Emotionen

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Emotionen

"Nicht zu bestätigen scheint sich allerdings die bereits seit den 1930er Jahren bestehende Vermutung, es existiere ein umrissenes neuronales System, das für die Verarbeitung aller Emotionen zuständig wäre. So gibt es zwar Areale wie das limbische System, die bei emotionalen Prozessen eine tragende Rolle spielen, doch diese übernehmen auch ganz andere Aufgaben. Umgekehrt aktivieren emotionale Reize Hirnregionen wie den Hippocampus, der primär für das Gedächtnis zuständig ist. Der Schaltkreis der Angst Es gilt also auch neurowissenschaftlich, was man aus eigener Erfahrung weiß: Gefühle sind eine komplizierte Sache."[1]

"Emotionen werden im limbischen System generiert, das nicht dem Bewusstsein untersteht. Erst das Hinzuschalten der Hirnrinde macht Gefühle bewusst. Ob Angst, Freude oder Hass empfunden wird, hängt davon ab, welche Bereiche des Cortex aktiv sind."[2]


Angst

"Als erwiesen gilt heute, dass vor allem eine Struktur hierbei eine große Rolle spielt: die Amygdala. Sie ist Teil des limbischen Systems, dem eine wichtige Funktion bei der Emotionsverarbeitung zugesprochen wird (siehe Info-Box). Auch an der Aggression ist die Amygdala zentral beteiligt. Sie besteht aus zwei mandelförmigen Ansammlungen von Kernen, die im Zentrum des menschlichen Gehirns sitzen, und zwar einer im linken und einer im rechten Schläfenlappen jeweils direkt vor dem Hippocampus."[3]

Glück

"Das eigentliche Glücksgefühl entsteht durch einen Cocktail gehirneigener Opioide wie Endorphine. Es handelt sich dabei um eine kurzfristige positive Abweichung vom individuellen Zufriedenheitslevel, die sowohl Optimisten als auch Pessimisten kennen."[4]

Schnelles und langsames Denken

Der Nobelpreisträger 2002, Daniel Kahneman, entwarf das Modell vom schnellen und langsamen Denken: Das schnelle Denken entspricht dabei den Intuitionen (Bauchgefühl), da hierüber sehr rasch eine Antwort oder Haltung da ist. Hier fließen auch Erfahrungen mit ein. - Das langsame Denken ist das rationale Erarbeiten einer Lösung oder Antwort. Kahneman empfiehlt das langsame Denken, weil hier die Trefferwahrscheinlichkeit höher liegt.[5]

Studien

Zitate

Beate Maria Herbert: "Emotionen besitzen immer eine körperliche Verankerung und beeinflussen zudem auch zerebrale Regelkreise. Der Körper dient allen Emotionen als „Theater“, und Emotionen beeinflussen auch die Arbeitsweise zahlreicher Schaltkreise im Gehirn, wobei die Vielfalt der emotionalen Reaktionen für tief greifende Veränderungen in der Landschaft des Körpers und des Gehirns verantwortlich ist. Die Gesamtheit dieser Veränderungen bildet letztendlich das Substrat der neuronalen Muster, die dann zu gefühlten Emotionen werden."[6]

Beate Maria Herbert: "Für primäre Emotionen ist somit charakteristisch, dass ein angemessener Reiz die Amygdala aktiviert hat und es dadurch zu einer Reihe von Reaktionen, v.a. internen Reaktionen (viszerale und des internen Milieus), Muskelreaktionen, sowie Neurotransmitterreaktionen in Kerngebieten des Hypothalamus kommt. ... Der Hypothalamus löst endokrine und andere chemische Reaktionen aus, die sich über den Blutkreislauf ausbreiten. Primäre Emotionen stellen somit einfache, angeborene und automatisch auslösbare Emotionen auf markante Reize dar. Dabei ist die Amygdala wesentlich und triggert die entsprechenden somatischen Zustände."[7]

Anne Bartsch, Susanne Hübner: "Im Unterschied zum Opioid-System, das die passiven Aspekte des Wohlbefindens und Genießens steuert, bringt das Dopamin-System aktiv auf die Umwelt bezogene Gefühle wie Freude und Interesse hervor (Panksepp, 1998, S. 144-163). Es motiviert den Organismus, sich energisch für die Befriedigung seiner Bedürfnisse einzusetzen. Wenn man Tieren die Möglichkeit gibt, Gehirnstrukturen zu stimulieren, die zu diesem System gehören, tun sie es mit erstaunlicher Ausdauer. Die unterschiedlichen Funktionen positiver Emotionssysteme scheinen sich jedoch nicht so eindeutig im subjektiven Erleben niederzuschlagen wie dies bei den negativen Gefühlen Angst, Wut und Trauer der Fall ist, so dass verschiedene positive Emotionen zu einer Primäremotion zusammengefasst werden."[8]

