Andreas Zieger: Unterschied zwischen den Versionen

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Andreas Zieger ist Neurowissenschaftler an der Universität Oldenburg. Er lehnt den Hirntod als Tod des Menschen ab. Hirntod ist für Zieger eine präfinale Phase.
=== Zur Person ===
Andreas Zieger ist Neurowissenschaftler an der Universität Oldenburg. Er lehnt den Hirntod als Tod des Menschen ab. Hirntod ist für Zieger eine präfinale Phase. Er war  Leiter der  Station  für  Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte  am  Evangelischen  Krankenhaus Oldenburg und Lehrbeauftragter der Universität Oldenburg.<ref>Werner Schneider, Alexandra Manzei: Transplantationsmedizin - kulturelles Wissen und gesellschaftliche Praxis. In: Alexandra Manzei, Werner Schneider (Hg.): Transplantationsmedizin: kulturelles Wissen und gesellschaftliche Praxis. Münster 2006, 20.</ref>


=== Schriften ===
== Schriften ==
==== Eine Frage von Leben und Tod (2019) ====
=== Eine Frage von Leben und Tod (2019) ===
Die Nordwest-Zeitung veröffentlichte am 26.01.2019 das Interview "Eine Frage von Leben und Tod" mit Andreas Zieger.<ref>https://www.nwzonline.de/interview/oldenburg-interview-mit-neurochirurg-zur-organspende-eine-frage-von-leben-und-tod_a_50,3,3391737420.html Zugriff am 22.02.2019.</ref> Darin sagte Andreas Zieger:
Die Nordwest-Zeitung veröffentlichte am 26.01.2019 das Interview "Eine Frage von Leben und Tod" mit Andreas Zieger.<ref>https://www.nwzonline.de/interview/oldenburg-interview-mit-neurochirurg-zur-organspende-eine-frage-von-leben-und-tod_a_50,3,3391737420.html Zugriff am 22.02.2019.</ref> Darin sagte Andreas Zieger:


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==== Offener Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“ ====
=== Offener Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“ ===
Am 17.03.2014 veröffentlichte Andreas Zieger im Internet seinen "Offenen Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“"<ref>https://charismatismus.wordpress.com/category/organspende-hirntod-kritik/page/2/ Zugriff am 22.12.2018.</ref>
Am 17.03.2014 veröffentlichte Andreas Zieger im Internet seinen "Offenen Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“"<ref>https://charismatismus.wordpress.com/category/organspende-hirntod-kritik/page/2/ Zugriff am 22.12.2018.</ref>



Version vom 27. Juni 2020, 06:37 Uhr

Zur Person

Andreas Zieger ist Neurowissenschaftler an der Universität Oldenburg. Er lehnt den Hirntod als Tod des Menschen ab. Hirntod ist für Zieger eine präfinale Phase. Er war Leiter der Station für Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte am Evangelischen Krankenhaus Oldenburg und Lehrbeauftragter der Universität Oldenburg.[1]

Schriften

Eine Frage von Leben und Tod (2019)

Die Nordwest-Zeitung veröffentlichte am 26.01.2019 das Interview "Eine Frage von Leben und Tod" mit Andreas Zieger.[2] Darin sagte Andreas Zieger:

Es bedeutet ja nur den Funktionsausfall eines Organs, das kann niemals der Tod eines integrierten Organismus als Ganzes sein.

Für die Mehrheit des DER ist der Hirntod der "Tod eines integrierten Organismus als Ganzes".[Anm. 1] Beim Herz-Lungen-Tod ist es der irreversible Funktionsausfall des Herzens, der den Tod ausmacht. Dabei wird der integrierende Faktor anerkannt.

Ein hirntot diagnostizierter Mensch ist medizinisch und biologisch ein lebender Mensch im Sterbeprozess.

Bei Eintritt des Hirntodes ist der Mensch als denkendes Wesen - so die Definition des Menschen - tot. Seit Aristoteles (384-322 v.C.) sieht sich der Mensch als animal rationale. Der Mensch ist mehr als sein leiblicher Körper. Siehe: Sterbeprozess und Todesverständnis

Das Gehirn steuert jedoch nicht alle Lebensvorgänge des Menschen. Auch das Sterben im Hirntodsyndrom gehört zum Leben.

