Gewebespende

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Chronik der Gewebespende

Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)

Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG), eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, unterstützt seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Hierzu pflegt sie ein Netzwerk zahlreicher deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen, die ausschließlich im Bereich der nicht-kommerziellen Gewebespende tätig sind.
In Deutschland gibt es im Gegensatz zur Organtransplantation keine bundesweite Liste aller wartenden Menschen. Und es existieren, anders als bei Organen, auch keine Zuteilungskriterien der Transplantate. Die DGFG hat eigene Richtlinien entwickelt. Dabei sind Dringlichkeit, Erfolgsaussicht für eine Genesung nach der Transplantation und Chancengleichheit (Wer wartet wie lange auf ein Transplantat?) ausschlaggebend.[3]

Für den ganzen Bereich der Gewebespende gibt es in Deutschland seit 01.08.2007 im Gesetz über Qualität und Sicherheit von menschlichen Geweben und Zellen, kurz Gewebegesetz.[3]

Gewebespende

Blutspende

Blutspende ist die häufigste Form von Gewebespende. Sie ist nicht bei Hirntod möglich.
Im Jahr 2010 wurden 26% der Blutkonserven für Krebserkrankungen benötigt, 20% für Herzerkrankungen, 19% für Magen- und Darmerkrankungen, 15% für Unfallverletzungen, 7% für Leber- und Nierenerkrankungen, 5% für Blutarmut und Bluterkrankungen, 4% für Komplikantionen bei Geburten, 4% für Knochen- und Gelekerkrankungen. Bei großem Blutverlust kann nur eine Bluttransfusion das Leben retten.

Knochenmarkspende

Stammzellenspende (Knochenmarkspende) ist nicht bei Hirntod möglich.
Bei Leukämie wird vor allem eine Stammzellen-TX vorgenommen. Die Stammzellen werden meist aus dem Knochenmark entnommen, was zum umgangssprachlichen Begriff der "Knochenmarkspende" geführt hat.

Hornhautspende

Die Hornhautspende kann bis zu 72 Stunden nach dem letzten Herzschlag des Verstorbenen erfolgen. Es gibt zwei wesentliche Techniken zur Hornhautentnahme am Hornhautspender:[4]

  • Corneasklerale Technik : Hierbei wird unter möglichst sterilen Bedingungen eine ca. 15 mm große Scheibe an der Vorderseite des Auges trepaniert (Hornhaut und ein ca. 1–2 mm breiter Sklerarand). Das Auge als solches bleibt bestehen.
  • Enukleation: Hierbei wird der gesamte Augapfel entnommen und eine passende Prothese eingesetzt. Die Hornhauttrepanation erfolgt dann unter sterilen Bedingungen in einer Hornhautbank.

Trübung der Hornhaut des Auges kann zur Erblindung führen. Als häufigste Erkrankungen sind hier bei jüngeren Menschen die Keratokonus und bei älteren Menschen die Fuchs-Dystrophie und die bullöse Keratopathie. Die Erfolgsquote nach 2 Jahren liegt bei über 80%.[5]
Die einzige erfolgreiche Therapie bei Hornhauttrübung ist die TX der Hornhaut. Hierzu wird inzwischen dem Spender nicht das ganze Auge entnommen, sondern nur die Hornhaut. Der Spender behält somit sein eigenes Auge.
Jährlich werden in Deutschland ca. 6.000 Patienten eine neue Hornhaut transplantiert und sie somit vor dem Erblinden gerettet. Der Bedarf liegt jedoch bei etwa 8.000 Transplantaten.[6] In Deutschland gibt es 20 Hornhautbanken.[3]

Herzklappen

Auch wenn das Herz aus irgendwelchen Gründen für eine Herz-TX ungeeignet ist, so kann oft noch Herzklappen entnommen werden. Für Kinder bedeutet dies, dass die erhaltene Herzklappe mitwächst. Daher werden Herzklappen vor allem für Kinder benötigt, bei denen dadurch der Austausch von Herzklappen alle paar Jahre entfällt. Die häufigsten Ursachen, die eine neue Herzklappe notwendig machen, sind Klappeninsuffizienz, die Herzklappen eines Patienten schließen nicht mehr vollständig, und Klappenstenose, die Herzklappen öffnet sich nicht weit genug.[7]
Jährlich werden in Deutschland über 15.000 Herzklappen-TX von mechanischen und biologischen Herzklappen durchgeführt.

Blutgefäße

Blutgefäße werden in der Notfallmedizin benötigt. Häufig werden sie als Ersatz für infizierte Kunststoffprothesen im Bereich der Aorta und großen Körperarterien benötigt. Die TX wird daher häufig als Notfalloperation durchgeführt.
In Deutschland werden jährlich ca. 500 Transplantate benötigt.

Haut

Die Haut stellt die Schutzbarriere des Körpers gegen die Außenwelt dar. Sie schützt vor Infektionen, Kälte und mechanischen Einwirkungen. Ist sie großflächig geschädigt oder gar zerstört, z.B. durch Verbrennung oder Verätzung, kann nur mit einer Haut-TX geholfen werden. Sie wird meist nur aufgelegt, damit von innen heraus sich eine neue Haut bildet und die transplantierte Haut abgestoßen werden kann.
Nach Brandkatastrophen ist der Bedarf immens. Auch ohne diese kann der Bedarf nicht gedeckt werden.

Übersicht

Gewebe Alter Anz. Bedarf Erfolg seit Zweck
Blut Maßnahme gegen Verbluten
Knochenmark Therapie bei Leukämie
Hornhaut 99 6.000 8.000 >80% 1905 bewahrt vor Erblindung
Herzklappe
Blutgefäße 500
Haut 75[3]
Sehnen 65[3]

Alter = ober Altersgrenze der Gewebespender in Jahren für ...-TX (99 = unbegrenzt)
Anz. = Anzahl der jährlichen TX in Deutschland
Bedarf = Anzahl des jährlichen Bedarfs in Deutschland
seit = Jahr, seit die erste erfolgreiche TX dieser Gewebes erfolgte

Anhang

Siehe auch:

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c https://de.wikipedia.org/wiki/Keratoplastik#Geschichte Zugriff am 5.11.2016.
  2. https://www.organspende-info.de/infothek/geschichte Zugriff am 11.11.2016.
  3. a b c d e https://www.organspende-info.de/organ-und-gewebespende/arten/gewebespende Zugriff am 11.11.2016.
  4. https://de.wikipedia.org/wiki/Keratoplastik Zugriff am 5.11.2016.
  5. Anette Piork: Evaluation eines Modells zur Optimierung der Aufklärung, 1. https://www.organspende-info.de/infothek/faqs/zur-gewebespende gibt eine Erfolgsquote von 90 bis 95% an, jedoch ohne Zeitangabe. Zugriff am 4.11.2016.
  6. Siehe: https://www.mh-hannover.de/46.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3951&cHash=7b9fe49b4e9b36c2ac145b5d7ef34ad8 Zugriff am 4.11.2016.
  7. Siehe: https://www.organspende-info.de/organ-und-gewebespende/gewebe Zugriff am 4.11.2016.