Herz-TX

Aus Organspende-Wiki
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Die erste Herz-TX

Die Welt kennt Christiaan Barnard (1922-2001) als den Mann, der erstmals einem Menschen ein Herz transplantiert hatte. Am 2.12.1967 übertrug er dem herzkranken Louis Washkansky das Herz der 24-jährigen Denise Darvall, die bei einem Autounfall schwer verletzt wurde und in der Klinik verstarb. Nachdem er die Einverständnis von ihrem Vater eingeholt hatte, machte sich Barnard an die Herz-TX.

Vorgeschichte

Christiaan Barnard setzte im Grunde nur das um, wozu Norman Shumway (1923-2006) bereits in den Startlöchern war.[Anm. 1] 1956 promovierte Shumway und begann noch im gleichen Jahr experimentell mit Herz-TX an Hunden. Die Fachwelt hatte damit gerechnet, dass die erste Herztransplantation durch Norman Shumway durchgeführt werden würde. Shumway war 1967 bereit für die erste Herztransplantation beim Menschen. - Christian Barnard hatte 1966 für einige Monate bei Shumway hospitiert. Er eignete sich dabei das nötige Wissen für seine erste Herztransplantation an – allerdings ohne irgendjemanden von seinem Vorhaben in Kenntnis zu setzen.[1]

Die Familie von Louis Washkansky waren gläubige Juden. Daher fragten sie vor der Herz-TX beim international bekannten jüdischen Medizinethiker Rabbi Jakobovits an, ob eine Herz-TX mit dem jüdischen Glauben vereinbar sei.[Anm. 2] Der "Chief Rabbi of Britain" gab seine Zustimmung.[2]

"Ich habe die ganze Mystik, die um das Herz herum gemacht wird, nie verstanden", sagte Christiaan Barnard später in einem Interview. "Für mich ist das Herz nicht mehr als eine primitive Pumpe."[3]

Außerhalb des Protokolls

Dag Moskopp trug zur ersten Herz-TX einige Fakten zusammen und versuchte daraus ein schlüssiges Bild über deren Ablauf zu machen:[4]

  • Barnard erlernte von Norman Shumway die Technik der Herz-TX an Tieren.
  • In Südafrika war für eine Organ-TX ein Herzstillstand gefordert. Barnard gibt selbst an, dass das Herz bei der Entnahme seit mind. 5 Minuten nicht mehr schlug. Dieser Herzstillstand scheint mit einer Injektion Kaliumchlorid künstlich herbeigeführt worden zu sein. Damit stand das Herz. Den Vorschriften war Genüge geleistet.
  • Barnard ließ die Leistungen von Hamilton Naki (1926-2005) völlig unter den Tisch fallen.
  • Barnard stellte sich in die Öffentlichkeit, ohne auf sein Team zu verweisen. So gibt es von dem Team kein Foto.

Zitate

"Der Anfall ist sehr kurz und einem Sturm ähnlich. Bei anderen Leiden hat man mit der Krankheit zu kämpfen, hier aber mit dem Sterben." (Seneca (4 v.C.-65 n.C.), der einen Angina-pectoris-Anfall beschreibt)[5]

"Das Herz musste im Lauf seiner Geschichte für alles Mögliche herhalten: als Sitz der Seele, der Liebe, des Verstandes und des Gemütes - die pure Überforderung. Kein Wunder, dass bereits recht früh eindrucksvolle Beschreibungen von Herzerkrankungen zustande kamen; die eigentliche Kardiologie beginnt aber erst 1628 mit der Entdeckung des Blutkreislaufes durch William Harvey." (Hannelore Nöbauer)[5]

"Daß das Griechische nicht eines, sondern viele Wörter hat, um den Innenraum von Seele, Geist, Bewußtsein, Gefühl, Affekt und Trieb zu bezeichnen, spricht natürlich keineswegs gegen die Annahme einer Außen­Innen­Unterscheidung als solcher; ganz im Gegenteil. Es macht nur deutlich, daß es keinen Begriff gibt, der über das »Innen« hinaus die Mitte, das personale Zentrum des Menschen be­zeichnet. Dies ist genau die Leistung der hebräischen und ägyptischen Begriffe, und insofern können wir mit Bezug auf Israel und Ägypten, im Unterschied zu Griechenland, von »Kulturen des Herzens« sprechen." (Jan Assmann: Zur Geschichte des Herzens im Alten Ägypten)[6]

