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Hirntod

Darstellung der Kritiker andere Darstellung
"Im Zweifel für den Patienten", so lautet die Überschrift zum Thema Hirntod und Organspende der "Westfälischen Nachrichten" vom 30.8.2014.[1] Bereits in der Überschrift wird suggeriert, dass Hirntote Patienten seien. Dies sind sie definitiv nicht: Der Blutkreislauf wird durch eine Reihe intensivmedizinischer Maßnahmen aufrecht erhalten, aber der Mensch ist tot.
"In der Werbung für Organspenden wird der Eindruck vermittelt, dass Organe von Menschen entnommen werden, die tot sind und nichts mehr fühlen. Und dass eine Organspende es den Empfängern ermöglicht, wieder ganz gesund zu werden und ein neues, glückliches Leben zu führen." Beide Aussagen hält Füchtmann für eine Irreführung.[1] In D/A/CH können die Hirntoten durch die Definition des Gesamthirntods definitiv nichts spüren. Das ist völlig ausgeschlossen. - Organempfängern geht es nicht darum "ganz gesund zu werden",[Anm. 1]
"Niemand kann wissen, ob der Hirntote wirklich nichts spürt und kein Bewusstsein mehr hat. Es gibt Berichte, dass der Körper eines sogenannten Hirntoten Stresssymptome zeigt, wenn das Skalpell angesetzt wird – zumal wenn der Körper nicht narkotisiert ist."[1] Warum nur die halbe Wahrheit sagen und nicht umfassend aufklären?
Siehe hierzu: Schmerzwahrnehmung
Es werden nämlich Schmerzreize zugefügt: Stechen, Kneifen in empfindliche Stellen. "Wer kann sicher wissen, dass der Patient wirklich nichts mehr spürt?"[1] Bei der Hirntoddiagnostik wird mit einfachen Reizen (Pupillen-Reflex) begonnen. Wird bei einer der Reizen ein Reflex festgestellt, nimmt der Patient u.U. noch etwas war und die Hirntoddiagnostik wird sofort abgebrochen. Der Hirntod ist nicht damit nicht erwiesen. Noch stärkere Reize unterbleiben somit. Erfolgt bis einschließlich zum Apnoe-Test kein Refelx, spürt der Hirntote definitiv auch dies nicht.

Entscheidungsfindung

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"Was sind das nun für Menschen (Seelen), die einen warmen Körper mit schlagendem Herzen, intaktem Blutkreislauf und anderen lebenserhaltenden Funktionen zum Zwecke der Organentnahme auftrennen mögen?"[2] Was sind das nur für Menschen, die mir im Falle meines Hirntods verbieten wollen, meine Organe zu spenden, damit andere weiterleben können? Wenn ich als Person tot bin und nur noch mein Körper durch die Intensivmedizin einen funktionierenden Blutkreislauf hat, warum soll ich dann meine Organe nicht spenden dürfen?
"Wenn man die bereits erwähnten und gebetsmühlenartig wiederholten Argumente für eine Organspende ernstnehmen würde, könnte daraus leicht eine gesellschaftliche Norm oder gar eine Bringschuld werden, denn die Pro-Organspende-Werbung setzt ja darauf oder behauptet sogar, daß jedes nicht gespendete Organ das Leben eines Kranken bedrohe. Diese Argumentation ist jedoch völlig absurd, weil damit die Zusammenhänge gründlich verkehrt werden. Lebensbedrohend kann (vielleicht) eine Krankheit sein, niemals jedoch der spendeunwillige potentielle Organspender. Und bei einer Weiterführung dieser Gedanken kann damit jeder Mensch in eine äußerst fragwürdige moralische Verantwortung für die Gesellschaft gezwungen werden."[3] Zu der Aussage, dass jedes nichtgespendete Organ das Leben eines Kranken bedrohe, fehlt leider die Quellenangabe.

Bulgarien hat zur Organspende die Notstandsregelung: Wenn der Hirntod festgestellt ist, werden die transplantierbaren Organe entnommen, ohne noch jemanden zu fragen. Diese Haltung fußt auf dem Verständnis: Es gibt zahlreiche schwerkranke Menschen, denen mit diesen Organen das Leben gerettet werden kann, ohne dass der Organspender zu Schaden kommt. - Dies wird als Hilfeleistung gegenüber den schwerkranken Menschen angesehen. Jedes "Nein" entspricht in diesem Denken einer unterlassenen Hilfeleistung, die wiederum geahndet wird. Um dem vorzubeugen, ist in Bulgarien von Gesetz wegen jeder Hirntote ein Organspender.

Die Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD) fordern auf Seite 68 ihres Positionspapieres 2013 zur Organtransplantation für jeden eine freie Entscheidungsmöglichkeit. "Jedoch kann eine freie Entscheidung nur dann getroffen werden, wenn die zugrundeliegenden komplexen Zusammenhänge bekannt sind und die angängigen medizinischen, ethischen, weltanschaulich-religiösen und gesellschaftlichen Fragen und Problemstellungen in einen diskursiven Raum überführt werden, der dieser Tragweite gerecht wird und die angesprochenen komplexen Fragestellungen angemessen zur Sprache bringt. Nur so werden Menschen in die Lage gesetzt, ohne jeden Druck, auch ohne moralischen Druck, eine Entscheidung zu treffen."

