Hirntod: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 720: Zeile 720:
<!---  
<!---  
"Das griechische Wort Enzephalothanasie, die direkte Ubersetzung des Terminus Hirntod ins griechische, scheint angemessen und besitzt, da er neu ist, keine der falschen Begriffsinhalte der bisher gebrauchten Begriffe."<ref>F. Unterharnscheidt: Folgen intrakranieller Drucksteigerung - dissoziierter Hirntod oder intravitaler Tod. In: W. Doerr, G. Seifert, E. Uehlinger (Hg.): Spezielle pathologische Anatomie. Bd. 13/VI.B. Berlin 2013, Kapitel I., 476.</ref>
"Das griechische Wort Enzephalothanasie, die direkte Ubersetzung des Terminus Hirntod ins griechische, scheint angemessen und besitzt, da er neu ist, keine der falschen Begriffsinhalte der bisher gebrauchten Begriffe."<ref>F. Unterharnscheidt: Folgen intrakranieller Drucksteigerung - dissoziierter Hirntod oder intravitaler Tod. In: W. Doerr, G. Seifert, E. Uehlinger (Hg.): Spezielle pathologische Anatomie. Bd. 13/VI.B. Berlin 2013, Kapitel I., 476.</ref>
-->
-->



Version vom 28. Mai 2019, 19:03 Uhr

Hirntod Hirntoddiagnostik Sicherheit Lebende Hirntote Schwangere Hirntote Berühmte Organspender Chronik
Die Feststellung des Hirntods dient keiner Organentnahme,

sondern der Beendigung einer sinnlos gewordenen Therapie.
Der festgestellte Hirntod ist eine Voraussetzung für Organtransplantation.

Das Gehirn

Das Gehirn und seine Aufgaben

Das [Gehirn] besteht aus drei wesentlichen Teilen mit ihren je eigenen Aufgaben:

Teil Aufgabe
Hirnstamm
(türkis)
Der Hirnstamm ist der evolutionsgeschichtlich der älteste Teil des Gehirns. In ihm sind alle unbedingten Reflexe[1] verortet. Sie werden auch Hirnstammreflexe genannt. Zu ihnen gehört der Reflex der Atmung.
Kleinhirn
(violett)
Das Kleinhirn ist zwar räumlich kleiner als das Großhirn, besitzt aber wie dieses rund 100 Mrd. Gehirnzellen.[Anm. 1] In ihm sind alle erlernten Fähigkeiten verortet, wie z.B. das Gehen.
Großhirn Das Großhirn ist evolutionsgeschichtlich der jüngste Teil des Gehirns. In ihm werden alle Sinneswahrnehmungen verarbeitet:[Anm. 2] Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Damit ist auch das Schmerzempfinden im Gehirn verortet, d.h. bei abgestorbenem Großhirn gibt es kein Schmerzempfinden.

Gehirnlappen des Großhirns: gelb (Frontallappen), grün (Temporallappen), rot (Partietallappen), blau (Okzipitallappen)

Gehirn.jpg

Nicht zum Gehirn gehörend

Im Kopf befindlich, aber nicht zum Gehirn gehörend sind u.a.:

Teil Aufgabe
Hypophyse Die Hypophyse ist eine Hormondrüse mit zentraler übergeordneter Rolle im Hormonsystem. Deswegen wird sie über 4 Arterien mit Blut versorgt. Mit den von ihr freigesetzten Hormonen regelt sie Wachstum, Fortpflanzung und Stoffwechsel, das Oxytocin leitet die Geburt ein.
Hypo-
thalamus
Der Hypothalamus steuert mit seinen Hormonen die vegetativen Funktionen des Körpers. Als wichtigstes Steuerzentrum des Vegetatives Nervensystems regelt es die Homöostase (Körpertemperatur, Puls, Blutdruck, Wasserhaushalt), die Nahrungsaufnahme, den Wach-Schlaf-Rhythmus und das Sexual- und Fortpflanzungsverhalten. Bereits geringe Störungen des Hypothalamus können sich auf die Lebensfähigkeit des Menschen auswirken.
Thalamus Der Thalamus besitzt eine besonders starke Verbindung zum Großhirn. Darüber moduliert er die ein- und ausgehenden Informationen zum Großhirn.
Zirbeldrüse Die Zirbeldrüse regelt über das überwiegend nachts produzierte Hormon Melatonin den Schlaf-Wach-Rhythmus und andere zeitabhängigen Rhythmen des Körpers.
W Thalamus1.jpg

Diese Drüsen spielen mit den von ihnen produzierten Hormonen eine große Rolle bei der Homöostase.

Energiebedarf des Gehirns

Das Gehirn ist ein höchst aktives Organ mit sehr hohem Energiebedarf. Bei Erwachsenen ist das Gehirn zwar 2% der Körpermasse, aber es benötigt in körperlicher Ruhe ca. 20% der Glukose (Nährstoff)[Anm. 3] und 25% des Sauerstoffs. - Bei plötzlichem Ausfall der Durchblutung (z.B. Herzstillstand) steht dem Gehirn rund 20% des zirkulierenden Blutes als Energieversorgung zur Verfügung. Damit kann es noch ca. 10 sec normal weiterarbeiten. Danach wird der Mensch bewusstlos (Synkope). Nach ca. 30 sec ist kein EEG ableitbar.[Anm. 4] Nach etwa 3 min ist das Absterben erster Gehirnzellen beobachtbar. Nach ca. 10 min ohne Sauerstoff ist das Gehirn irreparabel schwerst geschädigt mit der Gefahr auf Hirntod. Jede weitere Minute ohne Sauerstoff erhöht die Wahrscheinlichkeit des Hirntods. [2]

In dem med. Fachbuch "Physiologie des Menschen" heißt es zum Großhirn:

Das Großhirn, insbesondere die Hirnrinde, aber auch die Basalganglien und der Thalamus haben einen höheren metabolischen Bedarf als die tieferen Hirnstammzentren. Daher kann schon eine kurzzeitige Anoxie (z.B. infolge eines vorübergehenden Herzstillstandes) die höheren Abschnitte des Gehirns selektiv und irreversibel schädigen. Dabei bleiben die lebenswichtigen Kreislauf- und Atemzentren des Hirnstammes häufig intakt und ermöglichen ein rein "vegegatives" Überleben des Patienten. Alle intellektuellen Fähigkeiten, einschließlich der Sprache und der Willkürmotorik, gehen verloren.[3]

Beim Hirntod sterben die Gehirnzellen immer durch Sauerstoffmangel, auch wenn die Ursachen Hirnblutung, Schädelhirntrauma, Hirninfarkt, primärer Hirntumor, Entzündungen im Kopf oder Wasserkopf ist. Mehr hierzu ist unter Todesursachen nachzulesen.

Das Sterben der Gehirnzellen

Das Sterben der Gehirnzellen erfolgt in drei wesentlichen Schritten, wobei die einzelnen Übergänge fließend sind. D.h. während sich die einen Gehirnzellen noch in der einen Phase befinden, sind andere Gehirnzellen bereits in der nächsten Phase:

Absterben der Gehirnzellen
Durch den Sauerstoffmangel sterben die Gehirnzellen ab. D.h. sie besitzen keinen Stoffwechsel.
So wenig, wie ein Toter mit sicheren Todeszeichen nicht reanimiert werden kann, so wenig können die abgestorbenen Gehirnzellen reanimiert werden.[Anm. 5] (siehe auch: Reanimation von Hirntoten)

Vollsaugen mit Flüssigkeit
Abgestorbene Gehirnzellen saugen sich mit Flüssigkeit voll. Das ist kein Zeichen von Stoffwechsel, sondern ist ein rein physikalischer Vorgang von toten Zellen. Wie Zeitungspapier das auf sie gefallenen Wassertropfen aufsaugt, so saugen die abgestorbenen Gehirnzellen Flüssigkeit auf und werden richtig prall.
Da dies nicht nur eine Gehirnzelle macht, sondern alle abgestorbenen Gehirnzellen, steigt der Druck im Kopf, "Hirndruck" genannt. Der Anstieg des Hirndrucks beschleunigt das Absterben der noch lebenden Gehirnzellen, damit steigt der Hirndruck weiter an.
Der das Gehirn schützende Schädelknochen gibt dem Druck nicht nach. Der einzige Ausweg der Ausdehnung ist zum Rückenmark hin. Somit wird der Hirnstamm in den Kanal des Rückenmark gepresst, was die Überlebenschance der Gehirnzellen im Hirnstamm weiter mindert.
So setzt sich das Sterben der Gehirnzellen weiter fort.

Platzen der Gehirnzellen
Die Zellmembran der Gehirnzellen hält nicht über viele Tage diesen Zustand des Prallseins aus. Die Zellmembran platzt nach wenigen Tagen auf. So ist nach einigen Tagen bei Aufnahmen mit einem MRT keine Gehirnstruktur mehr feststellbar.

Dieser Prozess[Anm. 6] der Gehirnzellen läuft bei jedem Hirntoten ab. Vielfache Obduktionen haben bewiesen, was bildgebende Diagnostik (z.B. MRT) aufgezeigt hat: Nach Tagen des Hirntods hat sich das Gehirn aufgelöst. Die Gehirnzellen sind nicht nur tot, sondern zerplatzt. Wo einst das Gehirn als geistiges Wunderwerk der Natur war, ist jetzt nur ein Gemisch aus Blut, Zellmembran, Zellkern und Zellflüssigkeit.[Anm. 7]

" [4]

"Eine Durchblutungsabnahme des Gehirns, die im Rahmen einer zerebralen Ischämie oder durch eine intrakranielle Drucksteigerung infolge eines plötzlichen raumfordernden Prozess im Gehirn (z.B. eine Blutung) auftritt, führt zu einer starken Erregung der sympathoexzitatorischen Neuronen in der ventrolateralen Medulla oblongata (Ischämiereaktion des ZNS). Als Folge können die Sympathikusaktivität und der Blutdruck extrem ansteigen. Dieser Vorgang wird auch als Cushing-Reflex bezeichnet."[5]

Siehe: Cushing-Reflex

Definitionen des Hirntods

Weltweit gibt es zwei grundlegende Definitionen des Hirntods:

Hirnstammtod Gesamthirntod
Gehirn1b.jpg Gehirn1c.jpg
abgestorbener Hirnstamm abgestorbenes Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm
gültig in USA, Großbritannien,

Polen[6], Israel[7]

gültig in D/A/CH
  • Eigenatmung ist erloschen.
  • lebenswichtige Reflexe sind erloschen.
  • Wahrnehmung ist u.U. möglich.[Anm. 8]
  • Bewusstsein ist u.U. möglich.[Anm. 9]
  • Wissen und Können sind u.U. möglich.

Hirnstammtod

Dem im Jahre 1968 von einer Kommission der Harvard Medical School definierten Regelung für den Hirnstammtod dürften diese Überlegungen zu Grunde gelegen haben: Der Mensch könne durch die erloschene Eigenatmung trotz intensivmedizinischer Maßnahmen nicht weiterleben. Durch den Tod des Hirnstamms sind ihm alle lebenswichtigen Reflexe erloschen. Damit liegt eine "mit dem Leben nicht vereinbare Verletzung" vor, so der Terminus in der deutschen Rechtsprechung und Medizin.