Ägyptische Texte Jüdische Texte
Sieh, mein Herz ist diebisch fortgegangen,

es eilt zu dem Ort, den es kennt,
es reist stromauf, um Memphis zu schauen.
Ich aber, ich sitze (zu Hause)
und warte auf mein Herz,
daß es mir den Zustand von Memphis sagen könnte.
Kein Auftrag gelingt mehr in meinen Händen:
mein Herz ist fortgelaufen von seinem Platz.
Komm zu mir,o Ptah,
und hole du mich nach Memphis.
Laß mich dich sehen nach Belieben.
Ich wache, aber mein Herz schläft,
mein Herz, es ist nicht in meinem Leib.
Alle meine Glieder sind vom Übel ergriffen:
mein Auge zu matt zum Sehen,
mein Ohr, es hört nicht,
meine Stimme ist heiser, alle meine Worte verdreht.
Sei mir gnädig! Gib, daß ich daraus erstehe![7]

Grüße nicht den 'Heißen,

indem du dir Unrecht tust,
und schädige nicht selbst dein Herz.
Sage nicht ein falsches 'Du seist gepriesen',
während Schrecken in deinem Inneren ist.
Sprich nicht falsch mit einem Menschen,
das ist ein Abscheu für den Gott.
Trenne nicht dein Herz von deiner Zunge,
dann werden alle deine Pläne erfolgreich sein.
Du wirst gewichtig vor den Leuten sein,
indem du heil bist in der Hand des Gottes.
Der Gott haßt den, der die Rede verfälscht,
sein großer Abscheu ist der Kummer des Innern.[8]

Anhang

http://www.akd-ekbo.de/files/MiS_13_2014.pdf

Anmerkungen

  1. Dies schreibt auch Dag Moskopp in seinem Buch "Hirntod" auf Seite 67.
  2. Diese Frage hängt mit der damaligen Vorstellung zusammen, dass das Herz der Sitz der Seele sei. Diese irrige Auffassung ist noch heute anzutreffen, denn Menschen mit künstlichem Herzen sind weder gefühllose noch seelenlose Menschen.

Einzelnachweise

  1. http://www.transplantation-verstehen.de/organe/herz/geschichte.html Zugriff am 18.12.2014.
  2. Thomas Holznienkemper: Organspende und Transplantation und ihre Rezension in der Ethik der abrahmitischen Religionen. Münster 2003. (Diss.), 22. Zitiert nach: http://d-nb.info/969800185/34 Zugriff am 5.3.2016.
  3. Der Tagesspiegel (30.11.2007). Zitiert nach: http://www.tagesspiegel.de/wissen/chirurgie-herr-der-herzen/1108520.html Zugriff am 17.01.2017.
  4. Dag Moskopp: Hirntod, 67f.
  5. a b http://www.madeasy.de/4/herzhist.htm Zugriff am 27.5.2016.
  6. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2307/1/Assmann_Zur_Geschichte_des_Herzens_1993.pdf Zugriff am 27.5.2016.
  7. Anastasi IV, 4.11-5.5; A.H. Gardiner (1937), 39; R.A. Caminos (1952), 150-52; S. Schott (1950), 116 Nr. 57; ÄHG Nr. 184. Zitiert nach: Jan Assmann: Zur Geschichte des Herzens im Alten Ägypten. Im Internet unter: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2307/1/Assmann_Zur_Geschichte_des_Herzens_1993.pdf Zugriff am 27.5.2016.
  8. Amenemope XIII. 11-XIV.3, Grumach 1972, 84ff.). Zitiert nach: Jan Assmann: Zur Geschichte des Herzens im Alten Ägypten. Im Internet unter: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/2307/1/Assmann_Zur_Geschichte_des_Herzens_1993.pdf Zugriff am 27.5.2016.