Das Gehirn steuert zwar nicht alle Lebensvorgänge des Menschen, aber lebenswichtige. So ist es nicht nur mit der künstlichen Beatmung getan. Ohne künstliche Ausregelung der Homöostase würde jeder Hirntote binnen weniger Stunden einen irreversiblen Herzstillstand erleiden, wenn er überhaupt in den Zustand Hirntod kommt. - Das Sterben betrifft nach eingetretenem Hirntod nicht mehr den Menschen (der ist dann tot), sondern nur noch seinen Körper.

Hirntod als Tod des Menschen ist eine künstliche Definition, kein wissenschaftlicher Beweis, sondern eine kulturelle Vereinbarung, die auch wieder geändert werden kann.

Der Hirntod ist medizinisch nachzuweisen, daher ist sein Zustand auch ein wissenschaftlicher Beweis. - Alle Todesdefinitionen sind eine kulturelle Vereinbarung, auch der Herz-Lungen-Tod. Ihn als Todesdefinition wurde geändert. Nun ist mit Feststellung des Hirntods der Tod des Menschen festgestellt.

Aber jetzt will uns der Staat mit der Widerspruchslösung die Entscheidung abnehmen, indem er sagt: Ihr seid alle Organspender oder Organhergeber. Wer sollte sich da noch ausführlich beschäftigen mit dem Dilemma, das wir mit dem Hirntodproblem haben?

Der Staat gibt nur eine Regelung vor, wie zu der Entscheidung zu kommen ist. In den Jahren 2016 und 2017 erfolgte nach Feststellung des Hirntodes bei 76% der potentiellen Organspendern eine Zustimmung zur Organentnahme. Ein Gesetz sollte die Normalität zur Norm machen, nicht die Ausnahme. - Seit den 1990-er Jahren wird in Deutschland über das Hirntodkriterium diskutiert.[Anm. 2] Wir kamen bisher zu keiner Einigung, weil wir nicht zwischen dem Menschen und seinem Körper unterscheiden können.

Wie wird eigentlich darüber aufgeklärt, wie es den Organempfängern geht? Sind die dann wirklich wieder gesund? Nein, sie müssen Medikamente zur Unterdrückung der natürlichen und lebensnotwendigen Immunabwehr einnehmen, lebenslang!
Zufriedenheit der Transplantierten
Frage: Wie sehen Sie heute Ihre TX an?[3]

A = stimmt / B = stimmt eher / C = eher falsch / D = falsch (n = 203)

Aussage (in %) A B C D o.A.
Die TX war für Sie ein wahres Geschenk. 89,7 3,9 0,5 0,5 5,4
Die TX verbesserte Ihre Lebensqualität. 82,8 8,4 1,0 1,0 6,9
Die TX bewahrte sie vor drohendem Tode. 72,9 10,3 6,9 4,4 5,4
Die TX würden Sie jederzeit wiederholen. 70,0 13,8 4,4 3,4 8,4
Die TX ist eine Zumutung, von der Sie abraten. 3,9 3,4 5,9 78,8 7,9
Die TX hat Ihr Leben eindeutig positiv beeinflusst. 77,8 12,3 2,0 1,0 6,9

Im Winterhalbjahr 2014/2015 wurde von Klaus Schäfer unter Transplantierten eine Online-Umfrage durchgeführt. Dachverbände der Transplantierten gaben den Link zum Online-Fragebogen an ihre Mitglieder weiter. Insgesamt nahmen 203 Transplantierte an dieser Umfrage teil. Hiervon hatten 28,6% ein Herz transplantiert, 24,1% eine Niere, 21,7% eine Lunge und 17,2% eine Leber.