Eine "mit dem Leben nicht vereinbare Verletzung" liegt z.B. vor, wenn bei einem Unfall dem Verunglückten der Kopf vom Oberkörper getrennt oder der Oberkörper durchtrennt wurde. Hierfür gibt es keine Rettung. Damit liegt ein sicheres Todeszeichen vor.

1968 wurde betont, dass der Blutkreislauf dieser Menschen auch mit den Maßnahmen der Intensivmedizin nicht lange aufrecht erhalten werden könne. Dies hat jedoch der amerikanische Neurologe Alan Shewmon mit seinen bis zum Jahre 1998 über 170 dokumentierten Fällen widerlegt. Diesen Hirntoten konnte in Einzelfällen der Herzstillstand bis zu 14 Jahren verhindert werden. - Einige Menschen sehen darin eine Widerlegung des Hirntod-Konzepts. Dies ist zu kurz gefasst, denn keiner dieser Menschen hat diesen Zustand je verlassen. Mehr Informationen hierzu unter: Alan Shewmon und Schmerzwahrnehmung

Weil das Konzept des Hirnstammstods nicht nach dem Zustand des Großhirns fragt, kann man von einigen der Hirnstammtoten ein EEG ableiten. Dies ist der Beweis, dass noch zumindest Reste von Wahrnehmung und Bewusstsein vorhanden sind. - Aus diesem Grunde kritisieren amerikanische und englische Ärzte ihr Konzept vom Hirnstammtod.[Anm. 10]

Der Zustand des Hirnstammtods ist infaust (hoffnungslos). Aus diesem Zustand gibt es keine Rettung oder Besserung, sondern nur irgendwann den Herzstillstand.

Gesamthirntod

Allgemeines
Beim Gesamthirntod sind Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm ausgefallen. Dies bedeutet:

Daher sieht Justiz und Medizin mit dem Gesamthirntod das Ende der Personalität des Menschen und damit den Tod des Menschen. Dass das Herz noch selbständig schlägt hat nichts mit dem Leben des Menschen als Person zu tun.[Anm. 12] Daher gilt in D/A/CH für den Gesamthirntod:

Mit dem Hirntod ist der Mensch tot.
Mit dem Herzstillstand ist der Körper tot.

Gesetzliche Definition
In Deutschlang, Österreich und der Schweiz ist der Hirntod als Ausfall von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm definiert. Die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen sind:

  • Deutschland
    Nach § 2 TPG (19.10.2012) ist eine Organentnahme nur dann zulässig, wenn der "nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach Verfahrensregeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist."[8]
  • Österreich
    [9]
  • Schweiz
    In Art.9 TxG (1.1.2014) heißt es: "Der Mensch ist tot, wenn die Funktionen seines Hirns einschliesslich des Hirnstamms irreversibel ausgefallen sind."[10]

Feststellung des Hirntods

Sicherheit der Hirntoddiagnostik

Deutschland

Nach § 5 TPG ist der Hirntod "durch zwei dafür qualifizierte Ärzte zu treffen, die den Organ- oder Gewebespender unabhängig voneinander untersucht haben. ... Die an den Untersuchungen nach Absatz 1 beteiligten Ärzte dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe oder Gewebe des Spenders beteiligt sein. Sie dürfen auch nicht Weisungen eines Arztes unterstehen, der an diesen Maßnahmen beteiligt ist."

  • Durch die beiden "dafür qualifizierte Ärzte" ist eine erste Sicherheit der Hirntoddiagnostik gewährleistet.
  • Dass die beiden Ärzte unabhängig voneinander zu untersuchen haben, erhöht die Sicherheit der Hirntoddiagnostik weiter.
  • Der Ausschluss von Entnahme oder Übertragung schließt die Möglichkeit der Manipulation aus.
  • Dass die beiden untersuchenden Ärzte keinem an der TX beteiligten Ärzte unterstehen dürfen, rundet die Sicherheit ab.

In den "Richtlinien zur Feststellung des Hirntods. Dritte Fortschreibung 1997" heißt es unter 2.: "Die Erfüllung der Voraussetzungen (siehe 1.) und alle geforderten klinischen Symptome (siehe 2.) müssen übereinstimmend und unabhängig von zwei qualifizierten Ärzten[Anm. 13] festgestellt und dokumentiert werden (siehe Protokollbogen)."

In keinem anderen Bereich der Medizin wird von Seiten des Gesetzes und als Richtlinie von der [[BÄK]] eine solch eindeutige und hohe Anforderung an die untersuchenden Ärzte gestellt. Auch mit einem 3. untersuchenden Arzt wird die Sicherheit der Hirntoddiagnostik nicht sicherer. Vor allem baut das TPG und die [[BÄK]] auf die "mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen".

Schweiz

In der medizin-ethischen Richtlinie "Feststellung des Todes mit Bezug auf Organtransplantationen", herausgegeben vom "Senat der Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften" (SAMW) vom 24.5.2011 heißt es auf Seite 8 unter Kapitel 2.4 Fachliche Voraussetzungen[11]

Die klinische Beurteilung muss durch Ärzte mit Weiterbildung und Erfahrung im Bereich Hirntoddiagnostik erfolgen.[12]

Für die klinische Feststellung des Todes bei Kindern ist eine Weiterbildung in pädiatrischer Intensivmedizin oder Neuropädiatrie erforderlich.
Die Durchführung der Zusatzuntersuchung muss durch einen Facharzt mit der jeweils spezifischen Qualifikation erfolgen.

Am 9.8.2011 brachte die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) einen Kommentar zu den zentralen Revisionspunkten der Richtlinien "Feststellung des Todes mit Bezug auf Organtransplantationen" unter dem Titel "Es gibt nur einen Tod" heraus. Darin heißt es:[13]

Grundsätzlich gibt es nur «einen Tod». Hingegen gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Tod festzustellen. Die «klassische Methode» ist jene, bei welcher der Arzt die Todeszeichen (Totenflecken, Totenstarre) feststellt; da die Todeszeichen jedoch erst nach einer gewissen Latenz (20-60 Min.) auftreten, kommen sie in der Transplantationsmedizin nicht in Frage, da die Organe nach dieser Zeit nicht mehr funktionstüchtig wären. Entsprechend gilt in der Transplantationsmedizin der totale und irreversible Funktionsausfall des Gehirns (der sogenannte «Hirntod») als sicheres Zeichen dafür, dass ein Mensch tot ist. Diese Nachweismethode hat sich weltweit etabliert. ... Der einzige Grund, der in der Vergangenheit für einen zweiten Zeitpunkt der Hirntoddiagnostik sprach, war psychologischer Natur. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die 6-stündige Wartephase für die Angehörigen eher belastend als erleichternd war. Die vorgeschlagene Neuregelung hat den Vorteil, dass die Frage "Wann ist (der Mensch?)man tot?" klarer als bisher beantwortet wird.

Durchführung der Hirntoddiagnostik

Die Hirntoddiagnostik baut auf 3 tragende Säulen auf: der Klärung der Voraussetzungen, der Überprüfung der klinischen Symptome für den Ausfall der Hirnfunktionen und den Nachweis der Irreversibilität (Unumkehrbarkeit):

Voraussetzungen

  • Die Diagnose muss beschrieben werden.
  • Die primäre bzw. sekundäre Hirnschädigung muss beschrieben werden.
  • Der Zeitpunkt des Unfalls bzw. der Krankheitsbeginn muss angegeben werden.
  • Nachfolgende Feststellungen und Befunde müssen ausgeschlossen werden:
    • Intoxikation (Vergiftung)
    • Relaxation (medikamentös bedingte Entspannung)
    • Primäre Hypothermie (Unterkühlung)
    • Metabolisches oder endokrines Koma (Stoffwechsel- oder Hormon-bedingtes Koma)
    • Schock

Für jeden dieser Punkte haben beide Ärzte auf dem Protokoll zu unterschreiben.[Anm. 14] Jeder dieser Punkte kann Symptome aufweisen, die den Symptomen des Hirntods ähnlich sind. Daher ist es wichtig, dass alle diese Punkte genannt und einzeln ausgeschlossen werden. Erst wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann die Überprüfung der Hirnstammreflexe beginnen.

Klinische Symptome des Ausfalls der Hirnfunktion

  • Zunächst muss vorliegendes Koma bestätigt werden.
  • Dann werden die Hirnstammreflexe[Anm. 15] überprüft:
    • Pupillen-Reflex = bei Licht wird sie nicht enger und bei Schatten nicht weiter
    • Puppenkopf-Phänomen = bei plötzlicher Drehung des Kopfes bleiben die Augen starr
    • Trigeminus-Schmerz-Reaktion = es kann beim Reiz des Trigeminus-Nervs keine Schmerzreaktion hervorgerufen werden
    • Würge-Reflex = es kann kein Würgereflex hervorgerufen werden
    • Apnoe-Test = nach Abschalten der künstlichen Beatmung kann bis zu einem CO2-Wert von mind. 60 mmHg[Anm. 16] kein Reflex der Eigenatmung hervorgerufen werden.

Sind alle diese Kriterien erfüllt, gelten die Hirnstammreflexe als ausgefallen.

Irreversibilitätsnachweis

Hierbei geht es um den Nachweis, dass der festgestellte Zustand ein dauerhafter Zustand ist, dass es für den Patienten[Anm. 17] keine Besserung gibt, dass er wirklich nicht wieder aufwacht, dass er wirklich hirntot ist.

Um dies nachzuweisen, gibt es die Wiederholung der klinischen Diagnostik nach 12 Stunden[Anm. 18] bei primärer Hirnschädigung bzw. 72 Stunden nach sekundärer Hirnschädigung. Es wird damit sichergestellt, dass der Ausfall der Hirnstammfunktionen ein dauerhafter Zustand ist.

In einigen besonderen Fällen, sie werden in der Richtlinie der [[BÄK]] für die Feststellung des Hirntods eigens genannt, und bei Kindern sind ergänzende Untersuchungen vorgeschrieben. Dies kann ein Nulllinien-EEG von über 30 min sein, ein Nachweis der Nichtdurchblutung des Gehirns durch Dopplersonographie, Perfusionsszintigraphie oder Angiographie oder andere eigens genannte Untersuchungen.

Die Sicherheit der Hirntoddiagnostik ist sehr hoch.

Im Gegensatz zur klinischen Diagnostik, die in jedem Fall nach 12 bzw. 72 Stunden zu wiederholen ist, ist die ergänzende apparative Diagnostik nur einmal durchzuführen. - Ist die apparative Diagnostik für diesen vorliegenden Fall nicht vorgeschrieben, kann die Beobachtungszeit dadurch verkürzt werden. D.h. es kann unmittelbar nach der apparativen Diagnostik die 2. klinische Diagnostik durchgeführt werden.