Auf Seite 70 fordert EFiD Überlegungen, "wie der Bedarf an Spendeorganen und -gewebe zu senken wäre". EFiD nennt hierbei Präventivmaßnahmen.

Grenzenlose Freiheit für alles ist Anarchie (Herrschaftslosigkeit). Daher stellten seit Alters her Menschen Regeln für ein gelungenes Zusammenleben auf. In der griechischen Antike war es üblich, diese Regeln an der Stadtmauer anzubringen, damit jeder, der die Stadt betreten wollte, wusste, was hier Gesetz ist. Auch in der Bibel fanden solche Regeln ihren Niederschlag, nicht nur in den 10 Geboten.

Zur Aufklärung der Gesellschaft zur Organspende gehört auch, dass man die Zahl der jährlichen Toten nennt, die mit ausreichend Organen zu verhindern gewesen wären. Doch diese Information alleine macht schon moralischen Druck. Soll sie deswegen unterlassen bleiben?[Anm. 2]

Präventivmaßnahmen sind jedoch Einschränkungen der Freiheit. Wenn z.B. der Zugang zu harten und weichen Drogen erhöht wird, stellt das eine Einschränkung der Freiheit dar. Ebenso, wenn jemand, der nachweislich selbstverschuldet auf die Warteliste für eine TX kommt, hierfür Punktabzug erfährt und damit länger auf das Organ warten muss.

Mit grenzenloser Freiheit, wie sie EFiD zu fordern scheint, kann auch Organtransplantation nicht gut funktionieren. Die Entscheidung soll frei getroffen werden, doch soziale, moralische, ethische wie auch religiöse Druck kann dabei von niemanden genommen werden.

Fatal werde es, wenn der potenzielle Organspender sich vorher nicht zu dem Thema geäußert hat, kein Organspendeausweis vorliegt – und die Angehörigen plötzlich entscheiden sollen. Für Füchtmann ist das ein Unding. "In so einer Situation, in der es um Leben und Tod geht, sind Angehörige doch gar nicht geschäftstüchtig".[1] Um dieses zu vermeiden, wurde Ende 2012 das TPG dahingehend geändert, dass jeder deutsche Bücher ab dem vollendetem 16. Lebensjahr sich zur Organspende erklären soll. - Warum wird in dem Artikel nicht darauf hingewiesen?
Rund 90 Prozent der Organentnahmen erfolgen bei Menschen, die ihre Einwilligung nicht per Organspendeausweis oder Patientenverfügung gegeben haben, sondern wo Angehörige aufgrund des "mutmaßlichen Willens" entschieden haben.[1] Im DSO-Jahresbericht 2013 ist auf Seite hierzu nachzulesen: 14,3% schriftlicher Wille, 25,8% mündlicher Wille bei den Organspendern. 2,0% schriftlicher Wille, 35,1% mündlicher Wille bei den Organverweigerern.

Organentnahme

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"... Ich würde aber dazu raten, auf dem Organspendeausweis zu vermerken, dass Organe nur bei Vollnarkose entnommen werden dürfen."[1] Wozu Vollnarkose? - Siehe: Schmerzwahrnehmung

Organtransplantation

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Doch die Nebenwirkungen und Komplikationen würden kaum thematisiert.[1] Wo werden die mitunter noch stärkeren Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie thematisiert? Wozu auch? Der Patient muss sie tragen und erträgt sie gern, in der Erwartung dass er damit weiterleben kann.

Sonstiges

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Außerdem gebe es Alternativen, die Organtransplantationen möglicherweise bald ganz überflüssig machten. "Unternehmen forschen an vielversprechenden Sachen. Es wird daran gearbeitet, mit modernen Bio-3-D-Druckern künstliche Organe herzustellen", verweist Füchtmann auf entsprechende Entwicklungen. Noch gibt es auf dem Gebiet allerdings keinen endgültigen Durchbruch.

[1]

Eben, es fehlt der endgültige Durchbruch. - Das Problem ist jedoch, dass wir die Patienten bereits heute haben, denen derzeit nur mit einer Organtransplantation das Leben gerettet werden kann.

Gängige Gründe gegen Organspende

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Ich mag nicht, dass man an meinem Körper schneidet und mir etwas entfernt. Gilt diese Haltung auch, wenn es sich um ein Krebsgeschwür handelt, das entfernt werden soll?
Es gibt so viel Skandale. Die will ich nicht mit meinen Organen unterstützen. Eine Wiederholung kann durch schärfte Kontrollen nicht wiederholen.

Anhang

Anmerkungen

  1. Sie wären sehr froh, wenn die Medizin dies erreichen könnte." sondern überhaupt weiter zu leben. Sie wissen seit der Aufnahme auf die Warteliste, dass Organspende ihnen nicht zur völligen Gesundheit verhilft, aber zum Weiterleben.
  2. Auf meine Veröffentlichung des Textes "Mein letzter Wille" (siehe: http://www.organspende-wiki.de/wiki/index.php/Mein_letzter_Wille#Kurzfassung) erhielt ich Schreiben, dass ich den Menschen keinen Druck machen solle. Es wurde zwar die Frage gestellt, ob man denn nicht auf Organspende hinweisen könne, ohne Druck zu machen. Es wurde aber in keinem Schreiben aufgezeigt, wie dies geschehen soll. Organspende ist eine soziale, moralische, ethische wie auch religiöse Frage und mit diesen Themen unlösbar verknüpft.

Einzelnachweise