Zu ihrer Zufriedenheit über die durchgeführte TX antworteten die 203 Transplantierten:
Für 89,7% der Transplantierten war die TX ein wahres Geschenk, die bei 82,8% der Transplantierten die Lebensqualität verbesserte und bei 77,8% der Transplantierten das Leben eindeutig positiv beeinflusst hat.
72,9% der Transplantierten hat die TX vor dem drohenden Tode bewahrt. 70,0% der Transplantierten würde die TX jederzeit wiederholen.
Der Aussage von Werner Hanne, dass TX eine Zumutung sei, von der abzuraten sei, stimmten 3,9% zu und lehnten 78,8% ab.

Es gibt bei der TX auch "Verlierer", d.h. ihnen geht es nach der TX schlechter als vor der TX. Dies soll nicht verschwiegen werden. Ihr Anteil ist jedoch kleiner 5%.

Über 70% - politisch ist das mehr als eine 2/3-Mehrheit; damit bekommt man sogar eine Grundgesetzänderung durch - der Transplantierten bewerten ihre TX positiv, weniger als 5% negativ.

TX ist damit eindeutig ein medizinischer Erfolg.

Damit sind die Mitleidsbekundungen einiger Kritiker reine Fehlinformationen oder gar geheuchelte Krokodilstränen.

Ein Nierentransplantierter hat eine Ein-Jahres-Überlebensrate von etwa 85 Prozent, ein Herztransplantierter deutlich weniger.

Diese Zahlen sind die Funktionsraten der Organe. Damit ist nicht gesagt, dass 85% die Nieren-TX überleben würden. Sie müssen hernach an die Dialyse oder bekommen schnell ein weiteres Organ transplantiert. Bei der erfolglosen Herz-TX ist hernach eine 2. Herz-TX eine Option.

Heute weiß man, dass ein transplantiertes Herz vielleicht zehn Jahre halten kann, dann braucht man ein neues.

Im Mai 2015 brachte ich das Buch "25 x 25 geschenkte Jahre" heraus. Darin beschreiben 26 Transplantierte mit 25 bis 32 transplantierten Jahren ihre Erkrankung, ihre TX und ihr Leben als Transplantierter. Darin kommen 7 Herz-Transplantierte zu Wort, einer mit 29 Jahren mit einem transplantierten Herzen.

Die Organbedürftigen versterben nicht am Organmangel, sondern an ihrer Grundkrankheit.

Da lässt sich auch sagen: Der Verunglückte stirbt nicht an unterlassener Hilfeleistung, sondern an der Schwere seiner Verletzungen.

Ich bin nach wie vor für die enge Zustimmungslösung.

Im Jahr 2016 und 2017 erfolgte nach Feststellung des Hirntodes bei 76% der potentiellen Organspendern eine Zustimmung zur Organentnahme. Ein Gesetz sollte die Normalität zur Norm machen, nicht die Ausnahme.

Da sollen sich 18-Jährige, die gerade ihren Personalausweis bekommen, schon entscheiden, wie ihr Lebensende sein soll? Obwohl sich das niemand vorstellen kann und in 50, 60 Jahren sich alles, auch technisch, ändern kann, gerade in der digitalisierten Welt!

Auch 18-Jährige können den Hirntod sterben. Es geht um eine Entscheidung, die jeder treffen soll. Wenn er sich (noch) nicht entscheiden kann, kann er der Organspende widersprechen. Wenn morgen seine gefällte Entscheidung als falsch erscheint, kann er sie wieder ändern. Die persönliche Entscheidung - die einem auch durch die Widerspruchsregelung nicht genommen wird - ist keine lebenslange Entscheidung, so wie die Heirat, sondern kann jederzeit aktualisiert werden.

In dieser sensiblen Frage von Leben und Tod, bei dieser Gratwanderung, braucht es eine besondere moralische und philosophische Absicherung durch wahrheitsgemäße Aufklärung. Es wird stattdessen viel verschwiegen, und Zweifel werden ignoriert.

Zweifel werden nicht ignoriert, sondern vielleicht nicht richtig aufgeklärt. - Daneben gibt es beratungsresistente Kritiker, die sich als Zweifler ausgeben. Sie haben bereits ihre Klarheit gefunden.