Am Ende einer Hirntoddiagnostik müssen 4 Protokolle zur Feststellung des Hirntodes vorliegen, von jedem Arzt zwei, das zweite jeweils nach 12 bzw. 72 Stunden wiederholt.

Das Ergebnis

Kein Hirntod erwiesen

In der Richtlinie der [[BÄK]] zur Feststellung des Hirntods ist die Reihenfolge der Tests klar vorgeschrieben: von einfachen Tests (Pupillen) kommend führt er zu immer schwerwiegenderen Test, bis er schließlich mit dem Apnoe-Test endet.

Wird bei der Durchführung der Hirntoddiagnostik auch nur ein Reflex festgestellt, ist der Hirntod nicht erwiesen. Die Hirntoddiagnostik wird an diesem Punkt abgebrochen, d.h. alle nachfolgenden Tests werden nicht durchgeführt.[Anm. 19]

Wurde kein Hirntod erwiesen, wird die intensivmedizinische Behandlung weiter fortgesetzt, es sei denn, es sprechen andere Faktoren dagegen, z.B. eine vorliegende Patientenverfügung, die bestimmt, dass in aussichtslosen Situationen die Therapie beendet werden soll.

Hirntod erwiesen

Ist der Hirntod erwiesen, wird zunächst der Totenschein unterschrieben und die Uhrzeit vom Ende der Hirntoddiagnostik als Todeszeitpunkt eingetragen.[Anm. 20] Danach stehen dem Hirntoten einen dieser drei Wege zur Verfügung:

Möglicher Weg Beschreibung dieses Weges Anzahl[Anm. 21]
Abschalten der künstlichen Beatmung Wenige Minuten danach bleibt das Herz stehen. Als Todeszeitpunkt bleibt jedoch die Feststellung des Hirntods, da dort der Tod des Menschen festgestellt wurde. ca. 4.000
Organspende Der Hirntote wird binnen weniger Stunden[Anm. 22] in den Operationssaal zur Organentnahme gebracht. ca. 1.000
Geburt des Kindes Ist die Hirntote schwanger, wird die intensivmedizinische Behandlung bis zur Geburt des Kindes weiter fortgesetzt. ca. 0,2
Es gibt für Hirntote keinen anderen Weg.

Beurkundung des Todes

Wenn die beiden Fachärzte den Hirntod festgestellt haben, laufen nacheinander diese Automatismen ab:

  1. Die beiden Fachärzte unterzeichnen mit Uhrzeit die Feststellung des Hirntodes auf ihren Protokollen zur HTD.
  2. Einer der beiden Fachärzte überträgt die persönlichen Daten und die Uhrzeit von der Feststellung des Hirntodes auf der Totesbescheinigung.
  3. Das Krankenhaus meldet den Tod ihres Patienten spätestens am nächsten Arbeitstag an das Standesamt.
  4. Das Standesamt beurkundet den Todeszeitpunkt, Datum und Uhrzeit siehe oben.
  5. Das Standesamt erstellt für die Hinterbliebenen (meist vertreten durch einen Bestatter) gebührenfreie Todesurkunden, eine davon ist für die Krankenkasse.
  6. Der Bestatter benachrichtigt durch die Totesurkunde für die Krankenkasse diese vom Tod ihres Versicherten.[Anm. 23]

Sollten die Hinterbliebenen auf eine Weiterbehandlung des Hirntoten bestehen und nun versuchen, die Krankenkasse nicht vom Hirntod des Versicherten zu informieren, um doch der Krankenkasse diese Kosten aufzudrücken, so ist dieses Vorhaben gescheitert. Die Krankenkasse erfährt immer Datum und Uhrzeit der Todesfeststellung ihres Versicherten. Ab dieser Uhrzeit kommt sie für keine Behandlungskosten auf. Die Hinterbliebenen müssen alle Kosten ab der Feststellung des Hirntodes selbst tragen, da sie die Auftraggeber sind.

Sonstiges

Voraussetzungen

Wie wichtig die Voraussetzungen bei der THD sind, zeigt dieses Beispiels eines 30-jährigen Mannes, der sich mit "Baclofe" das Leben nehmen wollte. In der Klinik zeigte er einen Tag nach der Einlieferung Anzeichen von Hirntod. Bei der 2. klinische Diagnostik hatte er wieder Hirnstammreflexe.[14]

Ethik und Hirntod

Von Kritikern wird das Hirntodkonzept auch in ethischer Sicht angegriffen. Daher sei hier auch darauf eingegangen.

Patientenverfügung (PV)

Der Zustand, in dem eine PV greift, ist in ihr klar beschrieben, meist ein unheilbarer Zustand und den eigenen Willen nicht mehr kund tun könnend. Der Zweck der PV ist meist Ende der Therapie und der lebenserhaltenden bzw. lebensverlängernden Maßnahmen. In diesem Zustand ist ist eindeutig mehr Leben in dem Menschen als bei Hirntoten.
Warum macht man beim Hirntod so ein großes Aufheben, im Falle der Umsetzung der PV höre ich jedoch nichts. Bei Hirntod soll es gar Mord sein, bei der PV wird es gewünscht bis gefordert.

Ende der Therapie

Meist wird die Feststellung des Hirntodes im Zusammenhang der Organspende gesehen. Echte Zahlen (von der DSO) liegen nur im Zusammenhang von Organspende vor. Hier sind rund 70% der Hirntoten Organspender, rund 30% keine Organspender (im Jahr 2015 zusammen 1.317 potentielle Organspender). Für die Gesamtzahl der Hirntoten gibt es keine verlässlichen Zahlen. Die Zahl derer, an denen jährlich der Hirntod festgestellt wird, schwankt je nach Quelle zwischen dem Doppelten und dem Dreifachen, d.h. insgesamt wird in Deutschland jährlich an 3.000 bis 5.000 Patienten der Hirntod festgestellt. Die einen werden aus verschiedenen Gründen nicht an die DSO gemeldet und erscheinen somit nicht bei deren Statistik. Die anderen Hirntoten haben Vorerkrankungen, mit denen eine Organspende unmöglich ist. Daher werden sie nicht an die DSO gemeldet.

Der festgestellte Hirntod ist zwar eine Voraussetzung für eine Organentnahme, aber er wird nicht zum Zweck der Organentnahme festgestellt. Gerade auch vom ethischen Standpunkt muss man dies daher unter diesem Gesichtspunkt sehen:

  • Die HTD wurde durchgeführt, um einen unklaren medizinischen Zustand abzuklären. Mit Feststellung des Hirntodes ist jede weitere Behandlung sinnlos. Es wird die künstliche Beatmung abgeschaltet. Papst Pius XII. stimmte dem im Jahre 1957 zu. Wertheimer, Rougemont, Jouvet und Descotes veröffentlichten ihr Vorgehen 1960 in einem Artikel.
  • Geschichtlich später kam die Organtransplantation (1967 die 1. Herz-TX) hinzu, die dann sagte, dass sie die guten Organe gebrauchen könnten. Schaltet also nach Feststellung des Hirntodes nicht ab, sondern überlasst uns die Hirntoten zur Organentnahme. Wenn der Hirntote oder sein gesetzlicher Vertreter hierzu zustimmt, sollte es für die Organentnahme keine ethischen Probleme geben.
Der Mediziner und Neurologe Prof. Dr. Andreas Ferbert machte deutlich, dass die Frage nach dem Hirntod häufig unabhängig von der Frage der Organspende im Klinikalltag entscheidend sei.[15]
Bei mehr als der Hälfte der Menschen wird der Hirntod diagnostiziert, auch wenn nach der Diagnose keine Organentnahme erfolgt, aus den verschiedensten Gründen.[16]

Staatsrecht

Verfassungsrechtliche Vorgaben stehen der Hirntodkonzeption nicht entgegen. Gegenstand der Grundrechtsgewährleistung des Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG ist der lebende Mensch. Der ihm zuteil werdende Schutz soll die externe Unverfügbarkeit menschlichen Lebens garantieren. Freilich gibt die Verfassung keine abschließende Auskunft darüber, was „Leben“ im Sinne des Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG bedeutet. Dem Grundgesetz ist nicht zu entnehmen, dass der Grundrechtsbestimmung ein Begriffsverständnis zugrunde liegt, wonach „Leben“ bis zum Ausfall der letzten biologischen Äußerung des Organismus definiert ist. Vielmehr handelt es sich um eine verfassungsrechtliche Wertungsfrage, deren Weite – entgegen der Auffassung der Hirntodkritiker – nicht als offen charakterisiert werden kann. Ihre Beantwortung wird maßgeblich durch medizinische Erkenntnisse beeinflusst. Insoweit sprechen die besseren (verfassungsrechtlichen) Argumente für die Hirntodkonzeption.[17]

Hirntod international

In verschiedenen Ländern wird der Hirntod unterschiedlich gesehen. Hier eine kleine Übersicht:

Nation Gesetz Form HTD
Deutschland 1997 GHT 2015
Israel 2008[18]
Österreich GHT 2013
Schweiz GHT 2011

Gesetz: Jahreszahl, seit per Gesetz Hirntote Tote sind - kursive Zahl = indirekt ausgedrückt
Form: HST = Hirnstammtod, GHT = Gesamthirntod

Erklärungen zum Hirntod

August 1994 unterzeichneten 4 Professoren[Anm. 24] die „Gemeinsame Stellungnahme deutscher wissenschaftlicher Gesellschaften zum Hirntod. Darin heißt es:[19]

Es gibt nur einen Tod, aber verschiedene Ursachen, Eintrittsweisen, Zeichen und Nachweis verfahren dieses einen Todes ... Beim Menschen ist das Gehirn zudem die notwendige und unersetzliche körperliche Grundlage für das stofflich nicht faßbare Geistige. Wie auch immer der menschliche Geist die menschliche Seele und die menschliche Person verstanden werden: Ein Mensch, dessen Gehirn abgestorben ist, kann nichts mehr aus seinem Inneren und aus seiner Umgebung empfinden, wahrnehmen, beo bachten und beantworten, nicht mehr denken, nichts mehr entscheiden. Mit dem völligen und endgültigen Ausfall der Tätigkeit seines Gehirns hat der Mensch aufgehört, ein Lebewesen in körperlich-geistiger oder in leiblich-seelischer Einheit zu sein. Deshalb ist ein Mensch tot, dessen Gehirn völlig und endgültig ausgefallen ist.

Im Jahre 2001 veröffentlichten 5 Professoren - allesamt Präsidenten bzw. Vorsitzende verschiedener medizinischer Einrichtungen - eine "Erklärung zum Hirntod" im Deutschen Ärzteblatt: [20]

Die Feststellung und Dokumentation des Hirntods unterliegen in Deutschland einheitlichen Kriterien. Diese sind 1982 durch den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer niedergelegt worden und wurden seither ohne grundsätzliche Änderung in drei Fortschreibungen jeweils der zwischenzeitlichen Erfahrung und Entwicklung angepasst, zuletzt 1998 an die formalen Anforderungen des Transplantationsgesetzes. Die anthropologische Begründung für die Bedeutung des Hirntods als sicheres inneres Todeszeichen des Menschen wurde 1993 ebenfalls vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer dargelegt. 1994 haben die Deutsche Gesellschaft für Anaesthesiologie, die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Physiologische Gesellschaft in einer gemeinsamen Erklärung die Kriterien des Hirntodes und seine Bedeutung erneut bestätigt. Dieser Erklärung haben sich 1995 die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin und 1996 die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie angeschlossen.

