Formatio reticularis

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Die Formatio reticularis (Retikulärformation) bezeichnet ein ausgedehntes, diffuses Neuronennetzwerk im Hirnstamm, das von der Medulla oblongata (verlängertes Mark) bis zum Zwischenhirn (Diencephalon) reicht.

Die Neurone sind maschenartig diffus verstreut oder zu Kernen verdichtet. Gut abgrenzbare Kerne innerhalb der Formatio reticularis sind die Raphekerne (medianer Anteil) und der Locus caeruleus. Darüber hinaus ist eine großzellige Kerngruppe im medialen und eine kleinzellige Kerngruppe im lateralen Anteil zu unterscheiden. Die zu höheren Hirnzentren aufsteigenden Neurone haben sensorische Funktionen, während die zum Rückenmark absteigenden (Efferenzen) motorische Funktionen besitzen.

Die Formatio reticularis hat neben der Verschaltung der Hirnnervenkerne folgende Aufgaben und Koordinationszentren:

Die im Hirnstamm befindliche Formatio reticularis ist ein lang gestrecktes Netzwerk aus Nervenzellen, das sensorischen Input verarbeitet und Informationen vom und zum Cortex leitet. Zudem hat sie großen Anteil an der Regulierung des autonomen Nervensystems (ANS), das für die Homöostase sorgt. Neuronale Zentren in der Formatio reticularis steuern viele Funktionen wie etwa die Frequenz von Herzschlag und Atmung. Auch andere Grundfunktionen wie der Verdauung, dem Speichelfluss, dem Schwitzen, dem Harnabsatz und der sexuellen Erregung ist sie beteiligt. Die Formatio reticularis und ihre Zuleitungen bilden das aufsteigende retikuläräe aktivierende System (ARAS), welches die allgemeine Aufmerksamkeit und Wachheit des ganzen Gehirns steuert.[1]

Zitate

"Die einzige genauere lokalisierte Gehirnregion, bei der Läsionen zu einem Verlust des Bewusstseins führen, ist die so genannte Formatio reticularis. Dieses hoch heterogene System in den evolutionsbiologisch ältesten Teilen des Gehirns reicht von den oberen Abschnitten des Hirnstamms (dem oberen Abschnitt der Brücke und dem Mittelhirn) über den posterioren Hypothalamus, die interalaminären Thalamuskerne und den retikulären Kern bis zum basalen Vorderhirn - und verfügt über diffuse Projektionen zu Thalamus und Cortex. ... So ist dieses System beispielsweise maßgebend dafür, ob wir wach sind oder schlafen. Während des Wachseins, wenn das System aktiv ist, werden thalamokortikale Neurone depolarisiert und feuern 'tonisch', in gleich bleibendem Rhythmus, wobei sie bereitwillig auf eintreffende Reize reagieren. Während traumloser Schlafphasen nimmt die Aktivität dieses Systems bis hin zur völligen Inaktivität ab, die thalamokortikalen Neuronen werden hyperpolarisiert, feuern in wiederholten Zyklen aus stoßweisen Entladungen (burts) und Pausen und reagieren auf eintrefende Reize so gut wie überhaupt nicht. Läsionen in diesem System führen zum vollständigen Verlust des Bewusstseins, der Betreffende fällt ins Koma."[2]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 110.
  2. Gerald M. Edelman, Giulio Tononi: Gehirn und Geist. Wie aus Materie Bewusstsein entsteht. München 2002, 79.