Die Forschung hierzu ist nicht eindeutig und nicht richtig in die Tiefe gegangen. Untersuchungen zeigen, dass bei der Organentnahme Körperbewegungen auftreten und Blutdruck und Herzschlag wie bei einer Stressreaktion ansteigen. Das ist zwar umstritten, weil man einerseits behauptet, dass seien nur Reflexe – die gehören allerdings auch zum Leben – und anderseits entgegnet, die Hirntodbestimmung sei fehlerhaft gewesen.

Gerade dies hat die Forschung als spinale Reflexe erkannt.

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Offener Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“

Am 17.03.2014 veröffentlichte Andreas Zieger im Internet seinen "Offenen Brief von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Zieger zur Causa „Hirntod“"[4]

Das sog. Nulllinien-EEG ist zwar im TPG als zusätzliches apparatives diagnostisches Hilfskriterium genannt; ...

Die hirnelektrische Stille (Nulllinien-EEG) ist nicht im TPG genannt, sondern in den Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes.

Schließlich ist die Feststellung des Hirntod-Syndroms als der „Tod des Individuums“, wie in der Stellungnahme weiterhin behauptet, vor dem Hintergrund der naturwissenschaftlichen Widerlegung der entscheidenden Begründung des Hirntodkonzepts, nämlich, dass das Gehirn nicht alle Lebensfunktion integriert und steuert, nicht länger aufrecht zu halten.

Alan Shewmon konnte nur deswegen zu dieser Erkenntnis kommen, weil die Intensivmedizin nicht nur die ausgefallene Eigenatmung ersetzt, sondern mit weiteren Maßnahmen die durch den Hirntod verursachte schwer gestörte Homöostase ausregelt.
Die Alan Shewmon nachfolgend genannten 4 Personen beziehen sich in ihrer Begründung alle auf Alan Shewmon.

... wird der Abwärtstrend in der Organspendebereitschaft zunehmen

Dieser Abwärtstrend bestand in den Jahren 2008 bis 2015 in einer statistischen Schwankung von ±2%. Seit dem Jahr 2016 ist die faktische Spendebereitschaft nach Feststellung des Hirntodes von bislang etwa 72% auf 76% gestiegen, siehe: Organmangel#Entscheidungen_zur_Organspende

Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.


Anhang

Quellen

Alle diese Links wurden aufgerufen am 20.6.2016:

Anmerkungen

  1. "Denn keines dieser Organe kann die Funktion übernehmen, sich mit sämtlichen anderen Organen, von denen jedes einzelne für das Weiterleben des Gesamtorganismus durchaus notwendig sein mag, zu eben jener funktional interaktiven Gesamtheit zu integrieren, die den lebenden Organismus ausmacht und die eben weitaus mehr ist als eine Menge aneinander gekoppelter Einzelorgane. Das Gehirn ist das zentrale Integrations-, Regulations- und Koordinationsorgan." DER: Hirntod und Entscheidung zur Organspende. Berlin 2015, 73.
  2. Außer vielleicht noch in den USA wird in keiner anderen Nation so über den Hirntod diskutiert, als in Deutschland. Wir Deutsche haben da noch immer ein Problem, Hirntote als tote Menschen mit lebendigem Körper anzusehen.

Einzelnachweise

  1. Werner Schneider, Alexandra Manzei: Transplantationsmedizin - kulturelles Wissen und gesellschaftliche Praxis. In: Alexandra Manzei, Werner Schneider (Hg.): Transplantationsmedizin: kulturelles Wissen und gesellschaftliche Praxis. Münster 2006, 20.
  2. https://www.nwzonline.de/interview/oldenburg-interview-mit-neurochirurg-zur-organspende-eine-frage-von-leben-und-tod_a_50,3,3391737420.html Zugriff am 22.02.2019.
  3. Klaus Schäfer: Leben - dank dem Spender. Ergebnisse aus Umfragen unter 203 Transplantierten. Karlsruhe 2013.
  4. https://charismatismus.wordpress.com/category/organspende-hirntod-kritik/page/2/ Zugriff am 22.12.2018.