Übereinstimmend auch mit der neueren wissenschaftlichen Literatur wird gegenüber anders lautenden und missverständlichen Äußerungen – leider auch einzelner Ärzte – klargestellt:

1. An der biologisch begründeten Definition des Hirntods, an der Sicherheit der Hirntodfeststellung und an der Bedeutung des Hirntods als sicheres inneres Todeszeichen des Menschen hat sich nichts geändert.

2. Nach dem Hirntod gibt es keine Schmerzempfindung mehr. Deshalb sind nach dem Hirntod bei Organentnahmen keine Maßnahmen zur Schmerzverhütung (zum Beispiel Narkose) nötig. Die Tätigkeit eines Anästhesisten bei der Organentnahme – zu Maßnahmen wie zum Beispiel der künstlichen Beatmung, der Kontrolle der Herztätigkeit und des Kreislaufs sowie der notwendigen Ruhigstellung der Muskulatur – dient ausschließlich der Erhaltung der Funktionsfähigkeit der zu entnehmenden Organe.

Prof. Dr. med. Eberhard Götz
Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Anaesthesiologie und Intensivmedizin

Prof. Dr. med. Falk Oppel
1. Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Neurochirurgie

Prof. Dr. med. Werner Hacke
1. Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Neurologie

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe
Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages

Prof. Dr. med. Karl-Friedrich Sewing
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer

Am 22.08.2016 veröffentlichen Hahnenkamp K, Böhler K, Wolters H, Wiebe K, Schneider D, Schmidt HHJ im Deutschen Ärzteblatt den Artikel "Organ-protective intensive care in organ donors". Darin heißt es:[21]

Diese sogenannte organprotektive Intensivtherapie ist indes von zentraler Bedeutung im Organspendeprozess. Der irreversible Hirnfunktionsausfall führt zu gravierenden pathophysiologischen Veränderungen und zieht den Verlust multipler Organfunktionen nach sich. Ein inflammatorisches Syndrom bewirkt die Freisetzung von Katecholaminen und den plötzlichen Abfall unter anderem von Cortisol, Insulin und Triiodthyronin (T3) sowie auch Thyroxin (T4) (3–6). Der Ausfall des Hypothalamus und der Hypophyse trägt zur hämodynamischen und metabolischen Entgleisung bei. Hier steht die fehlende Sekretion von antidiuretischem Hormon (ADH) im Vordergrund (7, 8).

Weitere Erklärungen zum Hirntod siehe weitere Erklärungen

Versuche, den Hirntod verständlich zu machen

Datenbank unseres Lebens

Mit Eintritt des Hirntodes ist die Datenbank unseres Lebens für immer erloschen.

Beschreibung des Hirntodes

Jürgen Klingelhöfer schrieb in Neurophysiol. Lab. 31 (2009) in dem Artikel "Hirntod", auf Seite 102 folgende Definition von Hirntod: Klinisch: "Zustand der irreversibel erloschenen Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Dabei wird durch kontrollierte Beatmung die Herz- und Kreislauffunktion noch künstlich aufrechterhalten. Mit dem Hirntod ist naturwissenschaftlich-medizinisch der Tod des Menschen fest- gestellt."[Anm. 25]
Pathophysiologisch: Intrakranielle Drucksteigerung über den zerebralen Perfusionsdruck hinaus mit dadurch bedingtem Stillstand der Hirnzirkulation und seinen funktionellen Folgen.
Morphologisch: Ischämischer Totalinfarkt des Gehirns mit postmortal gegenüber den anderen Organen desto weiter fortgeschrittener Autolyse, je länger der Kreislauf im übrigen Körper über den Hirntod hinaus erhalten worden war.

Vision: Transplantation des Gehirns

Das gesamte menschliche Wissen und Können, seine erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie sein ganzes Erinnerungsvermögen ist im Gehirn gespeichert, insbesondere im Kleinhirn. Das Großhirn übernimmt hierzu die Verarbeitung der Sinneswahrnehmung.

Gesetzt den Fall, dass die Medizin erfolgreich das menschliche Gehirn transplantierten könnte und dabei das Gehirn einer dreifachen Mutter in den Kopf eines gewaltbereiten Bauarbeiters gleichen Alters transplantieren würde, welcher Mensch würde nach dieser Transplantation aufwachen - die dreifache Mutter oder der gewaltbereite Bauarbeiter?

Körperlich ist es eindeutig ein Mann mit männlicher Stimme. Doch was kann uns dieser Mensch nach der Narkose erzählen, von der Geburt ihrer drei Kinder oder von seinen Schlägereien?

Nach allem, was wir heute über das Gehirn wissen, wird dieser Mensch nichts von Schlägereien erzählen können, da dessen "Datenspeicher" (Kleinhirn) sich nicht mehr in diesem Körper befindet. Dieser Mensch wird uns aber sehr wohl etwas über die Geburt seiner drei Kinder erzählen können.

Damit ist klar bewiesen, dass der gewaltbereite Bauarbeiter mit dem Hirntod als Mensch tot ist, auch wenn sein Körper noch weiterlebt. Die dreifache Familienmutter, deren Körper tot ist (Totenstarre, Totenflecke, Verwesung), lebt mit ihrer Erinnerung, ihrem Wissen und Können, ihren Neigungen und Stärken, in dem Körper eines Mannes weiter. Daher:

Der Hirntod ist der Tod des Menschen.
Der Herzstillstand ist der Tod des Körpers.

Hirntod technisch erklärt

Der Hirntod lässt sich auch technisch erklären. Dazu ist es notwendig, zunächst die jeweiligen Begriffe und Situationen aus der Biologie des Hirntods in ein Bild der Technik zu übertragen.

Biologie des Hirntods Bild der Technik

Nutzanwendung

Die Feststellung des Hirntodes hat eine primäre und einen sekundäre Nutzanwendung:

  • Primär dient die Feststellung des Hirntodes dem Ende einer sinnlos gewordenen Therapie.
  • Sekundär ist sie die Voraussetzung für eine Organentnahme.

"Oft wird behauptet, der 'Hirntod' stelle als Todeszeichen des Menschen eine bloß pragmatische Vereinbarung dar, die letztlich von Interessen — insbesondere dem Interesse an der Verfügung über transplantierbare Organe — geleitet und bereits deshalb fragwürdig sei. Aber die Nutzanwendung eines Kriteriums mindert nicht seine Richtigkeit, ebensowenig wie eine technische Anwendung die Richtigkeit einer wissenschaftlichen Erkenntnis. ... Sowohl das Kriterium des Hirntods als auch die ihm zugrundeliegende Todesdefinition verfügen über eine unabhängige Plausibilitätsbasis. ... Gegenwärtig wird der vollständige und endgültige Ausfall der gesamten Hirntätigkeit als Todeszeichen besonders heftig von denen bekämpft, die Todeskriterien nicht in medizinischen Befunden, sondern in äußerlich für jeden erkennbaren Merkmalen sehen wollen."[22]

Hirntod im Vergleich

Der Hirntod kann sehr deutlich von jedem anderen Zustand abgegrenzt werden, bei dem eine vorliegende Patientenverfügung die Beendigung der Therapie fordert: Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.

Lebend, sterbend oder tot?

Sicht der Bevölkerung

Im Jahr 2004 akzeptierten 62% der Bevölkerung den Hirntod als den Tod des Menschen. Deshalb seien auch nur 60% unter seiner Voraussetzung zur Organspende bereit. Bei zusätzlichem Herz-Kreislauftod würden 43% derer, die unter der Maßgabe des Hirntodes die Organspende abgelehnt hätten, der Spende doch zustimmen.[23]

Argumente der Kritiker

Kritiker zählen gerne auf, was Hirntote alles können, um zu "beweisen", das Hirntote noch leben würden. Was liegt mit einem Hirntoten vor uns?[Anm. 26]
Diese Fähigkeiten besitzen Hirntote:

Hirntote würden leben, ... Negierung dieser Argumente
ihr Herz schlägt Das Herz schlägt autonom, d.h. aus sich heraus. Es braucht keinen Reiz von außen, damit es schlägt. Das Herz würde auch noch schlagen, wenn man es aus dem Körper herausschneiden und vom Körper völlig isoliert in eine Nährlösung hängen würde. So lange das Herz ausreichend Sauerstoff und Nährstoff hat, würde das Herz noch schlagen.[Anm. 27] - In der Pharmaindustrie wird Hamstern unter Vollnarkose das Herz herausgeschnitten und in eine Nährlösung gehängt. Dort schlägt es vom Körper getrennt weiter, solange die Nährlösung genug Sauerstoff und Glucose enthält.[24]

Im Jahr 1789 wurde das Herz von Enthaupteten durch elektrische Schläge wieder zum Schlagen angeregt. Waren damit die Enthaupteten wieder reanimiert - wieder ins Leben zurückgeholt?

sie "atmen" noch Hirntote atmen nicht selbständig, sondern müssen wegen der erloschenen Eigenatmung künstlich beatmet werden. - Der Atemreflex kommt vom Hirnstamm. Da dieser jedoch abgestorben ist, fehlt der Impuls zum Atmen. Daher ist ein Kennzeichen jeden Hirntoten der fehlende Atemreflex. Daher muss jeder Hirntote künstlich beatmet werden.
ihr Körper ist warm Der Körper von Hirntoten ist warm, weil das Herz schlägt und damit Organe[Anm. 28] und Muskeln durchblutet werden. Somit steht ihnen für ihren Stoffwechsel Sauerstoff und Glukose zur Verfügung, der durch die Verbrennung diese Wärme erzeugt.
sie verdauen Nahrung und scheiden aus Weil Nahrung verdaut wird und Herz, Lunge, Leber und Niere noch arbeiten, erfolgt auch die Ausscheidung. Die Verdauung ist möglich, weil der Blutkreislauf aufrecht erhalten wird.
sie wehren sich gegen Infektionen Das Immunsystem ist bei Hirntoten noch voll intakt, da es auf verschiedene Zellen in unserem Körper basiert, insbesondere in unserem Blut. Hauptbestandteil unseres Immunsystems sind die Phagozyten (Fresszellen) und die B- und T-Lymphozyten.
ihre Wunden heilen Wundheilung ist möglich, da der Körper in vielen Grundfunktionen durch die künstliche Beatmung und den aufrechterhaltenen Blutkreislauf noch intakt ist. Wundheilung ist ein natürlicher biologischer Prozess, der bereits mit der Blutung beginnt und in 2 Phasen abläuft.
  1. Blutplättchen treten an die geschädigte Stelle und versuchen sie zu verschließen. In seltenen Fällen entsteht über Exsudation (Flüssigkeitsabsonderung) eine Schorfbildung.
  2. Narbengewebe verschließt mit ihrem faserreichen Ersatzgewebe (Fibrose) nach Tagen oder Wochen die Wunde. Die Bildung von Narbengebebe geht von der Haut aus.
sie können einen Sonnenbrand bekommen Sonnenbrand ähnelt einer Verbrennung der Haut 1. bis 2. Grades, verursacht durch UV-B-Licht. Damit ist es eine biologische Reaktion der einzelnen Hautzellen auf das UV-B-Licht.

