unser Gehirn verarbeitet nicht nur unsere Sinneswahrnehmungen und befähigt uns zum Denken, sondern ist auch die Datenbank unseres Lebens, in dem alles Erlebte und Erlernte gespeichert ist. Mit dem Hirntod ist diese Datenbank unseres Lebens nicht nur gelöscht, sondern physiologisch zerstört. Daher sind für die Medizin Hirntote Tote, siehe: gemeinsame Erklärungen.
    Das Problem beim Hirntod ist, dass es ein unsichtbarer Tod ist, den nur die HTD ans Tageslicht bringt. Daher schrieb Pierre Mollaret 1962 über Hirntote, es gilt "zu erkennen, daß der Tod – so maskiert er auch sein mag – bereits eingetreten ist." (MMW 104,2 (1962), 2197)
    Am besten lässt sich dies am geozentrischen und heliozentrischen Weltbild vergleichen: Unser aller Wahrnehmung lauter, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Doch in Wahrheit dreht sich die Erde um die Sonne. Zu dieser anderen Sichtweise sind wir jedoch erst fähig, wenn wir bereit sind, von der Phänomen-Ebene zu lassen - d.h. was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen - und die Sichtweise annehmen, die der Realität entspricht.
  2. Ich bin Theologe, komme aus einem völlig anderen Bereich. Ich habe mich in der Fachliteratur und in Gesprächen mit Ärzten - insbesondere mit Anästhesisten - mich zur Frage des Schmerzempfindens von Hirntoten kundig gemacht. Nach allem, was ich gelesen und aus Gesprächen gelernt habe, komme ich zu dem Schluss, dass Hirntote keine Schmerzen empfinden können. Ich betone an dieser Stelle ausdrücklich, dass ich hierbei nicht einfach Aussagen übernommen habe, sondern habe mich bis auf die Ebene von Nervenbahnen in die Physiologie eingearbeitet. Siehe: Schmerz.
  3. Um Missverständnisse zu vermeiden: Am Anfang steht immer das Bemühen der Ärzte, das Leben der Patienten zu retten und ihre Gesundheit wieder herzustellen. Doch wenn die Hirnschädigung so groß ist, dass nach Stunden oder Tagen der Hirntod eintritt, liegt der Hirntote nicht in einem Hospiz, sondern auf einer Intensivstation. Es kann hier noch eine Verabschiedung erfolgen, aber diese ist durch die medizinischen Umstände nicht so möglich, wie in einem Hospiz. Eine Verlegung in ein Hospiz ist nach der Feststellung des Hirntodes unmöglich.
  4. Ein wünschenswertes Vorgehen hat Klaus Schäfer in seinem Buch Vom Koma zum Hirntod beschrieben.
  5. Hierzu sollte - wie es auch die HTD vorsieht - mit den leichten Reizen begonnen werden, um dann schrittweise zu den schwereren Reizen zu wechseln. Dabei sollten die einzelnen Schritte anschaulich und für Nichtmediziner nachvollziehbar gezeigt werden.
    So kann z.B. bei der Erklärung des Pupillen-Reflexes der Arzt zunächst mit der Taschenlampe in sein Auge leuchten, damit die Hinterbliebenen sehen können, wie dieser Reflex funktioniert. Gleiches gilt beim Berühren der Augenlider. Hier können die Hinterbliebenen dazu eingeladen werden, an sich selbst zu testen, ob sie es schaffen, ohne mechanische Hilfe ihr Auge offen zu halten, wenn sie ihren Augapfel berühren wollen. Gleiches gilt beim Überprüfen des Würge-Reflexes.
    Sollte die Trennung des Hirntoten von der künstlichen Beatmung notwendig sein, um die letzten Zweifel auszuräumen, dass hier kein Koma, sondern Hirntod vorliegt, sollten vorher kurz die physiologischen Zusammenhänge erklärt werden. Die Hinterbliebenen sollten in der anthopologischen Tragweite verstehen, was ihnen hierbei gezeigt wird.
  6. Dies gilt grundsätzlich für alle Gespräche nach der Feststellung des Hirntodes. Bei hirntoten Kindern und Jugendlichen ist jedoch ein besonders behutsamer Umgang angeraten.
    Wenn keine schriftliche oder mündliche Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme vorliegt und die Hinterbliebenen keine Ahnung haben, was der Hirntote für diese Situation für sich wünschte, haben die Hinterbliebenen zu entscheiden. Mit dieser Entscheidung müssen sie ein Leben lang leben. Daher ist die Tragfähigkeit der Entscheidung von so großer Bedeutung.
    Diese Bedeutung der Tragfähig ist für die Zustimmung wie auch für die Ablehnung sehr wichtig. Bei den unter KAO zusammengeschlossenen Eltern besitzt die Zustimmung keine Tragfähigkeit. Bei Klaus Kinkel besitzt die Ablehnung keine Tragfähigkeit, da er die Entscheidung ohne Rücksprache mit der Familie traf, die davon wusste, dass die Tochter klar gesagt hatte, dass sie für sich einer Organentnahme zustimmen würde.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k Gisela Meier zu Biesen: Organ­ent­nah­me ver­hin­dert menschenwürdiges Ster­ben und raubt den letz­ten Abschied. Nach: xyzs://initiative-kao.de/organentnahme-verhindert-menschenwuerdiges-sterben-und-raubt-den-letzten-abschied Zugriff am 27.06.2020.
  2. KAO: Organspende - die verschwiegene Seite. 8. Auflage (2018), 4. (als PDF-Datei vorliegend).
  3. Von dieser Aussage ausgehend, war Lorenz Meyer nicht hirntot. Damit wäre ein Schmerzempfinden während der Organentnahme möglich, wenn hierbei keine Narkose gegeben wurde, wie es Schweizer Schriften empfehlen. - Es konnte noch nicht festgestellt werden, ob es diese Empfehlung in der Schweiz bereits 1991 gegeben hat.