Erektion

Aus Organspende-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kritiker führen immer wieder auf, dass männliche Hirntote eine Erektion haben können. Aus diesem Grund sei hier Erektion aus der Sicht der Medizin betrachtet.

Normale Genitalfunktion

Die Erektion des Penis wird durch Dilatation der Arterien und Sinusoide in den Schwellkörpern mit nachfolgender praller Füllung der Venen und Druckanstieg in ihnen erzeugt. Der venöse Abfluss ist durch die kräftige bindegewebige Hülle des Penis gedrosselt. Die arterielle Dilatation wird aktiv durch Erregung parasympathischer Efferenzen aus dem Sakralmark bewirkt (...). Die parasympathischen Neuronen werden einerseits reflektorisch durch Afferenzen vom Penis und von den umgebenden Geweben, die im Nervus Pudendus laufen, und andererseits psychogen von höheren Hirnstrukturen über spinale deszendierende Bahnen aktiviert. Die Mechanorezeptoren in der Glans penis werden durch gleitende und massierende Scherbewegungen erregt.

Emission und Ejakulation sind der Höhepunkt des männlichen Sexualaktes (Orgasmus). Die Reizung der Afferenzen von den inneren und äußeren Sexualorganen (...) während des Sexualaktes löst reflektorisch über das Thorakolumbalmark einer Erregung sympathischer Efferenzen aus. Dies führt zu Kontraktionen von Nebenhoden, Samenleiter, Prostata und Samenbläschen. Samen und Drüsensekrete werden in den inneren Teil der Harnröhre befördert. Um einen Rückschluss in die Harnblase zu verhindern, wird die Harnröhre an ihrem Ansatz (innerer Schließmuskel) reflektorisch verschlossen. Nach der Emission wird durch Erregung der Afferenzen von den Genitalorganen der Samen durch rhythmische Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur und der Skelettmuskulatur, die den hinteren Teil der Schwellkörper umschließt, aus der Harnröhre herausgeschleudert (Ejakulation). Dieser Vorgang läuft reflektorisch über das Sakralmark ab (...). Er wird von rhythmischen Kontraktionen der Beckengürtel- und Rumpfmuskulatur begleitet. Während der Ejakulationsphase sind parasmpathische und sympathische Neurone zu den Geschlechtsorganen maximal erregt.[1]

Merke:

Die Genitalreflexe laufen über verschiedene vegetative Reflexbewegungen ab, die im sakralen und lumbalen Rückenmark organisiert sind und unter supraspinaler Kontrolle stehen.[2]

Störungen der Genitalfunktionen

Der Parasympathicus aus den Segmenten S2-S4 bewirkt über die Nn. splanchnici pelvini (Nn. erigentes) eine Vasodilation in den Schwellkörpern (Corpora cavernosa) der Genitalorgane. Über den N. pudendus werden der M. sphincter urethrae sowie die Mm. ischiocavernosus und bulbospongiosus innerviert. Stimmulation des Parasympathicus bewirkt eine Erektion.

Bei einer zerviko-thorakalen Querschnittslähmung kommt es zur Impotenz. Es können dabei reflektorisch Priapismus sowie gelegentlich auch Ejakulationen auftreten. Nach Querschnittslähmungen ist eine Hodenatrophie beobachtet worden.
Bei einer isolierten Läsion im Bereich von S2 bis S4 ist ebenfalls Impotenz die Folge. Weder Erektion noch Ejakulation sind möglich.[3]

Postmortale Erektion

Als Postmortale Erektion wird eine Erektion des Penis eines Verstorbenen bezeichnet, die nach dem Eintritt des Todes entsteht. Dies kann geschehen, wenn der Mann in vertikaler oder auch hängender Position oder mit dem Gesicht zum Boden stirbt und der Leichnam nach dem Tod in dieser Position verbleibt. Es handelt sich bei dieser Form der Erektion um einen Blutstau, der durch die Schwerkraft des abfließenden Bluts erzeugt wird, welches nicht mehr durch den Blutkreislauf und den Herzdruck im Körper verteilt wird.


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Robert F. Schmidt, Hans-Georg Schaible: Neuro- und Sinnesphysiologie. 5. Aufl. Heidelberg 2006, 162. Nach: https://books.google.de/books?id=iC4lBAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 18.05..2019.
  2. Robert F. Schmidt, Hans-Georg Schaible: Neuro- und Sinnesphysiologie. 5. Aufl. Heidelberg 2006, 166. Nach: https://books.google.de/books?id=iC4lBAAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 18.05..2019.
  3. Mathias Bähr, Michael Frotscher: Nerologisch-topische Diagnostik. Anatomie - Funktion - Klinik. 10. Aufl. Stuttgart 2014, 333f.