Eine Reaktion der Zellen auf Licht zeigt auch totes Gewebe, so z.B. die Haut eines Toten oder auch das rohe Fleisch. - Überspitzt lässt sich hierzu sagen, dass das Verblassen von Fotos oder Papier, das starkem Sonnenlicht ausgesetzt war, ein Hinweis auf Leben sei.

die Homöostase funktioniere Die Homöostase ist bei Hirntoten mehr oder minder gestört. So ist z.B. bei einigen Hirntoten die Regelung der Körpertemperatur (ca. 37°C) ausgefallen. D.h. sie neigen dazu, die Temperatur der Umgebung (Raumtemperatur) anzunehmen. Das schadet aber dem Körper. Daher werden diese Hirntote mit Wärmedecken auf 37°C gehalten. - siehe: Homöostase
Alan Shewmon und seine 175 Hirntote Alan Shewmon veröffentlichte im Jahr 1998 das Ergebnis seiner jahrelangen Recherchen, in der er 175 Hirntote zusammentrug, die zwischen 1 Woche und 14 Jahren "gelebt" haben. - Mitunter wird behauptet, dass ihnen die künstliche Beatmung entfernt worden sei. Dies ist ein Irrtum. Alle diese Hirntoten wurden bis zu ihrem Herzstillstand künstlich beatmet.[Anm. 29]

In diesem Zusammenhang unerwähnt bleiben diese Fakten: Alle 9 Hirntoten mit Zeiten über 4 Monate waren jünger als 18 Jahre. Die 3 Hirntoten mit den längsten Zeiten (2,7 und 5,1 und 14,5 Jahre) waren Neugeborene und Kleinkinder. Der Hauptanteil der Hirntoten, die mehrere Monate weiterbehandelt wurden, waren schwangere Hirntote, betont Alan Shewmon selbst. - Alan Shewmon zeigte mit seiner Studie auf, dass die in den USA vertretene Meinung falsch ist, dass Hirntote trotz aller intensivmedizinischer Versorgung höchstens eine Woche bis zum Herzstillstand hätten. Diese Haltung wurde in Deutschland von Medizinern nie vertreten.
Wichtig: Keiner dieser Hirntoten hat je wieder das Bewusstsein erlangt. Sie alle blieben in dem Zustand: Wahrnehmung, Erinnerung, Wissen und Können blieb dauerhaft erloschen.

sie haben noch Reflexe Durch den Hirntod sind alle vom Gehirn ausgehende (zelebrale) Reflexe erloschen. Dies wird durch die HTD überprüft. - Erhalten sind jedoch noch vom Rückenmark ausgehende (spinale) Reflexe. Diese sind noch immer erhalten, so wie bei diesem Video vom enthaupteten Huhn zu sehen. Dies Zuckungen von Enthaupteten regten bereits Moses Maimonides (1135-1204) zu der Überlegung an, dass diese keinesfalls dem Leben eines Menschen zuzuschreiben sei.
männliche Hirntote können eine Erektion haben Eine Erektion hat wenig mit dem Gehirn zu tun,[Anm. 30] sondern hauptsächlich mit dem Rückenmark. Es handelt sich hierbei um ein im unteren Bereich der Wirbel verorteter Reflex, der die Erektion auslöst. - Entscheidend für die Erektion ist das Zusammenspiel von zwei Nervensystemen, dem Parasympathikus und dem Sympathikus. Bei Berührung von erogenen Zonen, wie sie z.B. bei der Körperpflege erfolgt, kann dies einen Reiz auslösen, der direkt ins Mark der Lendenwirbelsäule führt und die Erektion bewirkt.[25]
schwangere Hirntote können ihr Kind gebären Durch die Fortsetzung der intensivmedizinischer Maßnahmen[Anm. 31] wird der Blutkreislauf der Hirntoten versucht aufrecht zu erhalten. Durch Gabe von Medikamenten (z.B. für vorzeitige Lungenreifung) wird das Kind auf eine evtl. vorgezogene Geburt vorbereitet. Entzündungen werden vermieden. Festgestellte Entzündungen werden umgehend bekämpft, da sie eine vorzeitige Geburt auslösen können und damit den Tod des Kindes.[Anm. 32] Bei Kreislaufversagen der Mutter wird umgehend die Geburt eingeleitet, um das Leben des Kindes zu retten. Es wird jedoch versucht, die Geburt nach der 35. Schwangerschaftswoche durchzuführen, weil jede Woche im Leib der Mutter der Entwicklung des Kindes gut tut. Entbunden wird immer per Kaiserschnitt, um das Risiko des Kindes so gering wie möglich zu halten. Nach der Entbindung wird die künstliche Beatmung abgeschaltet, worauf nach wenigen Minuten der Herzstillstand folgt. - Von alle dem nimmt die Hirntote nichts wahr, denn seit dem Hirntod ist ihre biologische Grundlage für Bewusstsein und Wahrnehmung erloschen.
Zitate von Kritikern Negierung dieser Argumente
Bischof Martin Hein:[Anm. 33] "Selbst nach Feststellung des Hirntods verfügt der menschliche Organismus mit Hilfe der Intensivmedizin über vielfältige Funktionen. Man kann sagen: In gewisser Hinsicht 'lebt' er. Denken Sie etwa an erfolgreich verlaufene Schwangerschaften bei hirntoten Schwangeren! Das hat insofern Folgen für die Möglichkeit von Organtransplantationen, als wir uns bewusstmachen müssen, dass die Entnahme von Organen - vereinfacht gesagt - aus einem 'lebenden' Körper erfolgt. Es handelt sich aber um keine Tötung, sofern der Eingriff 'dem ausdrücklichen oder mutmaßlichen Willen des Betroffenen entspricht'. Ärzte greifen also aufgrund dieser Willensäußerung in die allerletzte Sterbephase ein, tun dies aber zu einem Zeitpunkt, an dem unter den Bedingungen der Nicht-Einwilligung der Sterbeprozess bereits abgeschlossen wäre."[26] Deutsche Bischofskonferenz (2015): "Nach jetzigem Stand der Wissenschaft stellt das Hirntod-Kriterium im Sinne des Ganzhirntodes – sofern es in der Praxis ordnungsgemäß angewandt wird – das beste und sicherste Kriterium für die Feststellung des Todes eines Menschen dar, so dass potentielle Organspender zu Recht davon ausgehen können, dass sie zum Zeitpunkt der Organentnahme wirklich tot und nicht nur sterbend sind."[27]
Bischof Martin Hein: "Denjenigen, die die Minderheitsmeinung vertreten, geht es darum, deutlich zu machen, dass zwischen Hirntod und Tod genau zu unterscheiden ist. Die Organentnahme erfolgt in der Phase zwischen irreversiblem Hirntod und dem 'eigentlichen' Tod, der ohne intensivmedizinische Unterstützung und Organentnahme längst eingetreten wäre. Das ist der entscheidende Differenzpunkt."[26]* Tode gibt es viele: Herz-Lungen-Tod, Hirntod, biologischer Tod, genetischer Tod und der absolute Tod. Der "eigentliche Tod" ist nicht definiert. - Welcher Tod ist hierbei gemeint?

Jochen Vollmann drückte es in seinem Artikel "Tote Helden" in der FAZ vom 26.5.13 so aus:[28]
"Doch ist die Todesdefinition für die Organspender so wichtig? Entscheidend ist doch, dass die Organentnahme nur dann geschieht, wenn aufgrund der Zerstörung des Gehirns keine Aussicht auf Genesung besteht und ein Abbruch der intensivmedizinischen Therapie unvermeidlich den Tod zur Folge hat. Dieser Zustand muss objektiv, sicher und ohne Interessenkonflikte festgestellt werden."

Was Hirntoten fehlt

Hirntote haben diese Fähigkeiten für immer verloren:

ihre Sinneswahrnehmung ist erloschen Kein Hirntoter sieht was, hört was, riecht was, schmeckt was, spürt was. Das Großhirn als Signal-verarbeitendes Organ ist mit dem Hirntod abgestorben. Keiner der Sinne kann wahrgenommen werden, nie wieder!
ihr bewusstes Handeln ist erloschen Hirntote können sich nicht bewusst bewegen. Hierzu wäre Bewusstsein notwendig. Dieses ist jedoch an ein funktionierendes Gehirn gebunden. Da bei Hirntoten jedoch die Gehirnzellen abgestorben sind, ist die körperliche Grundlage für Bewusstsein und damit auch für bewusstes Handeln erloschen. Selbst die zelebralen Reflexe, sie werden bei der HTD überprüft, sind erloschen.
sie können nicht kommunizieren Hirntote können nicht kommunizieren, weil ihnen dazu zwei Fähigkeiten fehlen: Input und Output. D.h. ihnen ist die Wahrnehmung (Input) wie auch das bewusstes Handeln (Output) erloschen. Im Gegensatz zu Menschen im Locked-in-Syndrom, die zwar noch alles oder zumindest teilweise wahrnehmen, ist bei Hirntoten dies erloschen.
ihr Denkvermögen ist erloschen Denkvermögen ist wie Bewusstsein körperlich an das Gehirn gebunden. Bei Hirntoten sind die Gehirnzellen abgestorben. Damit ist ihr Denkvermögen erloschen.
ihre Erinnerungsvermögen ist erloschen Erinnerung ist wie Bewusstsein und Denkvermögen körperlich an das Gehirn gebunden. Mit totem Gehirn ist somit keine Erinnerung möglich. Alle Erinnerung ist erloschen.
ihr Wissen und Können ist erloschen Mit dem Tod der Gehirnzellen ist das gesamte Wissen und Können des Hirntoten erloschen. Alle seine erlernten Fähigkeiten (z.B. Spielen eines Musikinstruments oder mit 10 Fingern auf der Tastatur schreiben) sind erloschen. Sie können auch nicht wieder erlernt werden, weil hierzu das Gehirn als biologische Grundlage abgestorben ist.
ihre Schutzreflexe sind erloschen Bei der HTD werden alle Schutzreflexe (Pupillen-Reflex, Okulozephaler Reflex, Lidschluss-Reflex, Schmerz-Reaktion, Würge-Reflex, Schluck-Reflex) und der Atem-Reflex überprüft. Ist auch nur einer von ihnen noch vorhanden, liegt damit kein Hirntod vor. Hirntoten sind daher alle Schutzreflexe und lebenswichtigen Reflexe erloschen.

In der gemeinsamen Schrift der EKD und DBK von 1990 heißt es:[29]

Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt. Der unter allen Lebewesen einzigartige menschliche Geist ist körperlich ausschließlich an das Gehirn gebunden. Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden. ... Hirntod bedeutet also etwas entscheidend anderes als nur eine bleibende Bewußtlosigkeit, die allein noch nicht den Tod des Menschen ausmacht.