Sonja Damen: "Die niederen, limbischen Strukturen ermöglichen Gefühlsäußerungen (Adrenalinschub, Herzrasen, weiche Knie, Angst, Überschwang, Furcht ...). Diese Gefühlswahrnehmungen sind instinktiv und somit im Nervensystem angelegt. Die oberen Bereiche des limbischen Kortex sind für die bewusste Wahrnehmung emotionaler Erfahrungen zuständig. Das limbische System drückt die instinktiven Gefühle aus, der limbische Kortex kontrolliert und steuert diese Gefühle, indem er über das Bewusstsein die Gefühle abschwächt oder umwandelt.
Der Mandelkern ist der Türöffner der Gefühle und liegt zwischen dem Kortex und den subkortikalen Bereichen des Gehirns. Er verfolgt die geistigen Aktivitäten und ist dafür zuständig, die höheren oder niederen Gehirnregionen zu alarmieren, wenn Gefühle verarbeitet werden müssen. Der Mandelkern verarbeitet sämtliche Informationen der Sinnesorgane und unterschiedlicher Kortexregionen, sodass Informationen sowohl aus der aktuellen Wahrnehmung als auch aus der Erinnerung zur Aktivierung von Gefühlen beitragen können. Bei einem plötzlichen Ereignis (heranrasendes Auto) aktiviert der Mandelkern zuerst den Hypothalamus, sodass Hormone ausgeschüttet werden, die die vegetativen Körperfunktionen steuern (Kampf-Flucht-Reaktion). Der Mandelkern ist ebenfalls mit den Basalganglien und dem Hirnstamm verbunden, die die motorische Reaktion steuern.
In der Großhirnrinde findet die eigentliche Wahrnehmung der Gefühle statt (Glück, Traurigkeit, Nervosität, Liebe ...)."[9]

Statistiken

Andrea Schulze untersuchte in einer Metaanalyse aus 138 fMRT-Studien die Überlappungen zerebraler Verarbeitungsprozesse von Schmerz und negativen Emotionen. Das Ergebnis ist in nachfolgender Tabelle wiedergeben, wobei nur die häufigst genannten Hirnregionen aufgenommen sind:

Hirnregion Angst Wut Ekel Trauer Mischung Schmerz
Seite 25 29 32 34
Amygdala 17 9 14 10
Okzipitalkortex 17 12 18 5
Temporalkortex 14 28 5 21
lat. Präfrontalkortex 8 4 7 3
Parietalkortex 7 8 2 4
Orbitofrontalkortex 5 3 12 5
Hippocampus 4 5 - 2
m. Präfrontalkortex 4 5 9 12
Thalamus 4 7 3 7
mACC 4 - 2 3
dACC 4 - - 3
Cerebellum 3 9 4 11
rACC 2 2 - 3
a. Insel 2 4 12 3
m. Insel 2 - 4 2
Basalganglien 2 3 3 4
Hirnstamm 2 - - 4
PCC 2 - - 3
Temporalpol 1 - - 2
SI - - - -
SII - - - -
Hypothalamus - 2 - 2
Gyrus subcallosus - - - -
d. Insel - - 2 3
Prämotorkortex - - - -

Prozent an Gesamtzahl der Aktivierungen (gerundet, ohne Dezimalstelle)

Die Überlappungszentren von Angst und Schmerz sind Thalamus, dACC, mACC und rACC (Seite 27). Überlappungen von Wut und Schmerz gibt es in der Amygdala (Seite 30) und im aIC (Seite 31).

[10]

Anhang

Quellen

Die hier verwendeten Quellen:

  • Anne Bartsch, Susanne Hübner: Emotionale Kommunikation – ein integratives Modell (Diss). Halle 2004.
  • Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes? Analyse kognitions-­ und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Bildung einer Theorie der Bedeutungsentwicklung (Diss). Bremen 2012.
  • Beate Maria Herbert: Kardiosensibilität, Emotionsverarbeitung und Verhalten. Die Bedeutung der Herzwahrnehmung für zentralnervöse Emotionsverarbeitungsprozesse und Verhaltensregulation (Diss). München 2006.

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/was-sind-emotionen-2 Zugriff am 1.8.2015.
  2. https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/bewusste-gefuehle Zugriff am 1.8.2015.
  3. https://www.dasgehirn.info/denken/emotion/der-schaltkreis-der-angst Zugriff am 1.8.2015.
  4. https://www.dasgehirn.info/aktuell/frage-an-das-gehirn/was-passiert-im-gehirn-wenn-wir-gluecklich-sind Zugriff am 1.8.2015.
  5. https://www.dasgehirn.info/denken/intuition/intuition-bauchgefuehl-oder-verstand-9576 Zugriff am 5.8.2015.
  6. Beate Maria Herbert: Kardiosensibilität, Emotionsverarbeitung und Verhalten, 24.
  7. Beate Maria Herbert: Kardiosensibilität, Emotionsverarbeitung und Verhalten, 25.
  8. Anne Bartsch, Susanne Hübner: Emotionale Kommunikation – ein integratives Modell (Diss). Halle 2004, 21.
  9. Sonja Damen: Wie entsteht Bedeutung in der präverbalen Entwicklungsphase des Kleinkindes?, 60.
  10. Andrea Schulze: Überlappungen zerebraler Verarbeitungsprozesse von Schmerz und negativen Emotionen: eine Metaanalyse aus 138 fMRT-Studien (Diss). München 2010.