Hirntod in der Sprache

Nicht "erklärt", sondern "festgestellt"

Der Hirntod wird "festgestellt". - Kein Patient wird für Hirntod "erklärt". [Anm. 34]

"Die Todeserklärung ist ein richterlicher Beschluss eines Amtsgerichts, wonach ein Mensch vor der Rechtsordnung als verstorben anzusehen ist.
Rechtliche Grundlage für die Todeserklärung ist in Deutschland das Verschollenheitsgesetz (VerschG) und in Österreich das Todeserklärungsgesetz (TEG), die beide auf dem „Reichsgesetz über die Verschollenheit, die Todeserklärung und die Feststellung der Todeszeit vom 4. Juli 1939“ beruhen und weitgehend inhaltsgleich sind." So heißt es in https://de.wikipedia.org/wiki/Todeserklärung - Zugriff am 1.2.2014. Damit ist sachlich klargestellt, dass nur Verschollene für tot erklärt werden.

Liegt der Körper des Toten vor, wird sein Tod festgestellt. 
Liegt der Körper eines Hirntoten vor, wird der Hirntod festgestellt.
Nach Feststellung des Todes wie auch des Hirntodes wird auf dem Totenschein Datum und Uhrzeit der Feststellung eingetragen und der Totenschein unterschrieben.

Die Feststellung drückt sprachlich aus, dass ein vorliegender Zustand durch entsprechende Prüfung ermittelt wurde. Dieser Sachverhalt des Todes bzw. Hirntodes ist von anderen Personen jederzeit überprüfbar.

Nicht "komatös", sondern "hirntot" Vorliegendes Koma ist zwar ein Kriterium für die Durchführung der Hirntoddiagnostik, aber es gibt wesentliche Unterschiede zwischen einem Koma-Patienten und einem Hirntoten:

Koma-Patient Hirntoter
Beim Koma-Patienten weisen Gehirnzellen noch Stoffwechsel auf. D.h. sie arbeiten noch. Daher kann ein Koma-Patient noch nach Jahren aus diesem Koma erwachen. Beim Hirntoten sind die Gehirnzellen durch den Sauerstoffmangel abgestorben. Sie können nicht reanimiert (wiederbelebt) werden. Daher bleibt ein Hirntoter immer ein Hirntoter.
Koma-Patienten besitzen durch ihr teilweise funktionierendes Gehirn eine biologische Grundlage für Bewusstsein und Wahrnehmung. Hirntote ist durch den Tod der Gehirnzellen die biologische Grundlage für Bewusstsein und Wahrnehmung erloschen.

Hirntod sprachlich korrekt benennen Johannes Scheele, Professor und Leitender Oberarzt der Chirurgie, verglich im Jahre 1992 die schwangere Hirntote Marion Ploch einem Stein, der im Fall verharrt.[30]

Wir haben dafür keine Worte ... als die Sprache erfunden wurde, gab es diesen Zustand nicht. Wir brauchen neue Worte im Zeitalter der Technik.
Was liegt dort auf der Intensivstation? Eine werdende Mutter? Ein Leichnam, in dem ein Kind lebt? Eine Ansammlung von Organen, die einen biologischen Brutkasten hergeben? Oder ein Herz-Lungen-Präparat, ein Objekt, mit dem ehrgeizige Wissenschaftler experimentieren?[30] Bei diesen Fragen handelte es sich um Marion Ploch, die im Jahre 1992 nach einem Verkehrsunfall in den Hirntod gestorben ist, die jedoch schwanger war.

Auf der Intensivstation lag eine schwangere Hirntote. Durch intensivmedizinische Behandlung versuchten die Ärzte das Leben des Kindes zu retten.

Hirntote atmen und liegen wie schlafend, aber keineswegs reglos da.[31] Kein Hirntoter atmet selbst. Alle Hirntote werden künstlich beatmet.

Korrekter sprachlicher Umgang Ungeschickter oder gar falscher sprachlicher Ausdruck vermittelt ein falsches Bild über den Hirntod. Um Missverständnissen vorzubeugen, ist korrekte Wortwahl unabdingbar.

Ungeschickte Formulierung Korrekte Formulierung
Der Patient wurde für hirntot erklärt.

Für tot werden nur Menschen erklärt, deren Körper man habhaft hat, um an ihm den Tod festzustellen, so z.B. nach Unglücken von Schiffen oder Flugzeugen.

Der Hirntod wurde festgestellt.

Der Hirntod wird festgestellt. Für die Durchführung der Hirntoddiagnostik gibt es klare Vorgaben der [[BÄK]], die hierbei einzuhalten sind.

Wenn der Verdacht auf Hirntod besteht, wird die Hirntoddiagnostikdurchgeführt.

Dies erweckt den Eindruck, dass bereits bei einem Hauch eines Verdachts bereits eine Hirntoddiagnostik durchgeführt werden würde. Erst nach Ausschluss anderer Ursachen, die ähnliches Verhalten hervorrufen können, wird mit der Hirntoddiagnostik begonnen.

Nach Ausschluss anderer Ursachen wird die Hirntoddiagnostik durchgeführt.

Nach Überprüfung der Voraussetzungen zur Hirntoddiagnostik wird diese durchgeführt.

Komatöse und pseudo-komatöse Zustände im Vergleich zu Hirntod

Hirntod im Vergleich zu anderen komatösen und pseudo-komatösen Zuständen:[32]

Bewusstsein
Selbstwahrnehmung
Schmerz-
empfinden
Schlaf-Wach-
Zyklen
motorische
Funktionen
Hirnstamm-
reflexe
respiratorische
Funktion
Prognose
akinetischer Mutismus partiell vorhanden, deutlich gestört intakt, aber keine Schmerzabwehr vorhanden, zum Teil gestört keinen spontane Motorik intakt intakt im Allgemeinen gut
apallisches Syndrom nicht vorhanden nicht erkennbar zumeist intakt keine bewusste, zielgerichtete Motorik intakt intakt abhängig von der Ätiologie
Koma nicht vorhanden (Definition!) abhängig von Komatiefe abhängig von Komatiefe keine bewusste, zielgerichtete Motorik vorhanden oder partiell erloschen unterschiedlich gestört abhängig von der Ätiologie
Locked-in-Syndrom intakt intakt intakt Quadriplegie, nur Augenbewegungen intakt (zumeist) intakt zumeist infaust
Anenzephalie nie vorhanden* nie vorhanden* ? keine bewusste, zielgerichtete Motorik abhängig von Ausprägung abhängig von Ausprägung immer infaust
Hirnrinden-Tod erloschen erloschen nein keine bewusste, zielgerichtete Motorik intakt (zumeist) intakt immer infaust
Hirnstamm-Tod erloschen(?) erloschen nein keine oder spinale Reflexmotorik erloschen erloschen immer infaust
Hirntod erloschen erloschen nein keine oder spinale Reflexmotorik erloschen erloschen

nie vorhanden* = Bei Anenzephalie waren Großhirn und Kleinhirn nie angelegt. Daher waren diese Funktionen auch nie vorhanden.

Basiskriterien zur Beurteilung der Hirnstammfunktionen

Basiskriterien zur Beurteilung der Hirnstammfunktionen und Hirnstammreflexe[33]

Mittelhirnsyndrom Bulbärhirnsyndrom
Stadien 1 2 3 4 5 6
Vigilanz leichte Somnolenz tiefe Somnolenz Koma Koma Koma Koma
Reaktion auf sensorische Reize verzögert, mit Zuwendung vermindert, ohne Zuwendung keine Reaktion keiner Reaktion keine Reaktion keine Reaktion
Bulbus normal, pendelnd beginnende Divergenz, dyskonjugiert Divergenz fehlt Divergenz fehlt Divergenz fixiert, fehlt Divergenz fixiert, fehlt
Pupillenweite mittelweit verengt eng mittelweit, erweitert erweitert maximal weit
Lichtreaktion normal verzögert träge vermindert fast fehlend fehlt
Spontanmotorik Wälzbewegungen Bewegung der Arme, Streckhaltung der Beine Beuge- und Streckhaltung Streckhaltung Restsymptomatik nach Streckhaltung schlaffe Haltung
Motorische Reaktion auf Schmerzreize im Gesicht prompt, Abwehr gerichtet verzögert, Abwehr ungerichtet Beuge-Streck-Stellung Strecksynergismen Restsymptomatik nach Strecksynergismen spinale Automatismen
Muskeltonus normal in den Beinen erhöht erhöht stark erhöht gering erhöht schlaff
Babinski-Phänomen angedeutet nachweisbar stark positiv stark positiv fraglich negativ
Atmung normal normal oder flach mit Pausen flach mit Pausen sehr stark unregelmäßig keine Eigenatmung
Pulsfrequenz steigend bis 90 steigend bis 90 steigend bis 120 steigend über 150 fallend auf 100, schwankend fallend auf 80, schwankend
Blutdruck normal normal leicht erhöht deutlich erhöht vermindert stark vermindert
Temperarur normal erhöhöt erhöht bis 39°C stark erhöht bis über 39°C sinkend auf 39°C sinkend auf unter 37°C

Vom Mittelhirnsyndrom zum Bulbärhirnsyndrom

Klinische Symptomatik des Mittelhirnsyndroms (MHS) hin zum Bulbärhirnsyndrom (BHS)[34]

Symptom/Prüfung Mittelhirnsyndrom Übergangsphase Bulbärhirnsyndrom
Bewusstsein, Vigilanz Koma Koma Koma
Blinzelreflex keiner keiner keiner
Arme, Beine gestreckt Rückgang der Streckstellung schlaff
Bewegungen Streckkrämpfe, Streckstarre keine keine
Schmerzreize Strecksynergismen, verstärkt gestreckt keine oder Strecksynergismen auslösbar keine
Muskeltonus stark erhöht, 'als ob der Patient aktiv gegenspannt' Rückgang der Muskelhypertonie, zuerst an Armen atonisch
Muskeleigenreflexe Hyperreflexe abgeschwächt keine
Pyramidenbahnzeichen ja ja keine oder schwache
Bulbusstellung deutliche Divergenz Divergenz Divergenz
Bulbusbewegung keine keine keine
Pupillen mittelweit, weit weit maximal weit
Lichtreaktion deutlich vermindert noch angedeutet keine
Kornealreflex ja schwach keiner
Ziliospinaler Reflex nein nein nein
Okulozephaler Reflex vermindert nein nein
Vestibulookulärer Reflex mit dissoziierter Reaktion nein nein
Atmung Tachypnoe, maschinenartig beschleunigt, flach Apnoe
Pulsfrequenz Tachykardie beschleunigt, flach Abfall bis Bradykardie
Blutdruck Hypertonus Rückgang ((RR-Abfall) Hypotonie
Temperatur Hypertermie Rückgang (Temperaturabfall) leicht erhöht, normal
Schweißsekretion Hyperhidrosis Hyperhidrosis

Die Bezeichnung "Hirntod"

Dag Moskopp ging in seinem Buch "Hirntod" (Stuttgart 2015) der Frage nach, wann in Deutschland der Begriff "Hirntod" erstmals gebraucht wurde. Reinhold A. Frowein sagte in einer persönlichen Mitteilung an Dag Moskopp, dass die Bezeichnung "Hirntod" etwa ab 1970 konsequent benutzt wurde. Zuvor hatte Frowein etwa seit 1962, spätestens seit 1964 die Bezeichnung "cerebraler Tod" benutzt.[35]

1963 wählte Hans Jacob die Bezeichnung "Organtod des Gehirns", ebenso auch Wolfgang Spann im Jahr 1964.[35]

Die früheste Publikation, in der Dag Moskopp die Bezeichnung "Hirntod" fand, ist vom 08.07.1966. Spann und Liebhardt verwendeten in ihrem Artikel "Reanimation und Feststellung des Todeszeitpunktes" folgende Bezeichnungen: 3x "Organtod des Gehirns", 2x "Gehirntod", 1x "cerebraler Tod" und 1x "Hirntod".[36] Dies zeigte, wie sehr man noch nach der zutreffendsten Bezeichnung für diesen neuen Sachverhalt suchte, den die künstliche Beatmung mit sich brachte.

Am 03.12.1966 verwendete Hans-Rudolf Müller in seinem Artikel 6x die Bezeichnung "Hirntod" und 2x die Bezeichnung "cerebraler Tod".[37]

Dag Moskopp konnte in den Medien erstmals am 26.01.1968 den Begriff "Hirntod" nachweisen, um 19:55 Uhr und um 21:57 Uhr in der ARD-Tagesschau.[38]

Mit der 4. Fortschreibung der Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes sollte der Begriff "irreversibler Hirnfunktionsausfall" (IHA) eingeführt werden. Doch selbst von der Fachwelt wurde diese Bezeichnung nicht lückenlos angenommen.

1959 nannte Pierre Wertheimer (Lyon) und sein Team den Zustand "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).[39]

9 Monate später nannte Pierre Mollaret (Paris) den Zustand als "Coma depassé" (jenseits des Komas, überschrittenes Koma).[40]

F. Unterharnscheidt schlug 1993 die griechische Umschreibung "Enzephalothanasie" für Hirntod vor.[41]

Ein Beispiel

Widerspruch.jpg

Diese Petition wurde mit den Schlagworten eingereicht: "Nein zur Widerspruchslösung! Ja, zum Leben!"

Dies erweckt den Eindruck, dass die Widerspruchsregelung zum Tod der Menschen führt, ein Nein zur Widerspruchsregelung hingegen zum Leben.

Hier zeigt sich, dass weder der Hirntod noch der organisatorische Ablauf einer Organtransplantation verstanden wurde, vielleicht auch um beides nicht weiß:

  • Wenn der Hirntod festgestellt ist, gibt es kein Zurück ins Leben.
  • Der festgestellte Hirntod ist eine von drei Voraussetzungen, damit eine Organentnahme erfolgen kann. Die beiden anderen Voraussetzungen sind: Es muss eine Zustimmung zur Organentnahme vorliegen und die Organentnahme muss von einem Arzt vorgenommen werden.
  • Die Widerspruchsregelung gibt nur den Weg vor, wie man zur Zustimmung zur Organentnahme gelangt: Wer nicht widersprochen hat, ist im Falle seines Hirntodes Organspender.

Fehlschlüsse

Beim Thema Hirntod läuft man schnell in Gefahr, von korrekten Aussagen über den Hirntod, zu falschen Schlüssen zu schließen. Daher seien hier einige der Fehlschlüsse genannt und aufgeklärt:

Weiterführende Links

Interne Links:

  • Sterbeprozess: Sterben ist ein Prozess. Der Tod ist eine Definition in diesem Prozess.
  • Patientenverfügung und Organspende: Bei Patientenverfügung handelt es sich um Sterbende. Hirntote haben weitaus weniger "Leben" als die Menschen, auf die Patientenverfügung angewendet wird.
  • Alan Shewmon: Wie lange kann bei Hirntoten der Blutkreislauf aufrecht erhalten werden?

Externe Links:

Anhang

Anmerkungen

  1. Unsere Milchstraße hat etwa 100 Mrd. Sterne."
  2. Für die Verarbeitung unserer visuellen Informationen (Sehen) sind rund 70% des Großhirns beschäftigt.
  3. Das Gehirn von Neugeborenen benötigt in Ruhe ca. 50% der Glukose. Hier sind 20% Sauerstoff und 25% Glukose genannt:
  4. Dies wurde durch Tierexperimente belegt. (siehe Deutsche Gesellschaft für Neurologie)
  5. Bei jedem Schlaganfall und jedem Hirninfarkt sterben Gehirnzellen ab, aber nur einige Tausend bzw. einige Millionen. Daher können die benachbarten Gehirnzellen, die dies überlebt haben, die Funktion der abgestorbenen Gehirnzellen übernehmen. Dies wird durch Erlernen der verlorengegangener Fähigkeit erreicht. Stehen jedoch in dieser Region zu wenig noch funkionierende Gehirnzellen für die Übernahme der verlorengegangener Funktion zur Verfügung, bleibt der Schaden dauerhaft bestehen, bleibt z.B. der Patient dauerhaft halbseitig gelähmt.
    Da beim Hirntod das ganze Gehirn betroffen ist, stehen keine lebenden Gehirnzellen zur Verfügung, die die Funktionen der abgestorbenen Gehirnzellen übernehmen könnten. Im ganzen Gehirn ist wahrlich das Licht ausgegangen.
  6. In der med. Fachsprache Autolyse genannt.
  7. Dag Moskopp schreibt in seinem Buch "Hirntod" auf Seite 73 hierzu: "Jeder, der bereit ist, eine Viertelstunde lang den Gestank der Fäulnis bei der Teilnahme an einer solchen Obduktion zu ertragen, kann sich unter Umständen langweilige theoretisierende Lektüre ersparen. ... Es ist aus vielen Gründen (Weltanschauung, Ressourcen, Infektiologie) geradezu geboten, derartige Zustände auf Intensivstationen angemessen rasch zu erkennen, den Hirntod festzustellen und die Behandlung zu beenden oder ggf. dem Gebot der Organspende - gemäß des mutmaßlichen oder dokumentierten Willens des Hirntoten - nachzugehen."
  8. Wenn noch ausreichend Gehirnzellen im Großhirn funktionsfähig sind, ist eine eingeschränkte Wahrnehmung möglich. Siehe hierzu: Schmerzwahrnehmung
  9. Wenn noch ausreichend Gehirnzellen im Großhirn funktionsfähig sind, ist ein eingeschränktes Bewusstsein möglich.
  10. Deutsche Kritiker zitieren häufig amerikanische und englische Ärzte, die ihr Konzept des Hirnstammtods kritisieren, und stellen es in Deutschland so dar, als wäre damit das Konzept des Gesamthirntods widerlegt.
  11. Das Herz ist hiervon ausgenommen. Es schlägt autonom, aus sich heraus.
  12. Bereits Moses Maimonides (1135-1204) soll erkannt haben, dass die Zuckungen der Enthaupteten nicht dem Leben zuzuschreiben sind.
  13. "Qualifikationsanforderungen an die zwei Untersucher. Die beiden den Hirntod feststellenden und dokumentierenden Ärzte müssen gemäß den Anforderungen der „Richtlinien zum Inhalt der Weiterbildung“ über eine mehrjährige Erfahrung in der Intensivbehandlung von Patienten mit schweren Hirnschädigungen verfügen.
    Nach dem endgültigen, nicht behebbaren Stillstand von Herz und Kreislauf kann der Hirntod von jedem approbierten Arzt durch äußere sichere Todeszeichen (zum Beispiel Totenflecke, Totenstarre) indirekt nachgewiesen werden." So der Wortlaut der an dieser Stelle stehenden Anmerkung.
  14. Hieran wird deutlich, dass die Hirntoddiagnostik mehr ist als nur ein Anlegen eines EEG, wie es einige Menschen immer wieder behaupten.
  15. Dies sind angeborene Reflexe, auf die wir keinen Einfluss haben, da sie unsere Gesundheit schützen oder gar unser Leben erhalten.
  16. Bei einem CO2-Wert von 60 mmHg besteht die Gefahr, dass der Mensch in eine CO2-Narkose fällt. Bis zu diesem hohen Grenzwert wird getestet. - Ist vor dem Wert von 60 mmHg ein Reflex der Eigenatmung feststellbar, gilt der Apnoe-Test (und damit auch die Hirntoddiagnostik) als nicht bestanden. Die künstliche Beatmung wird dann sofort wieder eingeschaltet. Erfolgt auch bei einem Wert von über 60 mmHg kein Reflex der Eigenatmung, gilt der Test als bestanden. Die künstliche Beatmung wird dann wieder eingeschaltet.
    Wird vor den 60 mmHg ein Atemreflex festgestellt, wir sofort die künstliche Beatmung wieder eingeschaltet.
    Wird bis über 60 mmHg kein Atemreflex festgestellt, wird die künstliche Beatmund wieder eingeschaltet.
    Das Entscheidende ist der (nicht) vorhandene Atemreflex bis mind. 60 mmHg: Ist er bis 60 mmHg vorhanden, liegt kein Hirntod vor.
    Ist er bis über 60 mmHg nicht vorhanden, liegt Hirntod vor. - Die künstliche Beatmung wird auch dann wieder eingeschaltet, weil nach 12 bzw. 72 Stunden eine 2. Hirntoddiagnostik durchgeführt werden muss. Nach der 2. Hirntoddiagnostik wird sie für wenige Stunden wieder eingeschaltet, damit die Hinterbliebenen vom noch warmen Körper Abschied nehmen können, bevor die künstliche Beatmung endgültig ausgeschaltet wird.
  17. In einer 1. Runde ist bewiesen, dass keine Hirnstammreflexe festzustellen sind. Ist dieser Zustand jedoch dauerhaft?
  18. Bei Kindern unter 2 Jahren sind es 24 Stunden.
  19. Gegner der Hirntod-Definition behaupten, dass die Durchführung der Hirntoddiagnostik Folter sei. Dieser Vorwurf ist damit zurück zu weisen.
  20. Es kann sein, dass der Hirntod bereits vor Stunden oder Tagen eingetreten war. Hiervon wusste jedoch niemand. Medizinisch lässt sich die genaue Uhrzeit vom Eintritt des Hirntods nicht auf die Minute oder Stunde festlegen. Darum geht es auch bei der Hirntoddiagnostik nicht. Sie besagt nur: Jetzt wurde Hirntod festgestellt. Ab jetzt liegt definitiv Hirntod vor. Damit ist die Person tot, auch wenn das Herz noch schlägt.
  21. Jährlich in Deutschland.
  22. Bei rund 70% der Organspender wird binnen 18 Stunden nach der Feststellung des Hirntods mit der Organentnahme im Operationssaal begonnen.
  23. Manchmal erfolgt diese Meldung nicht. Dann fragen die Krankenkassen von sich aus beim Rathaus nach, wenn sie auf anderem Wege vom Tod ihres Versicherten erfahren. Das Rathaus bestätigt dann den Tod des Versicherten.
  24. Prof. Dr. R. Dudziak, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin; Prof. Dr. H.-D. Herrmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuro chirurgie; Prof. Dr. F. Jerusalem; Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie; Prof. Dr. W. Kuschinsky Präsident der Deutschen Physiologischen Gesellschaft
  25. An dieser Stelle wird auf die "Richtlinie zur Feststellung des Hirntodes" von 1997 verwiesen. Damals hieß sie jedoch noch "Entscheidungshilfe". Erst durch die Verabschiedung des TPG im Herbst 1997 wurde sie sprachlich angepasst im Jahr 1998 zur Richtlinie. Warum hier - wie von vielen anderen Autoren - auf die niederrangige Entscheidungshilfe oder Richtlinie der BÄK verwiesen wird, kaum auf das höherrangige TPG ist unverständlich. Dabei wäre jede Erwähnung der TPG auch eine Bewusstmachung, dass es in Deutschland seit 1997 ein TPG gibt. Dann könnte oben nicht "Klinisch" stehen, sondern "Juristisch" oder auch "Juristisch-medizinisch"
  26. Hirntote liegen immer, weil sie weder sitzen noch stehen könnte.
  27. Tierversuche, wie sie bei der Erforschung neuer Medikamente für das Herz durchgeführt werden, beweisen eindeutig: Solange das Herz ausreichend Sauerstoff und Nährstoff hat, schlägt das Herz.
  28. Einzig bei durch Herzstillstand verursachten Hirntod wird zwar das Gehirn wieder durchblutet, aber die Gehirnzellen sind durch den vorausgegangenen Stillstand des Blutkreislaufes schon so schwer geschädigt, dass ihr Tod nicht mehr aufzuhalten ist und damit auch der Hirntod. Damit wird in diesen Fällen zwar das Gehirn noch durchblutet, aber die Gehirnzellen können durch ihren Tod den Sauerstoff und die Glukose nicht aufnehmen.
  29. Der Ausfall der Eigenatmung ist in allen Ländern ein zwingendes Muss für Hirntod. Dies heißt im Umkehrschluss: Wenn Eigenatmung vorliegt, kann nie Hirntod vorliegen.
  30. Wenn dem so wäre, gäbe es keine Männer mit Erektionsstörungen. Sie müssten sich nur darauf konzentrieren, dass sie jetzt eine Erektion haben wollen, so wie sie sich darauf konzentrieren, den Arm zu heben.
  31. Dazu gehört nicht nur die künstliche Beatmung und künstliche Ernährung, sondern auch die Korrektur der gestörten Homöostase durch Medikamente (z.B. Adrenalin) und Maßnahmen (z.B. Heizdecke). Dies ist die eigentliche Schwerstarbeit des Personals, die den Aufwand größer werden lässt als bei einem komatösen Patienten (bei denen funktioniert meist noch die Homöostase).
  32. So geschehen bei Marion Ploch im Jahre 1992 in Erlangen.
  33. Bischof Prof. Dr. Martin Hein war im Jahre 2015 Mitglied des Deutschen Ethikrats und Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
  34. Gegner der Hirntod-Definition geben häufig an, dass Patienten für hirntot "erklärt" worden seien. Dies ist von der Wortwahl absolut unkorrekt.

Einzelnachweise

  1. Unbedingte Reflexe sind angeborene Reflexe verortet. Sie werden auch unkonditionierte Reflexe genannt. - In Abgrenzung dazu stehen die bedingten Reflexe, auch konditionierte Reflexe genannt. Sie sind in unserem Leben erworbene Reflexe.
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn Zugriff am 1.2.2014. Siehe auch:
  3. Manfred Heckmann, Josef Dudel: Erregungsleitung und synaptische Übertragung. In: Robert F. Schmidt, Gerhard Thews (Hg.): Physiologie des Menschen. Berlin 1990, 104.
  4. W.H. Oertel, R. Hohlfeld, U. Büttner, K. Schepelmann, F. Rosenow: Nervensystem. In: Hubert E. Blum, Walter Siegenthaler (Hg.): Klinische Pathophysiologie. 9. Auflage. Stuttgart 2006, 1085.
  5. Heimo Ehmke: Das Kreislaufsystem. In: Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl: Physiologie. 7. Auflage. Stuttgart 2014, 242.
  6. Adam Geremek: Wachkoma: Medizinische, rechtliche und ethische Aspekte. Köln 2009, 21.
  7. http://www.israelnetz.com/gesellschaft/detailansicht/aktuell/neue-gesetzgebung-soll-organspenden-foerdern-12326/?print=1 Zugriff am 26.11.2016.
  8. http://www.gesetze-im-internet.de/tpg/index.html Zugriff am 1.2.2014.
  9. http://www.goeg.at/index.php?pid=arbeitsbereichedetail&ab=120&smark=gro%C3%9Fhirn&noreplace=yes Zugriff am 1.2.2014.
  10. http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/20010918/index.html Zugriff am 28.5.2014.
  11. http://www.samw.ch/dms/de/Ethik/RL/AG/d_RL_FeststellungTod.pdf Zugriff am 11.4.2014.
  12. "Im Erwachsenenbereich gilt dies z.B. für Fachärzte der Neurologie und der Intensivmedizin, im Kinderbereich für Ärzte mit einer Weiterbildung in pädiatrischer Intensivmedizin oder in Neuropädiatrie. Bei diesen Weiterbildungen ist die Durchführung der Hirntoddiagnostik in das Curriculum integriert." (Zitat der Fußnote an dieser Stelle.)
  13. http://www.samw.ch/dms/de/Publikationen/Stellungsnahmen/d_Kommentar_RL_Tod.pdf Zugriff am 11.4.2014.
  14. Seite 158, Nr. 222. Nach: https://www.acponline.org/system/files/documents/about_acp/chapters/nj/Abstract-Full-14.pdf Zugriff am 22.5.2017.
  15. https://www.evangelischefrauen-deutschland.de/images/stories/efid/Ethik/pmjuristenforum_hirntod200416.pdf Zugriff am 22.12.2018.
  16. Gemeinsame Stellungnahme der DGN, DGNC und DGNI (24.02.2015). Nach: https://www.dgn.org/images/red_pressemitteilungen/2015/150224_Stellungnahme_Hirntod_DGN_DGNC_DGNI_final.pdf Zugriff am 22.12.2018.
  17. Schneider: Vorbemerkung zu § 211. In: Münchener Kommentar zum StGB 3. Auflage. München 2017. Nach: https://beck-online.beck.de/Dokument?vpath=bibdata%2Fkomm%2FMuekoStGB_3_Band4%2FStGB%2Fcont%2FMuekoStGB.StGB.vor1.p211.glB.glII.gl3.glb.htm Zugriff am 12.3.2018.
  18. Jüdische Allgemeine 3.4.2008. In: http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/3037 Zugriff am 25.11.2016.
  19. http://www.bda.de/docman/alle-dokumente-fuer-suchindex/oeffentlich/empfehlungen/555-eev-2011-s-51-52/file.html Zugriff am 12.8.2015.
  20. http://www.aerzteblatt.de/archiv/27351/Erklaerung-zum-Hirntod Zugriff am 22.4.2014.
  21. https://www.aerzteblatt.de/pdf/113/33/m552.pdf?ts=18.08.2016+10%3A04%3A29 Zugriff am 17.1.2017.
  22. Dieter Birnbacher, Hans Angstwurm, Friedrich Wilhelm Eigler und Hans-Bernhard Wuermeling: Der vollständige und endgültige Ausfall der Hirntätigkeit als Todeszeichen des Menschen - Anthropologischer Hintergrund. In: Deutsches Ärzteblatt 90, A-2926 (5.11.1993). In: http://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=89951 Zugriff am 12.12.2016.
  23. https://www.ead.de/nachrichten-ead/2004/april/02042004-deutsche-fuerchten-organhandel-sorge-auch-bei-transplantationsmedizinern Zugriff am 08.12.2018.
  24. Martina Schlager: Untersuchung der toxischen und spasmolytischen Wirkungen von Potentilla anserina L. Wien 2008. (Diplomarbeit) Abrufbar im Internet unter: http://othes.univie.ac.at/1424/1/2008-09-30_0204135.pdf Zugriff am 1.2.2014.
  25. http://www.netdoktor.de/Gesund-Leben/Sex+Partnerschaft/Wissen/Erektion-wie-sie-entsteht-3366.html
  26. a b http://www.ekkw.de/aktuell/interviews_15474.htm Zugriff am 27.2.2015.
  27. Deutsche Bischofskonferenz: Hirntod und Organspende. Bonn 2015. Zitiert nach:http://www.dbk-shop.de/media/files_public/fwmsuermds/DBK_1241.pdf Zugriff am 1.8.2015.
  28. http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/organspende-tote-helden-12195736-p6.html Zugriff am 22.2.2014.
  29. http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/gem-texte/GT_01.pdf Zugriff am 28.2.2015.
  30. a b http://www.zeit.de/1992/45/schneewittchens-kind (30.10.1992) Zugriff am 31.1.2014.
  31. http://www.polar-zeitschrift.de/polar_10.php?id=463 Zugriff am 1.2.2014.
  32. Hans-Peter Schlake, Klaus Roosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2 Auflage. Neu-Isenburg 2001, 72.
    ==== Die gelb markierten Zustände wurden von Klaus Schäfer ergänzt.
  33. Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. 3. Auflage. München 2007, 650.
  34. Dietmar Schneider: Der hirntote Patient. In: Sven Berker, Sven Laudi, Udo X. Kaisers (Hg.): Intensivmedizin konkret. Fragen und Antworten. Köln 2016, 679f.
  35. a b Dag Moskopp: Hirntod, 17.
  36. W. Spann, E. Liebhardt: Reanimation und Feststellung des Todeszeitpunktes. In: Münchner Medizinische Wochenschrift 109 (1966), 1410-1414. Nach: Dag Moskopp: Hirntod, 17.
  37. Hans-Rudolf Müller: Zur Problematik der flachen Hirnstromkurve und der Diagnose "Hirntod" nach akuter zerebraler Anoxie. In: Med. Klin. 1966: 61. 1955-1959. Nach: Dag Moskopp: Hirntod, 17f.
  38. Dag Moskopp: Hirntod, 18.
  39. Dag Moskopp: Hirntod, 75.
  40. S. Robert Snodgrass: The Evolution of Brain Death. In: Pediatric Neurology 51 (2014), 478.
  41. F. Unterharnscheidt: Folgen intrakranieller Drucksteigerung - dissoziierter Hirntod oder intravitaler Tod (Hirntod, "coma dépassé, überschrittenes Koma, "cerebral death", "respirator brain", "mort du cerveau"). In: W. Doerr, G. Seifert, E. Uehlinger (Hg.): Spezielle pathologische Anatomie. Bd. 13/VI.B. Berlin 1993, Kapitel I., 475-508. Nach: Dag Moskopp: Hirntod, 20.